Besser wäre es gewesen, es vorher zu entfusseln. durch das Lackieren hast du die Fusseln ja nur ausgehärtet. Vielleicht hilft es ja, noch weitere, immer schön dünn aufgetragene Farbschichten aufzubringen - so verliert sich irgendwann die Fadenstruktur ganz, und es sieht noch mehr, wie von dir gewüscht, nach "echtem" Metall aus.
@achilles - Volker, da hast du Recht. Die beste Variante wäre ja richtige Ketten zu nehmen. Nur konnte ich nirgends 0,5mm dicke Kettchen finden. Die dünnsten Ketten waren 1mm, also etwas zu dick. Wenn also jemand mir eine Bezugsquelle für 0,5mm dicke Ketten nennen könnte, wäre ich sehr dankbar. Ich habe deshalb erst einmal mit den Sachen rumprobiert, die ich bei mir finden konnte. Ganz rechts habe ich 0,6mm Messingdraht genommen, der noch von meinem Lotsenkutter übrig war. Den habe ich brüniert und als Kette verwendet. Die andere Kette, links davon habe ich aus 2 verdrillten 0,23mm Draht hergestellt:
Zwirbeln_w.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Den Tipp gabe ich von einem anderen Modellbauer. Dadurch erhält der Draht etwas "Struktur" und sieht Kettenglieder ähnlicher. Den 0,23mm Draht fand ich in einer meiner Lieferungen zur HMS Victory von DeAgostini. Ich weiß hier also nicht was das für ein Material ist oder wo ich Nachschub von dem silbern schimmernden Draht ordern könnte. Vielleicht hat ja von euch jemand eine Idee. Denn ehrlich gesagt, finde ich diese Lösung noch am besten.
Auf der nicht sichtbaren Seite des Schiffs trocknen zurzeit noch die Ketten aus Garn. Hier habe ich versucht das "fusseln" mit einem Wasser/Leim-Gemisch und an anderer Stelle mit Plakatfarbe zu mildern.
Das Ergebnis werde ich dann morgen präsentieren können, wenn es getrocknet ist
Ich finde das "fusseln" hat sich stark gebessert und beide Methoden sind durchaus gleichwertig.
Jetzt habe ich die Qual der Wahl. Entweder die andere Seite genauso mit Garn, Leim/Wasser und Farbe zu machen oder alles wieder abzureißen, in der Hoffnung nichts weiter zu beschädigen, und die Ketten aus Draht anzufertigen oder echte Ketten zu nehmen.
Volker hat ja schon einen Link eingestellt. Dort gibt es diese Kette hier zu kaufen (und das Brünierungsmittel auch). In Deinem Maßstab entspräche die Kettengliedstärke ca. 22 mm, der Kettendurchmesser ca. 90 mm. Das scheinen mir realistische Abmessungen für eine Rüstkette zu sein, dünner wäre schon fast zu fein.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
@achilles und @Willi - Vielen Dank für den Link. Ich habe dort jetzt passende Ketten und und ein paar andere Dinge bestellt. Ich bin gespannt, wie die echten Ketten wirken werden.
Gestern kam die Lieferung mit meinen bestellten Kettchen für die Rüsteisen. Insgesamt hatte ich mir erst einmal zum Testen 2 m bestellt Vom Aussehen der Kettchen war ich angenehm überrascht. Der Maßstab hat wunderbar gepasst.
Also dachte ich mir, so schwer wird’s nicht sein. baust du mal eine Kette zum Test ein. Und da fing das Fiasko an.
Die erste Frage, die ich mir auch schon im Vorfeld gestellt hatte, war; "Wie bekommst du die Juffen an die Kette?" Da hatte ich die Idee, Die Juffe mit Draht zu befestigen. Den Draht dann von oben durch das 0,5mm Loch in der Rüste zu stecken und dann den Draht durch das oberste Kettenglied der Kette zu stecken und dann fest zu zwirbeln. Leider klappte das gar nicht. Hier zeigte sich das große Manko der Kette. Bei den feinen Kettengliedern hält die Kette kein bisschen Zug aus. Die Kettenglieder sind so fein, dass diese sich bei der kleinsten Belastung aufbiegen und dann abfallen. Und bei solch feinen Kettegliedern gelingt es mir auch nicht, die abgefallenen Kettenglieder wieder ranzufriemeln. Nach mehrstündigen Versuchen mit unterschiedlichen mit unterschiedlichen Drahtstärken von 0,25 bis 0,5mm und verschiedenen Methoden des anbringen der Juffen, z.B. erst die Kette festmachen, dann den Draht von unten durch die Rüste stecken und dann erst die Juffe von oben ranfriemeln, wollte es einfach nicht funktionieren. Denn wenn man so nah an der Rüste arbeitet und Draht verzwirbeln will, wo kein oder nur wenig Platz dazu da ist, übt man unweigerlich etwas Zug auf das Material aus und dann öffnete sich das Kettenglied und fiel ab.
Dann wollte ich wenigstens versuchen, die Kette am unteren Ende an die Bordwand zu befestigen. Ich wollte die Nägel einfach durch das unterste Kettenglied stecken und dann im vorgebohrten Bargholz zu befestigen. Zuerst versuchte ich es mit den dünnsten Nägel-Stiften, die ich hatte. Leider sind die immer noch zu dick, so dass das Kettenglied vom Nagel gesprengt wurde.
Nach mehreren Versuchen hatte ich es irgendwie geschafft eine Kette anzufertigen. Aber beim kleinsten Zug an der Juffe, riss wieder das Kettenglied, entweder oben an der Befestigung zur Juffe oder unten an der Befestigung zur Bordwand. Dann wollte ich ein zusätzliches Glied aus Draht, mit etwas größeren Durchmesser am letzten Kettenglied anbringen. Das klappte auch nicht. Erstens sah meine selbstangefertigten Kettenglieder einfach nach nichts aus und dann fiel das Kettenglied an dem es mit der Kette verbunden war einfach wieder ab.
Auch Versuche das Ganze mit Sekundenkleber zu "stabilisieren" brachten keinen Erfolg.
Nachdem die ganze Sache mit dem Draht an Kette nicht funktionierte, hatte ich die Idee, statt Draht einfach 0,25mm Garn zu nehmen. Auch hier klappte es nicht so wie gewünscht. Die Kette reißt einfach zu leicht. Nach 4 Stündigen Versuchen mit Garn und dem Verbrauch von ca. 0,5m Kette habe ich jetzt wenigstens ein Muster:
Ganz zufrieden bin ich damit aber nicht, obwohl diese optisch sehr gut aussieht.
Denn: 1. Das es funktioniert hat ist mehr ein Zufall gewesen, der schwer mindestens 60 Mal wiederholt werden kann. 2. Ich glaube leider nicht, dass die Kette den Zug der Wanten auch aushält. Und ich würde es als fatal ansahen, wenn beim Erstellen der Takelage und der Wanten, andauernd die Ketten reißen würden.
Hat vielleicht jemand noch eine Idee, wie ich das mit den echten Ketten hinbekomme? Denn mir gehen dazu so langsam die ideen aus. Sonst müsste ich doch auf die Variante mit dem verdrillten Draht als Kette zurückkommen. Die echten Ketten sehen aber optisch viel besser aus.
ich schreib dir mal , wie ich das mache . Als erstes legst du die Positionen der Jungfern auf der Rüste fest . Mit Markierungen auf der Stirnseite . Die Markierungen werden dann rund 12mm mit einem 1 bis 1,5mm Bohrer tief gebohrt . Anschließend fräse ich auf den Bohrungen eine kleine Tasche in die Rüste , so 1,5 x 1,5 mm . Um die Jungfer lege ich schwarzen Draht und verdrille ihn unten . Dann wird die Verdrillung ca 1,5 bis 2mm unter der Jungfer um 90 Grad abgewinkelt . Das abgewinkelte Stück auf ca 10mm abschneiden . Das äußere Glied der Kette auf das abgewinkelte Stück der Jungfer bis zum Knick schieben . Das abgewinkelte Stück mit Sekundenkleber betröpfeln und in die Bohrung der Rüste stecken . Die Verbindung Jungfer-Kette sollte nun in die gefräste Tasche passen . Wenn alles fertig ist , kommt noch eine Abschlußleiste drauf . Ich hoffe , ich konnte dir das plausibel erklären .
Vielen Dank für die sehr anschauliche Erklärung. Hätte ich es gleich von Anfang an so richtig machen sollen. Leider habe ich mich, wieder besseren Wissens, an die Bauanleitung des Herstellers gehalten. Und somit ist die Abdeckleiste schon dran. Ich hoffe du nimmst es mir nicht böse, wenn ich erst einmal versuche, die jetztige Konstruktion der Rüsten zu nutzen. Nur wenn es garnicht geht, werde ich die versuchen die Abdeckleisten abzuschleifen um es dann richtig zu machen.
Ich habe noch einen Versuch mit der Kette einer Methode, die ein Modellbauerkollege mir empfohlen hat durchgeführt. Was soll ich sagen, es ging viel besser. Ich habe also die Jungfer wieder mit einem Draht umschlossen, durch die Bohrung in der Rüste gesteckt und unten nur einen Haken geformt. Aus Materialmangel habe ich zum Testen einen 0,64mm starken, brünierten Blumenbindedraht genommen. An dem Haken habe ich dann unten die Kette einghängt. Das andere Ende der Kette habe ich dann mit einem Nagel einfach in vorbereiteten der Bohrung im Bargholz befestigt. Hier ist das Ergebnis meines Versuches (Die Kette ganz links)
Ich finde das Ergebnis ganz gelungen. Dieses Mal habe ich dafür auch nur ca. 20min, statt 4 Stunden, dafür gebarucht. Es liegt bestimmt auch zum Teil daran, dass ich mir inzwischen ein paar geeignete feine Zangen dafür besorgt habe.
Zangen_w.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Der Vorteil der neuen Methode, sehe ich auch darin, dass der Zug der Wanten nicht von der empfindlichen Kette abgefangen werden muss. Denn Ziehen die Wanten von oben, wird die Kette gestrafft, bis der Haken an der Bohrung blockiert. Somit fängt die Rüste über den Haken als Stopper den Zug ab und entlastet die Kette.
@Seebaer - Dieses müsste dann den gleichen Effekt haben, wie von dir vorgeschlagen, die Jungfern direkt an der Rüste zu befestigen.
Ich habe dank der Hilfe im Forum eine Lösung für das Problem gefunden. Jetzt muss ich es "nur" noch ca. 60 Mal wiederholen. Dafür brauche ich aber noch mehr Material. Vor allem einen etwas dünneren Draht, da die 0,64mm des Blumendrahtes doch etwas dick ist und die Kettenglieder auseinaderdrückt. Ich warte zur Zeit also auf meine Lieferungen, bis es weitergeht.