vorab nochmals Danke für Deine Ergänzung und Klarstellung. Bei diesem Bildausschnitt lassen sich die "Schlingersteerte" vielleicht ein bisschen besser erkennen.
BellePoule_0002 a.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Quelle: Musée national de la Marine, La Belle Poule
Im Gegensatz zur La Creole sind hier bei der La Belle Poule die Augbolzen für die Heißstroppen nur am Kiel eingelassen, nicht jeweils auch am Achter- und am Vorsteven, wie hier bei der La Creole zu sehen:
DSCN4327a.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Foto: A. Fricke
Oder sind diese Augbolzen mit Ringen tatsächlich den Fangleinen vorbehalten, und es wurden die Heißstroppen möglicherweise falsch restauriert?
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Wie sich beim Vergleich der Heissgeschirre der Beiboote von LA CREOLE (1829) und der 60 Kan. Fregatte LA BELLE POULE (1834) herausstellt, zeigt es für deren jeweiligen Bootsgrößen der Seitenboote von 9,20 m die richtige Anordnung der "Heiss-Stroppen" an den Originalmodellen. Der große Kutter mit deutlich größeren Abmessungen, höherem Bootsgewicht und Fassungsvermögen an Mannschaften erfordert daher eine andere Konzeption für die Position der "Heissbolzen von Kiel und Steven/ Boucles de fond et etambot".
Dies war auch zum Erhalt genügend "örtlicher Festigkeit" dieser Bauteile erforderlich, wo durchgeschlagene Bolzen dort auch "verklinkt" vorhanden waren. Ebenso wie bei größerer Bootsbreite, die Ringbolzen im "Dollbord" gegen das kippen und schlingern des Bootes beim fieren und heissen. Diese "Schlingerstroppen/ Balancines" üblicherweise wie die "Heiß-Stroppen" permanent im Beiboot wurden jedoch nur bei Bedarf in der Kausche eingepickt. Alle Haken an den verschiedenen Steerten der Stroppen, erhielten zudem gegen unfreiwlliges ausscheeren aus den Bolzenaugen, daher auch ein Sicherung durch aufgesetzte "Musings" oder "Taklings" unter deren Hakenspitzen.
Wie das ganze über die Zeitläufte alles gehandhabt wurde, zeigen beide unten stehenden Zeichnungen zweier Dokumente aus dem Jahr 1902. Dies sind exakte Ansichten von Bug und Heck eines dreimastigen, mit Luggertakelage versehen und besegelten 10 m langen französischen Marine-Kutters. Da gibt es also noch manch andere nützliche Details zu entdecken, die einem bei älteren französischen Schiffen auch irgendwie schon begegnet sind. Damit also eine "Musterzeichnung"; garantiert ein sehr guter Einblick in die Bootsbau- Tradition der französischen Marine !
Kutter 1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Kutter 2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fazit:
Für Deine beiden Kutter und die Gig soweit das stimmige LA CREOLE MODELL. Für Barkasse und Pinasse, wäre dagegen noch die Nachrüstung mit Augbolzen im Dollbord und mit den "Schlingerstroppen" nach LA BELLE POULE emfehlenswert.
Die Ausrüstung der Boote mit "Bootstakeln", "Zurrbrooken", Riemen und anderem Equipment wird dagegen wohl erst nach der Takelage anstehen, damit ja nicht`s beschädigt wird !?
habe hier ein paar Zeichnungen, vielleicht helfen sie Dir weiter.
aus Neil Mc Dermaid, Shipyard Practice von 1911
Ferner aus A. Brix Praktischer Schiffbau Bootsbau von 1878
Viele Grüße Robbi
Rack
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Hallo Peter, die weiteren Erläuterungen und Hinweise finde ich auch höchst interessant und klärt viele Details und Fragen. Auch die schönen Zeichnungen sind höchst aufschlussreich und vermitteln einen guten Eindruck, wie detailreich so ein Boot der französischen Marine ausgestattet war. Nochmals Danke und Deine Fachbeiträge sind sehr willkommen.
auch Dir gilt mein Dank für die interessanten Zeichnungen, die weiteren Aufschluss über verschiedene Details an Booten geben. Interessant ist auch, dass die Stroppen später durch Ketten ersetzt worden sind. Auch ein Detail mit Sliphaken, was es wohl aber zur Zeit der La Creole noch nicht gegeben hat, ist darauf zu sehen.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Bouée de sauvetage (Rettungsring) Zurzeit versuche ich aus den Takelplänen der La Crèole aus der Monographie von J. Boudriot für die Umsetzung am Modell die erforderlichen Informationen zusammen zu tragen, insbesondere hinsichtlich Blocktypen und deren Anzahl sowie der Taustärken etc. Da die Monographie in Französisch verfasst, und eine Übersetzung der maritimen Fachbegriffe nicht immer leicht und oft nur mittels des Paasch´ möglich ist, benötige ich hierzu wesentlich mehr Zeit als ursprünglich angenommen. Um auch motivationstechnisch nicht ins Abseits zu geraten, befasse ich mich zwischendurch immer wieder mit kleinen Details, die am Modell früher oder später benötigt werden. So beschäftige ich mich momentan mit den Rettungsmöglichkeiten von über Bord gegangenen Seeleuten. Wie auf dem nachfolgenden Ausschnitt aus dem berühmten Gemälde von Émil Jean Horace Vernet zu sehen, hängt am Heckdavit ein erster Vertreter eines Rettungsringes, eine sogenannte Bouée de sauvetage. du_Mexique_en_1838.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Weitere Bildausschnitte zeigen dieses Rettungsgerät am Pariser Modell aus verschiedenen Perspektiven: Bouee_de_sauvetage_la_creole.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Nach dem aus der Planzeichnung neben der Größe keine weiteren Details für dieses Rettungsgerät zu entnehmen sind, um es im Maßstab 1:48 einigermaßen korrekt nachbauen zu können, habe ich versucht im Internet noch weitere Informationen zu erhalten. Bisher leider ohne Erfolg. Insofern hoffe ich, dass mein Appell an die Experten einiges an zusätzlichen Informationen bringt. Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Ich denke, das ist eine Korkscheibe von etwa 1 m Durchmesser und 20 cm Dicke, die mit Segeltuch überzogen ist. An dieser sind kurze Stroppen mit Taljereepsknoten o.ä. befestigt. Früher waren die Scheiben wohl auch aus Holz, jedenfalls sind so auf Modellen dargestellt. Möglicherweise sind es auch Küferarbeiten, d.h. sie sind hohl.
Hallo Eberhard, das hört sich sehr plausibel an. Nachdem die Ankerbojen damals definitiv aus Kork hergestellt waren, spricht einiges für dieses Material. Für das Modell hat das natürlich keine Relevanz.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Sehr interessant, schon auch desshalb, weil die Seile ein Pentagramm bilden. Dessen vielfälltige Deutungsmöglichkeitwn werden nochmals erweitert, weil es auf einer Kreisfläche angelegt ist.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Zwei Details sind für dich vielleicht interessant: Der "Guide du Marin" von 1863 (gefunden über Google books) beschreibt das Mann-über-Bord ("Un homme à la mer")-Manöver. Schön beschrieben ist die Konfusion, die so ein Alarm auslösen kann.
Erwähnt wird, dass zu Rettungsbojen (im Text: Mehrzahl) auch zwei Beile gehören, die gleich bei den Haltetauen platziert werden, damit diese im Notfall schnell gekappt werden können. Die Bojen - "wie jedermann bekannt sei" - sind mit einem Leuchtfeuer ausgerüstet ("appareil à frottement", also etwas, was sich durch Reibung entzünden lässt). Lässt man die Boje los, entzündet dich sie Leuchte so automatisch, so dass ein Matrose, der Nachts ins Wasser fällt, die Position der Boje erkennen und darauf zuschwimmen könne (wir hoffen auf ruhige See).
Hoffentlich trage ich jetzt nicht zur Konfusion bei, denn vielleicht ist diese automatisch entzündete Leuchte eine jüngere Erfindung.
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Hier kann LINK, wer des Französischen mächtig ist zu dieser Art von Boje einiges nachlesen. Ich vermute mal, dass diese Bojen eine Weiterentwicklung der Bojen waren, die die La Creole mitgeführt hatte. Letztlich waren die Stroppen mit den Knoten wohl zum Festhalten vorgesehen, wie auch auf dem Bild von Erwin schön zu sehen. Übrigens ein Danke an euch für eure interessanten Beiträge. Damit wurde schon einiges an Informationen für dieses Rettungsgerät zusammengetragen und bringt viel an neuen Erkenntnissen.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner