Schon im Sommer 2014 habe ich mich entschieden, den leichten französischen Schoner "La Jacinthe" (franz. Hiacynthe) nach den Plänen von Jean Boudriot zu bauen. Zusammen mit sechs Schwestern lief sie 1823 vom Stapel, und gleich im Jahr darauf wurden noch weitere fünf Modell nachgelegt, darunter "La Mutine" (franz. die Aufmüpfige, oder die Rebellin).
Wie mein Kutter Sherbourne soll das Schiff im Massstab 1:64 entstehen, weshalb ich die Pläne gescannt und darauf mit Adobe Illustrator Kiel und Mallen neu gezeichnet (ich besitze das Buch in artgerecht auf französisch, es gibt aber auch eine englische Ausgabe). Das war nicht so schwierig, weil sich Boudriot mit diesem Schiff gezielt an Leute richtete, die - wie ich - zum ersten mal ein Schiff nach Plan, ohne Bausatz, bauen wollen. So musste ich die Mallen nicht aus einem Riss herauskonstruieren, sondern "abpausen". Nur den Unterbau habe ich neu konstruiert, damit ich alles mit 3mm Brettchen bauen konnte. Besonders schön: Boudriot verwendet die gleiche Baumethode wie Roberts "Phantom" - also habe ich das dazugehörige Buch erworben und schaue seither allen Phantombauern regelmässig über die Schulter...
Adobe Illustrator? Dieses Format verwendet der Lasercutter, welcher der Öffentlichkeit an der lokalen Fachhochschule zur Verfügung steht. Im Spätsommer habe ich ein erstes Mal da ausgedruckt: IMG_2558.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2559.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Man sieht die Mallen, den falschen Kiel, das falsche Deck, ein paar Kleinteile sowie Teile zur Konstruktion des Beiboots. Das Birkensperrkolz hatte sich dann aber verzogen, als ich vor 14 Tagen mit dem Bau beginnen wollte: Neues Holz einpacken, Fahrrad nehmen, neu ausdrucken. Dieses Mal aber auf MDF (braucht weniger Energie, der Schnitt wird sauberer als bei Birkensperrkolz). Und weil ich schon dran war, habe ich alles doppelt gelasert. IMG_2975.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Rein zum Test habe ich auch Ruderteile, Kiel und Steven, die ich bereits nach den Plänen gezeichnet hatte, mit ausgedruckt. Ich gehe allerdings nicht davon aus, dass ich dereinst Birnenholz lasern kann. Das werde ich dass von Hand machen, aber es tut gut zu sehen, dass die Teile dann zusammenpassen müssten. Links oben sieht man noch eine Eigenkonstruktion, worauf das Schanzkleid der "Jacinthe" vorgeformt werden soll.
Aber weshalb alles gleich im Doppel? Ich konnte mich einfach nicht entscheiden: Die "Jacinthe" oder die "Mutine"? Letztere ist in Boudriots Buch abgebildet, im Bauzustand von 1835. Im Gegensatz zur "Jacinthe" von 1823 hat die "Mutine" ein durchgehendes und erhöhtes Schanzkleid, andere Deckaufbauten, eiserne Pumpen und eine Ankerkette, ein Steuerruder, elegantere Rüsten und einen neu konstruierten Bugspriet. Ich fand die Idee faszinierend, beide Bauzustände nebeneinander zu sehen - die getakelte "Jacinthte" rein in Birne, und die "Mutine" als Rumpfmodell, schwarz und gekupfert. Langeweile kommt da nicht auf. Klar, zwei Rümpfe braucht es schon, aber die sind ja nicht so gross, und nicht jede Überlegung muss doppelt gemacht werden. Es gibt aber kaum repetitive Arbeiten oder Grossserien, zu unterschiedlich sind die beiden in ihrer Ausstattung. Auf diese Details freue ich mich am meisten.
Hier die beiden Schoner, "La Jacinthe" (1823) und "La Mutine" (1835): LaJacinthe1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) LaJacinthe2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Grundsteine sind gelegt, und noch lassen sich die beiden Schwestern nicht unterscheiden. IMG_2978.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2979.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Heute konnte ich sogar draussen schleifen... IMG_2977.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Das wird mich nun für einige Zeit beschäftigen. Mal schauen, ob ich das durchhalte...
Tolle Idee, mit dem parallelen Bau. Ich setz mich dann mal in die erste Reihe und schau zu. Das du den Lasercutter verwenden kannst ist natürlich super.
Tolles Projekt. Freue mich auf die Fortsetzung. So eine Volkshochschule müsste ich hier auch in der Nähe haben. *seufz*
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
Mit diesen schönen Plänen wird das bestimmt ein tolles Projekt !
Grüßle Joachim
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
ein tolles Projekt. Ich werde es mit Begeisterung verfolgen und hoffe, dass Du durchhalten wirst. Bei den Carronaden handelt es sich übrigens um den gleichen Typ, wie auf der La Creole, nur etwas leichter.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
So, ich habe endlich wieder einmal Modellbauzeit gefunden, bei gleichzeitiger Trockenheit (aber es war saukalt draussen). Das Resultat: zwei Rümpfe nach Roberts Phantom-Methode, die auch im Plan von Jean Boudriot so vorgesehen war.
IMG_3089.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
IMG_3087.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Noch sehen beide Schwestern fast gleich aus, ich nenne sie rot und blau. Nun habe ich eine gute Grundlage für die Planung und das Aufzeichnen der Beplankung. Und auch das weitere Vorgehen kann ich jetzt ausprobieren, etwa mit Pappe die beiden Variationen der Heckkonstruktion und der Schanzkleide.
Sieht klasse aus. Die Grundlage für Deine beiden Modelle passt schon mal
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
exact auf diese beiden hatte ich auch ein Auge geworfen... auch die Literaturlage ist so gut wie bei Dir :-). Tja wobei ich den genau umgekehrten Weg im Maaßstab gehen würde und entwerder nach Planmappe in 1/48 oder vergrößert 1/24 baute - dann hätte ich mein erster getakeltes Schiff in Scratch. Die Pläne zeigen einem eben auch, wo die Planken beginnen und enden in der Länge wie Breite und bieten eine ganze Menge an tollen Details (so daß ich verfleckte Rückwand eines Glastürenschrankes mit der Kopie des besegelten Seitenrisses beklebt habe). Nun ist bestimmt klar, warum ich Dir interessiert über die Schulter blicke und mich auf Fortschritte freue - und weil mit diesem Plan auf der WM in Kroatien eine Silöbermedallie gewonnen wurde.
Ich bau momentan ebenfalls an einer Jacinthe, bin mir aber noch nicht ganz sicher wie der Heckspiegel gestaltet werden sollte im besonderem wie verhindert werden soll, daß die verschiedenen schichten an der seite des Heckspiegels sichtbar bleiben. Boudriot's Baumethode erscheint mir in diesem Bereich jedenfalls etwas zweifelhaft und auch die Pläne sind zwar sehr detailiert aber letztlich weniger perfekt (d.h. es gibt kleinere Abweichungen z.B. der Wasserlinien) als zuerst erhofft.
Ahoi @Redshirt An Heck und Bug habe ich einfach die im Plan eingezeichneten Füllklötze mithilfe einer Straklatte in Form gebracht; das soll mir dann eine schöne Beplankung vereinfachen. Aber du hast Recht, ich überlege mir auch noch die Heckkonstruktion. Ich werde mich dabei an meinen Kutter anlehnen, die Sandwichbauweise wird durch die im Plan gezeichneten Schnitzereien gut verdeckt. Du kennst wohl diesen Baubericht einer Jacinthe in 1:36: http://shipmodeling.ru/phpbb/viewtopic.php?f=65&t=5418, hier gucke ich mir das Konstruktive ab. Und wenn wir schon dabei sind: Ein Baubericht von dir würde mich sehr freuen. Baust du 1:48? @Gorg: 1:64 ist halt schön Wohnungstauglich, dafür baue ich zwei Schwestern, als Kompensation :-) Grüsse Gregor
Zitat von Gregor im Beitrag #14 @Gorg: 1:64 ist halt schön Wohnungstauglich, dafür baue ich zwei Schwestern, als Kompensation :-)
Das ist wohl wahr, da kannst Du die Modelle sogar in einem DETOLF* unterbringen können... Da ich den Boudriot gerade in der Fahrradtasche mitgenommen hatte, hab ich mir noch mal die Zeichnung angesehen: Wirst Du dann in der Takelage nicht u.U. eine Uhrmacherdrehbank und Hartlötmaterial anwenden müssen - vorallem, wenn es an die
Irgendwo im weltweiten Internet hab ich gelesen, daß jemand seine Taue in mindestens** 1/64 aus Kupferdraht schlägt, dann grundiert & passend lackiert... kennst Du den Trick?