Zitat von wefalck im Beitrag #2985Peter, die Heißstroppen sitzen doch beide in Längsrichtung, wie sollen sie da das seitliche Kippen verhindern ?
Ich würde sagen, der Gewichtsschwerpunkt liegt unterhalb des Punktes, in dem man sich die Kräfte vereinigt denken kann, die aus den Schenkeln der Heißstroppen resultieren. Dann ist das ganze System im stabilen Gleichgewicht. Die Schlingersteerten dienten dann wohl der zusätzlichen Sicherheit, da der Gewichtsschwerpunkt im voll besetzten Boot sich etwas nach oben verlagert
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Das Schlüsselwort ist 'Schlingersteert' - das wäre die mehr oder weniger horizontale Part des Heißstropps. Interessante Kräfteverteilung, man sollte sich mal die Vektoren und deren Veränderung beim Kippen des Bootes aufzeichnen. Der Schlingersteert würde beim Kippen um die Kausch rotieren, wodurch sich die Kausch nach seitlich vorn bzw. hinten bewegen müßte, was ein Anheben des Bootes zur Folge hätte; dem wirkt das Gewicht des Bootes entgegen. An diesen Mechanismus hatte ich vorher nicht gedacht ... also ist hängt das Boot stabil, auch wenn die Heißstroppen in Kielrichtung liegen.
Vorab vielen Dank für eure aufschlussreichen Beiträge zu diesem Thema. Es freut mich außerordentlich, dass sich endlich mal wieder eine interessante mit Informationen angereicherte Diskussion zu einem doch nicht so allgemein bekannten Thema ergeben hat. Dadurch habe ich viele neue Erkenntnis gewonnen, und bin insofern mit meinen modellbau- technischen Lösungen für die Ausbildung der Details zur Aufhängung der Boote auf dem richtigen Weg:
Zitat von archjofo im Beitrag #2976Taljen für die Heckdavits .... Momentan bin ich dabei zu klären, wie die Aufhängung des Bootes ausgesehen hat. Die Yole (Gig) hatte zum Einhängen im Kiel zwei und jeweils einen Augbolzen mit Ringen am Heck- und am Vordersteven. Ich gehe davon aus, wie auch an anderen Beispielen schon gesehen, dass die Taue zum Einhängen an den Enden mit Haken versehen waren, welche dann in die vorgenannten Augbolzen mit Ringen eingehakt worden sind. In der Mitte dieser Taue waren runde Kauschen eingespleißt. In diese Kauschen wurden die Haken der Taljen eingehängt. Wie die Haken in die Taue eingebunden waren muss ich auch noch klären. ...
Durch die von Peter @peternavalis dankenswerter Weise zur Verfügung gestellten Bilder werden meine Annahmen (siehe oben) zur Ausbildung des Heissgeschirrs (neuer Fachbegriff, war mir bisher so nicht bekannt) bestätigt. Die winzigen Haken liegen mir bereits als Gußteile vor, wie vor einiger Zeit berichtet. IMG_1558.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Demnächst werde ich dann das Heiss-Geschirr zeigen können.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Das Foto von Eberhard kommt mir eher wie eine verunglückte Aktion vor.
Wenn ich mir den Abstand zwischen den beiden Davits anschaue, dann hätten sie es sonst mit dem "Heck voran!" ziemlich übertrieben und das Heck schaut nicht in Richtung des zweiten Davits und ist noch gar nicht im Wasser, was die "Verdrehung" zur Kiellinie erklären könnte.
Weiter scheint mir da, fast unter dem Beiboot ein Mensch zu befinden! - Ich meine, ich kann einen Arm mit Hand, einen Kopf und Beine (!?) erkennen. - Man schaut der Person so von hinten auf den Rücken, während derjenige in den Seilen zu hängen scheint. - Mein Eindruck.
Dazu muß es einen Grund geben, warum die Situation jemand fotografiert hat. - Damals war man noch nicht so freigiebig mit Fotos. - Die kosteten richtig Geld! - Also muß hier etwas besonderes zu sehen sein.
Außerdem "passiert" da einiges an den Davits. - Die vielen Personen, die sich da an, um, auf den Davits befinden, sind ungewöhnlich. Das sieht nicht nach einem normalen, geregelten Manöver aus. Es gibt auch relativ viele "Gaffer". Leute, die sich über die Relings beugen und von hinten drängen, weil sie etwas sehen wollen. - Ist alles bei einem stinknormalen Manöver nicht der Fall.
Deswegen mein Fazit: Das Manöver ist verunglückt. Die Person befand sich wohl ursprünglich in dem Boot als es rauf oder runter gefiert werden sollte. Anscheinend hat sich dabei der Haken aus dem achteren Geschirr gelöst oder geöffnet und das Boot fiel achtern herunter, während sich die Person gerade noch festhalten konnte und nun in Teilen des Geschirrs hängt. - Vermutlich sogar in einiger Höhe über dem Wasser.
Viele Grüße, Herbert
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Fortsetzung: Doppelblöcke für die Taljen der Bootsdavits mit Heissgeschirr Wie angekündigt fertigte, ich mittlerweile das erste Heissgeschirr für die Yole zur Aufhängung an den Heckdavits an. Die kleinen Haken werden über Ø 0,8 mm Kauschen an die Tauenden eingebunden. In der Mitte des Heissgeschirrs ist eine etwa doppelt so große Kausch eingebunden, in die der untere Doppelblock der Talje eingehakt wird. DSC05644.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Das Ganze sieht dann am Heck der La Crèole folgendermaßen aus: DSC05651.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Fertigstellung: Doppelblöcke für die Taljen der Bootsdavits mit Heissgeschirr Mit dieser Hilfsvorrichtung wurden die Haken mit Kauschen in die Tauenden des Heissgeschirrs eingebunden. DSC05654.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Das zweite Heissgeschirr für die Yole ist fertiggestellt. DSC05661.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Demnächst geht es weiter …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Eine Frage, Johann, sei mir zu Deiner wunderbaren Arbeit gestattet (und am Block rechts steht gar kein Fädchen ab, was auch immer unser geschätzter Jörg behauptet!):
Wäre das Boot nicht viel leichter stabil zu halten, wenn dieses Heißgeschirr quer zum Kiel montiert wäre?
walter
Die Youtube-Adressen meiner veröffentlichten Missetaten befinden sich jetzt in meinem Profil!
@Gebbi Hallo Jörg, so ein Fädchen hast du gesehen? Ich werde es mit Photoshop sofort bearbeiten ...
@walter Hallo Walter, diese Frage hat eigentlich bereits Willi in #2986 und Eberhard in #2987 sehr zutreffend beantwortet. Diese Ausführung ist historisch belegt.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Damit keine Missverständnisse (Beitrag 2984) mit dem Begriff "Heiss-Geschirr" auftreten;
Darunter sind sämtliche Zubehörteile u.a. auch die "Augbolzen" und "Ringbolzen" zu verstehen, die das "heissen" oder "fieren" eines Bootes ermöglichen
Jedoch der hier gezeigte große "Steuerbord-Kutter" unter seinem Davit in den beiden "Heiss-Stroppen" hängend, zeigt schon querab angebrachte "Schlingersteerte" und dazu auch Augbolzen im "Dollbord".
Ebenso eine aufgeschossene "Fangleine" mit Kausche, eingespleisst in einen "Augbolzen" des Binnen-Vorstevens, der dazu auch wohl am Achtersteven dann ebenso vorhanden ist.
Das Original Modell der LA CREOLE ist dies hier jedoch nicht, aber ein zeitnahes um ca. 1830/1840 !
Auch der hier gezeigte "Steuerbord-Kutter" unter seinem Davit in den beiden "Heiss-Stroppen" hängend, zeigt noch keine querab angebrachten "Schlingersteerte" am zeitgenössischen Museumsmodell (ca.1830)
mit besten Grüßen Peter - Peternavalis
Hallo Peter, was ist das dann für eine helle Leine, die quer über die Heiss-Stroppen am Bug gespannt ist ? Ist zwar nur schwach zu sehen, man kann sie aber erkennen. Ist das nicht so eine Vorrichtung gegen das Schlingern und wenn nicht, für was ist sie dann gedacht ?