Hallo Kollegen, wie in meiner Begrüßung geschrieben, bin ich seit November 2011 wieder diesem schönen Hobby verfallen.
Heute möchte ich mit dem Baubericht für eine französiche Korvette aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beginnen. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass die ersten Bausequenzen Bilder vom Bau des Modells beinhalten, die bereits bis 1991 zurückreichen. Ich werde so nach und nach das Baugeschehen der Modellherstellung von der "Kiellegung" bis zum heutigen Baustand zeigen, und hoffe, dass das es für den einen oder anderen interessant wird. Ich bin für Anregungen und konstruktive Kritik sehr aufgeschlossen und erwarte auch eine angeregte Auseinandersetzung und einen lehrreichen Erfahrungsaustausch.
Da dieses Schiff vielleicht doch nicht so bekannt ist, hier eine kurze Beschreibung zur Historie:
Die französische Korvette LA CRÉOLE wurde 1827 von dem Ingenieur P. M. Leroux geplant und am 5. Mai 1829 auf der Werft von Cherbourg/Frankreich zu Wasser gelassen. Sie hatte eine Länge von 39 m, eine Breite von 9,70 m, und war mit 20 Karronaden à 30 Pfund und vier Kanonen à 18 Pfund bewaffnet. Die Besatzung bestand aus rd. 150 Mann. Im Musée de la Marine in Paris steht heute noch ein zeitgenössisches Konstruktionsmodell des Schiffes.
Für den Bau dieser französischen Korvette im Maßstab 1:48 benutze ich einen Plansatz von J.Boudriot. Des Weiteren ist zu diesem Plansatz ein reich bebildertes Buch erschienen. Darin ist eine umfangreiche Beschreibung der Historie und der Schiffskonstruktion mit Ausrüstung enthalten. Leider bin ich des Französischen nicht mächtig. Insofern orientiere mich mehr an den Planskizzen und Fotografien des Modells aus dem Musée de la Marine in Paris im Maßstab 1:36.
Nun zum ersten Bauabschnitt:
Nach Beschaffung des geeigneten Sperrholzmaterials wurden aus dem Plan der Spantenriss übertragen und die einzelnen Spanten, damals noch mittels Laubsäge, ausgesägt. Die einzelnen Spanten habe ich so konstruiert, dass sie im Schanzkleidbereich bereits die Dicke besitzen, die später dann mit der Innen- und Außenbeplankung, exakt der fertigen Schanzkleiddicke entsprechen werden. Da dadurch die Spanten bzw. Schanzkleidstützen sehr filigran und zerbrechlich waren habe ich einen Verbindungssteg als Aussteifung belassen. Diese Hilfskonstruktion wurde erst bei einer späteren Bauphase entfernt. IMG_0001.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Das Spantgerüst hat zudem durchlaufende Versteifungen mittels 4-Kanthölzern, wie auf den Bildern zum Teil erkennbar ist. Im Weitern erfolgte nach dem Verschleifen dann das Aufstellen der einzelnen Spanten auf einer Helling, wie im Bild dargestellt. Durch das Einsetzen der Spanten in die exakt ausgeschnittenen Schlitze der Rumpfplatte und verkleben mit Holzleim entstand ein verzugfreies Spantengerüst für den Schiffsrumpf. IMG_0002.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Je genauer diese Arbeiten ausgeführt werden, umso weniger muss später bei der Beplankung korrigiert werden. Im nächsten Bild ist dann das unbeplankte Spantengerüst mit den bereits im Heckspiegel eingearbeiteten Füllstücken zu erkennen. Das nächste Bild zeigt die Füllkörper im Bugbereich. Die Füllkörper bestehen aus Lindenholz. Damit wird eine sichere Befestigung der Planken im Bug- und Heckbereich gewährleistet. Die Bilder lassen bereits den eleganten Rumpf der Korvette erahnen. Das Spantengerüst ist bereits gestrakt und fertig zur Aufbringung der ersten Beplankung. IMG_0003.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fortsetzung folgt.......
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Herstellung der Beplankung Im Einzelnen erläutere ich nun die Herstellungsphasen der Beplankung für dieses Modell. Eine zweilagige Ausführung der Beplankung hat sich auf Grund eigener Erfahrungen bewährt. Der Mehraufwand wird dadurch ausgeglichen, dass eine gleichmäßige und exakte Aufbringung der Beplankung ermöglicht wird. Nebenbei gibt es dem Rumpf auch eine größere Stabilität. Für die untere nicht sichtbare Beplankungsschicht habe ich kostengünstigere Lindenholzleisten verwendet. Diese wurden mit Holzleim aufgebracht und mit Stecknadeln bis zum Trocknen fixiert. Besondere Sorgfalt erfordern die Rundungen im Bug- und Heckbereich. Eine Vorbehandlung der Leisten durch entsprechendes Wässern, Biegen und das richtige Zuschneiden bringt in der Regel ein zufriedenstellendes Ergebnis. Dies gilt natürlich im Besonderen für die obere sichtbare Beplankungsschicht. IMG_0005.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_0007.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_0008.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Nach Fertigstellung der ersten Beplankungslage in Lindenholz bis Höhe Schanzkleid wurde diese sauber verschliffen und falls notwendig vorher gespachtelt. Je sauberer bei der Beplankung gearbeitet wird umso weniger ist der Einsatz der Spachtel gefordert. Mit dem sauber verschliffenen Untergrund ist nun eine solide Grundlage für die obere Beplankung geschaffen. Von Anfang an war für mich klar, dass ich dieses Modell im sichtbaren Finish aus Birnbaumholz herstellen werde. Birnbaumholz ist mit seiner feinen Maserung schlichtweg das ideale Holz für den Modellbau. Sicherlich nicht ganz billig, jedoch rechtfertigt das Ergebnis diese Kosten. Somit besteht nun die obere Beplankung aus Birmbaumholzleisten, die ich mir damals in der erforderlichen Dicke und Breite von einem Händler besorgt habe. Da es damals noch kein Internet gab, war die Beschaffung hierzu nicht ganz einfach. Hat aber auch funktioniert. IMG_1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_0004a.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_9.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_12.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Der Bereich des Rumpfes (Unterwasser), der später gekupfert werden sollte, wurde wiederum mit den günstigeren Lindenholzleisten belegt. IMG_13.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Vielleicht ist es noch kein Meisterstück, es spricht aber aktuell alles dafür, dass es eins wird - freue mich auf die weiteren Fortschritte deiner Korvette, Johann
"Ich gibs so gut / als ichs errang / Drumb ist mir vor keim Momo bang. Wer bessers waist / und kans erweisen / Der gebs herfür: Ich will ihn preisen." (Joseph Furttenbach 1591-1667)
Im Weiteren beschreibe ich kurz die Decksbeplankung aus Birnbaumholzleisten, die ich auf das eingeklebte Sperrholzdeck genau nach den vorgezeichneten Bleisstiftlinien befestigte, die entsprechend dem Plan übertragen worden sind. Dabei habe ich versucht, die Plankenfischung im Rundungsbereich des Buges möglichst originalgetreu herzustellen. IMG_14.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Auch die Plankenstöße habe ich genau übernommen. Auf dem folgenden Bild ist festzustellen, dass sich die Planken auch in Richtung Bug verjüngen. IMG_15.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Zur Nachempfindung der Kalfaterung habe ich die Decksplanken, etwa immer 10 Stück, vor dem Einbau mit einer Zwinge zusammen gepreßt und die Schmalseiten mit schwarzem Nitrolack bestrichen. Nach dem Verlegen der Planken verbleibt beim Abschleifen des Decks ein dünner schwarzer Strich.
Nach der Deckbeplankung erfolgte die Kupferung des Unterwasserschiffes. Die Kupferplatten habe ich aus einer 0,1 mm starken Kupferfolie ausgeschnitten. Die Nagelung habe ich mit einem umgebauten Schnittradler (Nähmaschinenzubehör) imitiert. Die Plättchen wurden dann vom Bug zum Heck und von oben nach unten mit Pattex aufgeklebt. Nach Fertigstellung der Kupferung wurde diese mit feiner Stahlwolle gesäubert und sofort mit Zaponlack behandelt, um zu verhindern dass sich unschöne Fingerabdrücke durch Oxidation auf dem Kuper abzeichnen. Im Laufe der Jahre bekommt das Kupfer, auch unter dem Lack eine richtig schöne Patina. Mittlerweile ist die Kupferung ja bereits 20 Jahre alt. Später werde ich Euch hierzu noch einige Bilder präsentieren. IMG_200.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Beim nächsten Foto vom Bugbereich ist bereits die soweit fertiggestellte und versiegelte Decksbeplankung mit der Dübelung zu erkennen. Diese Dübel habe ich mittels mit Möbelwachs gefüllter Bohrungen hergestellt. Aus meiner Sicht durchaus eine Methode, die ein passables Ergebnis bringt. Wogegen die Schiffsrumpfbeplankung mit Holzdübeln versehen wurde. Diese Dübel stellte ich aus Bambus mittels Zieheisen her. Dazu werden Bambusstreifen geschnitten, und mit einem Zieheisen durch immer kleiner werdende Bohrungen bis auf eine Größe von 0,8 mm gezogen. Diese Methode erfordert einen relativ großen Aufwand, ist im Ergebnis nach meiner Meinung jedoch die Beste. Auf den folgenden Bildern sind bereits weitere Arbeiten zu erkennen, wie eingeschnittene Riemenpforten, Durchbrüche für den späteren Einbau der Speigats sowie im Bugbereich u. a. eine 3-fach Scheibgatkombination. Sämtliche Scheibgats am Modell (Bild der Seitenansicht) wurden mit kleinen, selbstgedrehten Messingrollen und Achsen, ausgestattet. Am Heck des Modells sind bereits die Seitentaschen zu erkennen. IMG_201.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_202.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Abschließend noch ein Bild vom Heckspiegel, in dem ich bereits die zweigeteilten Stückpfortendeckel eingebaut habe. Ebenso sind darauf das Ruder sowie die Kranbalken für das Dingi (kleinstes Beiboot der Korvette) zu sehen. Schön zu erkennen sind auf dem Bild auch die Bambusdübel. IMG_1325.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Leider habe ich damals mit den Bildern für die Fotodokumentation der einzelnen Bauschritte gespart. Daher kann ich Euch leider die Zwischenschritte nicht mehr zeigen.
Weitere Fortsetzung des Bauberichtes folgt ...
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Bevor ich noch auf die bereits teilweise in Serie gefertigten Beschlagteile verschiedenster Art eingehe, zeige ich Euch zwischen durch die soweit fertiggestellte Heckpartie des Schiffes mit Ruderstand und anschließend werfen wir einen Blick auf das Vorschiff. IMG_1324s.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
IMG_1317.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Heckkajüte, welche an sich bei den Seitentaschen (folgendes Bild) eine sehr spartanische Ausführung besitzt, ist hingegen auf Deck eher etwas komfortabler im klassizistischen Stil der damaligen Zeit entsprechend gestaltet. IMG_1332.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
So ist der Zugang mittels zwei seitlichen Flügeltüren gegeben, die ich am Modell leicht geöffnet dargestellt habe. In der Mitte des Querschotts befindet sich noch eine größere zweiflügelige Türe. Ich habe versucht die Rahmenbauweise der Türen möglichst originalgetreu nachzuempfinden. Die seitlichen Flügeltüren besitzen jeweils im oberen Feld Lüftungslamellen; wogegen das unter Feld jeweils geschlossen ist. Die Gliederung des Querschotts erfolgt durch aufgesetzte Halbsäulen mit Sockeln und Kapitälen. Auf diesen Bildern kann man auch die auf der Schanzkleidreling verlaufenden Finknetzkästen erkennen. 120-2037_IMG.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Wie angekündigt nun ein Blick auf das Vorschiff. Probeweise habe ich die noch nicht fertige Schaluppe schon mal auf die Bootsklampen gesetzt. Zu sehen ist auch das Beting zum Belegen des Ankertaues. 120-2033_IMG.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Hier ein Foto, der das Beting größer zeigt. In der Mitte des Betings ist eine quadratische Aussparung, die den Fuß des Bugsprietes aufnimmt. IMG_1312.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die massiven Holzknie des Betings reichen bis unters Vordeck, wie auf dem nächsten Bild zu sehen ist. Dazwischen liegt noch eine Gräting. Zu sehen sind auch die mit Blei ausgefütterten Ankerklüsen. IMG_1316.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Hier das Bugsprieteselshaupt, bereits soweit fertiggestellt. Zu beachten ist das Detail, dass Bolzen mit Vierkantköpfen und welche mit glatten Köpfen Verwendung finden. Besonders deutlich sieht man das bei den seitlich angebrachten Scheibenklampen. Das bedeutet, dass diese Bolzen durch den „Baum“ durchgehen und der glatte Kopf das Gegenstück zur Vierkantmutterverschraubung darstellt. Auch die Augbolzen haben eine durchs Eselhaupt gehende rückwärtige Verschraubung. IMG_1301.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Weitere Bilder vom Modell: IMG_1341.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
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IMG_1340_klein.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Mit diesen letzten Bildern ist der Baustand des Modells soweit dokumentiert, bis ich den Bau vor etwa 20 Jahren eingestellt hatte.
Demnächst zeige ich Euch dann wie es mit dem Bau weiter ging.
Der Werfbetrieb wurde wieder aufgenommen.
Fortsetzung folgt ...
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Nach dem ich Euch den bisherigen Baustand des Modells soweit gezeigt habe, erfolgte der Weiterbau.
Was mir schon immer im Kopf herum ging, sind die Anker für die La Creole. Sie führte insgesamt 5 Anker mit sich. Für Herstellung der Anker hatte ich schon damals Messingplatten mit 3 mm Dicke besorgt. Diese Blechdicke entspricht genau der Materialstärke des größten Ankers des Modellschiffes. Zur Fertigung des ersten Ankers habe ich eine Kopie aus dem Plan der La Creole mit Kontaktkleber auf eine Messingplatte geklebt, und mit einer Juweliersäge die Rohform des Ankers herausgesägt. Von diesem Anker muss einer hergestellt werden. IMG_1354.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_1357.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Im nächsten Arbeitsschritt wird der Ankerschaft mit Feilen nach oben um etwa 1/3 verjüngt. Ebenso werden die Ankerarme nach außen dünner gefeilt. IMG_1360.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
So sah das vorläufige Ergebnis aus. IMG_1364.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Flunken wurden dann aus einem 1 mm dicken Messingblech ausgeschnitten, zugefeilt und aufgelötet. Demnächst darüber dann mehr.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner