Ich denke Deine Ankerboje ist eine Küferarbeit aus Eichenholz - Faßdauben mit aufgetriebenen schmiedeeisernen Bändern. Statt der beiden Faßböden sind es hier zwei gedrechselte Stöpsel mit den Keepen für die Bojestroppen, die mit Zugrichtung zur Bojenmitte einen oberen losnehmbaren Stöpsel dicht halten. In den 1840 Jahren traten auch genietete schmiedeeiserne Anker- bojen mit höherer Tragfähigkeit und Festigkeit auf, die zum entleeren von eingedrungenen Wasser ebenfalls noch einen hölzernen Stöpsel zeigen. Die Zeichnung im Ulffers kommt dem hier beschriebenen also durchaus nahe!
Bekanntlich war das "Bojereep" am "Kreuz des Ankerschaftes" und am Bojenstropp befestigt und diente hauptsächlich zum "ausbrechen" des Ankers aus dem "Ankergrund". Dann zum hieven bis zur Wasserlinie, wo dann der 3-scheibige "Kattblock" im Ankerschäkel oder "Röhring" gehakt und der Anker damit bis unter den Kranbalken "gekattet" werden konnte .
Der Umfang des Bojereeps muß natürlich in Proportion zum Ankergewicht stehen und ist in der Regel daher auch in Proportion zu einem "Hanf-Kabel" oder der Ankerkette! Will man aber am Modell etwa einen der beiden "Buganker" mit Bojereep zeigen, wäre dies an die Boje und den Anker "klar zum fallen" anzustecken. Der aufgeschossene Teil des Bojereeps wäre dann in maßstäblicher Länge zur Wassertiefe in den Rüsten zu stauen, oder "klar zum laufen" außen in den "Fockwanten" "bei zuzeisen"!
Wie dies alles bei der Französischen Marine um 1830/40 genau gehandhabt wurde, werden sicherlich noch ergänzend andere zeitgenössische Abb. und Texte verraten!
mit besten Grüßen und noch einen schönem Sonntag, Peter -Peternavalis
Das Ausbrechen und das Hieven bis zur Oberfläche erklärt auch, dass dieses Tau eine doch ganz schöne Stärke hatte, viel mehr als für die reine Boje nötig wäre.
Zitat von dafi im Beitrag #3032Schön zusammengefasst von Peter :-)
Das Ausbrechen und das Hieven bis zur Oberfläche erklärt auch, dass dieses Tau eine doch ganz schöne Stärke hatte, viel mehr als für die reine Boje nötig wäre.
XXXDAn
Zum Ausbrechen reicht eigentlich ein relativ dünnes Seil. - Was aber, wenn man den Anker losschneiden musste? - Dann lag das dicke Ankerkabel, samt Anker und gegebenenfalls einem Kettenvorläufer am Meeresgrund! Dann war es gut, wenn man die Ankerboje hatte. - Die markierte nicht nur die Stelle, wo das Ding lag, sondern dann musste man damit tatsächlich den Anker bis kurz unter die Wasseroberfläche aufholen können. - Das setzt wiederum ein Tau voraus, das mindestens vorrübergehend das Gewicht des Anker (plus etwas Kettenvorläufer oder Ankerkabel) aushalten konnte. - Schon nicht so ganz dünn und setzt dann seinerseits voraus, daß die Boje genug Auftrieb produziert, damit sie nicht absäuft, nur vom Gewicht des Tauwerks.
LG, Herbert
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Zitat von wefalck im Beitrag #3033Im Museum in Rochefort gibt es, so ich mich richtig erinnere, mehrere Modelle von Ankerbojen. Muß später mal meine Photos durchsehen.
Hallo Eberhard,
wäre interessant, noch weitere Bilder von Ankerbojen zu sehen. Zwischenzeitlich habe ich im Rijksmuseum Bilder von Bojen gefunden, die in der Art der Bauweise wohl denen der La Creole ähnlich gewesen sein könnten.
Rijkswerf Enkhuizen, Six Models of Buoys, Enkhuizen, 1869_3.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Rijkswerf Enkhuizen, Six Models of Buoys, Enkhuizen, 1869_52cm.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Rijkswerf Enkhuizen, Six Models of Buoys, Enkhuizen, 1869_4.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Als küfnermäßig ausgeführter Holzhohlkörper mit Eisenbändern zusammengehalten, handelt es sich hier wohl um eine Weiterentwicklung. Lediglich der Taukorb mit den eingespleißten Augen wurde hier durch Eisenbeschläge ersetzt.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Wie auf der unteren Abbildung an den gekreuzten Ankern als Symbol für holländisches Marine-Eigentum zu erkennen ist, scheint es sich um drei Muster für Ankerbojen aus dem Jahre 1873 zu handeln. Da die "Modellkammern" der Marine viele Exemplare von maßstäblichen Beschlag- und Ausrüstungsteilen horten, ist damit jedoch nichts über ihre offizielle Einführung, stets mit "Musterzeichnung", durch ein Marine - Ministerium ausgesagt! Die in Beitrag bereits 3031 erwähnte Küfner - Fertigung, ist auch bei diesen drei (1873) Ankerbojen ebenso erkennbar!
mit besten Grüßen Peter - Peternavalis
Ps. Auch das Pariser Modell der 60 Kanonen Fregatte "LA BELLE POULE" ( 1834 - 1861 ) zeigt die Ankerboje mit angesteckten Bojereep und "Kabelschlag" an den Bugankern und dies zur Orientierung, auch alles seemännisch richtig gestaut. Näherungswerte zu den Ankergewichten und deren zugehörigen Tauwerksumfänge aus zeitgenössischen Quellen liegen vor!
vielen Dank für die fachliche Bewertung der Bilder von den Ankerbojen aus dem Rijksmuseum. Sie geben mir zumindest die Sicherheit, dass ich die Ankerbojen für die La Creole sozusagen küfnermäßig mit Eisenbändern ausführen werde.
Fortsetzung: Bouée d´ancre (Ankerboje) Da gemäß der Beschreibung in der Monographie zur La Créole von J. Boudriot diese Ankerbojen aus vier Holzsegmenten bestanden, verleimte ich 4 quadratische Holzleisten. Die Klebeflächen wurden mit schwarzer Plakafarbe gestrichen, um die Fugen zu betonen. Möglicherweise etwas zu stark betont und nicht ganz realistisch, verliert sich diese Überzeichnung später beim Aufbringen der Bänder doch wieder etwas. DSC05857.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
An der Drehbank erfolgte die Formgebung der Bojen. Die schmiedeeisernen Bänder werden aus Messingblechstreifen (b / d = 0,6 / 0,25 mm) hergestellt. Die Stöße werden hartgelötet, damit die Bänder straff aufgezogen werden können. DSC05859.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die besondere Schwierigkeit beim Aufbringen der Reifen ist, dass sie an der endgültigen Position auch ohne Kleber halten. Dazu fertige ich die Reifen etwas kleiner, damit ich sie mit etwas Kraftaufwand unter zu Hilfenahme eines Holzstückes fest aufbringen kann. Die dabei nicht immer passenden Reifen können vielleicht bei der zweiten Ankerboje passend aufgebracht werden. DSC05863.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Während ich Deine seh schönen Fortschritte im Bojenbau verfolge, gebe ich mal die Frage zurück, welches Lötequipment Du verwendest. Interessiert mich, da das Weichlöten bei dicht benachbarten Teilen wegen des Wiederentlötens nicht optimal ist.
in letzter Zeit verwende ich eigentlich immer ein Hartlot, in der Regel in Form einer Paste (Silberlot), wie z. B. die von BENG LINK. Wenn es um größere Verbindungen geht, nehme ich Silberlot in Stangen- bzw. Drahtform 0,5 mm. Dazu bracuht es dann ein Flussmittel.
Als Brenner habe ich derzeit den PROXXON 28146 MICROFLAM - Brenner MFB/E, mit dem ich sehr gut zurecht komme. Gelötet wird in der Regel auf einer Keramikunterlage, mit der man auch Teile entsprechend fixieren kann. IMG_0519.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Das hört sich jetzt alles sehr professionell an, aber meine Fähigkeiten beim Löten sind noch ausbaufähig ...
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Danke für Die Hinweise. Ich habe auch gerade bei Bengs gelesen. Hier wird von der Keramiklochplatte zum Hartlöten abgeraten, bei Fohrmann wiederum nicht, na ja ich werde mir mal ein Körbchen zusammenstellen und es ausprobieren.
Fortsetzung: Bouée d´ancre (Ankerboje) Bei der Reifenanfertigung entwickelte ich mittlerweile Routine. Des Weiteren erinnerte ich mich an den Schmied gegenüber von meinem Elternhaus. Als Kind schaute ich dem Schmied öfter beim Arbeiten zu. So erinnerte ich mich daran, wie er mal einen Eisenring am Ambosshorn schmiedete. Diese Erfahrung machte ich mir nun zu Nutze und konnte die Messingreifen für die Bojen am Goldschmiedeamboss in der Größe und der Form anpassen. DSC05974.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
DSC05975.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
DSC05980.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Nach der Fertigstellung der Bereifung der Ankerbojen befasse ich mich mit der Herstellung des Taukorbes bzw. der Stroppen. Wie an der Boje des Pariser Modells erkennbar, sind diese Stroppen gekleidet und offensichtlich nicht geteert. Für die Bekleidung eines Taues setzte ich zum ersten Mal die Kleidkeule von Robert @Tarjack ein. Hier sind dazu mehr Informationen verfügbar: Arbeiten mit der Kleidkeule Wirklich ein kleines Wunderwerkzeug. Nach einigen Versuchen gelang mir ein kurzes Stück gekleidetes Tau herzustellen. Ganz habe ich den Dreh noch nicht heraus. Da werde ich noch ein wenig üben müssen. Das Entscheidende dabei ist, dass die Fadenspannung richtig eingestellt ist. Um zu sehen, ob das gekleidete Tau in der Stärke zur Boje passend wirkt, habe ich eine erste Probe vorgenommen. DSC05983.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner