nach nun 18 Monaten Abstinenz im aktiven Bauen will ich den Faden mal wieder Aufnehmen, wird ja auch Zeit. Durch heimatliche Umgestaltungsmaßnahmen war alles zum Thema Modellbau verstaut ,zugestellt und nicht erreichbar. Da ich nun wieder Zugriff auf die Werft habe ich mich mal an die Blockmacherbank gesetzt um zu schauen was noch geht ……
... und es geht und macht Spaß.
Die Herstellungsweise der Blöcke hatte ich hier schon gezeigt, daher nur ein paar Bildchen.
Fertig: um 1800 Armed Longboat 1:24 - Model Shipways Berlin, La Couronne, Schnittmodell Victory Irgendwann, wenns die modellbauerischen Fähigkeiten erlauben: La Jacinthe, Furttenbachs "Fulmen in Hostes"
... einige Blöcke, Haken und Schäkel weiter konnte ich mal mit einem Klüverdummy in die Anprobe. Das Segel (460 mm x 350 mm x 220 mm) hier aus leichtem Zeichenkarton mit Tesa-Saum habe ich noch mit kleinen Holzscheiben stabilisiert damit es auch etwas Zug aushält. Oben am Klüverfall wird solch ein Kopfbrett später auch am Stoffsegel seinen Platz finden.
818.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)
819.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)
Das Klüverfall besteht aus zwei Einscheibenblöcken von denen der Obere mit einem Scherenhaken im Mastring eingehangen ist und der Untere mit zwei Schäkeln den Kopf der Fock aufnimmt.
820.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)
821.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)
Der Klüverausholer nimmt das Segel an einem Haken auf. Die Schotleinen werden auf die Klampen am Leuwagen gelegt.
Nun wir sind im Thema Segel und in der passiven Sommerphase hatte ich immer wieder überlegt, wie ich die farblich gestalte und ausstatte. Nun, der BB-Titel nimmt Bezug auf die frühen 1900er und ja ich habe sicher schon einige Elemente aus der Moderne eingebaut und das Boot sieht sozusagen ja werftneu aus. Es wäre also angeraten auch neue Segel zu zeigen. Ich habe aber keine Information dazu, wie diese um 1900 ausgesehen haben. Sicherlich nicht so farbhomogen wie an den Booten auf den heutigen Regatten zu sehen.
Dennoch habe ich mich durch einiges Mischen von Textilfarben an den rotbraunen Farbton „herangemischt“ und mit einem feinen Batist mal ein Focksegel-Rohling erstellt. Das Färben erfolgte in einem Vorgang nach Beipackzettel.
824.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)
Mit den entsprechenden Applikationen , Kopfbrett und Nähten sieht das sicher chic aus wäre da nicht noch der Anreiz mit inhomogener Farbgebung ein etwas in die damalige Zeit passendes Segelbild zu versuchen. Da ich an sowas nicht vorbei kann habe ich einige Versuche gestartet, auch um mit dem Material Stoff warm zu werden. Hier wirkt auch wieder sehr stark die Inspiration durch die Replik im Nautineum.
Wichtige Erkenntnis, der Stoff muss nass in nass coloriert werden. Bei dem Versuch die angemischten Farben auf trockenen Stoff aufzutragen gelang kein akzeptabler Farbübergang. Also ein Teststreifen mit den ausgewählten Farben erstellt und gleich die Übergänge probiert -geht.
825.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)
Dann einen Klüver-Rohling mit den helleren Grundtönen versehen und trocknen lassen. Eine komplette Farbgestaltung in einem Vorgang gelingt nicht, da die Farbdichte der Mischungen dazu nicht ausreichend ist. Zu viel Farbpigmente wirken aber zu aufdringlich.
….. was soll ich sagen, letztere gefallen mir einfach besser weil irgendwie passender als die Freizeitsegel in „bordeaux“.
Es war nun mal ein Arbeitsboot mit entsprechender Optik; auch werftneu. Ich habe die Bilder immer wieder angesehen und mich gefragt; wie machst du jetzt weiter ? Ich kann ja an ein werftneues Boot aus 1920 keine Regattasegel hängen? Wenn es also die Vintage-Look-Segel sein sollten, wäre nun folgerichtig das Boot etwas zu altern - wirklich? Klingt verführerisch
Das 'Tanen' der Segel wurde wohl meist von den Fischern selbst besorgt. Durch die freihändige Mischung von Fett, Ocker und Leinöl war die Farbe in der Tat ziemlich scheckig.
Ich finde, daß die Fock auf dem letzten Bild der vermutlichen Realität am nächsten kommt.
Matthias, damit hast du dich in eine problematische Situation gebracht, in die schon so mancher Modellbauer geraten ist. In der Kunst würde man sagen, hier treffen in einem Werk zwei verschiedene Gattungen aufeinander. Bislang war das Modell eine Abstraktion, gewissermaßen ein dreidimensional aufgefalteter Plan. Du hast praktisch jedes einzelne Holz maßstäblich nachgebaut und so zusammengesetzt, wie auch das Original – im Idealfall! – zusammengesetzt war. Farbe ist dann so wenig hinzugekommen wie Gebrauchsspuren, Beschädigungen etc. Denn die würden die Abstraktion auflösen und einen Individualfall darstellen. Und nun das konkrete Problem: Welche Segel passen dazu? Wenn du in der Gattung bleiben willst, musst du meines Erachtens Segel darstellen, die ebenfalls eine Abstraktion bilden. Und das heißt, sie dürfen genauso wenig applizierte Farbe tragen wie die Hölzer des Rumpfes. Also Leinen Natur, versehen mit allen technischen Applikationen, die Segel nun einmal besitzen. Gefärbte Segel hingegen durchbrechen die Gattung. Dann müsste auch das Schiff Farbe zeigen, und es würde sich von einem Abstraktum zur Darstellung eines konkreten Einzelfalles verwandeln. Selbstverständlich sind Mischformen machbar, aber werden sie auch dem Anspruch des Modellbauers gerecht? Schmidt