Die "St. Albans" mit 50 Kanonen wurde 1687 von John Shish in Deptford gebaut. Das Schiff trug zweiundzwanzig 18-Pfünder Kanonen (Culverinen) auf dem unteren Kanonendeck, zweiundzwanzig 9-Pfünder (Demi-Culverinen) auf dem oberen Kanonendeck, vier 6-Pfünder (Saker) auf dem Quarterdeck und zwei auf der Back. Die Abmessungen des Schiffs waren:- Traglast 615 Tonnen :- Länge des unteren Kanonendecks 128 ft :- Länge des Kiels 107 ft :- Breite 32·9 ft. Es war als Fourth-Rate klassifiziert.
Die Saint Albans hat an den Seeschlachten in der Bantry Bay (1.5.1689) und von Barfleur (19.-24.5.1692) teilgenommen. Sie strandete letztendlich vor Kinsale (Irland) am 8.12.1693.
Von Sir Robert Spence gibt es eine Radierung, wie er sich das Ende der Saint Albans vorgestellt hat:
Das zeitgenössische Modell im Trinity House in London.
Dieses Modell stammt aus dem Besitz von Robert Spence und wurde von ihm dem Trinity House gestiftet.
Außerdem hat Spence von dem Modell Pläne abnehmen lassen. Diese Pläne wurden von Herbert Read gezeichnet. Spence hat nach diesen Plänen einen Nachbau erstellt. 1944 ging dieses nachgebaute Modell über eine Auktion als SLR0376 an das NMM. Der Nachbau weicht recht auffällig im Heckspiegel vom Original ab. Es wird vermutet, dass Spence hier Bauteile eines anderen zeitgenössischen Modells verbaut hat.
Das Schiff hat ein Plattgatt, ähnlich der Konstruktion vieler Fourth Rate Schiffe dieser Epoche.
Das Modell im Trinity Haus unterscheidet sich von den sonst üblichen Navy-Board Modellen durch das Spantschema. Es wurde jeder zweite Spant weggelassen. Dadurch waren die Zwischenräume der Spanten größer und besser einsehbar. Zur Befestigung der Auflanger auf den Flurstücken wurden Messingstifte verwendet. Im Innern verleihen Wegerungen und Kielschwein dem Rumpf Längsfestigkeit. Diese Merkmale deuten darauf hin, dass die Spanten zuerst einzeln konstruiert und fertiggestellt wurden. Erst dann wurden sie auf dem Kiel montiert und durch die Längsverbindungen in ihrer Lage fixiert. Die damals übliche Vorgehensweise beim Bau von Navy-Board-Modellen war es dagegen, zuerst einen vollständigen Rumpf aus Spanten zu bauen, insgesamt in die richtige Form zu bringen und jeden Spant dann nachträglich auszumeißeln.
Weitere Bilder des Originalmodells sind hier zu sehen.
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Ich wollte bei meinem Nachbau dicht am Originalmodell bleiben - ohne Rücksicht auf dessen historische Korrektheit. Navy-Bord Modelle, insbesondere die älteren, waren mehr oder weniger stilisiert. Entsprachen damit nicht in allen Einzelheiten den vorbildgebenden Schiffen der Zeit. Auch wurden sie im Laufe der Jahrhunderte durch Restaurationen stark verändert. So vermute ich, dass das Modell der Saint Albans ursprünglich getakelt war und die Schanzkleider außen grün gepönt waren.
Dessen ungeachtet habe ich mich auf die Pläne und die in London gemachten Fotos verlassen.
Viele Dinge mussten neu überlegt und entwickelt werden. Die gängigen Methoden zum Spantbau aus der umfangreichen Modellbauliteratur waren nur bedingt zu verwenden. Aber das hat die Arbeit auch so interessant gemacht. Manchmal bin ich mir wie ein Detektiv auf den Spuren der alten Modellbauer vorgekommen und hatte so manches Erfolgserlebnis, wenn die Dinge, die ich mir überlegt hatte, auch so funktioniert haben. Auch Robert Spence muss sich so ähnlich gefühlt haben, als er seinen Nachbau erstellt hat.
Desillusionierend war aber durchaus die Anfertigung der Schnitzereien. Auch wenn ich mich über meine Ergebnisse gefreut habe, da sie weit über meinem bisherigen Niveau lagen, konnte ich den Spitzenleistungen der damaligen Schnitzer nicht das Wasser reichen. Was oberflächlich betrachtet irgendwie paßt, hält der genaueren Betrachtung leider nicht stand.
Vielleicht ist das die Motivation, es mit einem nächsten Modell erneut zu versuchen.
Weitere Informationen und Pläne zur Saint Albans finden sich in Richard Endsors Buch: "The Master Shipwright's Secrets - How Charles II built the Restoration Navy" von 2020.
Die Bilder:
Viele Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Das Modell gefällt mir ganz ausgezeichnet. Damit ist nach Willy's Venus schon der zweite hochinteressante Baubericht zu Ende gegangen. Hast Du schon etwas neues in Planung?
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
Ich wollte nicht mit Understatement kokettieren, aber die Originalschnitzereien sind mit feinen Detaillierungen übersäht, die in ihrer anatomischen Genauigkeit erstaunlich sind.
Bei den Fliegern ist der Airco DH-2 eine große Herausforderung. Ich wollte schon mehrfach damit anfangen, habe die Schachtel aber immer wieder zurück ins Regal geschoben.
Naja, vielleicht wird das dann auch wieder so. So ganz ohne Genehmigung ...
Liebe Grüße Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Dein Modell ist hervorragend und die Werftmodelle wurden von eigenen Schnitzern, die in den Werften arbeiteten, verziert,-also von Provis. Ich finde du solltest stolz sein, dass du so ein wunderschönes Modell geschaffen hast und wenn du Werftmodelle vergleichst wirst du feststellen, dass auch nicht alle die gleiche Qualität bei den Dekorationen haben. Da sind einige dabei die deine Schnitzarbeit nicht erreichen. Ich weiß aus Erfahrung, dass nach der Fertigstellung eines Modells meist nur die Dinge auffallen die man hätte besser machen können, aber nach einiger Zeit fist du feststellen, dass du großartige Arbeit geleistet hast und und du wirst dein Modell mit Freude betrachten.
Liebe Grüsse Willi (schifferlbauer)
Mut ist - wenn man die Angst durch eigene Kraft überwindet.
Beneidenswert schön geworden. Zudem war es eine mutige Entscheidung so ein schwieriges Projekt anzugehen, insbesondere wegen der Vielzahl von Dekorationselementen, die Du mit Bravour gemeistert hast. Davor habe ich einen sehr großen Respekt.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner