Hallo zusammen Danke euch für die schönen Worte und allen für das Gefallen. Heute zeige ich euch eine Besonderheit, an der "Bagienrah, Kreuzrah, Unterrah" oder wie das Stengelchen am Besanmast auch heißen mag?! Ganz schön verwirrend manchmal, wenn ich versuche in einschlägiger Literatur der originalen Bauweise näher zu kommen. Wenn ich nun das alles richtig interpretiert habe, wurde an dieser Rah kein Fall gefahren, da diese nicht gefiert wurde. Die Rah wurde mit einem Hanger, der über das Eselshaupt gelegt war aufgehängt. An der Rah selbst, war ein Auge eingebunden. Folglich war dann auch kein Rack vorhanden, das man von Deck aus lösen konnte. Das Rack wurde in der gleichen Weise angebunden, wie das Blinderack. Das alles war eine ganz schön fuzzelige Angelegenheit und ich hoffe, wenn ich den "Marquardt" und "Mondfeld" richtig verstanden habe, das es so richtig ist. Warum man dies Rah nicht gefiert hatte, erschließt sich mir nicht. IMG_7408.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_7417.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_7422.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_7423.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_7424.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) So, als nächstes kommt dann die Marsrah dran. IMG_7406.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Grüße Jarno
Hallo Jarno, Die Kreuzrah trägt kein Segel und wird nur/ und zum Spreizen des Besanmarssegel gebraucht. Daher braucht die Kreuzrah kein Fall. Wenn ich mich nicht irre. Lieben Gruß Frank
Danke Frank Das leuchtet irgendwie ein. Habe mir gerade ein paar Bilder von Modellen aus dieser Zeit angesehen und da war tatsächlich nirgends ein Segel angeschlagen. ...kann es damit zusammen hängen, mit dem Segel (weiß nicht wie es heißt) das an den Gaffeln angeschlagen war. Wenn der Wind auf die Seite dieses traf, hätte ein Segel an der Kreuzrah evtl. zu einem Windstau geführt?
Ein Windstau wäre bei einem Segelschiff nicht unerwünscht. Bei Briggs (vollgetakelter Zweimaster) und Schnauen (hatte hinter dem Kreuzmast noch einen dünneren Mast, an dem die Gaffel und der Baum geführt wurden) gab es durchaus ein Segel an der achterlichsten Unterrah. Sein Fehlen scheint für eine Vollschiff- oder Fregatttakelung spezifisch gewesen zu sein. Über die Gründe könnte ich aber nur spekulieren.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Eventuell ein Rudiment des Lateinersegels. Nach dem Wegfall des vor dem Mast gefahrenen Teil des Segels wurde die komplette Rute ja sogar noch eine Weile behalten, da sie als Ersatzrah dienen konnte.
es ist so, wie Daniel vermutet: solange der Besan die Form eines Lateinersegels hatte, konnte an der Bagienrah kein Segel gefahren werden. Nach der endgültigen Einführung der Gaffeltakelung hat man es offensichtlich bei Kriegsschiffen nicht für notwendig erachtet, diese Rah mit einem Segel auszustatten. Auf Handelsschiffen mit Vollschifftakelung trug auch die Begienrah ein Segel.
Das Rack der Bagienrah als Schlingenrack auszuführen hat zwei grundlegende Nachteile. Wenn das Rack nicht gelockert werden kann, ist es nicht möglich, die Rah bei einem hohen am-Wind-Kurs auf die leeseitigen Unterwanten zu legen. Andererseits wäre es auch nicht möglich, die Kreuzmarsstenge zu fieren, ohne das Schlingenrack völlig zu lösen. In diesem Fall hätte die Rah keinerlei Verbindung zum Mast mehr und würde frei schwingen – eine Situation, die sicher nicht erstebenswert ist.
Für die Untermasten der "Victory" beschreibt Hackney ein bewegliches Rack mit Führungsleine. Die Beschreibung klingt etwas kompliziert, das System ist jedoch sehr einfach und effizient. Die ausführliche Beschreibung bezieht sich auf den Fockmast. Ich zitiere teilweise aus Noel C. L. Hackney: HMS Victory, Delius Klasing & Co., Bielefeld 1989, S. 66 und 77, wobei ich den an die Gegebenheiten am Besanmast angepaßen Text jeweils kursiv gesetzt habe:
Zwei 5-Zoll-Taulängen werden mit je einem Auge versehen. Die eine Länge wird auf Backbord über die Rah, vorn durch die Rackklampe, unter der Rah hindurch und wieder nach oben geführt. Wo sie sich hinter der Rah kreuzt wird ein Zeising aufgesetzt, aus dem nach oben gerade noch das Auge herausragt, während das andere Ende nach unten hängt. Die andere Länge führt man auf Steuerbord von unten durch die Klampe und zeist sie auf der Rückseite der Rah umgekehrt zusammen. Hier muß also das Auge nach unten und das andere Ende nach oben aus dem Zeising herausragen.
Nun erhält ein 2-Zoll-Tau ein Auge. Ein kurzer 2-Zoll-Stropp wird durch das Auge geschoren und erhält dann an jedem Ende ein Auge. Je ein Racktau wird nun durch je ein Auge dieses Stropps geschoren, hinter dem Mast herum und durch das Auge des anderen Racktaus geführt.
Zwei 9-Zoll-Doppelblöcke werden so eingestroppt, daß sie oben einen Hundsfott haben, an dem jeweils das Racktau eingebunden wird. Zwei 9-Zoll-Einfachblöcke werden an den entsprechenden Augbolzen an Deck eingehakt. Die Taljen aus 2,5-Zoll-Tau werden von den Hundsfotts der Einfachblöcke aus geschoren und an Belegnägeln am Nagelband belegt. An der hinteren Quersaling des Besanmars wird ein 7-Zoll-Einfachblock befestigt, das 2-Zoll-Tau hindurchgeschoren und zur Beting hinter dem Besanmast geführt und dort belegt (Nagelband und Belegpunkt der Führungsleine beziehen sich auf die "Victory"!).
Auf die Situation am Besanmast der "Vanguard" bezogen, bei der die Beting vor dem Mast angebracht ist, würde es sich anbieten die Einfachblöcke der Racktalje an den beiden der Beting nächstgelegenen Augbolzen rechts und links des Mastes einzuhaken. Da der Besanmast nicht, wie der der Victory, mit einem Nagelband ausgestattet ist, könnten die Läufer der Racktaljen entweder auf der Beting, an zwei auf der Vorderseite des Mastes angebrachten, etwa in Richtung 10 Uhr und 2 Uhr weisenden, Klampen oder am Haken der Einfachblöcke, also auf sich selbst, belegt werden. Der Läufer des Führungstaus könnte an einer mittig (6 Uhr) auf der Rückseite des Mastes angebrachten Klampe belegt werden.
Nachfolgende Skizze soll die Funktionsweise des Racks verdeutlichen (Ansicht von achtern):
Die Ausführung des Hangers der Bagienrah und die vielen anderen Details sind wieder einmal ein Augenschmaus und mit den Bildern ganz toll dokumentiert. Ich freue mich schon sehr, die weiteren Fortschritte beim Bau mitverfolgen zu können.
Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende, Jürgen
Hallo miteinander. Danke für eure Kommentare, die habe ich richtig aufgesaugt. Sehr lehrreich alles! Jürgen, ich habe mir nochmal Gedanken gemacht, zu meinem Taurack. Mir ist schon an meinem Modell aufgefallen, das wenn ich die Rahe drehen möchte, sie schon bei einem relativ kleinen Winkel an dem Want anliegt. Irgendwie hatte ich das Gefühl, man müsste beim starken Brassen die Verbindung zum Mast etwas lockern, um einen größeren Anstellwinkel zu erreichen. Ich habe nochmal im Marquardt nachgelesen. Er schreibt, zumindest weisen Modelle darauf hin das bis etwa 1770 ein dem Blindetaurack ähnliches gefahren wurde und danach ein einfaches Trossenrack. Die von dir dargelegte Beschreibung hatte ich so an der Fock und Großrah ausgeführt. Ich habe mal versucht es mit ein paar Bildern einzufangen. Das ist mir aber nur bedingt gelungen. Da die Schlingen kaum noch zu sehen sind. Sie sind aber original ausgeführt da. IMG_7433.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_7436.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_7440.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Ich habe mich dann entschlossen das Taurack zu entfernen. Hier liegt es nun, kaum noch als solches zu erkennen. IMG_7426.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Ich habe es dann durch ein einfaches Trossenrack, wie es Marquardt beschreibt hergestellt. Die Belegung habe ich so ausgeführt (bei einem einfachen, auch nur einseitig) wie es Jürgen beschrieben hat. 20210523_201009.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_7430.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_7432.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Ich wünsche euch allen noch eine schönes Wochenende Grüße Jarno
das Schlingenrack der Großrah und seine Führung ist auf den Bildern gut zu erkennen. Für einen 74er wie die "Vanguard" wird ein einfaches Rack an der Bagienrah wohl genügt haben. Sehr schön umgesetzt und der Brasswinkel der Bagienrah läßt sich durch lockern des Racks nun auch leicht vergrößern.
Noch etwas anderes: beim Betrachten der Bilder ist mir aufgefallen, daß in den Pfosten der Großmast- und Besanmastbeting keine Scheibgatts vorhanden sind. In den Pfosten der Großmastbeting sollten wenigstens zwei Scheibgatts eingelassen sein, durch die jeweils die Fockrahbrassen und die Großmarssegelschoten geschoren werden. Die Beting am Besanmast sollte wenigstens ein Scheibgatt aufweisen, durch das die Kreuzmarssegelschoten geführt werden. All dies waren starke Taue, die unter hoher Spannung standen und an entsprechend stabilen Belegstellen belegt wurden. Das waren meist die Köpfe der Betingspfosten.
Ich kenne den Bauplan, nach dem Du arbeitest nicht, aber ich habe noch kein Schiff oder Schiffsmodell gesehen, bei dem in den Betingspfosten keine Scheibgatts eingelassen wären. Wie auf dem Bild in #136 zu sehen ist, sind die Pfosten der beiden Fockmastbetinge ja mit Scheibgatts ausgestattet. Schau da vielleicht im Belegplan nochmal nach, ob an den Betingen des Groß- und Besanmastes wirklich keine Scheibgatts notwendig sind.
Weiterhin gute Fortschritte bei den Takelarbeiten und
Hallo Jürgen Auf meinem Takelplan sind an keiner der Betinge Scheibgatts eingezeichnet! Wieder einmal ein Fehler des Zeichners. An der Fockmastbeting hatte ich damals welche eingearbeitet, weil ich es hier im Forum immer wieder gesehen habe. Hatte aber zur damaligen Zeit nicht die Literatur und den Weitblick es am Groß und Besanmast auch auszuführen. Vor einiger Zeit hatte ich es versucht, nachträglich die Scheibgatts herzustellen. Ich habe aber noch keine praktikable Technik dieses durchzuführen gefunden. Aber so wie ich mich kenne, wird mir noch was einfallen. ...Erstaunlich, was dir so alles auffällt! Du hast ein gutes Auge und auch das Wissen. Danke dir für die Hinweise und Erläuterungen, die sind für mich sehr lehrreich, bei Abänderung bin ich im Nachhinein immer zufrieden und natürlich auch etwas schlauer. Danke ...Grüße Jarno
Ich habe da mal eine Frage. Im Moment bin ich beim anbringen der Toppnanten an der Kreuzrah. Am Eselshaupt habe ich einen Spann mit Toppnantblöcken angebracht. Wenn ich jetzt die Toppnanten anbringe, laufen die meines Erachtens sehr stark übers Eck an dem ersten Want der Besanmarsstänge! Nun bin ich mir nicht ganz sicher, ob die Toppnantenführung so richtig ist, oder ob es auch noch eine andere Möglichkeit gibt? Habe mal zwei Fotos beigefügt, auf denen man hoffentlich sehen kann, was ich meine. Über eine Antwort würde ich mich freuen. Danke und Grüße Jarno
Eine andere Variante wäre, die Topnanten durch die Wanten, also zwischen zwei Hoofdtauen hindurch zu führen. Johann @archjofo hat vor kurzem noch den Einbau eines speziellen Doppelblocks gezeigt, der in der Nähe der Wurst zwischen zwei Hoofdtauen eingebunden wird. Eine Scheibe von diesem Block dient der Topnantführung. Es war also durchaus üblich, das so zu machen. Bei Johann ging es allerdings um die Marsrah. Deine Version ist aber auch ok, beim Brassen mussten die Topnanten eben gelockert werden.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
die Führung der Toppnanten ist so schon richtig. Ich ziehe ja immer gerne die "Victory" als Referenz heran und bei ihrer Besanmars ist das erste Marsstengewant auf der Seitenkante der Marsplattform (rote Linie) etwa auf 2/3 von achtern (Pfeil) positioniert und somit auf Höhe, bzw. nur wenig weiter vorn als die Vorderkante des Besanmast-Topps (hellgrüne Linie). Da der Spann für die Toppnantblöcke vor dem Topp des Besanmastes angebracht ist, liegen die Blöcke automatisch etwa auf einer Ebene mit dem Want oder sogar leicht davor, weshalb die Toppnanten das Want höchstens nur leicht streifen.
Wenn Du aber mal in Bernds Baubericht über seine "Pandora" schaust (7. Bild in #131), siehst Du, daß der Knick in den Toppnanten sich auch trotz etwas weiter achtern positionierter Wanten wohl nicht ganz vermeiden läßt.
Da Du an der Position der Wanten nun nichts mehr ändern kannst, wäre eine Möglichkeit, das Rack der Begienrah etwas zu lockern, wodurch diese etwas nach nach vorn kommt und der Knick in den Toppnanten vielleicht nicht mehr so prominent erscheint. Wenn der Knick Dich zu sehr stört, wäre eine andere Möglichkeit, vorn am Eselshaupt (braune Linie) zwei Ringbolzen (roter Kringel) anzubringen und die Toppnantblöcke dort einzuhaken (wäre dann historisch gesehen halt nicht so ganz korrekt).
Vielleicht solltest Du es aber auch einfach so lassen, wie es ist. An die Rahen werden ja noch einige Leinen angeschlagen, sodaß der Knick in dem Leinengewirr gar nicht so sehr auffallen wird.
Auf der Abbildung in Bernds Bericht ist ebenfalls gut zu erkennen, daß der Hanger der Bagienrah durch die kleine Öffnung vor dem Gatt der Marsstenge durch die Marsplattform geführt wird. Dies hat den Vorteil, daß die Rah bei gelockertem Rack automatisch so weit vom Untermast freikommt, daß die Marsstenge durch die von den Leinen des Racks gebildeten Öffnung gefiert werden kann.
Willi ...Die Toppnanten an den Marsrahen des Fock und Hauptmastes laufen bei der Vanguard auch durch einen Block der zwischen den Wanten eingebunden ist, so ähnlich wie es Johann auch gezeigt hat. Diese musste ich damals nachträglich anbringe (Geduldsarbeit!) Für die Unterrahen und deren Toppnantenführung sehe ich keinen Hinweis, das dies so gemacht wurde.
Michael ...Das anbringen von Ringösen, wie es Peter (@Windgesicht) an seiner Constitution gemacht hat und Jürgen auch als eine Möglichkeit vorschlägt, müsste ich mir noch überlegen, da ich bis jetzt keinen Hinweis auf eine solche Machart gefunden habe.
Jürgen ...Die Vorderkannte der ersten Jungfer liegt ca. 1mm vor der Kannte des Stengenfußes. Klar, das zu ändern, steht natürlich in keinem Verhältnis. Ich denke, ich werde im Moment alles mal so lassen, wie es ist. Evtl. wird es so, wie du ja auch sagst, das bei einem fortschreiten der Takelung, es gar nicht mehr so ins Gewicht fällt. ...Dein letzter Satz, regt allerdings schon zum Nachdenken an!
Zitat von jarno.knaus im Beitrag #194Das anbringen von Ringösen, wie es Peter (@Windgesicht) an seiner Constitution gemacht hat und Jürgen auch als eine Möglichkeit vorschlägt, müsste ich mir noch überlegen, da ich bis jetzt keinen Hinweis auf eine solche Machart gefunden habe.
Deine Zweifel sind verständlich, Jarno. Es ist auch nicht davon auszugehen, dass die Vorgehensweise bezüglich des Takelwerks bei Deinem britischen 74er mit der Art und Weise der amerikanischen Fregatten identisch wäre. Ich würde mich in Deinem Fall an der Ausführung aus der 'Anatomy of Nelson's Ships' von N. Longridge anlehnen. Die VANGUARD war doch auch eines von Nelson's Schiffen.
ORI Rahfall 3 (2).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)