Beginnend mit dem ( noch ) einfachen Stampfstock aus Beitrag #559, der aufgrund dessen stärkere Taue bei den betreffenden Stagen bekommt. Bei dem später 'gefahrenen' gegabelten Stampfstock ergab sich logischerweise eine andere Zugverteilung bei gleichen Belastungsverhältnissen bezüglich der unveränderten Vorstage.
So habe ich mich "erdreistet", anstatt der angegebenen Werte aus den vorliegenden relativ modernen Takelplänen für dieses Schiff aus dem 20. Jahrhundert (!) entsprechend stärkere Garne zu verwenden. Vorgabe 3" ( Umfang ) 0,24 mm dm (Modell), geändert in 3 3/4" ( Umfang ), 0,30 mm dm (Modell).
Die Augbolzen der Sprietrah für die seitlichen Laufstage (Jib Boom Guys/ Klüver- und Außenküver- Backstage) bekamen die entsprechenden Bänder.
Der Außenklüver zeigt in diesem Zustand noch eine leichte Biegung. Nach Takelung des noch nicht vorhandenen Fockmastes bzw. dessen oberer Stage ( Bram-/ Oberbram ) wird dies im Zug-/ Gegenzug- Prinzip wieder ausgeglichen.
Wenn Du den Beitrag Nr. 572 gelesen hast, hättest Du mitgekriegt das die Zahlenwerte für Dein Tauwerk aus den 1820 Jahren stammen!
Es freut mich trotzdem Deine interessanten Fortschritte zu bewundern, sowie die anscheinend für Dich doch brauchbare Tabelle voll im Einsatz zu sehen !?
Außerdem erfüllt mich etwas mit Besorgnis ---ich benötige wahrscheinlich eine bessere Lesehilfe ! Oder habe ich wieder an der falschen Stelle 'eingehakt' ? Auf dem 'Spar- and Rigging- Plan ( Taustärken- Umfang ) sehe ich die Jahreszahl 1906 vermerkt !
Stimmt schon dass der Plan von 1906 stammt, die Restauratoren jedoch dabei logischerweise auf die alten dokumentarischen Zahlenwerte von US - RIGGING TABLES aus den NATIONAL ARCHIVES zurückgegriffen haben.
Neuere Planzeichner des 20.Jh. wie George Campbell, Earl Geoghegan vom Smithonian Institute Washington, CMDR -ret. USN ,Martin, sowie unser Karlheinz Marquardt haben ebenfalls aus diesen Quellen geschöpft!
Du befindest Dich damit also wirklich in bester wissenschaftlicher Gesellschaft!
Der Real- ∅ der Wasserstage beträgt 65 mm ∅, am Modell sind es 0,66 mm ∅.
- nervig dabei war hauptsächlich, dass sich mein 'Crash- Arm' schmerzhaft zurückmeldete. Eigentlich sollten noch die Klüver- Backstage angebracht werden, um die gesamte Sektion fertigstellen zu können. Aber man hat sich aus besagtem Grund eine kleine Erholung verordnet und statt dessen den als nächstes auf dem Programm stehenden Untermasten die bereits beschriebene ( "Holz" )- Oberflächenbehandlung zukommen gelassen. Diese Farbzusammenstellung entspricht dem angestrebten Bauzustand des angestrebten Zeitraumes.
Da nun mit dem Takeln der Klüverbackstage begonnen wird, kommt die Sprietrah wieder in's Blickfeld.
Diese Sprietrah hat eine Konterbrasse ( die optisch wie ein Toppnant aussieht ), obwohl sie -so könnte man meinen- außer dem Spreitzen der Backstage zur seitlichen Stabilisierung des Klüvers/ Außenklüvers keine Funtion zu haben scheint. Ein Segel ( Blinde ) wurde zu diesem Zeitpunkt nicht mehr 'gefahren'.
Die Backstage werden durch auf der Sprietrah befindliche Augbolzen geführt. Das Ganze ist also 'beweglich'. Das lässt für mich den momentan noch unbelegten Schluss zu, dass durch Verstellen des Winkels der Rah und verlagerter Spannungsverhältnisse der Backstage mittels der Konterbrasse die Zug/- Druckverhältnisse am Klüver verändert werden können, dies könnte erforderlich sein, wenn seitlich einfallender Wind auf die betreffenden gesetzten Vorsegel ( Klüver, Außenklüver und 'Jäger' ) trifft und somit entgegengewirkt bzw. gestützt werden kann.
Zitat von tourville im Beitrag #592...obwohl sie -so könnte man meinen- außer dem Spreitzen der Backstage zur seitlichen Stabilisierung des Klüvers/ Außenklüvers keine Funtion zu haben scheint. Ein Segel ( Blinde ) wurde zu diesem Zeitpunkt nicht mehr 'gefahren'.
Für diesen Fall, so schreibt Klaus Schrage, gab es für die Blinderah stehende Topnanten. Irgendwie ist mir diese Angelegenheit noch etwas unklar: Beim Schrage ist nicht klar beschrieben, ob entweder "stehende" oder "laufende" Topnant oder "stehende" und "laufende" Topnant. In der zugehörigen Abbildung sind beide vorhanden. In AOTS Pandora sind ebenfalls beide dargestellt. Im Marquard werden in einer Abb. eines franz. Schiffes ebenfalls beide gezeigt. Unklar ist mir, wenn beide gleichzeitig vorhanden sind, die Funktion.
Gruß bernd
Edit: Ich habe noch mal nachgesehen: In AOTS Bellona und AOTS Victory sind ebenfalls beide vorhanden.
Ähnliches habe ich auch bereits festgestellt, Bernd. Manche 'Quellen' geben schon 'mal Rätsel auf. Aber in meinem Falle scheint es klar zu sein.
Ich meinte viel eher, ob meine Theorie bezüglich des Klüver- Stützens durch ein Anbrassen der Sprietrah und dadurch bedingte Spannungsverlagerung der Backstage gegeben sein kann. Aber eigentlich ist es unerheblich. Am weiteren Bau ändert sich dabei nicht, es war nur ein Gedanke, hervorgerufen eben durch diesen beweglichen Toppnant/ Konterbrasse. Oder man hatte die Konterbrasse ( Pseudo-Toppnant ) beibehalten, wahrscheinlich ein Relikt aus der Zeit, als noch die Blinde an der Sprietrah gefahren wurde.
Vorausschickend sei bemerkt, dass sie nicht sehr 'fotogen' sind, d.h. nur sie abzubilden 'macht nicht viel her'.
Die Backstage weisen gemäß den Vorgaben unterschiedliche Taustärken auf. Die beiden innen liegenden Stage queren sich auf dem Wege von der Sprietrah zum Bug- Schanzkleid. Um ein 'Schamfilen' zu vermeiden, wurde der darunter liegende Stag mit einem 'Tausendbein' aus braunem Garn versehen, mit einer Diamantfeile aufgeraut, da es aufgrund seiner Funktion nicht geteert sein durfte. Zudem gibt es zeitgenössische Darstellungen, bei denen die betreffenden Stage ( 4 ) bzw. deren Taljereeps sämtlich parallel laufend, am Schanzkleid angeschlagen sind. Es wurde die zweite mögliche Variante gewählt, wobei zwei davon in großen Augbolzen am Cathead befestigt sind.
Mir erschließt sich der Sinn der Führung über Kreuz nicht ganz, schließlich führt sie zu Nachteilen, die i.d.R. nur dann in Kauf genommen werden, wenn die Vorteile überwiegen. Genau die wollen mir aber nicht einfallen. Kannst Du dazu etwas sagen?
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Zitat von Willi im Beitrag #596Mir erschließt sich der Sinn der Führung über Kreuz nicht ganz, schließlich führt sie zu Nachteilen, die i.d.R. nur dann in Kauf genommen werden, wenn die Vorteile überwiegen. Genau die wollen mir aber nicht einfallen. Kannst Du dazu etwas sagen?
Genau erklären kann ich es nicht, Willi. Aber ich kann mir vorstellen, dass man sich vom 'Zug Über Kreuz' eine höhere Stabilität in diesem Bereich versprach, also in gewissem Sinne eine gewisse Takel- Statik.
Der 'schamhafte' Beginn der Bemastung des Schiffes -die Fockstenge-
Uner der Mars befinden sich die Zweischeibenblöcke für die Fockgordings und der Sprietrahbrasse. Das erhärtet meine Theorie aus # 592. Wozu brauchte es sonst die dort erwähnte Konterbrasse und nun ebenfalls die 'echte' Brasse, die am Fockstag und von dort unter der Mars und zur Belegbank geführt wird.
Doch, Peter, ich gucke immer. Bei jedem neu eingestelltem Bild. Deine Präzision und historische Genauigkeit versetzt mich immer wieder in Erstaunen, zumal Du Dich ja in einem sehr kleinen Maßstab bewegst. Ich könnte immer gefällt mir anklicken. Tolle Leistung. Auch toll Deine Unermüdlichkeit!
Gruß
Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!