Schön, Deine ganzen Erklärungen zu den Schwerpunkten, Willi! Das erinnert mich doch sehr an die Zeit zurück, als ich meine Segelscheine alle gemacht hab, damals musste ich das auch alles lernen... hab ich im echten Seglerleben aber nie wieder gebraucht, eine Auffrischung tut da richtig gut
Grüße, Joachim
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Zitat von schiffebastler im Beitrag #181...damals musste ich das auch alles lernen... hab ich im echten Seglerleben aber nie wieder gebraucht, eine Auffrischung tut da richtig gut
Hallo Joachim Das ist ja doch bemerkenswert. Ich habe nämlich nie einen Segelschein gemacht. Das Wissen um diese Dinge ist quasi nebenbei angefallen, weil ohne dem hätte ich wohl nie ein Modellsegelboot ans Laufen bekommen. Glücklicherweise ist das keine allzu schwere Kost, man kann sich recht leicht einfacher Bilder bedienen, um die Systematik zu verstehen (z.B. dieses für die Ermittlung des Lateralschwerpunktes oder das Stehaufmännchen).
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Na ja, das ist der Unterschied zwischen Bauen und Fahren, während für Ersteres die Kenntnis und Berücksichtigung dessen von elementarer Bedeutung ist, geht man bei Zweiterem davon aus, dass der Konstrukteur sich das (hoffentlich) schon richtig überlegt hat und fährt halt damit.
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Zum 2. Advent wünsche ich zunächst einmal allen hier im Forum und ihren Lieben eine besinnliche Adventszeit. Besinnlich ist ein gutes Stichwort, ich selbst besann mich nämlich der Seitentaschen / Viertelgalerien meiner Fregatte. Dabei stand ich zunächst einmal vor demselben Problem wie Kati hier, auch bei mir ging es darum, ob man sich die Seitentaschen als Erker oder als Flachrelief vorstellen muss. Die Planzeichnung von Chapman lässt beide Varianten zu: Seitentaschen2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Meine Zeichnung basierte noch auf der Annahme, dass es wohl eher ein Erker gewesen sein müsste, da oftmals hier der Abort der Herrschaften untergebracht war und unter dem ganzen Geschnitzel die Köttelrutsche verborgen wurde. Seitentaschen.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Allerdings kamen mir bei der intensiven Beschäftigung mit dem Teil dann doch Zweifel, ob das wirklich so gewesen sein soll. Eine Struktur, wie Chapman und letzlich ja auch ich gezeichnet haben muss ja im Original auch durch die Zimmerleute umsetzbar sein und genau an diesem Punkt war ich mit meiner Vorstellungskraft am Ende. Ich hatte beim besten Willen keine Idee, wie eine solche Form mit Balken und Brettern wasserdicht und seefest umgesetzt werden soll, ohne sie aus einem Stück zu hauen. Ist da Chapman etwa die Phantasie durchgegangen oder habe nur ich ein gerütteltes Maß eben davon zu wenig?
Wie auch immer, für die Umsetzung der Seitentaschen am Modell kam es mir also darauf an, die Zeichnungen so zu lesen, dass das, was ich am Modell verwirklichte, auch im Original umsetzbar sein könnte. Dabei kam dann eine recht freie Interpretation von Chapmans Zeichnung heraus, die weder ein richtiger Erker ist, noch wirklich als Flachrelief bezeichnet werden kann. (Das Portrait in dem Kranz über dem mittleren Fenster gefällt mir noch nicht so gut, das wird wohl noch einmal neu gemacht.) 101_2706.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Übrigens, einmal mehr galt meine Bewunderung und Hochachtung Alexander und seiner Sphynx. Während ich mit zittrigen Fingern und Birnenholzleisten 1 x 1mm ein nur einigermaßen akzeptables Fensterkreuz hinbekommen habe, sind seine ein Muster an Präzision mit Leisten, die nur halb so stark sind . Wenn Ihr also die Zeichnungen mit meiner Umsetzung vergleicht und Euch vielleicht fragt, warum da Schnitzereien sind, wo sie laut Zeichnung eigentlich nicht hingehören, dann deshalb, weil mit Ihnen die verhuddelten Ecken der Fensterrahmen kaschiert werden sollen
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Wenn ich mir andere Nationen anschaue, hätte ich bei dieser Schiffsgröße immer mehr zu reiner Optik tendiert, evtl, mit einem kleinen Fensterchen im oberen Teil der Fensterfakes. Als Abort ist es in dieser Größe nicht nutzbar, da passt keine Person mit Umbauung hinein.
Danke noch für das Gespräch, hat mich riesig gefreut, weiterhin frohes Basteln, Daniel
Hallo Willi, erst einmal großes Kompliment für die äußerst gelungene " quarter badge"! Wieder eine gekonnte Umsetzung von Chapman´s Plan mit hervorragenden Feinheiten (Zierelemente)! Wenn ich Laughton (Old Ship Figure-Heads and Sterns, S. 171) richtig verstehe, waren die "quarter badges" lediglich Fenster mit besonders herausgearbeiteten und verziertem Rahmen, ursprünglich viereckig (17. Jh.), später rund oder oval (18.Jh.) und, mit einigen Ausnahmen, auf Schiffe mit ungefähr 500 tons abwärts beschränkt. Mit dem dekoriertem Rahmen wollte man die Galerie größerer Einheiten nachahmen (badge = Sinnbild), denn ein schmuckloses Fenster in Höhe der Kapitänskabine entsprach nicht den damaligen Vorstellungen . Bis auf die hervortretenden Dekorelemente und Rahmen waren sie jedoch nicht als Erker ausgebildet, sondern flache Dummies. Insofern stimmt Dein Entwurf durchaus. Wie Daniel schon richtig anmerkte, gab es daher keinen Platz für einen Abort.
Vielen vielen Dank, das sind genau die Informationen, die ich mir erhofft hatte und wenn die dann auch noch besagen, dass ich aus Versehen alles richtig gemacht habe...na, um so besser. Das mit den ovalen Fenstern ist noch nicht ganz ad acta gelegt, solange die quarter badges noch nicht am Rumpf angebracht sind, könnte ich sie ja vielleicht mal versuchen. Damit wäre ich dann noch etwas näher an Chapmans Entwurf und wenn's nichts wird, habe ich dann ja immer noch die hier gezeigte Version. Mal seh'n.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Hallo zusammen Quarterbadges die Zweite: Wesentlich näher an Chapmans Zeichnung mit gerundeten Fensteröffnungen und etwas dezenterer Schnitzerei kommt diese Version der Quarterbadges meiner Ansicht nach etwas gefälliger daher.
101_2710.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Weniger ist eben doch manchmal mehr. Das Portrail in dem umrankten Ausschnitt über den Fenstern ist jetzt auch zu meiner Zufriedenheit gelungen. Hier habe ich mal mit der Wirkung von Gesichtsfalten experimentiert.
Mit bloßem Auge ist davon nichts zu sehen, daher konnte ich da relativ unbelastet ans Werk gehen. Was noch fehlt, sind je ein Akantusblattstrauß über den Blumen auf den Säulen zwischen den Fenstern. So viel für heute.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
ich fand die erste Version der Quarter Badge schon richtig gut, aber Version 2 legt in der Tat noch eine Schippe drauf. Besonders der Kopf, der schaut zwar auch bei Chapman mit der fliehenden Stirn nicht ganz so gefälig aus, aber man kann Chapman's Fehler ja auch mal ausbügeln Kopf 2 ist aus meiner Sicht definitiv der Bessere.
Danke Euch beiden. Der Kopf, den Chapman gezeichnet hat erinnert mich an ein Gemälde, auf dem der abgeschlagene Kopf von Louis XVI nach seiner Hinrichtung dem Volk vom Henker gezeigt wird..., schon aus dem Grund habe ich ihn ein bisschen variiert.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
mir gefällt das sehr gut. Sehr feine Dekorationselemente. Aber auch die erste Fensterform hatte was für sich. Ich weiß nicht, ob das noch geht. Aber vielleicht könnte man testweise auch ein engeres Sprossenmuster probieren? Der zweite Kopf gefällt mir definitv besser, obwohl der erste näher an Chapmans Vorlage war.
Ich hab mir nochmal Chapmans Zeichnung angeschaut. Was, wenn die beiden Fenster spiegelbildlich die gleiche Form haben und nur wegen der perspektivischen Verzerrung auf der Zeichnung ungleich aussehen? Nur als Denkanstoß.
Aber wieder sehr schöne Schnitzereien. Das Schiff würde ich nicht ins Wasser setzten - aber ich wiederhole mich...
Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Hallo Alexander Erst mal vielen Dank für Dein Lob und auch Deine Kritik. Vieles, von dem was Du anführst, ist mir auch schon durch den Kopf gegangen.
Zitat von Foxtrott im Beitrag #193 Aber vielleicht könnte man testweise auch ein engeres Sprossenmuster probieren?
Die Versuchung ist in der Tat sehr groß, zumal Chapman hier keinerlei Vorgaben macht, man also insofern freie Hand hätte. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass das Schiffchen zwar wie eine "ausgewachsene" Fregatte aussah, tatsächlich aber rund 40 bis 50 Fuß kleiner war, nämlich nur 77'. Den von mir gewählten Sprossenabstand auf das Original hochgerechnet kämen da 20 cm heraus. Kleiner würde ich den Abstand von Fenstsprossen ohne Not kaum annehmen wollen (an meinem Gartenpavillion sind es 30 cm). Ist eben alles etwas kleiner an dem Schiffchen...Hinzu kommt, dass insbesondere bei dem mittleren Fenster dessen Form die Position der Mittelsprosse bereits vorgibt. Nach meinem Geschmack sollten die einzelnen Scheibchen sich mit ihrerem Längen-Breiten-Verhältnis so weit wie möglich dem Quadrat annähern. Dann ergibt sich die hier gezeigte Aufteilung fast von alleine. Ein kleinerer Sprossenabstand würde zu länglichen, liegenden Rechtecken führen, das gefiele mir nicht.
Zitat von Foxtrott im Beitrag #193 Ich hab mir nochmal Chapmans Zeichnung angeschaut. Was, wenn die beiden Fenster spiegelbildlich die gleiche Form haben und nur wegen der perspektivischen Verzerrung auf der Zeichnung ungleich aussehen? Nur als Denkanstoß.
Da hast Du höchstwahrscheinlich Recht, jedenfalls gehe ich auch davon aus. Die Umsetzung ist mir insofern nicht ganz gelungen- erwischt. Das muss aber unter uns bleiben, das merkt ansonsten kaum einer...
Ich bin Dir übrigens sehr dankbar für Deine Kommentare. Deine Fragen bewegen mich dazu, nicht einfach darauf los zu bauen, sondern mir im Vorfeld auch solche Fragen zu stellen und mahnen mich zu mehr Sorgfalt. Ansonsten würde ich evtl. etwas zur Schludrigkeit neigen.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
"erwischen" wollte ich Dich nicht und das kann bei Deinem sehr perfekten Modell auch nie ein Thema sein. Aber der Plan von Chapman ist alleine doch recht wenig, was man in solchen Detailfragen erkennen kann. Er läßt halt einiges an Interpretationsspielraum - mit dem Du sehr gekonnt umgehst.
Grüße, Alexander
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