Lieben Dank für die netten Kommentare von Johann, Dirk und Joachim. Beste Dank auch für die Likes.
Weiter geht es mit den Ankern
Ich hab's nicht so mit der Metallbearbeitung, vielleicht stelle ich mich auch nur einfach zu deppert an solch ein Teil aus Messing auszusägen, oder ich habe nicht das richtige Werkzeug. Deshalb habe ich diese bei der Zulieferindustire in Auftrag gegegen.
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Für den Ankerstock habe ich zwei Leisten mit doppelseitigem Klebenband zusammengeklebt, auf der einen Seite eine Formschablone aufgebracht, in die Mitte ein Vierkantloch für den Ankerschaft gefräst und Löcher für die Bolzen gebohrt.
Die Unterseite wurde mit dem Tellerschleifer nach außen hin verjüngt, anschließend die beiden nun formidentischen Leisten wieder voneinander getrennt. In jede Hälfte des Ankerstocks habe ich einfachheitshalber außen in jedes Loch eine kleine Messingniet gesteckt, an der Innenseite den Überstand plangeschliffen und beide Hälften zusammengeklebt.
Ich werde insgesamt fünf Anker am Modell realisieren, einen kleinen Stromanker habe ich auf dem größeren Muringsanker verzurrt und schon mal probeweise auf der Fockrüste platziert.
Ich möchtes das Modell mit Segeln ausrüsten und habe mich schon vor einiger Zeit nach einem geeigneten Stoff umgeschaut:
- Bettlaken ist relativ grob und unregelmäßig gewebt - Innenzeltstoff leicht, hat aber auch eine grobe Textur - Cretonne, auch Fahnenstoff genannt, ist dicht gewebt und leicht körnig - Hemdenstoff hat eine sehr feine Textur, kann aber durchaus recht dick sein - Popeline ist ein hochwertiger Baumwollstoff für Blusen und leichte Hemden, sehr fein und dicht gewebt - ägyptische Baumwolle, mit eines der qualitativ hochwertigsten und leichten Bauwollstoffe, mit einer sehr feinen Struktur, ich hatte vor Jahren mal Stoff aus England bezogen und wollte auch für dieses Modell wieder dieselbe Quelle nutzen, leider habe ich diesmal derart dünnen Stoff erwischt, der nicht blickdicht war, ein Nachteil, wenn man ihn nicht angrabschen kann - last but not least Batist, den feinsten und leichtesten Baumwollstoff den ich bisher gefunden habe
ägyptische Baumwolle 70 g/m² ( von diesmal) [[File:IMG_9793.JPG]]
Batist [[File:IMG_9873.JPG]]
Nach einem PN-Gespräch für Segelstoff für das Zeesboot von @victory78, habe ich beim Batiststoff mal einen Cent auf das Tuch gelegt um die Anzahl der Fäden zu zählen.
Nehme ich Maschenweite = Fadenstärke zähle ich bei 16 mm Cent-Durchmesser 110 Fäden. Das ergibt eine Fadenstärke von 0,14 mm. Auf den Maßstab 1:50 umgerecht ergäbe das real 7 mm Fadenstärke. Zwar eigentlich für den Modellmaßstab viel zu dick, aber einen feineren Stoff habe ich nicht gefunden, also werde ich diesem Stoff nutzen.
Bei der Farbe habe ich mich für Sand entschieden, so haben die Segel einen leichten Beige-Farbton und sind nicht ganz so strahlend weiß.
Um Abweichungen im Fertigungsprozess ausgleichen zu können, werde ich die Segel vor den Rundhölzern anfertigen. Der Segelstoff wird ja noch mehrfach gewässert, vor dem Nähen gestärkt und erhält ein Liektau, was sich ggf. auf die Breite des Segels auswirken könnte und so kann ich später die Rahen genau auf Maß herstellen.
Schon für meine RC-Segler habe ich die Segel vor dem Nähen gestärkt. Das erleichtert das Aufzeichnen des Segelrisses sowie das Zuschneiden und verhindert die Faltenbildung entlang der Faltennaht.
Man muss nicht lang auf die Suche nach handelsüblicher Wäschestärke gehen, Tapetenleim ist eine ausgezeichnete Alternative. Ich habe 100 g Kleistermehl in 5 l Wasser angerührt, 15 Minuten quellen lassen, nochmals kräftig durchgerührt, den Segelstoff komplett in dem Kleister eingetaucht und dann über Nacht zum Trocken aufgehängt.
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Der Stoff ist dann so steif, als hätte man dickes Papier in der Hand. Man kann ein recht großes Stück anheben, ohne des es abknickt, es raschelt sogar wie Papier, dennoch bleibt es ausreichend flexibel.
Tapetenkleister bleibt auch nach dem Aushärten weiterhin wasserlöslich, so dass sich der Kleber rückstandslos mit handwarmen Wasser wieder aus dem Stoff herauswaschen lässt.
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Hier ein Vergleich mit einem Segel, dass ohne "Kleisterstoff" genäht wurde, deutlich ist der Faltenwurf zu sehen.
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Für die Segel habe ich mir Schablonen angefertigt. Mit dem Programm Inkscape wurde der gescannten Hoeckel-Plan vektorisiert und mit weiteren Quellen abgeglichen, um so z. B. Dopplungen einzeichnen zu können.
Die Papierschablonen schneide ich aus und übertrage den Segelriss auf den Stoff. Dazu verwende ich einen sog. Trickmarker, einen Faserstift mit dem ich Markierungen auf Stoff zeichnen kann. Die Farbe wird wieder unsichtbar, nach einer halben Stunde ist nichts mehr zu sehen was auch bedeutet, dass man immer nur ein Segel aufzeichnen kann und es dann sofort nähen muss.
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Wie oftmals üblich habe ich die Nahtstellen der Bahnen lediglich durch eine einfache Nähnaht angedeutet.
Ich habe erst einmal ein Probesegel genäht, um mir die Fertigungsschritte zu verinnerlichen und zu sehen wie das Endergebnis wirkt. Gut zu sehen ist, wie die Farbe des Wäschestiftes schon fast wieder veschwunden ist. Auch werde ich für die entgültigen Segel einen etwas helleren Faden verwenden.
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Nach dem Aufbringen der Nähte wird der Kleister ausgewaschen und der Stoff gebügelt.
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Mit Hilfe eines Stahllineals und einer Einwegspritz in die ich verdünnten Holzleim gefüllt habe, versiegle ich die Außenseiten der Segel. Mit einem feuchten Tuch verteile ich den Kleber nach außen von Segel weg und trocke es dann mit einem Bügeleisen.
Mit einem Klingenmesser trenne ich dann den überschüssigen Stoff an der Liekkante des Segels ab.
Das Liektau nähe ich per Hand an das Segel. Ich beginne mittig am Kopfliek des Segels. Da ich rechtsgeschlagenes Tau verwende, steche ich die Nadel oben in den Stoff, dann verläuft der Faden wie die Rillen des Liektaus.
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Ich nähe bis zur äußern Ecke des Lieks und forme dann eine Schlaufe für das Nocklegel. Ein Zahnstocher hilft dabei, dass alle Legel am Segel die gleiche Größe haben.
Nach 25 Stunden auf dem Segelboden sind alle Segel mit Liektaue eingefasst, ich glaub' nun ist der Respekt vor dem kommenden Knüpfen der "paar" Webleinen verflogen. Pillepalle, so what.
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Hallo Ros tocker-Andreas, feine Arbeit, verfolge ich schon seit Monaten in Deinem Logbuch und bin inspiriert worden, nach 29 Jahren wieder mal an den Schiffsmodellbau zu gehen, zumindest erstmal mehr als Restaurator "gebrauchter Schiffe", die man ja zu Kosten von 1/3 des Bausatzpreises fertig von den Abkömmlingen verstorbener Modellbauer bekommt. Die Jugend hat leider kaum noch ein Auge auf diese Handwerkskunst. So habe ich mir gerade eine "Wapen v. Hamburg" angeschafft, 1:50er auf Basis Corell-Bausatz in Top-Zustand von offensichtlich einer professionellen Auftragsarbeit für einen reichen Unternehmer, der verstorben ist und der Haushaltsauflöser für das Dickschiff nur 300 Ocken haben wollte. Da musste ich unbedingt zur Rettung nach Mölln ausrücken. (ich komme aus dem Raum Laage)
Das was mir besonders gefiel, ist, daß die Segel der WvH nicht wie fast überall weiß, sondern eher beige sind. Auch Quinger schreibt, daß es nie weiße Segel gab. Vielleicht ist der Tip hilfreich für Dich.
In meinem neuen Prachtstück sind in die Segel auch dünner Draht für die Bauchungen eingearbeitet. Ich beize die Segel vorher in Eiche hell und streiche sie mit Treppenlack. Die von mir noch ergänzten Fahnen kann man dann sogar mit Acryllack -nach Abkleben mit Malerkrepp- spritzen. Die Ränder der Segel/Fahnen lege ich einmal um und klebe mit Kontaktkleber ein Tau mit rein. Das äußere Liektau klebe ich dann auch mit Kontaktkleber auf die Kante, das näht sich dann besser.
Noch etwas fiel mir auf. Auf fast keinem Gemälde sind Reffbändsel zu sehen. Hoeckel zeigt auch bei der "Berlin" nur welche am Besansegel. Quinger hat bei der WvH aber die Bändsel mit eingezeichnet, die an meiner WvH fehlen. Wie seht ihr den Einsatz der Reffbändsel? Hatten die Schiffe welche oder nicht?
Willkomen in der Runde und danke für die deine Ausführungen.
Für die Segel habe ich schon einen extra einen leichten Beigeton genommen, das sie nicht ganz so "strahlen". In wie weit ich sie noch färbe, weiß ich noch nicht, ich ggf. noch mal mein Fotoarchiv konsultieren.
Zum Thema Reffbändsel habe ich schon diverse Quelle konsultiert. Soweit mein Kenntnisstand sind die Fußperde Voraussetzung zum Bergen der Segel mit Reffbändseln. Die hatte die Berlin (noch) nicht, auch bei weiteren zeitgenössische Plänen sind sie nicht vorhanden, dagegen sind auf den Rahen zahlreiche Ringe angebracht, für Zeisings oder sog. Rattenschwänze, wenn die Besatzung zum Bergen der Segel auf den Rahen saß.
Danke Andreas für die interessante Info zu den Reffbändseln. Da gehe ich davon aus, daß die WvH die auch noch nicht hatte, wr ja ziemlich gleicher Zeitraum. Gruß Tom
Der große Flaggenstock steht auf dem Hüttendeck. Der viereckige Stockpfosten wird durch ein Knie gestützt, das im Deck verbolzt ist. Zum Schleifen des Knies habe ich in ein Sperrholzbrettchen ein Loch gebohrt, in dem ich einen Zylinderschleifer versenken kann und so die Hände frei zum Führen des Werkstücks habe.
Auf dem Stockpfosten sitzt ein kleines Eselshaupt zur Führung des Flaggenmastes. Für die Fixerung des Eselshauptes habe ich am Topp des Pfostens ein Vierkant und in die Unterseite des Eselshauptes ein passendes Vierkantloch ausgearbeitet.
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Der Flaggenmast wurde verjüngt, am Knie Augbolzen für die Schot des Besansegels angebracht, der Flaggenknopf aufgesetzt und der komplette Flaggenstock auf dem Hüttendeck verklebt.
"Tout le monde connaît le nom du Vengeur, combien peu connaissent celui du Redoutable!" -- Auguste Jal, 1867 ----------------------------------------------------------------------------------------------
in work: La Belle POF 1/36 Le Redoutable POF 1/48 ; 74-Gun Temeraire-Class by Jacques-Noël Sané Bucentaure, POF 1/48; 80-Gun Bucentaure/Tonnant-Class by Jacques-Noël Sané (Projektierungsphase)
Heute noch ein paar Kleinigkeiten aus der Todo-Liste abgearbeitet. Die Arbeiten und Detaillierung am Rumpf sind dann soweit abgeschlossen.
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Ein paar künstlerischen Freiheiten habe ich mir gegönnt, die ohne riesen Stilbruch und so weit optisch ganz gut reinpassen. Nach einem Jahrzehnt Schaffenspause ich bin so weit sehr zu frieden. Handwerklich ist manches wie Fahrradfahren, anderes Sachen waren die berühmte Knobelecke.
Im Großen und Ganzen lief es mit nur ganz ganz wenig db-erhöhter Äußerung von Fäkelausdrücken, üblicherweise war ich komplett tiefenentspannt.
Masten und Bugspriet werden nun die nächsten Schritte sein.
Ich bedanke mich noch einmal für's Vorbeischauen, die netten Kommentare und die vielen Likes.