Ich heiße Andreas, Stapellauf 1964, seit Kindesbeinen maritim affine, durch den Vater bei der Hochseefischerei, meine eigenen 8 Jahre Fahrenszeit bei der Marine, als ehemaliger aktiver Seesportler das Seglen auf dem Kutter gelernt, ein bisschen Fan von holländischen Plattboden inkl. selber eine zeitlang Eigner einer Grundel etwas aus den 20-ern des letzten Jahrhunderts. Seit vielen Jahren mit und ohne Akkreditierung mit der Kamera auf verschiedenen maritimen Verantstaltungen unterwegs, ansonsten ein seit 5 Jahren ohne eigenes Auto passionierter Ganzjahresradler mit Touren- und Rennrad.
Eine Fregatte Berlin hatte ich 1987 nach Plänen aus dem Buch "Risse von Schiffen des 16./17. Jahrhunderts" aus der Blauen Reihe des Hinstorff Verlags gebaut. Habe ich einem Vereinskollegen und örtlichem Modellbauhändler geschenkt, bei dem es aus dem Ladengeschäft gestohlen wurde. Außer ein zwei SW-Aufnahmen ist nichts geblieben.
Wenn ich mich so zurück entsinne, war die damalige Materialbeschaffung in der DDR mit reichlich Kreativität verbunden:
- Deck und Beplankung aus sog. Tapetenleisten - Masten, Spieren und Rahen aus Rundhölzern von Sylvester-Raketen - "gedrechselte" Geländerstützen imitiert aus Luftgewehrdiabolos - Kanonenrohre mit Gipsformen und Lötzinn selbst gegossen - Figuren am Heckspiegel umfunktioniert aus Figuren eines Brettspiels - an dem Galion ein Löwenkopf aus dem Spielzeug-Zoo der Kinder gemopst - Segelstoff aus Bettlaken von der Oma genäht - Blöcke aus gebrannter Plastelin-Knetmasse - Leinen aus Nähgarn mit einer Handbohrmaschine gezwirbelt und mit Kerzenwachs "imprägniert" damit nix fusselt
Ich habe vor 10 Jahren mit einer kompletten Hobbyauflösung ein tabula rasa hingelegt und mich anderen schönen Dingen des Lebens zugewendet, bin allerdings online weiterhin aktiv geblieben unter dem Pseudonym Modellskipper und Schiffsspotter
Um die Jahreswende fiel mir in einem Kleinanzeigenportal der Baukasten einer Berlin ins Auge, ein Bausatz von Graupner aus dem Jahr 1970, preisgünstig inklusive Beschlagsatz und einem gefrästen Fertigrumpf. Ich dachte mir, nehme ich mal mit und leg ihn "auf Halde". Mal eben so, ohne gezielte Absichten, für die Rente kann ich mich ja schon mal eindecken.
Ich hatte ja auch keine Werkstatt mehr, noch nicht mal mehr einen kleinen Schraubstock, mein Maschinenpark war auf einen Akku-Schrauber beschränkt. Allerdings habe ich keines meiner Bücher weggeben und passend zur Berlin hatte ich ja diverse Publikationen aus der sog. "Blauen Reihe".
Dann hat es mich doch eine wenig gejuckt und ich bin recht schnell in den Bau des Modell eingestiegen. Es sollte nebenbei nur ein wenig "gebastelt" werden, ein zeitlich überschaubares Baukastenprojekt mit all seinen Vor- und Nachteilen. Den Anspruch zu einem Museumsmodell habe ich nicht, aber doch ein kleines Schmuckstück für die gute Stube, als Wiedereinstieg in die Modellbaumaterie.
Dank Corona-Kurzarbeit in der ersten Jahrsshälfte war auch reichlich Zeit vorhanden und der Bau schritt recht schnell voran, geplant war:
- aus dem Baukasten werde ich nur die notwendigsten Dinge verwenden, wie Rumpf, Verzierungen und Schmuckelemente - einige wenige Holzteile zum Komplettieren des Rumpfes und der Aubauten kommen zu Einsatz, ggf. auch zur Verwendung als Schablonen für die maßhaltige Fertigung eigener Komponenten oder zum Unterfüttern, - die Lafetten zum Bau der Geschütze aus dem Beschlagsatz werden modifiziert, Kanonenrohre aus Messing zugekauft, - das Takelgarn wird nicht benötigt, da ich die Taue nach Maß selber herstelle, - die auf Papier gedruckten Flaggen werden durch Stoffflaggen und das bedruckte Segeltuch durch leichten Batist ersetzt, - laut Bausatz ist keinerlei Beplankung vorgesehen, das Modell erhält jedoch eine Rumpfbeplankung aus Nussbaumholz und die Decks werden mit Linde realisiert, - der Rumpf bleibt im Echtholzlook und erhält keinen Unterwasseranstrich, - für Masten und Spieren habe ich noch ein ganz Konvult Ramin im Keller, weitere Holzdetails wie z.B. Betinge, Spill, Pumpe usw. mit Nussbaum, - soweit es die eigenen Fähigkeiten zulassen und die Werkstattausrüstung es ermöglicht, versuche ich Details möglichs selber herzustellen, werde mich aber auch bei der Zulieferindustire bedienen, wie das jeden anderen Werft auch macht
Ich werde also hier sukzessive die einzelnen Bauabschnitte veröffentlichen ...
Zuerst habe ich für die Bauphase einen Ständer angefertigt und einen Fehler am Bug des gefrästen Rumpfes mit der Raspel beseitigt.
Für den Kiel ist eine Nut vorhanden, das erleichtert die exakte Ausrichtung und für den ersten Blick habe ich testweise eine Pappschablone angefertigt. Anschließend den vorderen Teil in drei Abschnitte - Galionsscheg, Vordersteven und Greep - aufgeteilt auf Pergament übertragen und auf das Holzbrettchen geklebt.
Im Galionsscheg wurde die Position das Gat für die Bugsprietzurring anhand Abmessungen der späteren Schmuckteile ermittelt, die Löcher für die Fockhalsen gebohrt und die Teile zusammengesetzt, gedübelt und verklebt.
Als Sponung für die spätere Beplankung habe ich eine schmale Leiste auf die Hinterseite des Stevens geklebt. Als Nächstes den Unterspiegel beplankt und am Heck verklebt. Der Kiel wurde mit Firnis feucht verschliffen, so dass die Fugen mit Schleifstaub zugespachtelt werden konnten.
Vor der eigentlichen Kiellegung wurde die traditionelle Münze unter dem Hauptmast auf den Kiel gelegt. Der Nostalgie wegen, habe ich einen Pfennig von 1987 genommen, das Jahr, als ich die erste Berlin gebaut habe.
Vor der Beplankung des Rumpfes habe ich die Stückpforten - realisiert. Dafür waren diverse Holzrahmen mit quadratischen Öffnungen notwendig.
Ich habe ein "Quadratrohr" hergestellt, von dem die Rahmen einfach scheibchenweise abgeschnitten werden konnten. Ein Kunststoffprofil wurde als Klebehilfe und Abstandshalter für die Kreissäge genutzt. Damit die Holzleisten nicht an dem Kunststoffprofil kleben bleiben, wurde es in dünne Frischhalltefolie eingewickelt.
Vor der Beplankung erfolgt das Komplettieren des mit dem Verkleben der Teile des Schanzkleides
Ich beginne mit den Stückpfortenrahmen und Füllhölzer. Dazu wurde eine Hilfsleiste an der Rumpfaußenseite mit Klammern fixiert, damit die zu klebenden Teile bündig mit der Rumpfaußenseite abschließen. Frischhaltefolie verhindert das Festkleben der Leiste.
schade für die erste Berlin. Aber jetzt gehts ja recht flott voran. Spendierst du der Fregatte auch eine Beplankung? War ja im Bausatz eigentlich nicht vorgesehen.
Wünsche dir gutes Gelingen!
Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Für die Beplankung der Decks habe ich einen Plan für das Deckslayout erstellt, um später die Planken so verlegen zu können, dass Plankenstöße möglichst auf den (imaginären) Decksbalken liegen, insbesondere an Luckeneinfassungen, Decksöffnungen und Mastleibungen. Ebenso um sog. "Leistenstummel" vermeiden zu können.
Da eine Rumpfbeplankung beim Baukastenmodell nicht vorgesehen ist, wird der Rumpf mit Außenplankung etwas breiter. So musste das Schanzkleid entsprechend verjüngt und die Breite das Originaldecks angepasst werden. Ich habe zwei überlappende Pappschablonen auf Maß gebracht, in der Mitte zusammengeklebt und auf das Baukastendeck übertragen.
Die eigentliche Beplankung beginne ich mit dem Wassergang und passe ich die Leiste der Biegung mit Hilfe der Formspitze und biege sie nach und nach in die benötigte Form. In kurzen Abständen fixiere ich die Leiste mit Stoßnadeln.
Zwischendurch benetze ich die Leiste ggf. immer wieder ein wenig mit Wasser, denn ich brauche etwas Dampf zum "Aufweichen" des Holzes um die Leiste in Querrichtung biegen zu können.
Schon mehrfach habe ich Decks mit Kalfaterung realisiert und die Verwendung von Pappe ist meine favorisierte Variante.
Bei einer schwarzen Kalfaterung ist mir der Farbkontrast zu den hellen Decksleisten immer zu groß, deshalb nutze ich gern graue Pappe, das ergibt später nach der Firnisbehandlung einen Farbton in Richtung anthrazit.
Gehe ich davon aus, dass die Fuge zwischen den Planken im Original etwa 1 cm beträgt, verwende ich Pappe mit einem Stärke von 180 g/m², was der Dicke von 0,2 mm enstpricht und perfekt für den Maßstab 1:50 passt.
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Ich schneide die Leisten mit etwas Überlänge zu.
Ein paar Leisten werden mit Klammern fixiert, ein Streifen Pappe mit verdünntem Holzleim eingestrichen und das Leistenpaket auf die geleimte Pappe gedrückt. Die Klammern sind nur dazu da, dass sich das Leistenbündel einfacher auf die Pappe legen lässt, sie werden dann gleich wieder entfernt.
Die Pappe wird nun auf mittlerer Stufe aufgebügelt, der Leim bindet so recht schnell an.
Noch im warmen Zustand lege ich die Leisten auf ein Rundholz oder dicken Filzstift und spreize so die Leisten auseinander damit diese nicht untereinander verkleben.
Die überstehende Ränder der Pappe werden an alle Seiten mit einem Klingenmesser entfernt. Man erhält so einen sauberen Leistenblock.
Nun nimmt man eine halbe Rasierklinge, spreizt die Leisten etwas auseinander und steckt die Klinge in den Zwischenraum, stellt das ganze Paket auf die Stirnseite und zieht mit beiden Händen die Klinge nach unten. So erhalte ich sehr sauber beschichtete Leisten.
Ich übertrage die Linien der Plankenstöße auf das Deck, fixiere als Anschlag ein Lineal und klebe die erste Planke mit Holzleim auf. Das Holz wird, wie schon beim Wassergang, wieder aufgebügelt. Abschließend entferne ich die noch weichen Kleberreste mit einer Klinge.
Es folgen die nächsten Gänge. Vor dem Aufbringen einer Folgeleiste eines Plankengangs klebe ich auf den Stoß noch ein kleines Stück Kalfaterungspappe. Ich bügle dann immer mit Druck in Richtung Mitte, also zu den schon verklebten Leisten und gegen den Plankenstoß einer Planke desselben Gangs. So presse ich die Leisten in ihre Position und kann sie möglichst spaltfrei aneinander setzen.
Nach der kompletten Beplankung wurde das Deck mit Firnis feucht verschliffen und zu Probbe schon mal in den Rumpf gelegt um zu prüfen, dass die Kanonen auch mittig aus den Stückpforten rausschauen. Die Kanonen sind zu diesem Zeitpunkt schon fertiggestellt, näheres dazu später.
Ja, ich weiß, ein kontrovers diskutiertes Thema. Kurz und knapp: Ich baue als Laie ein Replik in 1:50 und schaue wie Profis dasselbe bei einem Replik in 1:1 realisieren.
Da mein "Lieblingsreplik" - die Shtandart - durchaus noch in die Zeitepoche passt, nehme ich es gern als Studienobjekt:
Ich habe schon immer mal wieder verschiedene Varianten genutzt von Zahnstocher (1) über Schleifstaubfüllungen (2) bis hinzu gezogenen Dübeln und kannte die Wachsmethode (3/4) bis dahin noch nicht. Alle Varianten vor noch einmal probiert
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Zunächst habe ich Dübellöcher mit einem Durchmesser von 0,8 mm gebohrt. Dazu habe ich mir eine Bohrschablone aus Plexiglas angefertigt. Darauf einen Plankengang eingeritzt und mit einem Permanentmarker farblich hervorgehoben. So sehe ich die Plankengänge auf dem Deck und kann die Schablone gut ausrichten. Ein Stahlineal mit Klammern am Deck fixiert. Abschließend habe ich die Bohrungen mit Schmirgelpapier entgratet und die Löcher noch einmal vorsichtig mit einem Dorn abgerundet.
Das Wachs in einem leeren Teelichtbehälter über einer Flamme erwärmt und im flüssigen Zustand mit einem Pinsel in die Bohrungen getupft. Abschließend das überschüssige Wachs mit einem Klingenschaber abgezogen und nach dem kompletten Verdübeln noch einmal mit dem Fön erwärmt, damit sich das Wachs gut in den Löchern verteilt.
Nach der Beplankung des Decks noch das Süll der Ladeluke und des Kabelgatts sowie Abdeckbretter der Ladeluke und Spillfundament angebracht, dann konnte das Hauptdeck mit dem Rumpf verklebt werden.
Nach der Fertigstellung des Hauptdecks wurde für die Oberdecks der Rumpf mit dem Schanzkleid auf der Back und die achtere Hütte komplettiert, größeren Fugen verspachtelt und alles sauber verschliffen. Zum Schutz vor Verunreinigungen und Beschädigungen während der folgenden Bauphasen wurde das Deck mit Malerkrepp abgeklebt.
Für den Einbau der nächsten Decksebene sollten sichtbare Decksbalken mit Balkenbucht realisiert werden. Für so etwas bevorzuge ich die Technik der Formverleimung.
Dazu kopiere ich mir den entsprechend Teil des Bauplans, klebe diesen auf ein Stück Sperrholz, bohre Löcher entlang der gebogenen Linie und stecke von der Unterseite aus Nägel durch. Wenn das Bohrloch 1/10 mm kleiner als der Nageldurchmesser ist, halten die Nägel von allein.
Entsprechend der Balkendicke verleime ich mehrere dünne Furnierleisten miteinander, fixiere das Leistenpaket mit Halteklammern an den Nägeln und lasse den Kleber aushärten. In diesem Fall bei der Verwendung eines recht dunklen Holzes, sind die Schichten nach dem Schleifen kaum zu erkennen.
Nach der Beplankung wurde das Gatt für den Kolderstock, die Mastleibung und das Luk zum Niedergang eingearbeitet. Zur weiteren Detailierung wurden noch zwei kleine Kanonen und die Treppe für den Niedergang angefertigt. Das Kampanjedeck bleibt vorerst noch herausnehmbar, da unter dem Deck später noch zwei Kanonen aufgestellt und betakelt werden müssen.
Nach dem Einsetzen des Decks konnten auch die letzten vier Stückpforten eingearbeitet werden. Die Füllrahmen sind wieder in der oben beschriebenen "Scheibchentechnik" hergestellt.
Der gefrästen Fertigrumpf des Baukasten ist von Hause aus nicht für eine Beplankung vorgesehen und sollte ursprünglich nur lackiert werden, ich beplanken ihn.
Zuerst musste ich die Spanten vom Plan übertragen. Ich habe den Hauptspant als Referenz festgelegt und die Abstände der anderen Spanten mit Hilfe eines Stechzirkels an der Oberseite des Schanzkleides und am Kiel markiert.
Danach mit dem Zirkel die Linie des jeweils nächsten Spantes in kurzen Abständen markiert und mit einem Dreieck das Lot geprüft. Letztendlich wurde die Linie mit einem Streifen Polysterol vervollständigt. Bei den starken Krümmungen am Bug war das Anlegen des Streifens nicht mehr so ohne weiters möglich, hier haben ich die Strichlinie per Hand gezogen.
Dübel? Ich hatte schon mal 2 x Rümpfe eines Dampfschleppers Schleppers mit Plattengängen und jeweils 4.000 Nieten bestückt, das Endergebnis hatte mir gefallen.
Also auch die Außenplanken an der Berlinerin wollte ich Dübeln. Jedoch dezent, es sollten diese nicht zu dominant wirken, aber bei näherer Betrachtung sichtbar sein. Deshalb wurden ein paar Versuche unternommen:
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1. Bambus-Zahnstocher, 2. Bohrungen mit Schleifstaub füllen, 3. Holzwachs, 4. Dübel aus Nussbaum, 5. Ahorn, 6. Buche
Ahorn gefiel mir und es stellte sich später als gute Entscheidung raus.
Ein Dübeldurchmesser zwischen 0,8 und 0,9 mm wäre maßstäblich korrekt. Aus zugesägten 1 bis 1,5 mm Ahorn-Leisten habe ich es geschafft bis zu 0,92 mm zu ziehen. Das ist allerdings schon recht beschwerlich und so ziemlich das Ende des Machbaren. Dabei habe ich allerdings reichlich Bruch produziert und mich dann auf 1 mm eingependelt.
Ein Plankengang ist verklebt, die ersten Dübel sind eingesetzt und probehalber verschliffen. Für die Dübel habe ich verdünnten Holzlein in einem kleinen Becher mit Schraubdeckel abgefüllt. Das Holzstäbchen nimmt nun beim Eintauchen nicht unnötig viel Kleber auf und der Leim fließt gut in das Dübelloch
Würde ich die Zahnstochermethode verwenden, würde mich wahrscheinlich die schiere Masse der Hölzer gar nicht interessieren. Da ich aber die Dübel selber herstellen muss, arbeite ich sehr sparsam. Ich bohre das Dübelloch nur 2-3 mm tief und schneide den Dübel nach dem Einsetzen kurz über der Planke ab.