Ich bin momentan durch Corona ausgeknockt und werde in den nächsten Tagen keine Neuigkeiten zeigen können. Aber ich habe mir noch einmal meine hier gezeigten Bilder vom geblähten Besansegel angesehen und verstehe jetzt die skeptischen Kommentare. Die tatsächliche Struktur des Segels und insbesondere wie es sich um die Wanten schmiegt ist darauf so gut wie gar nicht zu erkennen. Sollte ich jemals wieder auf die Füße kommen, werde ich versuchen, bessere Fotos zu machen. Drückt mir mal die Daumen. Ich hatte, als das Böse C mich erwischte, gerade ein Übungsfocksegel in Arbeit. Damit habe ich zweierlei vor. Zunächst möchte ich sehen, was mit der Föhnmethode möglich ist. Dann werde ich versuchen, ein losgerissenes und wild schlagendes Segel außerhalb des Modells zu fertigen, um es später dort zu befestigen. Als eine möglichen Befestigungspunkt habe ich das Fockstag im Auge, um das es sich schlingt, wenn es horizontal ausweht. Schmidt
Ich werde die Experimente mit Interesse verfolgen - mein nächstes Projekt, das hoffentlich 2024 in Angriff genommen werden kann, soll schlaff über das stehende Gut hängende Segel darstellen, die zum Trocknen gesetzt sind.
Das ist keine allzu große Herausforderung für die Laminatsegel. So eine Darstellung reizt mich auch. Steht im Pariser Museum noch der Dreidecker, auf dem nicht nur die Segel trocknen, sondern auch Wäsche und Hängematten? Schmidt
Ja, das Modell steht wieder in der Schausammlung. Ich hoffe auch auf die Laminattechnik und habe mir schon das entsprechende Material besorgt. Die Herausforderung wird der scharfe Faltenwurf sein, so wie man ihn auf alten Photographien gut erkennen kann:
Das Böse C hat mich leider immer noch nicht so ganz aus seinen Krallen gelassen. Immerhin war ich gestern Abend imstande, das vor meiner Infektion hergestellte Focksegel am Übungsschiff festzumachen.
Hier nun eine Reihe von Windversuchen, bei denen der Luftstrahl immer horizontal auf das Segel traf. Dabei habe ich die Rah allmählich weiter abgesenkt. Das wurde auf den Schiffen unternommen, um bei starkem Wind Druck aus dem Segel und damit vom Mast zu nehmen.
Und nun ein Paradigmenwechsel. Die Windmaschine ist nicht mehr starr horizontal auf das Segel gerichtet, sondern in einem starken Winkel von unten, um zu simulieren, dass sich der Druck unter dem Segel aufbaut und es nicht nur nach vorne, sondern auch nach oben drückt. Jetzt endlich trifft das Segel auf das Vorstag und wölbt sich darum.
Das getrocknete Segel habe ich vom Übungsschiff heruntergenommen und provisorisch am Wellenmodell befestigt. Zusammen mit dem Besan formt sich ein erster Eindruck.
Der Segelplan des Phenix im Album Colbert zeigt vier Stagsegel. Die haben es infolgedessen auch in den Plan des Marinemuseums und in den Heller-Baukasten geschafft. Ich denke, man muss nicht fragen, ob um 1665 solche Stargsegel schon benutzt wurden; die Zeichner des Albums werden sich die nicht aus den Fingern gesaugt haben. Ich kenne aber keine zeitgenössische Abbildung, die gesetzte Stagsegel zeigt. Kann mir da jemand helfen? Und gleich die zweite Frage: Wäre es sinnvoll, bei starkem Wind oder Sturm solche Stagsegel zu setzen, um das Schiff zu stabilisieren? Ich liebäugelte offen gestanden mit einem Stagsegel am Vorstenge- und einem am Großstengestag. Das wäre immerhin ein nicht so ganz gewöhnlicher Anblick. Danke für Hilfe und Kommentare. Schmidt
Wenn sie Stagsegel hatten ( lt. Landström gabs die ab 1660 auf den großen Schiffen) haben sie sicher die äußeren Stagsegel bei Sturm weggenommen, da der Außenklüver eine eher fragile Konstrukion war.
Das innerste (Vorstengestagsegel) könnte aber schon gesetzt worden sein. Die Stagsegel waren ja hilfreich, wenn man Höhe laufen musste.
Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Hallo Schmidt Ich glaube, dass die Stagsegel bei Sturm (und um die Darstellung des Schiffes bei eben diesem geht es ja hier) zu dieser Zeit nicht gesetzt wurden. Die Schiffe waren sehr rank, vermutlich nur wenig besser als die Vasa, gerade um soviel besser, dass ihnen ihr Schicksal erspart blieb. Ein Stagsegel bei Sturm hätte diese Eigenschaft wohl sehr verstärkt und wäre m.E. zu gefährlich gewesen. Ich halte sie zu der hier in Rede stehenden Zeit für Schönwettersegel, oder auch für Stützsegel bei vor Anker liegenden Schiffen. Um sie für Kurse am Wind zu nutzen, fehlte es diesen Schiffen wohl auch an Lateralplanfläche, dafür konnten sie erst mit späteren Rumpfformen eingesetzt werden, die die Abdrift in vertretbaren Grenzen hielt.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
So langsam entwinde ich mich den Klauen des Bösen C, bin aber nach 1 Stunde Bastelarbeit so geschafft, als hätte ich den Garten umgegraben. Bei Frost! Die folgenden Bilder zeigen, was aus all den Erwägungen und Tests bei der Herstellung der Ankersegel (begonnen schon 2019) geworden ist. Die drei Marssegel sind ordentlich festgemacht. Die noch sichtbaren Taue sind verlegt, aber noch nicht fest belegt.
Ich habe mich doch dafür entschieden, zwei Stagsegel zu setzen, einfach aus Gründen der Dramatik. Der junge Kapitän war der Ansicht, dass bei Sturm die Stengestagsegel etwas von der Funktion der riesigen Marssegel übernehmen könnten, die man sicherheitshalber bei Aufkommen des schweren Wetters sicher geborgen hatte. Der steinalte Steuermann (51) hatte abgeraten – und wir werden sehen, wer Recht behalten wird.
Aufmerksame Betrachter erkennen die Sollbruchstelle an der Großstenge, und ihnen sei gesagt, dass das Großstengestag nicht aus Garn, sondern aus geschlagenem Messingdraht besteht. Später mehr.
Offenbar hatten die um 1660 eingeführten Stagsegel von Anfang an auch die Funktion, das Schiff bei schwerem Wetter zu stabilisieren. Die Abdrift mag dabei noch sehr groß gewesen sein, aber es war ja bei schweren Wetterbedingungen ausgesprochen wichtig, genug Fahrt aufrechtzuerhalten, damit das Ruder wirken konnte. Mein allen Neuerungen aufgeschlossener Kapitän der (imaginären) Phenix muss allerdings für den Versuch büßen, das Großstengestagsegel als Ersatz für das Marssegel einzusetzen. Eine plötzliche und extrem starke Böe hat die Marsstenge ein Stück oberhalb des Eselshauptes schlichtweg durchgebrochen, womöglich weil der Zug des Vorstengestagsegels doch zu stark war.
Dies ist mein erster Versuch, den Wind nicht nur in die Segel, sondern auch in die Takelage „hinein zu basteln“. Die Stenge wird, um den dramatischen Moment zu fixieren, von einem Messingröhrchen gehalten. Das Stag besteht aus geschlagenem Draht, damit es eine realistische Kurve in die Luft schreiben kann. Das Stagsegel steht noch unter Winddruck, rutscht aber gerade nach vorne zum Fockmars und bekommt dabei Falten wie Wäsche auf der Leine. Auch die Stagsegel werden mit Schoten aus geflochtenem Draht in Position gehalten. Nun müssen noch Fock und Gloßsegel unter dem Druck des Windes gebläht werden.
Schmidt wünscht ein schönes und vor allem gesundes Wochenende (hust)
"Hallo, Leidensgenosse" hätte ich beinahe geschrieben, aber es war ja Absicht. Allerdings finde ich den Stengenbruch unrealistisch, denn; was soll eine gesplitterte Stenge in dieser Stellung halten, oder kommt da noch ein Stag vom oberen Kreuzmast? Pardunen können die Stenge in dieser Position auch nicht mehr halten.
Es ist der Versuch, einen dramatischen Moment festzuhalten, wie es ein Gemälde oder ein Foto tun. Und auf ein Foto wird es ja auch hinauslaufen. Auch die zeitgenössischen Gemälde zeigen flatternde Segel und, insbesondere bei Schlachtendarstellung, brechende und stürzenden Masten. Es gibt sogar ein bekanntes Gemälde, das ein explodierendes Schiff mit berstendem Rumpf zeigt. Ich weiß, was ich hier praktiziere, ist eine etwas andere und für manche gewöhnungsbedürftige Form des Modellbaus. Wie gesagt, ich bastle den Wind ins Modell hinein. Schon den Versuch finde ich reizvoll. Schmidt