Die Puristen werden triumphieren. Denn nun habe ich mich doch dazu entschlossen, keine externen Wanten herzustellen. Die Gründe dafür sind vielfältig, und ich könnte Seiten damit füllen. Vielleicht könnte ich es auch ganz einfach formulieren und sagen: Ein Fake zu viel. Wie dem auch sei. Jetzt führen vom Mars paarweise Wanten hinunter zu den Rüsten, wo sie jeweils von einem Tau gehalten werden, dass aus dem Rumpf kommt und oberhalb der Rüsten eine Schlaufe bildet. So kann jedes einzelne Wanttau variabel gespannt werden, die entsprechenden Taue werden auf dem Arbeitsbrett eingeklemmt und können bis zur endgültigen Verklebung wieder gelöst werden. Als Wantenschablone fungiert eine sehr einfache Konstruktion auf Heller-Basis, geradezu spartanisch, verglichen mit den entsprechenden Teilen, die ich für die Saint Louis hergestellt hatte. Ein wirklich guter Trick, den ich erst kürzlich kennengelernt habe: die Vorderseite der Schablone ist mit einem Stück Alufolie beklebt, das soll gegen ein Verkleben der Wanten (mit Sekundenkleber) helfen
Hier sind die Webleinen bereits angeklebt, und die Schablone ist entfernt. An den Rüsten sind die überstehenden Tauenden noch nicht gekappt. Es fehlen auch noch die Fake-Jungfern. Zu denen später mehr.
Ich muss in Asche gehen. Ich habe schon mehrere Versionen von Fake-Taljen hergestellt, aber die besten sind die - die dem Heller-Modell Royal Louis/Indomptable beigegeben sind. Sie sind sogar dreidimensional, indem die Jungfern tatsächlich keine Plättchen, sondern kleine Knubbel sind. Farblich angepasst, wirken sie meines Erachtens gar nicht so schlecht. Und nun ein Trommelwirbel. In einem anderen Forum hatte jemand vorgeschlagen, ich solle die Wanten ausweben und dann oberhalb der Rüstbretter etwas lose geben. Das war bei der damals angewendeten Technik nur schwer möglich, da die Wanten innerhalb des Rumpfes verklebt wurden. Jetzt aber, da die Wanten auf den Rüsten durch Schlaufen laufen, konnte ich es einmal riskieren, ohne alles zu verderben. Und siehe da:
Ja...kurz über den bzw. mit den Taljereeps könnte die Biegung noch etwas prägnanter sein. Aber eigentlich ist es auch so gut, mam sollte nicht zuviel machen.
Die jetzt (endlich) geübte Methode, die Wanten oberhalb der Rüsten durch eine Schlaufe zu führen, ermöglicht es unter anderem, den Mast noch einmal zu entnehmen, wenn schon alle Wanttaue angebracht sind. Ich musste das tun, da er in der Normalstellung nicht ganz gerade stand.
Sie geht voran, die für mich eher unerfreuliche Arbeit des Takelns:
Inzwischen habe ich anscheinend für den jüngsten Phoenix endlich ein Verfahren er- bzw. gefunden, von dem ich glaube, dass es mir in Zukunft die Arbeit beim Setzen der Wanten erheblich erleichtern wird. Unten noch einmal ein Foto, das nicht nur zeigt, wie die Wanten an den Rüstbrettern gespannt und an der Arbeitsplatte bis zur Verklebung provisorisch befestigt werden, sondern auch, wie vermittels eines passenden Rundstabs ein leichtes Durchhängen nach Lee bewerkstelligt wird. Sehr wichtig für dieses Verfahren ist die Befestigung der Rüstbretter am Rumpf. Sie sind einer enormen Belastung ausgesetzt und dürfen nicht schlappmachen. Ich werde dazu übergehen, sie in passende Schlitze im Rumpf zu versenken. Außerdem sollte es die knieförmigen Versteifungen geben, die auch die Originale besitzen. Der gewaltig große Vorteil dieses Verfahrens liegt darin, dass ich die Wanten bis zur endgültigen Verklebung problemlos lockern und spannen kann, um so im Zusammenspiel mit den Stagen die viel zu biegsamen Masten in Form zu bringen.
Nun bin ich also glücklich wieder da, wo ich am 6. August schon einmal war. Zwei Wochen Urlaub, der Einsatz der großen Abrissbirne und über drei Wochen einer Generalüberholung liegen dazwischen. Immerhin erkenne ich selbst, was sich in der Zwischenzeit verbessert hat. Aber auch außer mir das sonst noch jemand erkennen würde, du liebe Güte, da habe ich meine Zweifel. Der Modellbau ist schon eine ziemlich egozentrische Veranstaltung... Die Taue an der zusätzlichen Haltekonstruktion in Luv werde ich diesmal hell lassen, damit sie sich und damit die ganze Konstruktion besser von den dunklen Wanten abheben.
Auch das Wasserbett befindet sich im Generalrückbau. Ich hatte in der Zwischenzeit einige Verschlimmbesserungen durchgeführt, die ich jetzt wieder rückgängig gemacht habe. Geplant ist eine fast vollkommen glatte Wasseroberfläche, deren leichte Kräuselung ..... Aber da sag ich lieber nichts drüber und warte erst mal ab, ob das nicht auch wieder ein Desaster wird.
Zitat von Schmidt im Beitrag #458Der Modellbau ist schon eine ziemlich egozentrische Veranstaltung.
...glaube ich nicht! Wir kämpfen mit unseren Problemchen und meist gegen uns selbst. Thematik- Fremde tun es oft und gar nicht 'mal böse gemeint, als 'Bastelei' ab. Strohsterne kann man 'basteln', ja - dabei ist unser Tun doch viel komplexer als wir es uns selbst oft eigestehen möchten. Wir verqicken die Geschicht und früher üblichen Techniken mit unseren modellbaulichen Darstellungen, auch gerade beim Bau von entsprechenden und solchen Dioramen. Gut, man kann es als 'Spielwiese' bezeichnen, aber dann doch mit besonderen Anspruch -braucht ja niemand sonst zu wissen .
Restitutio in integro. Ich habe unlängst die Erlaubnis bekommen, das Modell in zwei Wochen bei einer Modellbauausstellung in Amsterdam unter lauter Holzschiffen zu zeigen. Ich bin versucht, es mit diesem „abstrakten“ Wasser zu demonstrieren, um nicht vom Wesentlichen abzulenken. Aber wahrscheinlich werde ich mir eine realistische Darstellung letztendlich doch nicht verkneifen können. Schmidt