So richtig wird es erst wirken, wenn das Modell im aufgewühlten Wasser steht und ein Himmel mit zerrissenen Wolken sich darüber wölbt. Hoffe ich jedenfalls. Schmidt
Hier eine kleine, aber wie ich finde sehr effektive Maßnahme, um den Sturm ins Modell hinein zu basteln. Zuerst eine Fahne am Großmast, die mit ihm zusammen wie ein Richtbeil fällt.
Weht sie „nach oben", wirkt es gleich realistischer und dynamischer.
So begann am Samstag der Bastelnachmittag: Das mit allen (?) Blöcken und Tauen versehene Focksegel wird mit seinen Fallen am Fockmast hochgezogen.
Drei Bundesligaspiele später: ein Chaos aus Tauen und Blöcken, von dem ich hoffe, dass ich es noch einigermaßen überschauen kann. Jetzt Pause, weil die von mir berechnete Zahl der Blöcke natürlich viel zu klein war und ich neue produzieren muss.
Ich fürchte, das größtmögliche Maß an Chaos und Verwirrung ist noch immer nicht erreicht. Noch ist keines der Taue belegt, weil ich bis zuletzt an der Positionierung von Focksegel. Stagsegeln und Großrah arbeiten möchte. In einem nächsten Schritt werde ich die Taue nummerieren müssen, um überhaupt noch durchblicken zu können.
Über die Positionierung der Brassen von Blinde und Oberblinde bin ich mir noch nicht im Klaren.
Die Großrah mit dem geborgenen Segel ist mit nahezu allen Blöcken und Tauen ausgestattet und sollte jetzt hochgezogen werden können. Sollte = Konjunktiv!
Ich sag's ja nicht so gerne, aber das ist seit Jahr und Tag der erste Dreimaster, an dessen Takelage ich mich versuche. Vor etlichen Jahren hatte ich den Weiterbau der Prince abgebrochen, weil ich mit den Segel nicht zufrieden war, die beiden Ludwigs sind nicht über die Untermasten hinausgekommen und die bisherigen Phenixe ebenfalls. Ich komme mir vor, als müsste ich nach dem Abitur die mittlere Reife nachholen. Was ich bislang gelernt habe: 1. In Zukunft nicht mehr so schlecht übers Plänemachen denken. Pläne sind schon ganz gut. Und eine vollständig ausgestattete Rah an den Mast zu bringen ist irgendwie doch ein ganz kleines bisschen besser, als die Blöcke zwischen Masten und Wanten hindurch zu schmuggeln. 2. Das Verhältnis zwischen ausgerechneter Zahl der Blöcke und der Zahl der benötigten beträgt mindestens 1:3. 3. Das dauernde Arbeiten mit frei in der Luft schwebenden Armen ist anstrengender als Hanteltraining, aber weniger gesund.
Zitat von Schmidt im Beitrag #543Über die Positionierung der Brassen von Blinde und Oberblinde bin ich mir noch nicht im Klaren.
...hier ein Ausschnitt dieser Sektion bei der SOleil Royal, es müsste eigentlich bei der Phenix auch so aussehen, dumm nur, dass ich sie vor der hellen Tapete aufgenommen hatte, habe es deswegen etwas abgedunkelt. Jetzt kommte ich schlecht ran, da sie in der Vitrine steckt. Die Pfeile bitte ignorieren
A 09. Seitenansicht Kopie.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)
Der Stand der Dinge. Einzig der Besan muss noch montiert und das Segel angepasst werden. Bislang keine schwerwiegenden Havarien, nicht zuletzt weil ich wirklich extrem vorsichtig beim Wegziehen von Hand/Pinzette war. Nach meiner Erfahrung ist das Hantieren in der Takelage am gefährlichsten dann, wenn man es nach gelungener Anbringung eines Knotens mit einem Stoßseufzer der Erleichterung beendet und dann irgendetwas mitreißt. Oberstes Gebot also: Alle Bewegungen langsam ausführen!
Die dringend notwendige Beleg-Buchführung.
Das ist hoffentlich der letzte Schwung an zwei Millimeter Blöcken, den ich herstellen muss. Immerhin weiß ich jetzt für ein eventuell zu bauendes weiteres Modell des Phoenix recht genau, wie viele von diesen nervigen kleinen Dingern ich brauche.
Um zwischendurch etwas zu machen, das weniger an eine Herz-OP erinnert, habe ich mich an eine zweite Version des Wasserbetts für das Modell gemacht.
Inzwischen habe ich auf YouTube und anderen Plattformen viel über Wassergestaltung gesehen. Leider beziehen die Beiträge sich häufig auf glatte Wasserflächen, die mit durchsichtigen und aushärtenden Materialien gestaltet werden. Ich will aber Wellen, und deshalb bin ich im wesentlichen bei meiner alten Methode geblieben. Der Stellvertreter-Phoenix ist in eine Styrodurplatte gebettet. Dreieckige Schnitze aus demselben Material bilden die Wellen. Ich möchte, dass man den Wind, den ich versuchsweise ins Modell hineingebastelt habe, auch am Wasser ablesen kann. Die Bereiche zwischen den „Wellen“ habe ich mit einem Bunsenbrenner abgesenkt. Das geht ganz gut, vorausgesetzt man vermeidet ein Totalabfackeln der Werkstatt. Eine Angleichung der Strukturen könnte jetzt mit Modellgips erfolgen. Ich hab aus zwei Gründen davon Abstand genommen. Erstens wird die Platte dadurch sehr schwer. Zweitens ergibt die Ausgleichsarbeit mit in leimwassergetränkte Toilettenpapier gleich die feinstrukturierte Oberfläche, die ich so sehr schätze. Es bedarf allerdings mehrerer Lagen, um diesen Ausgleich herzustellen und dabei gleichzeitig Wellenkämme und kleine Gischtberge am Rumpf zu gestalten. Und eine gewisse Erfahrung im Umgang mit dem Material schadet auch nicht.
aus der Fallrichtung der Großmarsstenge zu schließen, weht der Sturmwind schräg von Backbord achtern. Wellen werden vor dem Wind hergetrieben und bilden mit der Windrichtung (ungefähr) einen rechten Winkel.
In Relation zur Bettung des Modells laufen die Wellen aber genau senkrecht zur Breitseite des Schiffes auf. Bei dieser Darstellung müßte die Stenge dann ziemlich genau nach Steuerbord fallen und nicht schräg nach vorn.
Wenn die Längsachse der Bettung gegenwärtig auf einer fiktiven Linie von 08:00 - 14:00 liegt, müßtest Du sie auf eine Linie von etwa 10:00 - 16:00 drehen, um das Wellenbild und das Geschehen auf dem Schiff in Einklang zu bringen. Den gleichen Effekt erreichst Du, wenn Du die Wellen in einem Winkel von ca. 20° (gemessen von der rechten oberen Ecke der Platte) über die Platte laufen läßt.
Werden die Marsstengewanten an Steuerbord noch der Schwerkraft und dem Wind nachgeben und mehr nach unten außen durchhängen oder ist die Wölbung nach innen zur Stenge hin beabsichtigt?
Bei Wikipedia gibt es im Artikel zur Beaufort-Skala beeindruckende Bilder vom Zusammenhang von Windstärke und Wellenhöhe, die als Anregung zur Gestaltung der Wellen dienen können. Mit dem Wellenbild kannst Du auch darstellen, wie stark der Wind auf dem Diorama weht. Weiterhin viel Erfolg damit, den Wind in das Modell hinein zu basteln. Bin schon gespannt, wie es weitergeht.
@Collingwood Vielen Dank für deine intensive Beschäftigung mit meinem Projekt. Im Prinzip gebe ich dir recht: Wenn der Wind aus 6:00 Uhr kommt, fällt die brechende Strenge nach 12:00 Uhr. Aber ich denke, man darf die Luvwanten nicht vergessen. Die wollen das nicht, und das ist ja auch ihr Job. Entweder reißen sie – und dann müsste ich das darstellen – oder sie verändern die Fallrichtung, zum Beispiel nach vorne. Ich will ja exakt den Moment darstellen, in dem die Stenge unter der Anspannung bricht. Sekunden später wird alles schon wieder ganz anders aussehen. Nichtsdestotrotz habe ich den oberen Teil der brechenden Stenge soweit nach Steuerbord gedreht, wie die Luvwanten es zuließen. Das sieht in der Tat dynamischer aus. Außerdem ergibt sich so, dass die Toppnanten auf der Luvseite sich spannen, während die auf der Leeseite „frei fliegen“. Vielen Dank auch für den Hinweis auf die Windstärken-Skala. Daraus habe ich unter anderem gelernt, dass die weiß melierte Oberfläche des Wassers unmittelbar von der einwirkenden Windstärke abhängig ist. Ich habe in verschiedenen Dioramen Tutorials gesehen, dass Modellbauer diese weiß-blaue Oberfläche mit sehr sorgfältig gezupfter und applizierter Watte dargestellt haben. Das habe ich auch schon einmal probiert, aber ich fürchte, es ist mir zu grob geraten. Noch ein Wort zu den Wellen. Das Wasserbett wird im wesentlichen dazu dienen, das Modell darin zu fotografieren. Dabei will ich keine Draufsichten herstellen, sondern das Modell so darstellen, wie das auf den allermeisten historischen Gemälden getan wird, nämlich gesehen aus einer Perspektive, die ein Mensch einnehmen könnte, entweder an Bord eines anderen Schiffes oder an Land, gegebenenfalls dort auf einer erhöhten Position, also zum Beispiel von einer Klippe herab. Dafür hätte ich gerne eine sehr bewegte Wasseroberfläche, unregelmäßig und mit Schaumkronen oder Schaumkämmen bestückt. Ob mir das gelingt, wird sich allerdings erst nach der farblichen Gestaltung und ersten Probeaufnahmen zeigen. Aber bekanntlich scheitert der Mensch, damit er lernt. Schmidt
Nun hat die Arbeit ihren höchsten Grad der Komplexität erreicht. Alle Taue (d. h. alle Taue, die ich darstellen möchte) sind an ihrem Platz und bis auf sehr wenige Ausnahmen außerhalb des Rumpfes vorübergehend belegt.
Focksegel und Besansegel, die beiden einzigen noch gesetzten Rahsegel, sind durch Behandlung mit Leimwasser und Föhn und zusätzlich durch Geitaue, Schoten und Halsen in Position gebracht. Das Besansegel wird durch eine Schot aus geschlagenem Draht in Position gebracht bzw. gehalten. Dasselbe gilt für die beiden gesetzten Stagsegel und das gerade davon fliegende Großstengestagsegel.
Die Belegpunkte an Deck und auf der Back. Hier geht es teilweise etwas eng zu.
Nun wartet die Aufgabe auf mich, alle Segel und Rahen und das gesamte laufende Gut so darzustellen, dass man den Sturm möglichst auch im Tauwerk erkennen kann. Dazu wird es sicher wieder Versuche am Übungs-Phoenix geben. Allen noch einen schönen dritten Advent. Schmidt
Das neue Wellen-Wasserbett hat insgesamt vier Lagen aus preiswertem Toilettenpapier bekommen, um die Wellen auszugleichen und diese spezifische, leicht gekräuselte Oberfläche herzustellen, die beim Aufbringen des Papiers mit einem Pinsel quasi automatisch entsteht. Seine eigentliche Qualität wird das Wasserbett aber erst nach einer Bemalung zeigen.
Nun geht es an den letzten Akt der Takelung, das endgültige Justieren von Rahen und Segeln. Das ist am Fockmast besonders heikel, weil das Focksegel in einer möglichst dynamischen Stellung gezeigt werden soll. Wenn die Position der relevanten Taue festgelegt ist, werden sie mit einem Tropfen Sekundenkleber an ihre Belegpunkte geklebt und das überschüssige Tau wird gekappt. Dabei kann man Fehler machen und irrtümlich das falsche Tau durchschneiden. Ist mir zweimal fast passiert und einmal richtig. Also falsch.
Am Fockmast ist die Arbeit bereits beendet, nur Schoten und Halsen des Focksegel bleiben für letzte Korrekturen noch frei.
Die Aufgabe am Großmast sollte etwas einfacher zu lösen sein, weil hier alle Segel geborgen sind.
Schwer zu erkennen, und deshalb mit einer roten Linie markiert: Schoten und Halsen des Großsegels sind aus geschlagenem Draht hergestellt. Alle meine Versuche, das Monrope Garn zum vorbildgerechten Durchhängen zu bewegen, sind gescheitert, möglicherweise weil es aus Kunststoff ist und infolgedessen kein Wasser aufnimmt.
Hier noch die nach derselben Methode hergestellten Schoten der Blinde. Wenn sie korrekt sitzen, werden die Drahttaue grau-beige bemalt.
Darf ich als Naturwissenschaftler ein Wort der Kritik anbringen: die Toilettenpapier-Wellen sollten eigentlich einen mehr sinuswellenförmigen Querschnitt haben, also Berge und Täler mehr oder weniger spiegelsymmetrisch. Wenn sich die Wellen brechen sieht die Situation etwas anders als, aber Wasser hat niemals Knicke oder Furchen ...