@wefalck Lass uns später noch weiter über das Waser reden. Es ist wahrlich ein tiefes, fast bodenloses Thema. ;-)
Die (hoffentlich) richtige Positionierung aller Rahen und Taue ist abgeschlossen, jedenfalls erkläre ich sie dafür. Nun werden (gefühlt) 500 kleine Tauschnecken so positioniert, dass sie wie die Fortsetzung der Fallen, Schoten und Halsen wirken. Ihre Herstellung und Platzierung kann nicht als meine Lieblingsbeschäftigung gelten. Aber was sein muss, muss sein.
Weitere Details auf der Zielgeraden. Ich weiß nicht, ob das bei Schiffen des 17. Jahrhunderts bereits üblich war, aber ich konnte die Besatzung beim Aufenthalt auf der Galion einem dermaßen schweren Wetter nicht schutzlos aussetzen und habe deshalb ein Netz gespannt, dass in Wahrheit ein fein geätztes Messingteil ist. Auch die Halsbalken im Vordergrund könnten anachronistisch sein, halfen mir aber sehr dabei, das Focksegel in eine besonders dynamische Position zu bringen, ohne es noch einmal feucht machen und fönen zu müssen.
Die Flaggen sind an diesem Schiff eine ziemliche Enttäuschung. Damit meine ich (hoffentlich) nicht meine Umsetzung im Modell, sondern die farbliche Gestaltung der Vorbilder. „Nationalflagge“ Frankreichs war bis zum Fall des Königsreichs, so habe ich gelesen, ein nackter weißer Lappen. Nur wenn der König an Bord war, war der Lappen mit Lilien gesprenkelt, die dem Bausatz ja auch als Abziehbilder beiliegen. Pardon, als Decals. Aber ich will eigentlich den Sonnenkönig nicht an Bord haben, nur damit die Flaggen ein bisschen weniger langweilig sind. Wenn jemand historisch gelenkte Alternativen kennt, bitte, ich bin offen dafür, und die große Fahnenstange ist noch nicht verklebt.
Die wunderschönen Hecklaternen. Die Konstrukteure haben sie 1968 als Skelettkörper realisiert. Man mag darüber den Kopf schütteln, aber vielleicht wussten sie ja schon, dass es einmal durchsichtige Materialien geben wird, mit denen man die Zwischenräume ausfüllen kann. Meine Lampen warten noch darauf.
Und schließlich der Anker. Offen gestanden: ich mag Anker nicht, für mich stören sie die Linie.
Die Boote, die dem Bausatz beigegeben sind, sehen in meinen Augen doch ziemlich nach Royal Navy späterer Epochen aus. Auch ist die Passform für ein Modell von Heller erstaunlich schlecht. Ich habe viel geschliffen, Bodenbretter eingezogen und einen neuen Vordersteven gebaut. Meine Farbgebung tendiert darauf, die Boote nicht zu auffällig werden zu lassen. Leider habe ich in keinem Bausatz etwas gefunden, das mehr nach 17. Jahrhundert aussieht. Die Boote von Wasa und Saint Louis (Airfix) sind zu groß. Es fehlen noch Mast, Segel und Riemen. Bei der Gelegenheit: die ersten Besatzungsmitglieder sind an Bord. Ich habe nicht vor, dort Genreszenen nachzustellen. Die Figuren sollen vor allem bei späteren Aufnahmen gewissermaßen das menschliche Maß zeigen und eine gewisse Beliebtheit signalisieren.
Ich glaube, ich habe vergessen zu zeigen, dass ich am Fockstag ebenso wie am Besanstag geborgene Stagsegel angebracht habe.
Der Bausatz sieht vor, in den Ecken der Galerien diese großformatigen Ornamentplatten unterzubringen. Auch das orientiert sich am Vorbild Colberts, doch in dessen Album wirken sie schmaler und besser integriert. Da werde ich wohl noch mal ran müssen.
Es geht auf die Zielgerade. Ich brauchte ein Präsentationswasserbett, das im Schiffsregal nicht mehr Platz als nötig beansprucht. Ohne große ästhetische Ambitionen ist mir dabei etwas gelungen, dass mir erheblich besser gefällt als ich es erwartet hatte: Wellen aus Styroporstücken, harmonisiert mit einer Art Molto Fill aus dem Baumarkt, das beim Trocknen nicht schrumpft; Überzug mit der bekannten Methode „Tempo-Wasser-Leim“, mehrere verschiedene Farbschichten Ölfarbe Preußisch Blau Saftgrün in Mischungen, anschließend Trockenmalen mit Wandfarbe und schließlich Überzug mit Mud Podge.
Die Ornamente, die den Heckbalkon abschließen sollen, habe ich in Einzelteile zerlegt und zu einer neuen, deutlich kleineren Einheit wieder zusammengesetzt. Vielleicht nicht der Weisheit letzter Schluss, aber ich sage mal: Das passt.
Mit den folgenden Fotos, aufgenommen vor schmuckloser grauer Pappe, verabschiedet sich mein dritter Phenix vorübergehend von seinem Publikum. Momentan ist nicht die Jahreszeit, um mit empfindlichen kleinen Schiffchen nach draußen vor den real existierenden Himmel zu treten. Das wird aber im nächsten Frühjahr sicher geschehen, und ich hoffe, dass vor bewegten Wolken der Sturm, den ich in das Modell hineinbasteln wollte, besser zur Geltung kommt.
Die Szene, auch wenn sie noch einen stürmisch grauen Himmel und dramatisches Licht entbehrt, will mich nicht überzeugen. Es sieht aus, also ob während der schönen Fahrt mit gutem Wind plötzlich die Großstenge abbricht. Für mein Empfinden liegt das Schiff viel zu stabil im Wasser um Dramatik zu spiegeln. Vielleicht fehlt auch noch eine Mannschaft die mit hilflos hochgereckten Armen die Katastrophe kommentiert?
Lässt sich da noch was »drehen«?
Ansonsten ist das Modell sehr toll und wirklich in allen Details gelungen
...hättest Du sie nicht in das Diiorama -etwas erweitert- mit den wilden Klippen und den noch wilderen Brandungswellen bringen können, das würde dem Modell gut zu Gesicht stehen und wäre glaubwürdig. Ich sehe gerade, dass du dich auch dieser Grauppappe als Hintergrund bedienst -
Ich gebe euch allen recht. Dieses kleine Wasserbett hat den Zweck, das Modell im schon überfüllten Regal für meine Schiffe möglichst wenig Platz wegnehmen zu lassen. Aber vielleicht sollte ich tatsächlich noch einmal den Versuch unternehmen, auf so kleinem Raum mehr Wasserdynamik herzustellen. Meinen ersten diesbezüglichen Versuch fand ich zu albern (Sturm im Wasserglas) und habe ihn gleich wieder entsorgt. Für spätere Fotos ist bereits ein anderes Wasserbett im Entstehen begriffen, und sicher wird auch das Küstendiorama mit den Felsen wieder zum Einsatz kommen. Dass die Halsbalken ein Anachronismus sind, habe ich oben schon erwähnt. Sie helfen mir dabei, das Focksegel in eine möglichst dynamische Position zu bringen. Allerdings gefallen sie mir nicht so besonders, sehen aus wie Fühler eines Insekts. Vielleicht kommen sie wieder weg. Schmidt
@windgesicht, @klabauter und andere: Ihr habt mehr Drama gefordert – zu Recht – ihr bekommt mehr Drama.
Das „Wasser“ habe ich diesmal nach einer anderen Methode hergestellt. Die grobe Architektur besteht aus aufgeschichteten Stücken von Styrodur, deren Oberfläche ist harmonisiert, zuerst mit dem Messer, dann mit einer Spachtelmasse für Innen ähnlich Molto Fill aus dem Baumarkt (Bauhaus, Swing Color). Sie trocknet auch in größeren Mengen ohne Risse und Verformungen auf und eignet sich dergestalt gut zum Modellieren. Oberfläche mit den Fingern in Plastikhandschuhen strukturiert, inklusive der Wellenkäme. Grundiert, Überzug mit stark verdünnter Ölfarbe. Trockenmalen mit Wandfarbe (extrem wenig Farbe im Pinsel). Wellenkämme separat bemalt und mit Schnee von Tamiya, in Wasser gelöst, betupft. Abschließend ein Überzug nicht mit Mud Podge, sondern mit hochglänzendem Klarlack (Bauhaus, Swing Color, Lösemittel basiert). Ich hoffe, ich habe jetzt wirklich fertig. Schmidt
@windgesicht, @klabauter und andere: Ihr habt mehr Drama gefordert – zu Recht – ihr bekommt mehr Drama.
Das „Wasser“ habe ich diesmal nach einer anderen Methode hergestellt. Die grobe Architektur besteht aus aufgeschichteten Stücken von Styrodur, deren Oberfläche ist harmonisiert, zuerst mit dem Messer, dann mit einer Spachtelmasse für Innen ähnlich Molto Fill aus dem Baumarkt (Bauhaus, Swing Color). Sie trocknet auch in größeren Mengen ohne Risse und Verformungen auf und eignet sich dergestalt gut zum Modellieren. Oberfläche mit den Fingern in Plastikhandschuhen strukturiert, inklusive der Wellenkäme. Grundiert, Überzug mit stark verdünnter Ölfarbe. Trockenmalen mit Wandfarbe (extrem wenig Farbe im Pinsel). Wellenkämme separat bemalt und mit Schnee von Tamiya, in Wasser gelöst, betupft. Abschließend ein Überzug nicht mit Mud Podge, sondern mit hochglänzendem Klarlack (Bauhaus, Swing Color, Lösemittel basiert). Ich hoffe, ich habe jetzt wirklich fertig. Schmidt
Wow, ich stelle mir gerade vor, wie das Schiff versucht anzuluven, um den Sturm abreiten zu können, die los geworfenen Fockschoten und der gesetzte Besan sollen die Drehung unterstützen aber im Moment, bevor es den Bug in den Wind stecken kann trifft diese Welle genau von dwars. Da zittert man mit der Mannschaft, Dramatik pur- schaurig-schön.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Jetzt stört mich vor allem das "trockene" Schiff. Ich denke viel Klarlack um die Feuchtifgkeit zu zeigen könnte helfen ?!?
Und jetzt passt zum Schlingern auch der Mastbruch :-)
XXXDAn
PS War die Ersatzmars klassischerweise nicht weiter hinten positioniert? Und welcher Wahnsinnige hat da die Luken offen gelassen und sogar ein Geschütz draußen vergessen?
"PS War die Ersatzmars klassischerweise nicht weiter hinten positioniert? Und welcher Wahnsinnige hat da die Luken offen gelassen und sogar ein Geschütz draußen vergessen?" - Deswegen eben 'Drama' ...