Zum „dicken Brocken“. Wenn das arme Schiff bei Sturmflut mit auflaufendem Wasser z.B. eine Ruderhavarie gehabt, und man noch mit allen Mitteln versucht hat sich freizusegeln, ist es für die See mit einem Tidenhub von z.B. 8 Metern kein Problem das Schiff mit der erst gegen die Felsen prallenden Dünnung, die von links nach rechts abläuft zwischen Küste und den einzelnen Felsen zu schleudern. Das heißt aber, daß Du jetzt die Situation bei ablaufendem Wasser zeigst.
Bitte nicht als Klugscheißerei zu verstehen, da ich Deine Arbeit als ausgezeichnet ansehe. In dieser Situation denke ich, hätte der Blanke Hans die Takelung schon viel weiter gerupft. Hier hätten etliche Sailors wohl noch eine Chance über die Felsen ihr Leben zu retten
Vor Torsminde liefen die beiden Schlachtschiffe HMS Defence und HMS St. George auf die Untiefen auf und wurden innerhalb sehr kurzer Zeit von der tobenden See zerschlagen. Die Besatzungen hatten keine Chance. Die lange Küste Jütlands, mit ihren riesigen Sänden war jahrhundertelang die gefürchtetste Küste Europas. Hier sind mehrere tausend Schiff gescheitert. Das war natürlich auch den Van de Veldes bekannt, nur sieht es nicht so spektakulär aus, wenn so ein armes Schiff platt auf Grund liegt und von der See gnadenlos zerhauen wird.
Aber, um das nochmal zu sagen, mir gefällt die Dramatik Deines Dios sehr.
Gruß
Angarvater
To the optimist the glas is half full. To the pessimist the Glas is half empty. To the ingenieur it is twice. As big as it needs to be.
Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving
Zunächst einmal herzlichen Dank für das seemännisch-geologische Engagement! So etwas hilft beim Denken. Inzwischen habe ich die erste Entscheidung getroffen. Sie lautet (auch mit Rücksicht auf mein fortgeschrittenes Alter): Hände weg von dem Wellenwasserbett. Wäre einfach zu viel verschwendete Bastelzeit. Und sicher ist ein neues schneller hergestellt als die Modifikation des alten. Außerdem leistet das Teil doch ganz gute Dienste zur Präsentation von Phoenixen im mehr oder weniger derangiertem Zustand beim Manövrieren durch ein felsiges Revier:
Mit ein bisschen anschließendem Photoshop kann man sogar Außenaufnahmen machen.
Für die Präsentation eines definitiv gestrandeten Schiffes muss ich umdenken. Die schönen Bilder haben mir gezeigt, dass die zeitgenössische Position des Betrachters immer an Land ist. Eine Steilküste dient dabei allenfalls dazu, die Position etwas höher zu setzen. Felsen allerdings müssen, wenn sie ihre erschreckende Wirkung entfalten wollen, neben dem Rumpf oder zwischen Rumpf und Küste sein. Darüber hinaus ist die von mir gestaltete Steilküste kein besonders guter Hintergrund für die Darstellung eines gestrandeten Schiffes. Viel zu massiv und zu lebhaft, der Rumpf wird davor verschwinden. Das alles werde ich jetzt noch einmal gründlich bedenken, während die Arbeiten am Sturmmodell weitergehen. Schmidt.
So, Wanten und Webleinen der Untermasten sind dran. Ich verschweige an dieser Stelle dezent, dass ich sie noch einmal komplett abreißen musste. Aus Sparsamkeitsgründen hatte ich nicht das dünnste Morope-Garn für die Webleinen benutzt, sondern ein Garn, von dem 1000 km zwei Euro kosten. Schwerer Ausnahmefehler, das zeigte sich beim Einfärben.
Die Taljen stammen wieder aus dem Bausatz der Royal Louis (Heller), wurden von mir leicht modifiziert, abgeformt und farblich bearbeitet. Der Supermakro zeigt natürlich deutlich, dass es sich um Fakes handelt, aber meines Erachtens machen sie aus normalem Beobachtungsabstand betrachtet eine gute Figur. Da ich jetzt die Technik raus habe, dauert die komplette Errichtung der Wanten an den Untermasten eines Dreideckers, Unfälle ausgeschlossen, nicht mehr als einen Nachmittag. Das Verfahren ist jetzt ausgereift, es schont Rücken und Arme.
Jetzt muss demnächst die Entscheidung fallen, wie genau die Takelage im Sturm gelitten hat. Welche Masten und Stengen stehen noch, welche Rahen sind noch da, welche Segel konnten noch ordentlich festgemacht werden? War vielleicht sogar noch genug Zeit da, um Stengen abzufieren? Klar ist mir bislang nur, dass nur die beiden Großsegel und allenfalls der Besan noch gesetzt sein können. Alles andere ist noch offen. Und natürlich die Frage: Wie wie stellt man eigentlich eine abgeknickte Marsstenge dar? Vielleicht erst bauen und dann knicken?
Und jetzt noch zu einem besonders heiklen Randthema: Watte. Die Watte hat im Modellbau einen schlechten Ruf. Ich könnte mir vorstellen, das rührt von den steifen Watterauchfahnen, unter denen sich jahrelang die Modelllokomotiven auf dem heimischen Schienenkreis zu drehen pflegten. Bei sehr respektablen, ja, herausragenden Dioramenbauern aus Fernost habe ich diese Abneigung gegen Watte allerdings nicht wiedergefunden. Hier eine rasche Improvisation mit Wattegischt auf den Wellenkämmen des Wasserbettes.
Nun habe ich eine erste Entscheidung getroffen. (Soweit mir das überhaupt möglich ist, denn ich bin kein Freund endgültiger Entscheidungen.) Zur Illustration habe ich mich an einem digitalen Entwurf versucht. Nicht lachen! Ich möchte die Quintessenz meiner Bildbetrachtungen umsetzen. 17. Jahrhundert, Schiffe im schweren Sturm bei hohem Seegang. Die Mannschaft versucht, die Toppsegel sicher zu bergen und mit den Untersegeln zu manövrieren. Aber das gestaltet sich schwierig, denn die Segel sind groß, sie blähen sich gewaltig unter dem Andruck des Windes und sind schwer zu beherrschen. Sie drohen, aus den Schoten oder von den Rahen zu reißen. Obwohl die Toppsegel geborgen sind, brechen die Stengen unter dem Druck des Windes.
Das wird natürlich die größte Herausforderung, die ich je an die Laminatsegel gestellt habe. Mir ist auch noch gar nicht klar, wie ich diese beinahe ballonartig geblähten Segel darstellen soll. Aber die Herausforderung ist zweifellos interessant. Nun Eine Idee habe ich schon, wie ich die abgeknickte Großstenge darstellen soll. Ich habe sie durchgeschnitten und mit einem stabilen Messingdraht wieder gestiftet. Ich werde sie montieren, mit stehendem und laufendem Gut sowie Rahe und Segel ausstatten und dann abknicken. Allerdings erinnere ich auch in diesem Zusammenhang wieder an Bert Brechts „Lied von der menschlichen Unzulänglichkeit“: „Ja, mach nur einen Plan ...."
Es steht nichts dazu geschrieben, wie der griechische Kollege das gemacht hat, ich habe aber das Gefühl, daß das Watte oder 'poly-fiber' mit Acrylgel ist.
Wenn der Maßstab 1:72 tatsächlich stimmt, ist das eine ziemlich große Platte, denn das Modell der Korvette sollte dann etwa 86 cm lang sein ...
Danke. Eine atmosphärisch wirklich überzeugende Arbeit. Ich wüsste auch gerne, wie er die Flecken "flacher" Gischt (oder den Schaum) hingekriegt hat. Schmidt
Ich weiß nicht, wie er das gemacht hat, aber ich mache das mit einer Mischung aus Acrylgel und Zucker(!) bzw. mit Lavierungen mit weißer Acrylfarbe. Es gibt sicher im Internet Anleitungen, wie man bewegtes Wasser in Essig und Öl oder Acryl malt - es ist das gleiche, nur eben auf einer dreidimensionalen Oberfläche.
Das stehende Gut des Sprietmastes. Jetzt wird es ernst. Demnächst die ersten Rahen und Segel. Der Gordinator ist schon aus seinem mehrjährigen Schlaf geweckt.
Es steht nichts dazu geschrieben, wie der griechische Kollege das gemacht hat, ich habe aber das Gefühl, daß das Watte oder 'poly-fiber' mit Acrylgel ist.
Wenn der Maßstab 1:72 tatsächlich stimmt, ist das eine ziemlich große Platte, denn das Modell der Korvette sollte dann etwa 86 cm lang sein ...
Für alle, die es interessiert. Das ist die HMCS Snowberry von Revell. Ein genialer Bausatz in 1/72. Kann als Stand- oder RC Modell gebaut werden.
Hatte mich auch schon mal als mögliches Projekt interessiert.
Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)