Mit Mud Podge habe ich eine "Wasser"Oberfläche gestaltet, deren Kräuselung recht maßgeblich (1:150/180) wirkt. Auf dem Foto oben drückt sehr viel Blei die Arbeitsplattformen flach aufs Wasser.
Seit über einer Woche nichts Neues vom schiefen Phoenix. Der Grund dafür war, dass ich das Diorama pünktlich für eine Ausstellung im Schifffahrtsmuseum von Amsterdam (letzten Samstag) fertig machen musste. Das war in den letzten Wochen etwas ganz Neues in meiner Geschichte als Modellbauer: ein Abgabetermin (Druck). Nicht, dass sich so etwas aus meinem Berufsleben gar nicht kennen würde, aber im Hobbybereich war das eine überraschende und auch etwas verstörende neue Erfahrung. Den letzten Freitag habe ich dann noch damit verbracht, eine Transportkiste ganz aus Styropor zu bauen, in der man das Diorama vielleicht sogar hätte verschicken können. Ich musste es glücklicherweise nur einen Kilometer weit vom Parkhaus zum Museum auf einer kleinen Sackkarre transportieren, allerdings über ein ziemlich holpriges Pflaster. Nun ist es also soweit: Das Diorama ist zu einem gewissen Abschluss gebracht. Natürlich ist nichts (außer den Arbeitsplattformen neben dem Rumpf) festgeklebt, damit die Elemente gegebenenfalls auch auf größeren Wasserplatten für Fotos arrangiert werden können. Die ersten Fotos unten zeigen, wie das aussehen könnte, sind aber noch improvisiert und notdürftig mit Photoshop behandelt, außerdem fehlt ihnen der Himmel, der bei Aufnahmen aus menschlicher Beobachterposition (nicht aus dem anachronistischen Hubschrauber) ein wichtiger Bestandteil ist.
Natürlich kann man an so einem Dio endlos weiterbauen, weil die Geschichte, die es wiedergibt, für alle möglichen Veränderungen offen ist. Gerne würde ich zum Beispiel für ein Foto den kleinen holländischen Frachtsegler (Kaag) durch einen mediterranen Typ ersetzen. Außerdem lassen sich an Bord und auf den Plattformen noch Dutzende von Mini-Szenen entwerfen und unterbringen. Jetzt möchte ich mich aber mit den Erfahrungen des Wantenbaus gleich dem zweiten Phoenix widmen, der bei Sturm vor einer felsigen Küste dargestellt werden soll. Also demnächst wieder mehr in diesem Theater.
Wunderschön. Es war mir eine große Freude, Dich und Deine Kleinode letztes Wochenende live und in Farbe zu treffen.
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
Tatsächlich habe ich mich, wie angekündigt, gleich an den nächsten Phoenix gemacht, der sich gerade ein felsige Küste die Macke im Unterwasserrumpf holt, die später so aufwendig repariert werden soll. Weiter ging es doch nach einer Überarbeitung der Rüsten mit den Wanten. Das ist nun wirklich nicht meine Lieblingsbeschäftigung, und ein paar unfertige Modelle wissen ein Lied davon zu singen, wie sehr ich mich davor fürchte, spargelweichen Plastikmasten vermittelst der Wanten gerade zu bekommen. Jetzt aber ist es beinahe ein Spaß. Ich korrigiere mich: es ist ein Spaß.
Und warum ist das so? Weil ich endlich begriffen habe, wie sich vor 50 Jahren die Heller Konstrukteure die Verbindung vorgestellt haben zwischen den Wanten und den Tauen, die die Rüsteisen darstellen. Eigentlich kann man die Pläne nicht anders interpretieren, aber leider gucke ich ja seit geraumer Zeit überhaupt nicht mehr in die Pläne. Falscher Hochmut. Das nächste Foto zeigt, wie ich das Problem gelöst habe: Die Taue aus dem Inneren des Rumpfes bilden oberhalb der Rüsteisen eine Öse, durch die die Wanten gezogen werden. Auf diese Art und Weise kann man die Taue leicht straff halten und immer wieder nachjustieren. Im Zusammenspiel mit den Stagen ergibt sich so die Möglichkeit, die Masten in der gewünschten Position zu arretieren.
Und tatsächlich: immer wieder nachjustieren zu können, praktisch wie beim Original, ist ein echtes Vergnügen. Schmidt
Ich habe an dieser Stelle bislang noch keine Bilder von dem Wasserbett (besser: Wellenbett) gezeigt, in die der zweite Phoenix gesetzt werden soll. Wer sich für die äußerst wechselvolle, von ästhetischen Bedenken und schweren Rückschlägen gezeichnete Geschichte seines Entstehens interessiert, bekommt hier eine leicht toxische Überdosis davon.
Und hier nun Phoenix Nummer 2 mit endlich gesetzten Untermasten und Unterwanten.
Die Fotos sind improvisiert auf dem Gartentisch bei viel Licht, um Details erkennbar zu machen. Selbstverständlich wird das ganze Arrangements nur unter einem bedeckten oder wild zerrissenen Originalhimmel funktionieren. Für solche Fotos aber müssen noch Vorrichtungen gebaut werden, von denen ich nicht einmal die Pläne im Kopf habe. Momentan konzentriere ich mich auf den Entwurf einer Takelage, der man den Sturm und die gefährliche Lage des Schiffes ansehen soll. Ich hoffe inständig, dass mein Generalsrecherchemeister Markus (Showrodder) bald wieder an Bord sein wird, um mich mit historischen Vorbildern zu versorgen, auf die ich selbst beim Gurgeln noch nicht gestoßen bin. Natürlich nehme ich auch von allen anderen Anregungen dankend entgegen. Schmidt
Zunächst mal danke für den Hinweis auf das Strandungsmuseum. Das Diorama finde ich eigentlich sehr gelungen, nur ist mir die Takelage des Schiffes, wie soll ich sagen, zu sauber ruiniert. Tatsächlich wollte ich ja ursprünglich auch kein gestrandetes oder kenterndes Schiff darstellen, sondern eines, das gerade mit knapper Not seinem Schicksal entkommt. Dabei habe ich eine einfache Bühnenoptik gewählt, mit Wasser und Schiff und Fels im Vordergrund und einer felsigen Steilwand als Kulisse, parallel zum Schiff und im 90° Winkel zum Betrachter. Auf diese Art und Weise bekomme ich ein einigermaßen handliches Diorama, das ich so handhaben und präsentieren kann wie das mit dem gekrängten Phenix. Wenn ich allerdings „realistische“ Fotos davon machen will, brauche ich erheblich mehr Küste als Hintergrund und erheblich mehr Wasser rechts und links. Vielleicht sollte ich überhaupt noch einmal ganz neu darüber nachdenken, wie ich das Ganze angehen und was genau ich darstellen will. Die einfachste Lösung wäre natürlich ein Schiffbruch an felsiger Küste, da dürften eigentlich überhaupt keine Masten mehr stehen. Optisch attraktiv ist das nicht. Ich wollte mich da mehr an den Gemälden orientieren, die Schiffe im Sturm vor einer felsigen Küste zeigen, dabei aber die Möglichkeit offenhalten, dass die Schiffe ihrem Schicksal noch einmal entgehen. D. h., ein Großteil der Takelage steht noch, und die Mannschaft bemüht sich, das Schiff freizusegeln. Immer wieder sehe ich dabei die Untersegel fast bis aufs Deck gefiert, womöglich um den Winddruck so wenig wie möglich Hebelwirkung ausüben zu lassen und damit die Masten zu schonen. Optisch ansprechend! Interessant sind auch Darstellungen, die Schiffe dabei zeigen, wie sie vor einer felsigen Küste ankern, in dem Versuch, den Sturm vor Anker abzureiten. Fazit (vorläufig!) Ich kann das bestehende Wasserbett natürlich so lassen, um eine handliche Präsentation für das Modell zu behalten. Gleichzeitig sollte ich vielleicht über ein modulares Diorama nachdenken, dessen Bestandteile (Wasserbett, Felsen, Felsenküste) für ein Foto entsprechend arrangiert werden können. Ausgangspunkt aber bleibt immer das Modell, dessen Takelage sich in einem durchaus ramponierten, aber „dramatischen" Zustand befinden soll. Schmidt
Diese schönen Bilder von den Van de Veldes hat mir ein lieber Kollege aus einem Nachbarforum aus der Überfülle des Materials dankenswerterweise zusammengestellt. Sie zeigen, wie ihr natürlich selbst sehen könnt, (holländische) Schiffe des 17. Jahrhunderts bei Sturm in der Nähe einer (Lee)Küste. Ich habe die Bilder jetzt ausgiebig betrachtet und ziehe daraus für mich folgende Schlüsse: So wie ich das Schiff bislang dargestellt habe, also sehr nahe an einer felsigen Küste und geradezu eingeklemmt zwischen den Felsen, dürfte keine Chance bestehen, dass es dem Schiffbruch entkommt. Dabei zeigen auf den Gemälden die scheiternden oder bereits gescheiterten Schiffe allesamt eine stark beschädigte Takelage. Wahrscheinlich hat der Verlust eines oder mehrerer Masten sogar dazu geführt, dass das Schiff sich nicht von der Küste freisegeln konnte und vom Sturm auf die Felsen getrieben wurde. Die Schiffe, die sich noch in einiger Entfernung von der Küste halten, zeigen eine ganz ähnliche Besegelung, was darauf schließen lässt, dass man hier gewisse „Regeln“ aufstellen kann. Ich denke mir das so: Der Sturm hat nicht eingesetzt, wie man das Licht einschaltet, sondern ist aufgezogen, was man auf See noch besser beobachten kann als an Land. So ist es praktisch allen Schiffen auf den Abbildungen noch gelungen, die Marssegel ordentlich zu bergen. (Bei dieser Gelegenheit: Hatten wir nicht einmal eine Diskussion darüber, ob es diese „Ankersegel“ überhaupt gegeben hat? Wer noch Beweise dafür braucht, hier sind sie. Und offensichtlich war dieser Art, die Segel festzumachen, nicht allein für den Hafen bestimmt.) Stehengeblieben sind lediglich die Untersegel, was insofern verständlich ist (mir zumindest), als die Untermasten den meisten Druck aushalten, während die Marsstengen offenbar auch dann gefährdet sind, wenn gar keine Marssegel mehr gesetzt sind, weil der schiere Druck des Windes sie abzubrechen imstande ist. Freilich stehen die Untersegel wegen des starken Sturmes in der Gefahr, aus den Schoten zu reißen. Möglicherweise lässt man auch die Schoten los, um ein Zerreißen der Segel zu verhindern. Wenn ich nun meinen Phoenix noch halbwegs heil beim Kampf gegen Wind und Wellen zeigen will, braucht er wohl ein anderes Wasserbett, während das bestehende Wasserbett eher für ein bereits entmastetes Schiff geeignet ist, dessen Schiffbruch nicht mehr zu verhindern ist. Also her mit frischem Styrodur! Schmidt
Mein persönlicher Liebling ist immer noch dieses Bild, die Position des Schiffes ist verdammt nah an deiner.
Man beachte auch viele kleine Schmankerl: die beiden Ankertaue - wegen denen der Bug auch etwas tiefer liegt als das Heck -, der abgefierte Großtopmast, die schräggestellte Großrah und die umgedrehte Flagge, damals ein Zeichen für Seenot. Und die Küste ist schon verdammt nah ...
Anmerkung 1: Dieses Bild wurde (und wird?) vom RMG für Fehler 404 kaputter Link verwendet, daher wurde ich auf das Bild aufmerksam. Da hatte jemand ein gutes Gespür für den Einsatz :-)
Anmerkung 2: Die französische Kriegsflagge war damals doch komplett weiß. Na dann stelle die mal erfolgreich auf den Kopf ;-)
Noch ein Addendum: Zu Zeiten deiner Phönix waren bei Sturm tatsächlich die unteren Segel gesetzt. Später zu Nelsons Zeiten wurden meines Wissens die Topsegel bevorzugt. Vielleicht weiß auch jemand warum? Kleiner und handlicher? Weniger Turbulenzen in der Höhe?
Der größte Störenfried bei einer Neuplanung ist jetzt der turmartige Felsen am Heck, jedenfalls seitdem ich eine nahe felsige Steinküste hinter das Wasserbett gesetzt habe. Unmöglich für ein noch segelndes Schiff, zwischen der Küste und diesem Fels hindurch zu gelangen. Was könnte ich jetzt tun? Ich könnte die Küste wieder in die Wüste schicken (haha) und ein Schiff mit Sturmtakelage durch felsiges Gebiet vor stürmischem Himmel fahren lassen. Sprich Wasserdio ohne Küstenkulisse gegen den Himmel gehalten. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich im ästhetisch-dramatischen Sinne einen Schritt weiter gekommen bin. Also bin ich einmal mögliche Pläne für ein definitives Scheiternsdiorama durchgegangen. Auch schon anhand von Stellproben. Zunächst einmal darf ich ein weiteres Exemplar aus meinem Phoenix-Ersatzteillager präsentieren. Einstmals als Sirene im Disney-Stil bemalt, ist das Teil auf mich gekommen. Schon vor einiger Zeit hat es ein Dowanol-Peeling bekommen, und die falsche Maserung ist bereits weitgehend vom Rumpf heruntergeschliffen. Also bitte Platz zu nehmen – und passt!
Eine Betrachtung aus der Nahdistanz erträgt der Rumpf natürlich noch nicht, da ist noch einiges zu tun. Unter anderem müssen natürlich die Plankenfugen eingraviert werden.
Und hier, rot angestrichen, der Störenfried Nummer 1, der große Fels im Vordergrund rechts. Wie sollte das Wrack dorthin gelangen? Und wie ist die zutiefst beruhigte See zwischen Rumpf und Küste zu erklären? So geht das wohl nicht.
In einem ersten Versuch habe ich den gesamten Bereich zwischen Rumpf und Küste mit Felsen aufgefüllt. Diese Stellprobe dient nur dazu, eine ungefähre Vorstellung zu ermöglichen. Die Oberfläche müsste anders und vor allem attraktiver gestaltet sein.
Die letzten beiden Fotos zeigen eine zweite Variante. Hier sitzt der Rumpf gleich auf zwei felsigen Vorsprüngen auf, die sich von der Küste ins Meer ziehen. Auch sie wären natürlich attraktiver zu gestalten. Erklärbar wäre dann der Swimmingpool zwischen den beiden Felsvorsprüngen, in und an dem man vielleicht ein Rettungsszenario unterbringen könnte.
„Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.“ (Francis Picabia). Ich muss aber bei dieser Gelegenheit auch an das „Lied von der menschlichen Unzulänglichkeit" erinnern.
Ja, mach nur einen Plan! Sei nur ein großes Licht! Und mach dann noch ’nen zweiten Plan Gehn tun sie beide nicht.
die Brandungswellen sollten sich m.E. in der Verlängerung fortsetzen und die gigantischen Felsbrocken an Land müssten noch etwas mit einem Hammer bearbeitet werden. Die Wirkung an sich ist toll!