sicher, ein gravierender Einschritt ins Leben ist der Modellbauunfall nicht. Dennoch freue ich mich neben allem wirklichen Ärger und allen tiefgreifenden Sorgen im sonstigen Leben sehr auf meinen Modellbau und die mit dieser, meditativen Tätigkeit, einhergehende Freude und Ablenkung. Man macht sich Gedanken und Mühe und probiert und verwirft und freut sich auf die nächsten Bauschritte. So ein Rückschlag darf dann auch schon mal zu berechtigten Ärger führen... Wie gut dass es ein Forum gibt in dem wir diesen Ärger mitteilen können...
Nach dem schadenbedingten "psychologischen Zwischenspiel" habe ich mich dem Aufriggen bzw. Klarieren des Kreuzmastes zugewandt. Dabei fiel mir auf ( es hat auch etwas Gutes ), dass der Schnaumast und die Lager von 'Baum' und 'Gaffel' unterdimensioniert sind ( Beitrag 695 ). Der Schnaumast ist unabdingbar, da die am bugwärts im Liek anfassenden Ringe frei laufen müssen, dazu wäre der stark gebänderte Kreuzuntermast ungeeignet.
-hier die alte ( Baukasten ) Version. Die so genannten 'Schwanenhälse' sind eigentlich auch zu schwach.
Der Besan bei seiner beachtlichen Segelfläche würde ob -vor dem Wind- oder -hart am Wind- einen immensen Druck auf dieses ärmliche Gestänge ausüben. da würden auch keine Takel wie Dirk oder Hahnepoten mildernd wirken.
Möglich, dass bei der "Hull- Version" dieser Fregatte ( nach welcher der ursprüngliche Baukasten ausgelegt zu sein scheint ) das so richtig ist, muss aber meines Erachtens eine immer währende Schwachstelle gewesen sein.
-hier nun mein entsprechender Eigenbau- Der Schnaumast misst die Hälfte des Kreuzuntermast- Durchmessers.
Die betreffenden Ringe werden nach der Lackierung eingesetzt, ferner bekommen die Klauen von Gaffel und Baum bei der Montage noch Racks und Klotjes, die den Schnaumast umfassen.
Mittlerweile bin ich da gar nicht mehr so sicher @dafi . Bei der/ deiner VIC z.B. ist trotz der starken Bänderung des Untermastes kein Schnaumast vorhanden. Die Klauen des Baums und der Gaffel greifen unmittelbar am Kreuzuntermast an. Folglich bleiben auch die am Frontliek eingebundenen Ringe an ihrem Platz.
Bei meinem 'Kahn' muss ich mich an alten Gemälden entlanghangeln-dort ist Derartiges nicht zu sehen- und die zur Verfügung stehenden Pläne zeigen keine sichere Angabe. Der ursprünglich zugrundeliegende Baukasten -Grundlage der CONSTITUTION von 1812- hat allerding dieses 'unterernährte Teil'. Natürlich könnte man all dies umgehen und es so gestalten, wie bei VICTORY, nur dann eben die Klauen von Gaffel und Baum dem Durchmesser des eigentlichen Mastes anpassen.
Gerade kam mir die Idee, die von Peter-navalis spendierten Bilder des McNarry- Modells ( # 484 ) anzuschauen, das den Bauzustand kurz vor 1809 zeigen soll. Obwohl es nicht sehr deutlich zu sehen ist, kann man doch erkennen, dass die Klaue des Baumes unmittelbar am Untermast ansetzt. Nicht zu sehen ist, ob dieser gebändert ist. Aber das ist mittlerweile unwesentlich. Ich kann zwar nicht behaupten, das alles, was beim McNarry- Modell gezeigt ist, auch 'wasserdicht' ist. Aber man klammert sich eben an jeden Strohhalm.
Hallo Peter, Ich weiß, dass Du die Conni im Bauzustand von 1804 wiedergeben willst. So werden Dir meine Bilder wohl nicht helfen.
1.Das Spardeck um 1907. Deutlich ist der Schnaumast zu sehen. Auf dem Deck sind lange 24 er statt der Carronaden aufgestellt. 2. Der Magoun Plan von 1927 zeigt, dass der Spanker am Schnaumast angeschlagen war.
IMG_0375.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)IMG_0376.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Quelle: The Frigate Constitution and other historical Ships, A. Magoun, Salem, 1928
Gruß
Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Gibt es denn Bilder von der Conny um 1809, die das Schiff mit aufgegeiten Segeln zeigt?. Ob überhaupt und aus der Art wie der Besan aufgegeit wurde, lässt sich evtl. schließen, wie die Gaffel gefahren wurde. Bei Schiffen, deren Gaffel nicht gefiert werden sollte, wurde der Besan beim Aufgeien an Gaffel und Mast geholt. Die Gaffel benötigt dann auch kein Klaufall, sondern nur einen Hanger. Außerdem können die Brassen der Kreuzrah und der Kreuzmarsrah nach achtern über Blöcke an der Gaffelnock geführt werden, anstatt wie sonst über kreuz nach voraus zu den Blöcken an den achteren Hoofdtauen der Großunterwanten. Auch das Fehlen von Dirken ist ein Indiz für die fest stehende Gaffel und damit für das Fehlen eines Schnaumastes.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Zitat von dafi im Beitrag #892Laut Marquardt wurde der Schnaumast erst "im zweiten Jahrzehnt des 19 Jahrhunderts an anderen dreimastigen Schiffen eingeführt"
Aus Bemastung und Takelung Seite 132
XXXDAn
Danke für diesen Hinweis, @dafi . Im "zweiten Jahrzehnt" trifft s ziemlich genau und erklärt auch somit, dass die Hull- Version (ca. 1812 ) eben gerade diesen Schnaumast erhalten hatte. Bei 'Middendorf' uva. hatte ich danach vergeblich gesucht.
1809 -nicht 1804 ! Nach der Maßregelung der Berber- Piraten vor Tripolis ( August 1804 ) entschloss man sich, für Nahgefechte auf dem Spardeck durchweg Carronaden aufzustellen. Die haben wir folgerichtig. Bei diesem Schiff wurde Einiges in relativ kurzen Zeitabständen geändert, nicht nur bei der Bewaffnung, bei der es oft von der Vorstellung der wechselnden Kommandanten abhing, auch beim Aussehen und Teilen der Takelage eben. Das macht es nicht einfacher. Aber es ist jetzt ziemlich sicher, dass sie zu diesem Zeitpunkt keinen Schnaumast hatte.
Schön wär's. Es gibt sehr wenig, wonach man sich richten könnte. Man muss sich alles aus verschiedenen Darstellungen und Anmerkungen irgenwie zusammenklauben. Oft sind es nicht sehr deutliche Gemälde, bei denen man nicht sicher ist, dass der jeweilige Maler gerade auf die Takelage einen gewissen Wert gelegt hatte, meist nur auf den Rumpf, was aber auch schon weitergeholfen hatte.
Deine Schilderung und Begründung bezüglich des komplexen Besan sind einleuchtend und lassen erkennen, dass die Gaffel nicht gefiert wurde, folglich auch kein Schnaumast erforderlich gewesen wäre. Die wenigen betreffenden Bilder hierzu aus diesem Zeitabschnitt zeigen auch das aufgegeite Besan im Winkel zwischen Mast und Gaffel.
Hallo Peter, Hatte 1804 im Kopf, weil ich mich mit der Tripolis Strafaktion beschäftige. Du, die Amerikaner haben da auch ganz kleine, offene Kanonenschaluppen eingesetzt, die auf eigenem Kiel über den Atlantik gefahren sind. Ich muss mal die Bilder davon wieder suchen. Unvorstellbar!
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Ja, Jörg @Gebbi das ist bekannt. Diese wurden aber teilweise geschleppt. ein Mann am Ruder, die Anderen waren an Bord der Fregatten. Wahrscheinlich wurden sie erst wieder nach Passieren der "Säulen des Herakles" losgeworfen.
Und 100 Jahre später schleppen die Linienschiffe der russischen Ostseeflotte unter Admiral Roschestwenski auf ihrem Weg nach Wladiwostok Torpedoboote durch den Indischen Ozean. Die Jungs an Bord dieser "Schiffsschaukeln" müssen schier wahnsinnig geworden sein. Man wollte Kohlen sparen und die Maschinen schonen. Das nur nebenbei. Schön, dass es mit der Constitution weitergeht!
Gruß
Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!