Da sind wieder ein paar mögliche Varianten -will sagen Informationen- vielen Dank dafür. Ähnliches hatte ich mir auch vorgestellt, nachdem ich in einschlägiger Literatur nachgegraben habe. Um mal das Einfachste bei Mondfeld anzuführen, ist nur am Ende eines einfachen starken Taues ein Haken, der in einen Ringbolzen am Deck eingreift. Ich dachte, es müsse eine Nachspannvorrichtung -wie die erwähnte Jungfer- geben. In der Windjammer- Ära wird hierfür von einem so genannten Slipapparat gesprochen (? ). Somit ist das auch für mich schlüssig. Aber bei der Korvette ist das ziemlich einfach gemacht. Bei französischen Linienschiffen läuft das Tau beim oben auf liegenden Boot durch eine 'Raufe', ist aber an den Seiten genau so gezurrt wie bei meinem Versuch.
p.s.: Habe momentan eine starke fiebrige Erkältung, irgenwie ein wohliges Gefühl - aber dadurch auch nicht sonderlich aufnahmefähig.
Slipapparate und -haken wurden im 19. Jh. entwickelt, um das Aussetzen der Boote sicherer zu machen. Wenn nämlich beim Zuwasserlassen nicht beide Takel an den Bootsenden gleichzeitig (innerhalb einer Sekunde) ausgehängt werden, kann es passieren, daß das Boot durch den Seegang an einem Ende abgesenkt wird, während es mit dem anderen Ende noch am Davit o.ä. hängt, was zu seiner Kenterung führt. Da die Boote ja normalerweise mit der Mannschaft ausgesetzt werden (ein Besteigen bei Seegang ist gefährlich bis unmöglich), hätte das fatale Folgen für diese. Deswegen wurden Mechanismen erfunden, mit denen die zwei Sliphaken an den Bootsenden gleichzeitig ausgelöst werden können. Die Verschlüsse der Haken sind z.B. mit einer Leine oder Kette verbunden, die entlang dem Kiel des Bootes läuft. In der Schiffbau-Literatur und den Berichten zu Weltausstellungen usw. gibt es zahlreiche Abbildungen dazu.
Diese Slipapparate haben aber mit der Zurrung der Boote nichts zu tun.
P.S., Du must ja eine interessante Physiologie haben - bei mir erzeugen fiebrige Erkältungen eher unwohlige Gefühle - trotzdem gute Besserung !
Ich muß mich wundern dass keine zeitgenössische Abbildungen und seemännische professionelle Beschreibungen wie etwa aus dem dt. Röding oder engl. Steel von 1794 und Dokumente aus staatlichen Archiven Deine Akzeptanz finden. Eigentlich sehr schade, da Du damit auch richtig dargestelltes für andere Modellbauer in Frage stellst, was diese ja ebenfalls auch irgendwann klären müssen. Wie Du selbst weisst, wird Dein Schiff als Modell sehr häufig nachgebaut, damit erhebt natürlich jeder Modellbauer gerne den Anspruch, seines ist die einzig historisch richtige Darstellung. Man hat damit aber auch eine gewisse Verantwortung weil Die eigene öffentliche Arbeit, vielfach als absolut richtig nachgeahmt und hoch gelobt wird. Man kann mit dieser Vorstellung jedoch böse Überraschungen erleben.
Deine sehr akribischen und sehr guten modellbauerischen Fähigkeiten stellst Du ja durchaus unter Beweis, aber vielleicht sollte man archivalische Fakten doch besser akzeptieren wenn sie schon so komfortabel frei Haus geliefert werden.
Um die bemühen sich sehr viele Modellbauer und auch Moderatoren durch reichlich technikgeschichtliche Einschübe zu Detailfragen in diesem Forum, damit so mancher mit seinem Modell und Anspruch nicht auf`s Glatteis gerät.
Die Qualität diesbezüglicher Aussagen von Modellbau-Päpsten bis zum einfachen Forums-Schreiberling wie mich, ist natürlich auch immer hinterfragbar! Keiner ist omnipotent allwissend, aber das meiste kann man nachlesen!
Für Deine Erkrankung wünsche ich Dir gute Besserung bei liebevoller häuslichen Pflege und eine gute Rekonvaleszenz.
Das mit dem Nachlesen ist so eine Sache. Zwischen dem, was die diversen 'Autoritäten' aus der Zeit geschrieben haben und was tatsächlich gemacht wurde, besteht u.U. ein himmelweiter Unterschied. Das betriff vorallem auch die zivile Schiffahrt (um die es in diesem Faden allerding nicht geht). Unsere Vorstellungen davon wie etwas gemacht werden 'sollte' werden vorallem von Vorstellungen der Marine-Offiziere geprägt und in Anlehnung daran von der Ethik des Yachtsports. Die Praktiken in der Marine waren/sind häufig sehr arbeits- und personalintensiv, da man einerseits das Personal hatte/haben mußte (wegen Verlusten usw.) und andererseit die Leute beschäftigt werden mußten. Bei der Handelsmarine wurde vieles weniger 'ship-shape and Bristol-fashion' gehandhabt, wie man auf vielen Photographien sehen kann. Was über Praktiken in Büchern nachgelesen werden kann muß man sicher als Idealbild verstehen. Andererseits sind das unsere einzigen Quellen.
Entschuldige bitte vielmals, Peter. Ich habe wahrscheinlich Unsinn geschrieben und hätte in diesem Zusatnd nicht antworten dürfen. Wenn die 'Nebelbank' sich verzogen hat, werde ich mich auch in diesen Teilbereich wieder hineinfinden und dein Geschriebenes auch verstehen und annehmen.
Die Beiboot- Zurrung. Sie wurde - vorerst beim Kutter- mit Taljereeps gemäß Beitrag 494 vorgenommen, der innen liegende Part ist lediglich durch eien Augbolzem geschoren. Die Frage bezüglich der Nachspannung der Haltetaue ist somit gelöst.
Bei den an Backbord gelagerten aufeinander gesetzten Booten erhebt sich nun die Frage, ob jedes Boot seine eigene Zurrung bekommt, oder ob die Taljereeps entsprechend lang ausgeführt werden, um bei Wegnahme eines Bootes das Ganze wieder straffen zu können.
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Das sieht mit Deiner "Seefesten Zurrung" sehr gut und nun vor allem richtig aus! Für andere Zeitgenossen damit nachahmbar!
Das Backbord- Boot würde ich auch so zurren wie das Steuerbord-Boot aber die Zurrung fährt dann nur über das obere Boot. Damit wären u.a. beide gegen gegen Seeschlag gut gesichert. Die eingesetzten Boote die in "Bootsklampen" stehen erfahren durch die beidseitige Zurrung genau über den Bootsklampen positioniert, genügend Halt .
Zurr-Prinzip der Bootskrabber :
Zwischen den beiden Taljereeps mit ihren Juffern ist das gekleidete Reep stets auf Maß abgelängt, das von beiden Seiten dann und nur damit, gleichmäßige und größere Zurrlänge mit den Taljereeps möglich macht. Wie die Zeichnung von Röding u. Steel, 1794 (B. -494) zeigt, war dies in jener Zeit so gängige seemännische Praxis. Beide Autoren beschreiben dies in ihren Texten auch so !
Ich werde noch einmal vorsichtig alles herunternehmen. Denn 1. -sind die Krabber nicht gekleidet- und 2. -befinden sich die Taljereeps nur an der Außenseite- Das wird nachgeholt.
Mir stellt sich aber noch die Frage, wenn nur das obenauf liegende Bootes 'entfernt/ benutzt' wird, muss man wohl das untere Boot aufgrund des unveränderbaren Krabbers ungezurrt in seinen Klampen zurücklassen oder man überbrückt so lange den Zwischenraum, in dem man mit einer oder mehreren kurzen Spieren stützt, so dass Spannung des Krabbers und seefester Sitz des Bootes gewährleistet ist. Kann sein, dass dies Unsinn ist, da man ein Boot nur bis zu einer bestimmten Dünung zu Wasser lässt und das verbliebene Boot -nicht seefest gezurrt- ungefährtet ist.
Was mir auffiel: Das von dir dazu eingestellte Bild zeigt dies Dachrinnen- ähnliche Aufleger ( ein anderer Begriff fällt mir nicht ein ), durch die der Krabber läuft. Ähnliches habe ich auf anderen französischen Schiffen dieses Zeitraumes gesehen. Dies scheint nur dort so gehandhabt worden zu sein.
Diese Aufnahme wurde mit großer Brennweite gemacht, da bei Weitwinkel- oder Normalbrennweite das Dollbord durch die perspektivische Verzeichnung die Taljereeps verdeckt hätten.
...noch ein paar Einstellungen. Gut sichtbar der wieder entdeckte 'Belfry' vor dem Kuhl- Süll, der beim angestrebten Bauzustand so noch vorhanden war. ( nein, Abendsonne ist das keine ! )
Bevor die maßstabsgerechte Ruder- Sorgleinenkette angebracht wird ( diese ist noch im 'Zulauf' ), sind die bereits überfälligen Rüsteisen an der Reihe.
Hier vorab eine Ex- und Hopp- Skizze, wie ich es mir bei diesem unorthodoxen Baustil gedacht habe.
Mach die Bänder besser auch aus Messing, sonst bereust du das wahrscheinlich. Im Prinzip passt das, hab ich auch so gemacht. Nur beim unteren Band hab ich geschummelt - war gut für den Längenausgleich und man sieht das in unserem Maßstab echt nicht :-)
Zitat von dafi im Beitrag #509Mach die Bänder besser auch aus Messing, sonst bereust du das wahrscheinlich. Im Prinzip passt das, hab ich auch so gemacht. Nur beim unteren Band hab ich geschummelt - war gut für den Längenausgleich und man sieht das in unserem Maßstab echt nicht :-)
Da muss ich widersprechen, Daniel. Der dritte untere Teil der Rüsteisen besteht bei der CONNY aus einem Flacheisen, das ebenso flach an der Bordwand anliegt und durch zwei große Bolzen gehalten ist. Ich versuche dies gemäß meiner Schnellskizze nachzuahmen. In diesem Bereich mit Draht- Streben zu experimentieren hieße es zu entfremden. Bezüglich der Genauigkeit bin ich der Meinung, dass man gerade bei unserem Maßstab auf Einhaltung der Maße achten sollte ( 1mm im Modell gleich 10 cm im Original ), das kann sich über eine gewisse Strecke potenzieren. Verschieden Varianten bezüglich der Stabilität bzw. Materialwahl werde ich 'durchexezieren'. Allerdings, durch Hitzeeinwirkung ( Schweißen der 'Bohrungen' ) kann alles mögliche passieren, tatsächlich bohren werde ich in diesem Bereich nicht. Einiges wird sicher wiederholt werden müssen, aber auch da haben wir so unsere Erfahrung gemacht. Ich bin aber ziemlich sicher, dass es gelingen wird und die Originaltreue erhalten bleibt ( trotz Materialfremdheit ).