Wie sind den die Planken in 1:1 gelascht worden ? Beim Bau über Mallen, bei dem es ja keine Spanten gibt, auf die man die Plankenenden herunterziehen kann, muß die Laschung ja die ganzen Biege- und Torsionsvorgänge überstehen.
Hier ein Beispiel, wie das auf Sansibar an einer auf Spanten gebauten Dhau gemacht wird:
Dieser Bericht hier: Selbstbau Holz Übungsboot ---geplant Zeesboot zeigt, wie so ein geklinkertes Boot entsteht. Es beginnt alles mit der Kiel - Steven - Konstruktion, welche dann in einem Gerüst aus Sent- und Schwertlatten gehalten wird. Die Sentlatten verlaufen quer von der Back- zu Steuerbordseite. Die Schwertlatten jeweils von der Bordkante schräg nach oben auf einen mittig installierten Balken. Dieses Gerüst, quasi die Malle, gibt dem Beplanken die notwendige Stabilität.
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Hier eine Abbildung aus dem Buch: "Braune Segel im Wind - die letzten Zeesboote" von Tim Stütz, transpress VEB Verlag für Verkehrswesen Berlin 1988 - Seite 98
Anschließend werden dann einige Bauspanten eingesetzt. Nach der fertigen Klinkerbeplankung (einige Laschungen sind auch hier zu sehen) werden diese Bauspanten entfernt und durch die innen ausgeklinkten Spanten ersetzt mit denen dann die Beplankung ebenfalls verschraubt wird.
Eine andere Variante der Plankenverbindung ohne Spantauflage ist das Schäften, dabei werden beide Teile in einem sehr flachen Winkel angeschliffen, übereinandergelegt und nach Belieben verbunden.
Ich weiß schon, wie im Prinzip die 'shell-first'-Konstruktion funktioniert. Bei den Zeesbooten wird also offenbar eine Doppelung auf die Laschung gesetzt. Im Modell würde ich das vielleicht ein bißchen mogeln und die Naht nur gravieren. Wenn Du allerdings eine wirklich sichere Lasche hinbekommst, die auch den Belastungen beim Drehen und Biegen standhält wäre das natürlich besser ...
Zitat von victory78 im Beitrag #50neeeeeeee, mogeln geht erstmal garnich, erst wenn alles versucht ist, dann wird auf hohem Level besch..sen. ... i do my very best ...
Das hoffe ich doch stark. Es gibt auch Leute (wie mich) die das sehr interessiert. Ist übrigens eine ganz tolle Arbeit die Du da zeigst, ich bleibe auf jeden Fall dran.
Da kann ich Kay nur zustimmen, eine ganz tolle Arbeit
Tschüss Joachim
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Hallo zusammen, hier nun eine weitere kleine Etappe mit dem Zeesbootbau
Teil 4.2 Beplankung in Klinkerbauweise
Nachdem ich mich nun ein paar Tage in der Boddenlandschaft herumgetrieben, die Gorch Fock in Stralsund besucht und mir bei hervorragendem Wind eine Zeesbootregatta angesehen habe, bin ich nun um eine gefühlte Fantastillion Bilder und Eindrücke reicher. Die Zeesbootregatta war ein tolles Erlebnis. Es ist schon bewundernswert wie die Eigner ihre Boote liebevoll in einem sehr guten Zustand halten. Neben der Regatte zeigten auch die Modellbaukapitäne ihre Kunst. Unter ihnen auch Herr Möller, von dem ich die Baupläne habe.
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Besonders beeindruckt war ich von diesem voll funktionstüchtigen dampfgetriebenen Modell.
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So, nun aber zum Thema:
Mit den vorab hergestellten Schablonen aus Pappe wurde nun das erste Paar Planken aus 2,0 mm Birnenholzbrettchen ausgesägt und in den groben Konturen zugeschliffen. Planken bzw. Holzteile in dieser Stärke und einer Breite von 12,00 mm hatte ich zuvor noch nicht gebogen. Ich überlegte nun, wie ich das nur machen soll. Das gute alte Bügeleisen kam nicht in Frage, da die Biegeradien am Vor- und Achtersteven dafür zu stark sind. Der Lötkolben mit Biegespitze bzw. das Biegesystem ist für diese Arbeiten zu schmal um eine gleichmäßige Temperaturverteilung und damit die gewünschte Verwindung zu erreichen. Ich habe dann mal eine Heißluftpistole ausprobiert. Ich muss sagen, dass das überraschend gut funktioniert hat. Zuerst habe ich die geeignete Temperaturstufe mit einem Abfallstück ausprobiert um ein Verbrennen zu vermeiden. Mit der Stufe 3 ging es ganz gut. Das Holz ist dann an der Oberfläche etwas heller als im Ursprung. Schleift man es kurz an, kommt die typische Birne wieder zum Vorschein. Ein Zeichen, dass dem Holz nichts passiert ist. Dennoch ist vorsichtiges Arbeiten angesagt. Die Beschreibung des Gerätes benennt nur die Luftmenge in l/min für die jeweiligen Stufen. Ich kann daher keine Angabe zur Temperatur machen. Die Heißluftpistole ist insofern genial, da die Luft alle Bereiche gleichmäßig erreicht. Um die Planke zu biegen habe ich sie vorab ca. 10 min. komplett im Wasser einziehen lassen und dann mit einer Metallklemme verdreht. Das andere Ende war mit einer Zwinge arretiert.
Mit dieser Biegemethode, welche ich mal im weiteren Verlauf an anderen Teilen testen werde, entstanden dann die beiden Plankenrohlinge für den ersten Gang.
Um die Planke nicht in die Sponung zu drängeln musste ich ihr am Vorsteven einen Verlauf nach unten gönnen. Dies hatte den Effekt, dass die Plankenhöhe an der Landung des Vorsteven nur noch 8,0 mm hatte. Vorgabe waren min. 12,0 mm. Hier sieht man die Verjüngung und den Bogen nach unten.
Hallo und vielen Dank für Eure netten Kommentare und Hinweise.
Weiter geht`s mit dem Zeesbootbau
Teil 4.3 Beplankung in Klinkerbauweise - Laschen
Der zweite Anlauf in der Herstellung des ersten Plankenganges ist nun vollendet und jetzt passen Sie perfekt. Bevor diese fest eingebaut werden können, müssen noch einige Arbeiten für den nächsten Plankengang (wird sich dann noch 8 mal wiederholen) erfolgen. Da wäre zunächst das Markieren der 3,0 mm Überlappung der zweiten auf der ersten Planke. Diese Linie ist auch die Basis für die nächsten Schablonen. Zum Markieren nimmt man gewöhnlich ein Streichmaß – wenn man eines hat. Da ich ein Solches, mit der Möglichkeit einen Bleistift oder eine Mine einzuspannen, zu einem annehmbaren Preis nicht gefunden habe, fing ich kurzerhand damit an eines aus Resten herzustellen. Das hält zunächst etwas auf aber man kann das Ding ja immer mal wieder brauchen. Während des Bauen`s kam ich aber darauf, dass es auch ein Zirkel tut. Ich habe dann mit diesem den nächsten Plankenverlauf und die Landung auf die erste Planke übertragen
56. neue Planke mit Markierung.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Anschließend wurde auf der ersten Planke der Einlauf der zweiten Planke vor den Steven ausgearbeitet. Aufgrund der bereits gebogenen Planke war es hier zunächst sehr problematisch eine Maschine einzusetzen. Viele Versuche an Probestücken scheitern. Letztlich hab ich es dann doch frei Hand, einem Anschlag und mit dem FBS hinbekommen.
Im nächsten Schritt nahm ich die Anschlusskontur für die Schablone des zweiten Plankenganges mit Transparentpapier von der ersten ab und konnte so die nächste Planke aufzeichnen und schon grob zuschneiden.
59. Pause für 2. Planke.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Ein weiteres Detail, welches vor dem Festmachen der ersten Planken erledigt werden musste, war die Herstellung der Laschungen an den Stößen der Plankenstücke. Wo sich diese Laschungen im Einzelnen genau befinden ist nicht beschrieben und an den Booten auch sehr verschieden zu sehen. Ein System habe ich da nicht erkennen können. Anhand von Foto`s wurde ein Muster entworfen, bei dem ich einerseits auf eine sinnvolle Symetrie (logischer Versatz) und andrerseits auf die Positionierung zwischen den späteren Spanten zu achten hatte. Für das Maß der Lasche habe Ich die doppelte Plankenbreite angesetzt. Dieses Maß bietet rechts und links des Plankenstoßes noch genug Material und es entsteht somit keine Schwäche in der Konstruktion. Die Lasche selbst ist mit der Plankenstärke identisch und wird mit 5 Bolzen auf jeder Seite des Plankenstoßes versetzt und analog dem gewöhnlichen Plankenverbau befestigt.
Die Laschen mussten wohl den Biegevorgang der Planke nicht miterleben. Die Teilplanken wurden einzeln gebogen, an den Spanten befestigt und dann am Stoß verlascht.
Am Modell habe ich an dieser Stelle mal zwei Schritte ggü. der eigentlichen Bauweise getauscht – nicht gemogelt! In die komplett gebogene 1. Planke habe ich zuerst die Löcher in 0,6 mm für die Bolzen durch Lasche und Planke gebohrt, auf der Außenseite für die Dübel auf 1,30 mm aufgebohrt und anschließend die Lasche aufgeklebt.
Nachdem der Epoxi fest war, wurde die Planke in der Mitte der Lasche mit einem Fräser 0,30 mm wieder getrennt. Für die Kalfaterung der Plankenstöße habe ich mich für Tonzeichenpapier der Grammatur 220 g/m² mit der entsprechenden Papierstärke von 0,22 mm entschieden und in den Trennschlitz eingeklebt und verschliffen.
Die Kalfaterung an der Bodenplanke und den Steven beträgt 0,30 mm Papierstärke (Grammatur 300 g/m²). Damit das Papier beim Schleifen nicht fasert und beim Kleben nicht so stark saugt, habe ich es vorher mit Ballenmattierung behandelt.
Wow, klasse Beschreibung. Dein Beitrag macht Lust, auch mal in einem großen Maßstab zu arbeiten
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali