Toms Stockholmteer-Probe ist längst eingetroffen und ich habe die Stelle am Bug damit behandelt. Auf allen Fotos ist der wirkliche Farbton nicht exakt wiedergegeben, in Wirklichkeit ist dieser Bereich noch viel dunkler.
Nach vier Tagen war der Anstrich noch nicht 100prozentig durchgetrocknet somit entschied im mich dann die Beplankung der Backbordseite wieder zu entfernen:
Auch wenn der Rumpf ein bißchen zerschreddert aussieht, die Schäden sind überschaubar und alle zu reparieren. Ich habe den Verlauf der Berghölzer aufgezeichnet und die helfen die Pforten exakt gegenüber denen der Steuerbordseite zu platzieren. Hier werden die neuem Pforten bereits wieder eingesetzt.
Ein Historiker aus den Niederlanden hatte mir eine Methode gezeigt, wie man die Lage der Pforten bei einem Holländischen Zweidecker bestimmen kann (aufpassen Jürgen! das betrifft dich mit deiner WvH auch!):
Wenn man dies auf dem Winterplänen vollzieht kann man erkennen wie sehr die Pforten neu arrangiert werden müssen. Ich war natürlich sehr gespannt wie es an meinem Modell aussehen würde, zumal ich diese Art gar nicht kannte. Das Ergebnis ist sehr erfreulich:
Mir ist ein Plan von Heinrich Winter gezeigt worden der wohl als eine frühe Fassung des Längsschnittes angesehen werden kann. Aus technischer oder zeichnerischer Sicht offenbart dieser Plan nichts Neues, jedoch hat HW einige Notizen auf dem Plan geschrieben: "Modell im Hohenzollermuseum Berlin. Nur soweit gezeichnet als der Vermessung zugänglich. Die gezeichneten Decksbalken etc. sind also wirklich gemessen, sowohl nach ihrer Lage wie nach der Stärke. Die doppelt schraffierten Decksbalken des Batteriedecks sind breiter als die übrigen."
An anderer Stelle steht: "Nur Concept Zeichnung! Die Spantlinien liegen anders als bei einer Konstruktionszeichnung. Ihre Lage - Für die Vermessung auf Aussenhaut - ist durch die Geschützpforten bedingt."
Auf dem Plan gibt es noch einen Adressstempel: Heinrich Winter, Berlin-Friedenau, Rubensstraße 11, Tel 71 18 59
Immerhin habe ich heute damit begonnen die neue Beplankung der Backbordseite anzubringen:
Und somit kann ich jetzt doch glatt sagen, dass ich weitergekommen bin! :-) Ich habe tatsächlich damit begonnen die zweite Rumpfhälfte zu beplanken wobei die Beplankung der ersten Hälfte dranbleiben kann; so weit war ich bis jetzt noch nicht!
Baue auf und reiße nieder - hast du Arbeit immer wieder ;-) Der Abriss ist schon mal gut geglückt. Sehr schön. Ist toll deinem Riesenmodell beim Entstehen zuschauen zu dürfen.
die extra-Arbeit an den Stückpforten hat sich durchaus gelohnt. Die extra-Arbeit an der Rumpfbeplankung wird sich auch lohnen, wie man an der Steuerbordseite gesehen hat. Wenn jemand die Stirn hat zu behaupten er kopiert das Hohenzollernmodell, sollte er schon zusehen, dass die Kopie verdammt gut wird, wenn sie glaubhaft sein soll. Da muss man sich schon mal die Ärmel hochkrempeln!
Der Bugbereich der mit Stockholmteer behandeln wurde, widerspiegelt schon die dunklen schwarz-weiß Aufnahmen des Buches, aber wie gesagt, in Wirklichkeit ist der Ton noch viel dunkler. Sicherlich ist das Holz des Original-Modells in den ca. 280 Jahren nachgedunkelt, mein Bestreben ist es das Modell so aussehen zu lassen wie es die holländische Werkstatt im 17. Jahrhundert verlassen hatte. Ich denke, da könnte man mit der William Rex als Vorlage gut bedient sein.
Vielen Dank Jan, die Modelle bei Digitaalmaritiem habe ich gesehen, das 1:50 Modell ist wirklich sehr gut, das in 1:22 - naja. Ich denke das Buch wird 2025 fertig sein ;-) Eigentlich hatte ich letztens vorgehabt meinen Zeichentisch zu Entsorgern (das Teil ist riesig!). Beruflich arbeite ich mit AutoCAD 2014, die Pläne eines historischen Segelschiffes sollte man aber von Hand zeichnen und nicht mittels CAD. Also werde ich meinen Zeichentisch noch eine Weile festhalten! :)
Ich möchte etwas nochmal ansprechen, dass letztens in einem anderen Thread diskutiert wurde. Das Thema kam auf weil debattiert wurde, ob niederländische Schiffe quadratische oder rautenförmige Kanonenpforten hatten. Es ist bekannt, dass die Vasa quadratische Kanonenpforten hatte:
Der Grund dafür ist, meines Erachtens hier:
Ich habe die Lage der Spanten der Vasa gelb markiert. Auch wenn der Bug in diesem Planausschnitt nicht zu sehen ist kann man sehen dass die Neigung der Spanten in Richtung Bug sich verändert. Die Spanten unmittelbar am Hauptspant sind etwa im 90° Winkel zum Kiel angebracht, der Neigungswinkel jedoch verändert sich so, dass die hinteren Spanten nach vorne neigen und die vorderen Spanten nach hinten. Der Grund hierfür könnte sein, dass 1.) die Decks an jedem Spant genau in 90° Winkel den Spant treffen und demzufolge brauchen 2.) die Oberseiten der Decksbalken nicht angeschrägt zu werden, sie können einen quadratischen Querschnitt beibehalten. 3.) Die Unterkante der Pforten sind automatisch parallel zum Deck.
Einen weiteren Hinweis darauf sieht man hier:
Auch hier habe ich teilweise die Lage der Spanten farbig angelegt um deutlicher zu machen, dass die Neigungswinkel der Spanten sich in der vollen Rumpflänge verändert. Klar dürfte sein, dass die Unterkante der Pforten parallel zum, darunter liegenden Deck war. Man sieht hier wie Stuckenburgh die Pforten eingezeichnet hatte:
Die gleiche Tendenz ist ebenfalls am HZ-Modell zu erkennen. Wenn man die Holzdübel die in der Außenhaut des Modells zu sehen sind verbindet um daraus die Lager der Spanten zu ermitteln ergibt sich dieses Bild:
Auch hier ist zu erkenne: die achteren Spanten neigen nach vorne; die mittleren am Hauptspant sind im 90° Winkel zum Kiel und die vorderen Spanten neigen nach hinten. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass dies die gängige niederländische Bauweise war. Es ist nur logisch und es ist eine massive Arbeitserleichterung: die Decksbalken brauchen nicht angeschrägt zu werden, die Rahmen der Pforten folgen den Verlauf der Spanten; die Unterkante der Pforten ist parallel zum Deck. Alles andere würde einfach keinen Sinn machen.
Wir haben dieses Thema vor einigen Wochen in einem anderen Thread besprochen, aber ich wollte dieses Thema hier erneut aufgreifen da ein Historiker aus Holland nicht auf dem ursprünglichen Thread zugreifen kann. Ich wollte gerne mal deine Meinung dazu hören Jules! :) VG Peter
Man muss außerdem bedenken, dass der Kiel nicht gerade ist, sondern in der Mitte einige Daumen durchhängt. Bauchstücke in 90 Grad zum Kiel - man kann sie "pur" nehmen und muss sie nicht abschrägen - erzeugen dann schon automatisch ein Hängen des Spantes nach innen vorne und hinten. Sparen von kostbaren Bauholz durch Vermeiden von dran herumschneiden, wenn´s nicht unbedingt nötig ist, war immer ein Thema.
Hallo Peter Vielleicht diente die Neigung der Spanten im Zusammenwirken mit den Längsverbindungen (Berghölzer, Wegerungen, Scheerstöcke usw.) dazu, dem Katzbuckel vorzubeugen. Das Ganze macht auf mich den Eindruck, wie ein umgedrehter Brückenbogen. Wenn der mittschiffs am stärksten wirkende Auftrieb den Kiel dort mehr nach oben drücken will, als an seinen Enden, dann könnten die schräg stehenden Spanten die Kräfte etwas günstiger verteilen, als es gleichförmig gerade aufgestellte Spanten könnten. Ein leicht nach unten durchgebogener Kiel würde diesen Effekt verstärken. Ich weiß aber nicht, wie der Kiel beim HZM beschaffen war.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Heinrich Winter, Seite 21: "Der Kiel war bemerkenswerterweise ... kein geradliniger Kantel, sondern war mittschiffs etwa 7-8 mm durchgebogen, außerdem verjüngte sich seine Breite, die mittschiffs 4 cm betrug, nach beiden Enden hin - nach vorn auf 2,3 cm, nach achtern auf 3,5 cm." Im Maßstab des Modells ist dieser Kiel also sehr überdimensioniert (z.B. 26 Daumen Certer Vrede, 170 vt, 1667). Ich glaube, man hat das getan, weil man bei geringerer Stärke einen Kielbruch befürchtete; es ist ja ein Standmodell und muss sein eigenes Gewicht tragen.
Die Erfahrung der Schiffbauer spielte hier die entscheidende Rolle. Man hat gesehen, dass der Kiel ganz gerade ist, wenn das Schiff erst einmal 1 bis 2 Jahre auf Fahrt gewesen ist.
Ich glaube, die Sprünge von Kiel und Batteriedeck sind unabhängig voneinander. Den Kiel bog man so weit durch, wie man es für richtig hielt wegen dem "katterug" (katzbuckeln). Außerdem konnte damals niemand mit Sicherheit vorhersagen, wie tief das Schiff achtern ins Wasser sinken würde (Steuerlast). Man hatte nur die Erfahrungswerte von schon gebauten Schiffen, und danach schrieb man dann die Bauzerter (um). Das Batteriedeck endet achtern an der Oberkante der 2. Worpe (1. Worpe definiert die Höhe der Heckpforten) - die wird so gesetzt, dass man die Decksplanken an ihr befestigen kann, und an den beiden Horizontalknien rechts und links an den Seiten der Worpe.
Interessante Sache, das mit den geneigten Spanten. Wenn die Bauchstücke senkrecht zum Kiel an ihrer Position angebracht wurden, wie ara schreibt, ergibt sich eine Einwertsneigung der Spanten zwar automatisch, aber dann sollten die Pforten doch parallel zur Oberkante Kiel verlaufen, wenn denn deren Neigung durch die Neigung der Spanten bedingt ist. Das ist aber doch wohl bei der Vasa ganz augenscheinlich nicht der Fall! Könnten nicht schlicht ästhetische Gründe die alten Baumeister veranlasst haben die Pforten entsprechend dem Deckssprung (bei älteren Schiffen zugleich dem Bergholzsprung) zu neigen? Mir scheint alles aus praktischen Überlegungen heraus begründen zu wollen, was unserer heutigen Denkweise entspricht, nicht auf frühere Epochen 1:1 übertragbar. Heute werden Schiffe/Dinge konstruiert, früher wurden sie gestaltet!
Finde ich ebenfalls sehr interessant. Das Aufzeigen an drei unterschiedlichen Stellen spricht auch dafür, daß etwas dran ist. Danke fürs Herausarbeiten.
Ein paar Spanten der Vasa etwas achterlich konnte man untersuchen. Es geht drunter und drüber! Auflanger und Stützen werden ohne weiteres für Pforten mit Einschnitten versehen; es gibt jede Menge" kalven" (Füllstücke) - also Flickereien. Der Sturckenburgh-Plan erscheint hier fast wie ein Idealfall, eine Wunschvorstellung. Wurde das in der Wirklichkeit wirklich so realisiert? Bei einem Model wie dem HZ geht es sicher leichter. Schiffbau ist in dieser Zeit aber noch ein reines Handwerk, wo vieles auch davon abhängt, welches Stück Holz in welcher Stärke man gerade zur Verfügung hat. Die Den Helder-Pinasse zeigt auch diese völlige Unregelmäßigkeit des Spantwerks. Van Yk berichtet von einem Schiffbauer, der die Pforten erst einhacken ließ, nachdem die gesamte Schiffseite inklusive Berghölzer bereits beplankt war.
Zwischen den Batteriedecks konnte man sich die Füllstücke wohl sparen. Ab der Wasserlinie ging es sowieso um Gewichtsreduktion und die hier verlaufenden Barghölzer boten auch einen ausreichenden Schutz. Aber grundsätzlich möchte man ja kein Modell bauen, das ein reales Schiff wiedergibt, sondern ein idealisiertes, in der Tradition der Werftmodellbauer...