Die archäologische Befunddarstellung von der Wasa - so scheint es für mich - zeigt scheinbar beide Formen wild durcheinander: Senkrechte Sparren und Teile davon mit Neigung. Auch die Einschnitte für die Stückpforten sind bemerkenswert. Vielleicht hat sich in den Jahrzehnten zwischen 1620 und 1660 grundsätzliches bei der Herstellung der Spantenneigung geändert ? Auch ist ja die Wasa ein "Sonderfall", sozusagen kein Typschiff in seiner Epoche. Abgesehen davon: Abweichungen zwischen "Plan" und "Bau" finden sich auf dem Festland (ich rede jetzt von Gebäuden) durch alle Zeitalter und kommen auch daher, dass nicht jeder Handwerker immer eine Zeichnung zu Gesicht oder gar zur Verfügung gestellt bekommt. In damaligen Zeiten waren Reproduktionen von Plänen für die Baustelle noch eine aufwändige Angelegenheit. Auf der Werft für die Wasa stand - davon gehe ich mal aus - kein einziger Fotokopierer oder Drucker herum...
Robert
Verzweifle nicht, wenn du kein Profi bist. Ein Amateur hat die Arche gebaut, Profis die Titanic...
Hallo Peter, danke für Hinweis.Habe das Buch der holländische Zweidecker von Winter erworben.Mit Plänen, warte nun das es bald da ist, werde mich dann mal versuchen schlau zu lesen. Wie groß wird Dein Modell in den Abmessungen?
gruß Jürgen
Ich kenne keinen sicheren Weg zum Erfolg, aber einen sicheren zum Misserfolg: Es jedem recht machen zu wollen.
Ich habe die Diskussion um die Farbgestaltung des HZ-Modells jetzt aufarbeiten müssen, da ich in den letzten 4 Wochen nicht online sein konnte. Ich möchte sehr nachdrücklich für einen möglichst dunklen, rotbraunen Farbton plädieren und für eine Farbe, die die Maserung des Eichenholzes nicht (!) anfeuert. Ich stimme mit archnav vollkommen überein. Es scheint mir zwar so möglich wie zulässig, ein Modell (zumal in dieser Größe!) aus dem Holz des Vorbildes zu bauen. Man sollte dann aber die maßstäbliche Verwerfung bei der Maserung möglichst zum Verschwinden bringen. Kleine Geschichte am Rande: Vor etwa 20 oder mehr Jahren war ich mit meiner Frau in Amsterdam. Auf dem Weg zum Schifffahrtsmuseum in der Nähe des Hauptbahnhofs kamen wir an den kleinen Frachtschiffen vorbei, die dort damals in einem kleinen Museumshafen lagen. Auf einem Deck stand ein Mann, der mir, wenn ich ihn heute zu erinnern versuche, wie ein Zwillingsbruder von Captain Sparrow erscheint. Er winkte uns, da ich wohl irgendwie interessiert schien, auf sein Schiff und führte uns unter Deck. Man trat in eine Zauberhöhle. Offenbar verdiente der Mann seinen Lebensunterhalt damit, große Holzmodelle holländischer Segler im Stil der Modelle zu bauen, die auch das Schifffahrtsmuseum damals noch in großer Zahl zeigte. Ich war mit seiner Arbeit allerdings nicht so recht einverstanden, wenngleich ich natürlich alles über den grünen Klee (und in meinem rudimäntären Niederländisch) lobte. Mir war an dem Modell alles zu grob. Die kleinen Figuren für Heck und Seitengalerie schnitzte der Mann, so wie der Almöhi kleine Spielfiguren für seine Heidi schnitzt, eine Pfeife im Mundwinkel, durch deren Rauch er einäugig linste. Heute bin ich anderer Ansicht. Ich glaube, der Mann hatte sich in den Stil und die Machart der zeitgenössischen Modelle besser hineingefunden als manch ambitionierter Scale-Modellbauer. Ich habe seitdem viele "sehr schöne" und "sehr gute" Modell von holländischen Zweideckern gesehen, aber keines erinnere ich so gut wie das halb fertige Modell auf dem Schiff im Museumshafen. Es hatte Aura. - Und ich würde mir sehr wünschen, wenn das großartige Projekt des HZ-Modells auch ohne Patina schon Aura hätte. Schmidt
Sehr klug gesprochen, auch ich habe in unserem Braker Schiffahrtsmuseum vor vielen Jahren einen großartigen Modellbauer umpolen wollen. Er nahm für seine Modelle immer das Holz was damals beim Original verbaut wurde, ich sagte ihm, das das nichtso gut aussieht und man solle Hölzer im Modellbau verwenden die weniger intensive Maserung zeigen, aber alle Mühe war vergeben.
Ich baue ja meistens Buddelschiffe und da kann ich, weil der Maßstab sehr klein ist auch nich Mahagoni, Teakholz, Rüster, Zigarrenkistenholz, Eiche oder sogar Balsaholz nehmen, da kommt keine feine Arbeit bei raus. Ich verwende Birne, Castello-Buchsbaum, da werden schöne glatte Rümpfe draus.
Gruß Willy
"Le Superbe" 1785 1:50 "Soerlandet" in der Flasche Bark "Weser" Segelschiffmodellbau in der Flasche
Was tut eigentlich ein heutiger Restaurator von Schiffsmodellen, wenn er das richtige Ethos besitzt? Er wird Respekt und Zurückhaltung üben (Herr Birnie mit seiner "Behandlung" des Gentermodells hatte das überhaupt nicht). Er wird nur das wieder anbringen, inklusive Farbgestaltung, was historisch (Bilder; schriftliche Überlieferung) eindeutig belegt ist. Die Restauration von Ketting am Prins Willem hat mir sehr gefallen - einige hinzugefügte Teile hat er einfach naturfarben gelassen, um sie als solche kenntlich zu machen. Deswegen sollte man dieses neue Hohenzollernmodell - es soll ja eine möglichst exakte Kopie eines Originals werden - überhaupt nicht farblich behandeln, außer den belegten Dingen: Vergoldete Skulpturen, grüne Verteuning, grünes Dach der Seitengalerie, grauer Anstrich der achterlichen Offiziersräume, einige rote, goldene und braune Flächen in der Staatskajüte - das war´s. Dass der Rumpf irgendwie behandelt wurde - da bin ich mir überhaupt nicht sicher, also besser sein lassen! Hier ein Beispiel für Halbwissen und mangelnde Zurückhaltung - vergoldete Galionsregel - bei einem Nordholländer werden nur die Skulpturen am Galion, so sie überhaupt vorhanden sind, gefaßt, nicht aber die Regeln selbst. Und wer sagt, dass das Schott bläulich zu halten ist? Außerdem hat Birnie sogar die breite Zierleiste am Schott in der Mitte durchbohrt, weil er dachte, der Kragen des Großstags gehört eigentlich hier durch, was aber keineswegs immer der Fall ist. So schnell kann man eine sonst großartige Arbeit verderben. Bitte das neue HZ nicht durch spekulative Pinseleien verderben. Danke!
[schiffebastler: Bild aus Urheberschutzgründen entfernt]
Vielen Dank für den Tipp Eddie. Noch riecht meine Werkstatt sehr angenehm nach Toms Stockholmteer Probe. Es erinnert mich stark an den Geruch der Bataviawerft.
@ara es hat natürlich durchaus seinen Reiz den Rumpf in Natureiche zu belassen. Noch ist nichts entschieden.
@Schmidt Die großen Modelle in holländischen Museen haben alle irgendwie etwas grobes an sich. Die eher etwas feiner gebauten Modelle englischer Schiffe haben das nicht. Es ist aber gerade dieses Grobe das ich an einem Modell auch haben will - ich versuche darauf zu achten, dass es nicht zu fein wird ! :-)
Zitat von Olympic1911 im Beitrag #427Na, dann dürfen wir ja mal gespannt sein...
Das sieht jedenfalls sehr professionell aus. :-) Meine Erfahrung mit alter Eiche hatte ich ja schon mal beschrieben und dabei angemerkt, daß Essigessenz bei neuer nicht funktioniert, da ich diese Methode noch nicht kannte. In dem Video scheint´s allerdings zu klappen.
Aber den Stockholmer Teer ersetzt diese reine Holztönung ja nicht, der kann oder sollte dann zusätzlich aufgetragen werden, um eine gewisse Oberflächendichte zu erreichen und seinen wunderbaren Duft zu verströmen. Ich hatte mal einen Bataviawerf-Mitarbeiter bestochen, mir ein Einmachglas voll zu besorgen. Das hatte ne eher cremeartige Konsistenz, wobei das heute handelsübliche ziemlich flüssig ist. Und es roch auch noch etwas aromatischer, aber leider konnte ich nicht herausbekommen, was die da noch alles reinmischten. Inzwischen isses auch leider alle..:´(
Statt dieses Labsalbens könnte ich mir aber auch ein Wachsen der Oberfläche vorstellen. (Der Stockholmer Teer ziert sich ja auch immer etwas mit dem Durchtrocknen.) Der Glanzgrad liesse sich dabei durch Frottieren oder mittels Schleifvlies steigern oder reduzieren, je nachdem. Und wenn das eisenacetatgebeizte Holz dann doch noch etwas wärmer im Ton sein soll, muß eben zusätzlich mit stark verdünnter orangener Anilinfarbe gefärbt werden. Aber da muß man sich reinfummeln, um alles optimal aufeinander abzustimmen. Es lässt sich jedenfalls ne relativ große Bandbreite an Färbungen erzielen, viel Erfolg also beim Experimentieren!
Hallo, Peter! Im englischen Forum bin ich nicht angemeldet, aber hier. Frank Fox ist damals offenbar ein Irrtum unterlaufen. Dein Bild aus seinem Buch ist eine Van-de-Velde-Grisaille über die Bergen-Expedition De Ruyters im Herbst 1665; im Net leicht zu finden, tipp einfach ein: Google Bilder, Willem van de Velde, Grisaille. Das Schiff ist nicht die "De Jonge Prins", ein Schiff der Admiralität des Noorderkwartiers (Nordviertel; 5 unabhängige Admiralitäten: Rotterdam - Maas, Amsterdam, Nordviertel, Zeeland, Friesland). Frag mal Werner, er hat einige sehr schöne Certer von Nordviertelschiffen, darunter ein 150er. Übrigens, das Genter-Modell hat das Wappen der Nordviertel-Admiralität an der niedrigen Reling des Hüttendecks, mit den 3 P - Pugno Pro Patria; falls es original ist, würde das Modell also dorthin gehören. Dieses Schiff hier ist die "Walcheren" von 1661, ein Retourschiff, gebaut in Zeeland - zeeländisches Wappen, keine Back, offene Bordwände, ganz typisch, ein "tafferel" wie die Prins Willem. Die Walcheren war das Kommandoschiff von Commodore Pieter de Bitter, dessen Retourflotte De Ruyter sicher heimgeleiten sollte, was schließlich unter hohen Verlusten wegen eines Sturmes auch gelang. Man sollte das HZ nicht mit einem tatsächlich gebauten Schiff in Verbindung bringen, das oranische Wappen ist wie eine Visitenkarte an den Empfänger des Modells, den Kurfürsten von Brandenburg. Es ist ein Geschenk an einen sehr hohen Herrn, und deswegen groß und prächtig. Kann natürlich sein, dass der Erbauer des HZ ein wirkliches Schiff zum Vorbild genommen hat (ist immer die Frage, ob er ein Vorbild überhaupt nötig hat), aber künstlerisch gestaltet hat es der Bildschnitzer - zu unterscheiden vom Erbauer des Modells! - dann nach dem Wunsch des Auftraggebers. Sicher gab es auch einen zeichnerischen Entwurf oder schon fertige Vorlagen eines Künstlers. Und die Takelage stellen wieder andere Leute her.
S (1942).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
S (1943).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
[schiffebastler: Bild aus Urheberschutzgründen entfernt]
Vielen Dank ara, ich denke es wird so sein wie du's beschrieben hast. Das Wappen am Heck des Modells ist wohl nicht an einem wirklichen Schiff gewesen. Ich denke dass der Rumpf bzw. seine Abmessungen ein reales Vorbild hatte, wenn auch nur von einem Schiffstyp.
Ich habe eine Probe der Beize aus Essigessenz erstellt. Das Ergebnis ist ...überwältigend!
Tatsächlich ist es so, dass alle bisher gemachten Proben von Öle oder Beizen alle eines gemein haben: KEINES davon wäre für das Modell eine Bereicherung, im Gegenteil sogar. Die Tendenz im Moment ist das Modell unbehandelt zu lassen. Die neue Beplankung der Backbordseite des Rumpfes geht weiter:
Ich hatte schon vor mehreren Wochen den Unterspeigel des Rumpfes wieder entfernen müssen und um ca. 2cm weiter nach hinten versetzen müssen. Dies hatte natürlich zum Ergebnis, dass die bereits eingebrachten Decksplanken zu kurz waren. Also mussten sie entfernt und wieder neu reingebracht werden. Da habe ich mich vor einigen Tagen rangemacht. Auch die Wassergänge des unteren Batteriedecks sind erstellt worden.
Die Decksfläche hinter dem Großmast ist nahezu fertiggestellt. Es erinnert mich an einen sehr edlen Wohnzimmer-Fußboden.
Zum ersten Mal steht eine Geschütz-Lafette auf Decksplanken:
Die Pfortenrahmen es unteren Decks warten jetzt darauf eingebaut zu werden.
Hier mal ein Bild von meinem Eiche-Parket und wie dieses in 5 Jahren, ohne Behandlung, nachdunkelt.
Gast
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
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Eiche.jpg
Ich habe die Frage nach die neigung der Spanten auch in ein Niederlaendisches Forum gestellt. Ab Hoving hat darauf reagiert: er sagt dasselbe was Ara auch behauptet: damals gab es kein system, und wie in Wasa sichtbar: es gab durchaus kein einheit die sich als 'Spant' kennzeichnete: Die innensiete der haut werd gefuellt mit Holz. Nichts mehr, nicht minder. Es diente um innen und aussenhaut zu verbinden, es gab darum kein spantenplan, und -sagt Ab - kein systematische Neigung.