Schon wieder eine Frage der Landratte: Im Moment beschäftige ich mit dem stehenden Gut und begreife einfach nicht warum alle Jungfern der verschiedenen Wanten schön ausgerichtet sind (mindestens auf den Modellen). Die Wanten sind ja Taue, welche sich dehnen und zusammenziehen, je nach Feuchtigkeit. Da nicht alle Wanten gleich lang sind, ist die entsprechende Dehnungslänge nicht überall gleich. Da muss doch nachgetrimmt werden, also können doch die Jungfern nicht immer, horizontal gesehen, auf gleicher Höhe stehen. Das habe ich auf meiner Jacht gesehen, wenn ich zum Beispiel die Achterstage getrimmt habe. Bin ich da total daneben, ich muss da ja direkt um Hilfe rufen, denn das will mir einfach nicht in den Kopf hinein. Kann mir jemand von Euch endlich Ordnung in meinem Kopf bringen. Es ist mir klar, das ist ein banales Detail, aber mich ärgerst, dass ich den wahren Grund nicht nicht kenne. (Es ist mir, ich höre schon das kalte Lachen der richtigen Seemänner) Trotzdem herzliche Grüsse, Kurt
Gebaut: H.M.S. Bellona, US Constitution Im Bau: H.M.S. Victory von CalderCraft
Werter Kurt, ich denke, das ist in erster Linie eine Frage der Ästhetik, versuch doch mal eine Reihe " in Reih und Glied", und dann eine wie's halt grad kommt probeweise aufzubauen, ich glaube, das klärt die Sache. Ich habe soeben in Gardiner's "The Sailing Frigate" nachgesehen; ich glaube da wurde kein Millimeterpapier angelegt sondern Augenmaß genügte, und das sind alles antike Modelle. walter
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die Wanten sind jetzt nicht gar so unterschiedlich in der Länge, daß hier die Dehnung sich so dramatisch unterschiedlich auswirkt, und es besteht auch nicht die Notwendigkeit ständig nachzuspannen. Aber es ist schon so, daß nur bei unseren Modellen die Jungfern so richtig schön ordentlich auf einer Höhe sind, in Realität ist das nicht so, das ist auch auf den heute fahrenden Repliken zu sehen, hier z.B. von der Sail 2016 in #40 die Replik aus der Kolumbuszeit oder hier in #47 bei der Götheborg. Selbst auf den modernen Schiffen (erstes Bild aus #47) sieht man die unterschiedlichen Längen der Spannschrauben (statt der Jungfern verwendet). Das liegt in der Natur der Sache, daß die Wanten unterschiedlich lang sind.
Grüße, Joachim
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
So, vielen Dank für die Erklärungen, also werde werde ich möglichst alle Jungfern in Reih und Glied aufbauen, bin aber beruhigt, dass ich nun weiss, dass das in Wirklichkeit wirklich nicht so gehandhabt wird. Herzlichen Dank, Kurt
Gebaut: H.M.S. Bellona, US Constitution Im Bau: H.M.S. Victory von CalderCraft
Wenn Du Dein Schiff bei der Werftabnahme zeigst wird das mit der Seitenrichtung für den Augenblick wohl stimmen. Ansonsten müssen die Leinen durchgesetzt sein. Und ob die Jungfern oder Spannschrauben dann etwas ungleich stehen interessiert " keinen Toten Fisch" . Und aus meiner Sicht: es soll ja auch gut aussehen. So eine " Wellenlinie" mag ich halt nicht.
Beste Grüße. Hartmut
To the optimist the glas is half full. To the pessimist the Glas is half empty. To the ingenieur it is twice. As big as it needs to be.
Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving
Moin Ihr Lieben, die Masten sind gesetzt und ich befasse mich mit der Verstagung. Da bin ich, meiner Ansicht nach, auf etwas komisches gestossen und nur Spezialisten können mir da eine Antwort geben. Das Grossstag besteht (gemäss Beschreibung) aus einem Tau von 45,72 cm Durchmesser. Ist das möglich, oder ein Fehler im Buch der Bellona. Das finde ich doch ein unwahrscheinlicher Seildurchmesser. Dann endet das Tau kurz vor dem Fockmast in einem Holzherz. die Weiterführung besteht aus einer Verbindung von Seilen zu einem zweiten Holzherz, dann plötzlich wird ein Seil von nur noch 33.o2 cm Durchmesser, also wesentlich schwächer, bis zum Bugspriet eingesetzt. Meine Fragen: Was nützt kraftmässig ein Tau von grossem Durchmesser, welches dann plötzlich durch ein Tau mit wesentlich geringerem Durchmesser fortgesetzt wird? Gab es wirklich Taue mit einem Durchmesser von gut 45 cm? Wie wurde dieses Stag überhaupt gespannt, es hat ja nirgends Blöcke? Wohl werden die Grossstengenpardünen gespannt, aber zu starke Spannung auf diese Pardünen krümmt ja höchstens den Mast? Natürlich kann ich die Verstagung einfach gemäss Angaben erstellen, aber wissen möchte ich halt doch wie das genau gehandhabt wurde. Leider kann ich nur in unseren Binnenhäfen herumschnüffeln, aber da fehlen einfach die richtigen Pötte.
Bellona 12er.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Bellona 12es.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Da ist die Verstagung des Optimist doch einwenig einfacher Keine Angst, die bereits gesetzten Rahen lassen sich wie echt horizontal und vertikal verstellen, so dass ich mühelos verstagen kann.
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Hallo Kurt Gewöhnlich wurden die Taustärken über den Umfang definiert, nicht über den Durchmesser. In manchen Plänen sind dann aber, wie um die Verwirrung perfekt zu machen, wieder Durchmesser angegeben. Umfang ist ja Radius x Pi, d.h. um aus dem angegebenen Umfang den Durchmesser auszurechnen brauchst Du nur durch 3,1415.... zu teilen. Für Deinen Großstag wäre dann der Durchmesser ca. 15 cm. Kann das hinkommen? Dass der Stagkragen etwas schwächer ist, könnte seinen Grund darin haben, dass er als Sollbruchstelle fungieren sollte. Bei Überlast brach nicht das teure Großstag, sondern nur der wesentlich kürzere Kragen. Leichter zu reparieren ist der auch. Die Verbindung und das Steifsetzen der beiden Teile, bzw. des Stages erfolgte über die Holzherzen (Doodshofd) und einem zwischen den beiden geschorenes Taljereep. Je nach Zeit und Nation wurden hierfür auch Blöcke oder Juffern anstelle der Doodshofden verwendet.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Lieber Willi, ach wie einfach ist doch das Leben, wenn man die richtige Unterstützung hat. Deine Beschreibung scheint mir wirklich logisch zu sein. Der Baubeschrieb sieht vor, dass ich dieses Stag aus einer 2 mm Schnur herstelle. Doch im Massstab 1:100 finde ich das zu stark und nicht schön. Also werde ich mich wieder einmal mehr vom Baubeschrieb abwenden und benutze eine Schnur von 1,5 mm, was sogar den 15 cm entspricht und auch etwas schöner ist. Wenn ich so zurück schaue, stelle ich fest, der Baukasten hat mir genügend bis gut für das Material gedient. Auch die Pläne sind gut, aber ohne das Buch der Bellona hätte ich wesentlich mehr Bauprobleme gehabt. Wer da glaubt, mit einem Baukasten könnte man einfach Teile zusammenbauen, der irrt gewaltig, denn schlussendlich muss mann den grössten Teil selbst anfertigen, oder vorfabrizierte Teile ändern. So, das währe es für den Moment, aber denkt ja nicht Ihr hättet jetzt Ruhe von meiner Seite, ich weiss nicht viel, aber ich lasse nicht locker und komme immer wieder mit Fragen Leise schleiche ich wieder in die Garage, setze mich vor die Bellona, bewundere das Gelungene und ignoriere die Fehler, verzeiht mir. Herzliche Grüsse Kurt
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Da Du gerade von Fehlern redest, da ist niemand vor gefeiht, am allerwenigsten ich selbst, so auch bei meinem Tipp. Natürlich berechnet sich der Umfang eines Kreises und damit eines Taus, indem man den Durchmesser, also den doppelten Radius mit Pi mulitpliziert und nicht, wie ich schrieb, den einfachen Radius.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Danke, habe ich gemerkt aber du hast es ja richtig gerechnet und als ich das Pi sah ist mir die Formel aus meiner Schulzeit wieder in den Sinn genommen Noch ein schönes Osterfest, Kurt
Gebaut: H.M.S. Bellona, US Constitution Im Bau: H.M.S. Victory von CalderCraft
Grüezi oder Moin, wie Ihr wollt, bin wieder einmal im Forum etwas aktiv. Ab und zu schaue ich schon rein, aber mir läuft die Zeit davon, oder ich mache einfach zu viel. Die Bellona hat ganz kleine Fortschritte gemacht und die Freude am Bauen ist mir absolut nicht ab Handen gekommen. Leider muss ich feststellen, dass die Pläne der Takelage sehr unübersichtlich sind. Da gibt es Taue, welche von einem Block aus gehen, doch kurz nach dem Block wird die Richtung gegen das Deck mit einem Pfeil angegeben, aber genau wo hin, das steht in den Sternen, denn die Nummer des Taues ist nirgend auf dem Deck oder am Rumpf zu finden. Da hilft nicht einmal das Buch der Bellona weiter. So bleibt mir nichts anderes übrig als bei andern Modellen herumzuschnüffeln, denn wie ich annehme sind die Verstagungen und das laufende Gut bei vielen Schiffstypen in etwa gleich.
Bellona 12et.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Bellona 12ev.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
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Bellona 12fa.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Nun das sind Bilder des momentanen Ausbaustadiums und damit grüsse ich Euch herzlich, Kurt
Gebaut: H.M.S. Bellona, US Constitution Im Bau: H.M.S. Victory von CalderCraft
wieso ich erst heute über deinen tollen Baubericht stolpere, weiß ich auch nicht. Aber besser spät als nie. Ich bin begeistert über das, was du hier zeigst! Und an vielen Stellen deines Berichtes habe ich wissend genickt - vor allem immer dann, wenn deine Botschaft lautete: Trau niemals nur der Bauanleitung! Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass reichlich ein Drittel der Zeit, die ich derzeit mit meiner Mercury verbringe, Recherchezeit ist. Zahlt sich auf jeden Fall aus. Die Belona ist ein wunderschönes Schiff, und dein Modell zeigt das auf beeindruckende Art und Weise. Viel Erfolg weiterhin!
Was mir aufgefallen ist: Kann es sein, dass deine Geschütze auf dem Vor- und Achterdeck keine Brooktaue haben? Dann wäre ich mit dem Abfeuern aber sehr vorsichtig...