wenn ich noch eben meinen Senf dazu geben dürfte? ;-)
Die Bellona ist kein kleines Schiff. - Sie ist, als 74er, nicht arg viel kürzer als zum Beispiel die Victory. - Und da, wo ein paar cm fehlen, wird man dann auch ein Want weniger angebracht haben, wobei der Abstand zwischen den Wanten (seitlich) weitgehend beibehalten wurde. - Deswegen würde ich auch davon ausgehen, dass bei einem (so jungen) britischen 74er die Webleinen an den Bramwanten wohl durchaus vorhanden gewesen sein dürften.
Kurz gesagt: Vertraue Lavery!
LG, Herbert
It ain't a hobby, if you gotta hurry! -- Die Wahrheit triumphiert nicht. Ihre Gegner sterben aus. -- If you don't get older and wiser... then you just get older.
"In 20 Jahren wirst Du mehr enttäuscht sein, über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die, die du getan hast. Also löse die Knoten, laufe aus aus dem sicheren Hafen. Erfasse die Passatwinde mit deinen Segeln. Erforsche. Träume." - Mark Twain
Eine Demokratie lebt von der Vielfalt der unterschiedlichen Meinungen. Das setzt aber voraus, dass man die Stärke besitzt, die Meinungen der anderen zu ertragen. - Ein totalitäres Regime ist immer ein Zeichen von Schwäche der Machthaber. - Ich liebe es, in einer Demokratie zu leben!
Lees (The Masting and Rigging of English Ships of War. S.61) schreibt hierzu: "Webleinen an den Bramstengenwanten waren bis 1715 nicht üblich. Zwischen 1715 und 1745 zeigten große und vereinzelt auch kleine Schiffe Webleinen auf der gesamten Wantenlänge. Nach 1745 hatten nur noch wenige Schiffe Webleinen in diesem Bereich und wenn, dann meist nur im unteren Wantenabschnitt mit bis zu 6 Webleinen hoch. Das Fehlen der Webleinen an den Bramstengenwanten gehört somit zum Merkmal englischer Schiffe im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert."
Lees Anmerkungen erklären das zeitlich abhängige Fehlen oder Vorhandensein von Webleinen an den Bramstengenwanten auf Abbildungen oder zeitgenössischen Modellen. Seiner Beschreibung nach dürfte die Bellona demnach keine Webleinen an dieser Stelle gehabt haben oder nur bis zu einer gewissen Wantenhöhe.
Lieber Kurt, der Achilles hat schon tolle Quellen. Ich habe alle meine Bücher darauf nochmal nachgesehen und stelle fest, dass diese Frage von anderen nicht tiefer durchdrungen worden zu sein scheint. In dem Buch "The 20-gun ship Blandford" von Peter Godwin befindet sich z.B. die Fotografie eines Modells der Blandford, diese angeblich gebaut 1719 nach den Regeln des Establishments, ohne Webleinen über der Saling an Fock- und Großmast, aber 5 Webleinen über der des Besans. Auf S. 98 desselben Buchs gibt es eine Zeichnung mit Webleinen über allen oberen Salings und Stengen aller Masten, ohne dass diese Abweichung bei der Blandford kommentiert worden wäre. Wenn Du über Google auf die Suche nach der Bellona gehst, kannst Du bei www.kenthistoryforum.co.uk verschiedene Abbildungen der Bellona, wenngleich nicht alle zeitgenössisch, entdecken, die gar keine Webleinen über der obersten Saling haben, aber auch Zeichnungen von dortigen Webleinen an allen Stengen. Ich denke daher, dass es kein so großer Fehler wäre, sie wegzulassen oder aber nur einige zu setzen, wie Achilles es erwähnt hat. Ob es wirklich einfacher gewesen wäre, die Stengen ohne Webleinen zu fieren, scheint mir zumindest diskussionswürdig, denn was macht es eigentlich für einen Unterschied, ob an den Wanten, die man von den Jungfern trennen müsste, noch waagerechte Webleinen befestigt sind, die samt Wanten herabgelassen werden müssten, unabhängig von der Frage, wieviel Arbeit es außerdem machen würde, die Stage vom Topp der Stengen zu lösen. Viel Erfolg bei der weiteren Bastelei! Herzlichst Michi
Als Ergänzung sei noch anzuführen, dass, nach Aussage von Lees, Marquardt, Schrage u.a., ab ca. 1719 keine Juffern mehr in die Stengenwanten eingebunden waren, sondern durch Löcher im äußern Teil der Quersaling liefen und entweder zur darunterliegenden "Wurst" oder zu den Marsjuffern führten.
Lieber Kurt! Ich muss mich ein wenig korrigieren, weil ich mich vertan habe. In dem Buch von Goodwin über die Blandford gibt es gar keine Bramstenge am Besan, es ist eine Marsstenge, die deshalb auch Webleinen trägt. In der Zeichnung der Takelung sind allerdings die Wanten an den Bramstengen von Groß- und Fockmast mit Webleinen versehen, während sie im Foto vom Modell dort fehlen. Dort sind auch die Bramstengewanten durch die Saling durchgezogen und nicht mit Jungfern an der Saling verbunden. Im Buch über die Bellona von Lavery, werden dagegen die Bramwanten an der obersten Saling mit Jungfern verbunden, während sie im Bauplan von Corel durch Löcher in der Saling geführt gezeichnet sind und mit den unteren Marswanten verknüpft werden. Nach den Quellen von Achilles scheint also der Plan von Corel wenigstens insoweit zu stimmen, was dafür spricht, ihm auch hinsichtlich der Webleinen zu folgen. Also Lavery doch nicht vertrauen? Ich denke, dass Du jetzt ein wenig freier bauen kannst, ohne den Unwillen der Gemeinde zu erregen! Herzlichst Michi
Oh wei, nachdem ich heute die Kommentare gelesen habe stehe ich wieder vor den gleichen Problemen mir der Führung der Bramwanten und Webeleinen. Da gibt es nur noch eine Möglichkeit, was gefällt mir besser. Die Jungfern sind schon alle gesetzt, also lasse ich die wo sie sind und die Webeleinen machen die Betakelung im Top eigentlich beim Modell nur etwas schwerer. Da mir niemand beweisen kann was richtig ist, wurstle ich nach meinem Gutdünken weiter🤔. Seid mir nicht böse, aber ich sollte mich doch langsam sputen, denn mein Alter in Jahren häuft sich bedrohlich an😇. Die Bellona in der Hölle, vielleicht auch im Himmel, werde ich wohl nicht fertig machen können. Humor ist, wenn man trotzdem lacht, liebe Grüsse Helling
Gebaut: H.M.S. Bellona, US Constitution Im Bau: H.M.S. Victory von CalderCraft
Mache Deine "Bellona" einfach so fertig wie Du es weißt !!! Alter hat seinen Preis, und dafür ist Deine "Bellona" hervorragend. Und das was bemängelt wird, fällt 1-2 Menschen, von 82 Millionen, im Perfektoland, auf. Ein schöner Spruch lautet: "Gehe deinen Weg und lass die Leute reden".
So, da bin ich nach langer Abwesenheit wieder aufgetaucht. Meine Arbeit an der Bellona habe ich wieder aufgenommen und arbeite im Moment im Gewirr der Brassen. Da ist mir etwas aufgefallen, sind die Brassen bei Schiffen ohne Segel immer straff, oder dürfen sie etwas durchhängen. ich stelle 2 Bildchen ein und währe dankbar wenn Ihr Spezialisten das eine oder andere beurteilen würdet. Ich warte mit der Weiterarbeit bis man mich unterrichtet hat. Also, der Schuldige wartet auf das Urteil IMG_2888.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
IMG_2889.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Beste Grüsse und Dank zum voraus, Kurt
Gebaut: H.M.S. Bellona, US Constitution Im Bau: H.M.S. Victory von CalderCraft
Moin Kurt, Ich bin zwar kein Überlebender der damaligen Zeit und kann daher Deine Frage nicht aus eigener Erfahrung beantworten. Ich denke aber, dass die Antwort ein wenig von der Strenge des jeweils für das Aussehen des Schiffes Verantwortlichen abhing. Puristen haben sicherlich dafür gesorgt, dass der Hafenadmiral oder irgendjemand sonst keinen Grund zur Kritik bei der Admiralität finden konnte und daher alles schön stramm gezogen werden musste. Die Länge der Brassen und ihr Gewicht haben aber sicherlich für ein gewisses Durchhängen gesorgt. Ich nehme aber gern in Kauf, wenn mich die Cracks im Forum eines besseren belehren. Ich habe bei meiner Bellona daher lieber alles stramm gezogen. Aber ich muss zugeben, dass meine Leinen zuwenig Gewicht haben, als dass sie durchhängen könnten. Herzlichst Michi
Lieber Michi, Vielen Dank für Deine Antwort, nun möchte ich aber noch abwarten, ob da nicht einer der Überlebenden seinen Segen zu dieser Angelegenheit gibt. Ich finde das Rigg sieht mit allen gestrafften Brassen einfach sehr streng aus, darum würde ich eigentlich gerne etwas loser mit diesen Tauen fahren. Natürlich nur, wenn das in Wirklichkeit auch so war. Nochmals vielen Dank und liebe Grüsse Kurt
Nb. Dieses Jahr muss die Bellona in den Glaskasten. Hast du Glas oder Plexiglas gewählt?
IMG_2828.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
IMG_2830.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Gebaut: H.M.S. Bellona, US Constitution Im Bau: H.M.S. Victory von CalderCraft
Zitat von Helling im Beitrag #206...sind die Brassen bei Schiffen ohne Segel immer straff, oder dürfen sie etwas durchhängen
Beides. Es kommt darauf an, was Du willst. Möglich sind m.E. nach folgende Alternativen:
1. Den meisten (nicht allen!) Modellbautraditionen folgend waren alle Taue, auch die des laufenden Guts durchgeholt, steif gesetzt, stramm gezogen....wie man das auch immer nennen mag. Hier kam es auch ein wenig auf den Maßstab an. Je größer die Modelle (z.B. solche, die für die Schulung der angehenden Seeoffiziere gebaut waren), desto eher hingen die Tau auch mal durch.
2. In der Realität würde Dein Modell am ehesten einem Schiff entsprechen, das vor Anker auf Reede oder im Hafen am Kai festgemacht liegt. Dann dürfen nicht nur, sondern sollten die Taue ein bisschen Lose bekommen und also etwas durchhängen. Die Taue der Segler dieser Zeit waren aus Naturfasern gemacht, die unter Einwirkung von Feuchtigkeit aufquollen. Regnete es also (und das soll in England ja häufiger vorkommen) quollen die Taue auf und wurden dicker. Das Material für die zunehmende Dicke kam aus ihrer Länge. Ein Kommandant war also gut beraten, wenn er allen Tauen ein wenig Lose gab, wenn er nicht wollte, dass die aufquellenden und sich verkürzenden Taue ihm bei einem Regenguss das Rigg herunterreißen. Bei aufkommendem Sturm galten wieder andere Regeln. Durchhängende Tau werden von einigen Modellbauern sehr effektvoll und gerne mit dünnem Draht dargestellt (Reed).
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Lieber Kurt, Ich wusste es. Willis Erklärung ist viel besser als meine. Aber trotzdem möchte ich sagen, im Endeffekt kommt es auf dasselbe hinaus. Nur dass die mitgelieferten Seile unserer Modelllieferanten leider nicht so locker durchhängen, sondern eher sperrig sind. Da wird man möglicherweise mit Wasser und Ponal etwas nachhelfen müssen. Ach so, ich habe Plexiglas bauen lassen. Glaser haben sich verweigert. Herzlichst Michi