So sah der hintere Aufbau aus, nachdem alle Beschlagteile in seinem Umfeld befestigt waren:
Und das sind die folgenden Aufbauten sowie das abschließende kleine Bootsdeck:
Auf dem folgenden Foto ist zu erkennen, dass das kleine Bootsdeck Ärger machen wird. Es war mehr als die anderen Teile beschädigt und ist auch nach Ergänzung abgebrochener Bereiche noch recht verzogen:
Es wird darum gehen, das Deck mit den seitlichen Stützen wieder in Form zu bringen. Ich sehe da Schwierigkeiten am Horizont, werde die Montage des Decks deswegen vielleicht noch etwas herausschieben.
So sah es übrigens bei der Demontage aus:
Am rechten Bildrand ist der Abbruch einer kleinen Brücke noch so gerade erkennbar, der mittlerweile aus ähnlichem Holz ersetzt wurde. Die Planken sind noch nicht gemalt. Sie werden die vielen Beschädigungen sicher nicht verdecken, aber zum Glück werden das die Boote tun, die hier stehen sollen.
Hallo Schmidt, schier unglaublich, welch tolles Ergebnis die Restauration von Dir liefert - insbesondere, wenn man den ursprünglichen Zustand betrachtet immer wieder faszinierend! Viele Grüsse, Joachim
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Abgesehen davon, dass ich diese konstruktivistischen Kleinkunstwerke sehr liebe, zeige ich hier die Leitern des Modells, weil sich mittlerweile geklärt hat, dass ich die im Original brünierten Teile neu lackieren muss. Um die Brünierung zu erneuern, müsste ich die alte Oxydationsschicht irgendwie entfernen, was bei den Treppen bedeuten würde: jede Stufe einzeln abschleifen. Das steht nicht dafür. Ich habe die Treppen stattdessen gereinigt, satt mit Humbrol Matt Schwarz gestrichen und anschließend mit einem stark verdünnten Seidenmattklarlack geluftpinselt. Die meisten Treppen befinden sich an eher versteckten Positionen, wo das Auge den Unterschied zwischen Lackierung und Brünierung kaum wird wahrnehmen können.
Und hier noch ein fotografischer Beweis dafür, dass - wenn es eben machbar ist - alle Teile mit den alten Nägelchen oder Stiften wieder in den alten Löchern befestigt werden. Hier der Wellenbrecher auf dem Backdeck. Im jetzigen Stadium hat die Arbeit an dem Modell teilweise etwas vom Zusammensetzen eines exakt konstruierten Bausatzes. Das entschädigt natürlich ein wenig für die Routinearbeiten wie Reinigen und Schleifen.
Hallo Schmist, bin erst jetzt auf den Bericht gestossen und begeistert von Deinem Mut, Ehrgeiz, Ausdauer und Euphorie bei der Restauration dieses 100-jährigen Schmuckstückes. Die bishereigen Bilder Deiner Arbeit zwingen mich vor Ehrfurcht und Anerkennung auf die Knie! Sicherlich eine wahre Sisyphusarbeit, aber ich bin sicher, sie wird sich lohnen! Danke, dass wir Dir über die Schulter schauen dürfen.
Das verstehe ich auch nicht so recht. Immerhin haben Sie es aber nicht weggeworfen, und das quasi mehrere Jahrzehnte lang. Zudem muss man den Vorbesitzern zugute halten, dass das weiß übermalte Modell lange nicht so edel aussah wie das schwarze Original. Schmidt
Beim Lesen deines Berichtes viel mir auf Anhieb der Spruch: " wie ein Phönix aus der Asche " ein. Bemerkenswert ist dein Mut, dieses alte Schmuckstück, zu rekonstruieren.
Ich danke sehr herzlich für die freundlichen Kommentare! Ich will nicht verhehlen, dass ich in den letzten Jahren viel Zuspruch habe brauchen können, um mich an diese Arbeit zu wagen, für die mir anfangs einige wichtige Fähigkeiten noch fehlten.
Heute noch einmal zu der Reling (Plural Relinge?). Hier hatte ich bei der Zerlegung des Modells die größten Ängste, einen Wiederaufbau nicht schaffen zu können. Denn einige Relingstützen zerbrachen, so vorsichtig ich sie auch herauszuziehen suchte. Tatsächlich waren sie wohl mit ihren angespitzten Füßen direkt ins Holz getrieben worden. (Ich mache das jetzt anders, indem ich vorbohre.) Und natürlich zerbrachen die filigranen hölzernen Handläufe in X Teile und ließen sich, weil so zerbrechlich, nur schwer wieder zusammenkleben. Hier der Ablauf einer Rekonstruktion; es handelt sich um die Reling am mittleren hinteren Aufbaudeck. Wie immer beginnt es mit vielen stark oxydierten oder teilweise lackierten und verbogenen Relingstützen:
Wenn sie gesäubert und gerichtet sind, fädle ich sie auf 0,5 mm Messingdraht. In diesem Zustand kann man sie noch einmal sehr erfolgreich mit einem Glasfaserradierer reinigen, weil sie jetzt so schön stillhalten. Für den Zustand meiner Fingernägel bitte ich um Entschuldigung.
Dann wird die Reling eingesetzt. Natürlich müssen dabei einzelne Löcher nachgebohrt werden. Die Dicke der Relingstützenfüße differiert nämlich arg.
Dann wird der bereits vorlackierte Handlauf aufgesetzt. Jetzt soll gewissermaßen Löchlein zu Löchlein finden, so wie das vor 100 Jahren funktioniert hat. Und siehe da: Bislang hat es auch ganz gut geklappt. Immer wieder ein schönes Gefühl.
Jetzt ist der Handlauf endlich so gut durch die vielen Relingstützen fixiert, dass man ihn etwas härter anfassen kann. Also wird er gleich gespachtelt und geschliffen.
Es folgt die zweite Lackierung und eine Füllung der letzten Löcher und Risse mit einem Feinspachtel.
Das endgültige Ergebnis präsentiere ich morgen, wenn die abschließenden zwei (oder drei) Lackierungen getrocknet sind.
Abschließend noch ein Blick auf eine begleitende Arbeit (Abt: Mühe der Ebenen) . Ich muss jetzt genau auszählen, wie viele intakte Relingstützen mir geblieben sind. Also eine komplette Probeaufstellung:
Wie es aussieht, reicht es für die großen, zusammenhängenden Bereiche. Puh! Dafür fehlen welche bei den Treppenabgängen, also bei kleinen Einheiten. Hier werde ich improvisieren müssen; ich weiß aber noch nicht wie. Nicht so schwierig ist es, die beschädigten T-Träger-Stützen zu ersetzen. Hier eine alte neben einer neuen. (Ich übe noch.)
Zitat von Schmidt im Beitrag #77.................................Auf dem folgenden Foto ist zu erkennen, dass das kleine Bootsdeck Ärger machen wird. Es war mehr als die anderen Teile beschädigt und ist auch nach Ergänzung abgebrochener Bereiche noch recht verzogen: Es wird darum gehen, das Deck mit den seitlichen Stützen wieder in Form zu bringen. Ich sehe da Schwierigkeiten am Horizont, werde die Montage des Decks deswegen vielleicht noch etwas herausschieben...............................................Schmidt
Bin schon gespannt wie du das lösen wirst. Ich benötige ein ähnliches Bootsdeck, in der Mitte ist es kein Problem, da ist es auf dem Dach eines Deckshauses, aber an den Seiten ist es nur an einigen Stützen befestigt und ich will keine maßstäblich zu dicke Unterkonstruktion machen.
Ich habe schon überlegt wie ich das lösen soll und bin noch nicht zu einem befriedigendem Ergebnis gekommen. Ich hoffe da von dir was lernen zu können!
Auch wenn dein Schiff nicht zu der von mir bevorzugten Bauart gehört, verfolge ich deinen Bericht laufend (es gibt immer wieder was zu lernen) und bin von deiner Arbeit beeindruckt!
Vielleicht darf ich einmal eine Frage dazwischenschieben:
So sollen die Boote später aussehen:
Am Original waren die umlaufenden Taue durch Draht realisiert, ebenso wie die gesamte Takelage. Das Material lässt ein "Durchhängen" gut simulieren, lässt sich aber sicherlich auch gut steif setzen. Hier ist allerdings viel Material verlorengegangen, und das verbliebene kann ich nicht mehr verwenden. Ich habe ein erhaltenes Stück "analysiert", indem ich es aufgedrillert habe:
Es ist aus 7 (?) Drähten mit dem Durchmesser von 0,15 mm geschlagen. Material: Kupfer oder Messing?? Frage: Wo bekomme ich so etwas her? Hat es einen Namen, den ich den Suchmaschinen anbieten kann? Oder muss ich das selbst friemeln...? Danke für Hinweise.
Hallo Schmidt. Das Material erinnert mich an die Zeit, als ich noch mit Lego und Fischertechnik gespielt habe. Für die elektronischen Elemente gab es in beiden Systemen ähnliche Kupferlitzen für die Verkabelung. Eine solche Litze abisolieren fördert ein dünnes, aus vielen sehr sehr dünnen Drähten bestehendes Kabel zu tage, mit dem sich vielleicht ein solches Tau simulieren ließe. Wäre das eine Möglichkeit?
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Zum Thema Draht. Tatsächlich habe ich in den letzten Jahren auch überall Litzen von Kabeln abgezogen, aber die Drähte darunter waren immer zu viele und vor allem: zu dünne! Das Abpulen habe ich dann irgendwann aufgegeben. Ich habe mir jetzt 0,2 mm Messingdraht bestellt. Kann man den schlagen? Und wenn ja, wie?
Und damit von den kleinen (lösbaren) zu dem einen großen (hoffentlich lösbaren!!) Problem. Wie ich immer befürchtet hatte, hat sich das 3. Deck in den sechs Jahren, die es jetzt getrennt vom Rumpf verbracht hat, wieder gerade (also gegen die Balkenbucht) gebogen.
Auf der Mitte des Decks fehlen 2 bis 3 mm.
Mit den oben und unten angespitzten Stützen lässt sich das Deck leider nicht fixieren. Die Löcher sind mittlerweile zu groß, die Stützen klemmen nicht. Ich könnte jetzt versuchen, die Stützen einzukleben. Aber ich habe es getestet: Die Kraft, mit der man das obere Deck in Position drücken müsste, ist gewaltig. Außerdem sind die Spitzen der Stützen sehr kurz und bieten daher dem Kleber wenig Fläche. Klebungen, die unter Druck nicht halten, kennen wir wohl alle! Ich habe schlicht Angst, hier etwas zu verderben. Daher denke ich jetzt über eine Alternative nach. Ich könnte z.B. die Bohrung im Schanzkleid des unteren Decks vertiefen und einen 0,8 mm Draht tief einführen, der fest verklebt werden könnte. Dann wird er durch die entsprechende Bohrung im oberen Deck gesteckt. Dabei sollte die obere Bohrung etwa 0,1 bis 0,2 mm größer sein. Wenn ich jetzt mit Gewichten das obere Deck in Position bringe und Flüssigkleber von oben in die Stützenlöcher träufle, könnte das dann das Deck fixieren? Hier eine Stellprobe:
Es sind immerhin 17 Stützen, die Last ließe sich also gut verteilen. Schließlich könnte ich die runden Stützen mit schmalen Messingstreifen nach vorne verblenden (und so auch evtl. kleine Abweichungen kaschieren). Oder hat jemand einen besseren Plan? Ich bin sehr offen! Schmidt
Ich verstehe. Meine Sorge wäre, dass sichtbare (Teil)Löcher dort sichtbar blieben, wo der Streifen in einem runden Loch verschwindet. Aber im Prinzip wäre es natürlich eleganter. Schmidt