Auch wenn's vielleicht langweilig ist, möchte ich trotzdem Ramin-Rundhölzer in die Runde werfen. Sie haben auch eine feine Maserung, sind gut zu bearbeiten und formstabil. Ggf. lassen sie sich durch ein vorsichtiges Beizen an den vorhandenen Farbton anpassen.
Was Klaus hinsichtlich der Formstabilität von Birne gesagt hat, habe ich zwar im Modellbau selbst nicht ausprobieren können, habe aber für andere Zwecke im Möbel und Bastelbereich verschiedene Obstgehölze verwendet und kann seine Aussage diesbezüglich bestätigen und würde diese nicht ohne weiteres für vglw. dünne, frei tragende Elemente (bspw. Masten) verwenden.
Grüsse, Joachim
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Danke für die Hinweise. Ich habe dann mal 1. im Vorübergehen beim local dealer meines Vertrauens drei Raminstäbe gekauft, die ich aus einem Dutzend als die geradesten auswählen konnte 2. einen Bekannten kontaktiert, der eine Drechselbank besitzt. Mal sehen, ob ich das Ergebnis farblich angepasst bekomme. Das Ramin ist tatsächlich fein gemasert und sehr hell, dürfte also Beize annehmen. Schmidt
Gehen wir wieder einmal zurück in die Zeit und zu einem Nebenschauplatz: Fünf Jahre hatte ich überlegt, wie ich die Türen auf der „Kaiser Franz Joseph I.“ nachbilden soll. Am Modell waren sie mit dünner Feder getuscht.
Doch das schaffte ich nicht, ohne wieder alles zu ruinieren. Ich hab's versucht, auch mit Schablonen, doch es ging nicht, nicht zuletzt wegen der zumeist fehlenden Auflagefläche für Hand und Lineal. Es folgten dann Versuche mit Türen, die ich aus Resin gegossen habe. Hier die Silikonform mit transparentem Deckel:
Und hier das Ergebnis:
Doch diese Türen hatten keine "scharfen" Kanten, und die wurden durch das Lackieren noch etwas "weicher". Sprich, die erhabenen Türen wirkten (obwohl eigentlich "realistischer") so gar nicht wie die getuschten am Original, die etwas sehr Distinktes und Sichtbares haben. Später dann der Durchbruch: Ich habe eine Tür mit Zeichenprogramm konstruiert und auf durchsichtige, selbstklebende Folie gedruckt, die der Papierwaren-Händler meines Vertrauens mir empfohlen hatte. Das Ergebnis:
(Größe übrigens ca. 17 an 9 mm) Hier noch ein Foto vom ersten Bogen, Türen in verschiedenen Größen wie im Original. Mit 1,40 Euro ist man dabei....
Aber auch das war nicht die endgültige Version; denn schließlich habe ich die Türen durch selbstgefertigte Nassschiebebilder dargestellt, die sich noch "randloser" auf das Holz legen lassen, da sie noch ein Stück dünner sind. (Man beachte die Türgriffe: ein Griffstangenhalter aus dem Modellbahnzubehör mit kleinem Ring.)
Die Technik funktioniert großartig. Einen Nassschiebebildbogen, den ich mit einem Laserdrucker bedrucken kann, bekomme ich für etwa 2 Euro im Ebay (Suchbegriff "Decals"). Im Fachhandel bin ich nicht fündig geworden.
"Ich gibs so gut / als ichs errang / Drumb ist mir vor keim Momo bang. Wer bessers waist / und kans erweisen / Der gebs herfür: Ich will ihn preisen." (Joseph Furttenbach 1591-1667)
Das ist eine transparente Folie, wie ja meistens bei Nassschiebebildern (Decals). In meinem Fall auch am besten, weil so das Weiß der Bordwand durchscheint. Ob es auch farbige Folien gibt, weiß ich nicht. (Siehe: Ebay) Scharniere waren am Modell nicht dran, weder gemalt, noch aus Messing (wie an anderer Stelle). Also habe ich mich daran gehalten. Die Resintüren wären die erste deutliche Abweichung vom Vorbild gewesen. Ich bin froh, dass es nichts dazu gekommen ist. Mittlerweile habe ich die gemalten Türen auch bei anderen Modellen aus dieser Zeit gesehen, z.B. im Tamm-Museum in Hamburg. Schmidt
Ich hätte aber die Befürchtung, dass das Material mit der Zeit gilbt oder sich anderweitig verändert. Deshalb würde ich versuchen, möglichst bündig am Außenrand entlang zuzuschneiden.
Gruß, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Als ich früher noch Plastikflugzeuge gebaut und mit entsprechenden Decals versehen habe, habe ich ganz gute Ergebnisse durch den Überzug mit einer dünnen Schicht Klarlack erzielt. Das könnte dem Vergilben vorbeugen (vorher an einem Teststück ausprobieren).
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Knapp abgeschnitten habe ich schon. Einen Überzug mit Seidenmattlack habe ich geplant, muss nur den Glanzgrad bestimmen, weil ich nicht SM über alles, sondern nur über die Türen lackieren will. Was die Dauerhaftigkeit angeht (soll ja immerhin mindestens 100 Jahre halten), habe ich natürlich auch meine Befürchtungen. Hinter mir stehen ein paar preußische H0-Loks mit Zierstreifen der Firma Weinert, gebaut vor 15 Jahren. Sie haben immer einen SM-Überzug bekommen. Bis jetzt sehen sie noch aus wie am ersten (Lackier)Tag. Klopf auf Holz. Schmidt
wahnsinnig interessant Dein Restaurierungsbericht. Habe dabei bisher auch eine Menge gelernt. Und die Bilder von Deinem Modell mit den schönen Details richtig klasse.
Gut das Du nicht sehen kannst, wie der Neid in mir hochsteigt ....
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Ein frühsonntagmorgendlicher Bericht von den "Mühen der Ebenen".
Beim Aufstocken der Aufbauten wird mich jetzt immer wieder auch die Rekonstruktion kleinerer Relingteile oder -bereiche begleiten. Hier eine Einfassung eines Treppenaufgangs, die sich in einem Teil erhalten hatte, aber gegipst werden musste.
Anschließend muss ich die richtigen Positionen der kompletten Teile suchen. Denn austauschbar sind die "Module" nicht, leider sind auf der KFJI alle Löcher von Hand und auf Augenmaß gebohrt. - Und ich will/muss ja die alten Löcher benutzen.
Ob es mir allerdings gelingen wird, aus diesen mehrmals zerbochenen Handläufen wieder die richigen Einheiten zusammenzusetzen, muss ich bezweifeln. Dann wird es evtl. Neubauten geben müssen.
Wenn auf den Rekonstruktionen Lack, Spachtelmasse und Kleber trocknen, kann ich mich um die Beschlagteile kümmern, die evtl. unter den Aufbauten verschwinden und daher zu einem bestimmten Zeitpunkt montiert sein müssen. Die Winschen der Ladebäume hatte ich vor Jahren schon vom schlimmsten Schmutz befreit. Bei genauerer Prüfung ergab sich jedoch, dass sie nur nach einer Zerlegung richtig gesäubert werden können. Also ans Werk!
Einige wenig Kleinteile an den Winschen waren verlorengegangen und mussten durch Resinabgüsse ersetzt werden:
Zum Schluss zwei Fotos von Prachtstücken der 100 Jahre alten Beschlagteilkunst. Für die große Ankerwinsch habe ich Teile aus Messing nachgebaut.
Der gestrige Tag barg wohl das Aufregendste, was ich in meiner Modellbauerlaufbahn erlebt habe. Es galt nämlich, das erste Deck auf den Rumpf aufzusetzen. Warum sollte das ein Problem sein: Nun, weil Rumpf und Deck in beiden Ebenen gebogen sind (Decksprung + Balkenbucht) und ich befürchten musste, dass sie nach der Trennung nicht so glatt wieder aufeinander passen würden wie zwei Glasscheiben. Tatsächlich hatten schon die Ersterbauer mit ein paar kleinen Schrauben an verborgener Stelle der Passgenauigkeit nachgeholfen. Ich selbst hatte vor Jahren nach ein paar Passproben noch weitere angebracht. Dennoch bedurfte es jetzt viel Geruckels, noch einiger weiterer Schrauben und zwei Stunden Feinjustierung, bis nach nach 100 Jahren und vier Monaten das Deck zum zweiten Male eingepasst war. Ein erster Blick aufs Ganze:
Das Modell hat jetzt auch wieder ein Gesicht, weil das erste Deck vorne große Fenster zeigt.
Vor lauter Euphorie über das Gelingen habe ich auch gleich die Reling im hinteren Bereich des Decks rund um den 2. Mast rekonstruiert. Einzig das helle Stück rechts im Vordergrund musste neu erstellt werden. Das Bild zeigt übrigens auch im Vergleich den frisch eingepassten Handlauf im oberen Deck und den mehrmals bearbeiteten im unteren. Die durchgebohrten Löcher für die Relingstützen werden zunächst mit ein wenig Sekundenkleber gefüllt, dann mit Spachtelmasse. Folgen Verschleifen und zwei Lackierungen.
Nun, da das erste Deck aufliegt, kann man auch ein wenig transatlantische Atmosphäre aus der Sicht eines Passagiers der 2. Klasse einfangen.
Hi Schmidt Eigentlich ruft diese Schiffsklasse normalerweise nicht mein besonderes Interesse hervor. Trotzdem verfolge ich Deinen Baubericht mit großer Aufmerksamkeit und Bewunderung. Der Aufwand, den Du zur genauen Rekonstruktion betreibst ist gigantisch. Wenn Du mit dem Modell mal fertig bist, könntest Du bei mir(bin jetzt 65) auch eine Runderneuerung vornehmen.
Hallo Schmidt Ich bin nicht nur beeindruckt, welch schöne Ergebnisse Deiner Restauration Du hier vorstellst, sondern auch von dem respektvollen Umgang mit dem Werk des ursprünglichen Erbauers. Außerdem sorgt eine sehr gepflegte Ausdrucksweise dafür, dass das Lesen Deiner Beiträge Spaß macht. Danke dafür und weiter so.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Klasse, absolut beeindruckend die Wiedergeburt der Blechbüchse zu verfolgen
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali