Einen kleinen Nachschlag hab' ich noch: Das Gaffeltoppsegel wurde an seine Spiere angeschlagen. Viel mehr brauchte es nicht, alle erforderlichen Blöcke hatte ich schon installiert.
Laut Plan soll das Gaffeltoppsegel außerhalb der Stengewanten gefahren werden. Das kann man machen, wenn man Leute hat, die das Segel auf die jeweilige Leeseite bringen. Per Fernsteuerung geht das eher nicht, also habe ich das Segel nach innen gesetzt. Auf Steuerbordbug drückt es dann gegen den Läufer des Piekfalls, aber dieses Problem kennen wir ja so ähnlich auch von Luggern und Lateinsegeln.
Merkwürdige Belegstellen sind für den Kutter vorgesehen. Das Fall des Toppsegels soll z.B. mit einem Zeising am dritten Hoofdtau der Stengewanten festgemacht werden. Damit die sich nicht zu doll verziehen, habe ich das Ende seiner Quersaling als Belegstelle genutzt und nur den Tampen mit einem Webleinstek an das Hoofdtau angebunden.
@archjofo Hallo Johann Deine Art, den Kurzspleiß anzulegen habe ich ausprobiert. Ich fand das sehr mühsam, kam immer wieder falsch aus. Die Überhandknoten helfen sehr dabei, erst mal auf einfache und zuverlässige Art und Weise alles in Position zu bringen. Vielleicht magst Du das ja mal ausprobieren. Hat man dann eine Seite durchgesteckt, kann man die Überhandknoten entfernen (muss man aber nicht) und die andere Seite spleißen. Dass meine Spleiße länger sind, liegt wohl auch an der Glätte des Materials. Damit ich den Spleiß zum Halten bekomme, muss ich eben ein- oder zweimal mehr durchstecken. Klebstoffe o.ä. möchte ich lieber nicht verwenden.
@Willi Hallo Willi, kannst Du mir das noch etwas näher erläutern, vielleicht anhand eines Bildes?
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Ich habe den Kurzspleiß aus einem kleinen Buch von Sondheim, im Klasing-Verlag erschienen "Knoten, Spleißen, Takeln". Darin ist zum Thema Kurzspleiß dieses Bild abgedruckt:
Zuerst kleedest Du Deinen Stropp in der erforderlichen Länge. Dann bindest Du je einen Faden um die ungekleideten Enden, der ein Stückchen von die Bekleidung entfernt sind. Auf diesem Stückchen verliert das Tau nicht seine Törns. Auf der anderen Seite des Fadens kannst Du das Tau jetzt bis zum Faden aufdröseln. Das Stück zwischen Faden und Kleidung ist das Stück Tau, in das die gegenüber liegenden Kardeele eingespleißt werden.
Dann legst alle Kardeele ineinander, so dass je ein Kardeel zwischen zwei gegenüber liegenden zu stehen kommt, wie Du es bisher ja auch gemacht hast.
Dann legst Du die Überhandknoten und zwar jedes Kardeel der einen Seite mit dem ihm genau gegenüber liegenden Kardeel der anderen Seite, so, wie es das Bild zeigt. Alle Kardeele kreuzen sich ja schon mit ihrem Gegenüber, sodass Du nur noch das Kardeel einer Seite einmal um das andere schlagen musst, um den Überhandknoten zu vollenden (siehe Bild, Kardeele 2 u. 3). Achte darauf, dass Du die Kreuzung, wie sie sich anfangs ergab, nicht versehentlich umkehrst, dann kommt das alles nicht mehr richtig aus.
Sind die drei Überhandknoten gelegt, holt man vorsichtig alle Tampen durch, so dass die beiden Fadenbindselungen dicht zueinander kommen. Das entstandene Gebilde sieht schon fast wie ein Stückchen Spleiß aus.
Aus jeder Keepe muss auf beiden Seiten je ein Kardeel heraus kommen.
Ist das der Fall setzt Du eine Seite provisorisch fest (z.B. mit einer kleinen Wäschklammer oder einer kleinen Leimzwinge, wie auch Kudin das in seinem Video macht) und auf der anderen enfernst Du vorsichtig die Bindselung und fängst an diese ganz normal wie beim Augspleiß durchzustecken, also ein Kardeel, das aus einer Keepe kommt wird gegen den Schlag zuerst über das benachbarte und dann unter das, in gleicher Richtung liegende nächste Kardeel gesteckt. Dasselbe mit den beiden verbliebenen. Immer alle Kardeele in die selbe Richtung stecken. Ich stecke wenigstens zweimal durch.
Wenn die eine Seite fertig ist, holt man alle Kardeele wieder vorsichtig durch und kann die Zwinge und die Fadenbindselung auf der anderen lösen. Dort wo die Kardeele dieser noch unbearbeiteten Seite in den Spleiß hineinfahren, liegen zu allererst die zu Beginn gelegten Überhandknoten. Die sind auch als solche zu erkennen, da ihr Drehsinn ein anderer ist, als beim eigentlichen Spleiß. Es liegt nun bei Dir, ob Du sie drin lässt oder entfernst. Wenn Du sie entfernst, dann solltest das vorsichtig geschehen, damit man nicht durcheinander garät. Es reicht dabei aus, wenn Du jedes Kardeel, das aus einer Keepe kommt einmal zurück steckst, dahin, wo es hergekommen ist. Die Überhandknoten sind jetzt weg. Nach dem Entfernen der Überhandknoten muss wieder aus jeder Keepe ein Kardeel heraus kommen. Jetzt kannst Du auch die zweite Seite durchstecken und den Spleiß damit vervollständigen.
Ich hoffe, ich habe mich nicht allzu kompliziert ausgedrückt.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
....vielleicht ist dies ein bisschen nützlich ( aus einem alten Takel- Handbuch:Verlag E. Heinemann/ "Vom Tauwerk und seiner Zubereitung zur Takelasche" ) zumindest ineressant in diesem Zusammenhang.
Hallo Peter Ein toller Fund, danke dafür. Der Autor verzichtet hier ganz auf dein einleitenden Überhandknoten und genau damit bin ich nicht zurecht gekommen. Mit originalem Tauwerk geht das sicher gut, mit unserem, relativ lehnigen, also weichen Gut finde ich das schwierig, weil die Törns sofort aus den Kardeelen springen und das Taustück, in das eingespleißt werden soll, sich aufgedröselt hat. Vielleicht, wie ja das Meiste, eine Übungssache.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
BOBRIK, E. (1848): Vom Tauwerk und seiner Zubereitung zur Taakelasche (aus Handbuch der praktischen Seefahrtskunde.- 24 p., Leipzig (Nachdruck 1975 bei Verlag Egon Heinemann, Norderstedt).
Der 'Bobrik' ist ein vielbändiges Werk, aber für den Modellbauer ist eigentlich nur dieser Teil interessant:
BOBRIK, E. (1848): Handbuch der praktischen Seefahrtskunde, Schiffgebäudekunde, Zurüstungskunde, Manövrierkunde, Ankerkunde, Tafeln zur Schifferkunde.- 604 p. + Tafelband, Leipzig (Nachdruck 1978 bei Horst Hamecher, Kassel).
aus dem das erstzitierte Heftchen ein Auszug ist. Ich meine, daß Teile des Werks inzwischen auch digitalisiert sind. Die Abbildungen sind z.T. älteren Werken entnommen, wie dem 'Biddlecomb' oder Nares, Röding, usw.
Wenn man den Überhandknoten aus dem Kurzspleiß nimmt wird er zwar dünner, aber nicht unbedingt haltbarer. Ich rede aber hier vom Original, nicht dem Modell.
hatte heute erst Gelegenheit Deine Ausführungen zum Kurzspleißen aufmerksam gelesen und das Bild betrachtet. So ähnlich habe ich es bisher auch versucht zu machen, aber wohl nicht ganz richtig zu Ende geführt, was natürlich bei meinem Maßstab nicht ganz so einfach ist. In jedem Fall versuche ich es nach Deiner Beschreibung Schritt für Schritt nachzuvollziehen. Danke dafür!
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
...wei's so schön war, noch ein Nachtrag zu # 200 @Willi -im Moment zwar kein Thema, aber doch interessant ! Vom selben Verlag. Das Heft selbst: DIN A 4 auf DIN A 5 gefalzt, geheftet; Einschlag 'chamois' 215 g/ qm; Seiten weiß, 116 g/ qm. Dieses Compendium hier -ebenfalls weiß 115 g/ qm-
Hallo Johann @archjofo und natürlich hallo zusammen
Ich habe mal die Herstellung eines solchen Blockstropps fotografisch dokumentiert (ohne Überhandknoten):
IMG_20191129_155013_8.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Ein Stück Tau wurde gekleidet, die Fäden verhindern das unbeabsichtigte Aufdröseln des Abschnitts zwischen Faden und Kleidung
IMG_20191129_155150_8.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Der Stropp wird eingespannt und die Tampen aufgedröselt.
IMG_20191129_155257_9.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Die Kardeele oder Duchten werden ineinandergelegt...
IMG_20191129_155508_4.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Der Begrenzungsfaden rechts wurde entfernt.
IMG_20191129_155609_4.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Das mittlere Kardeel fährt über das benachbarte und unter das darauf in der gleichen Richtung liegende
IMG_20191129_155823_1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Wo einer rauskommt, muss auch wieder einer rein, das nächste Kardeel nämlich
Hallo zusammen Viel Neues gibt es nicht, nur ein kleines Experiment, oder besser eine Machbarkeitsstudie. Da das stehende Gut und die Schratsegel soweit fertig getakelt sind, geht es nun an die Rahen und da an die Fuß- und Springpferde.
Die Springpferde werden beschrieben, als Stropps, die eine Kausch umschließen, die etwa 90 cm unter der Rah hängen soll. Zwischen Rah und Kausch ist der Stropp gekleidet. Jenseits der Kleidung wurde das verwendete Tau aufgedröselt und aus den drei Kardeelen ein Plating, hier ein Zopf geflochten. Dieser wurde drei Mal um die Rah gewickelt und an einigen Stellen mit ihr vernagelt.
Ich wollte herausfinden, ob man das so im Maßstab 1:25 darstellen kann. Hier das Ergebnis:
Lt. Steel wären bei einem 200 t Kutter die Fußpferde 3" und die Springpferde 2" Taue (Umfang). In meinem Maßstab wären das ca. 0,9 bzw. 0,7 mm (Durchmesser). Da ich ja das Auge legen muss, wird das Springpferd im Bereich der Dopplung dicker und es kommt ja noch die Kleidung dazu. Das Auge hat einen Innendurchmesser von 1,2 mm, die darin liegende Kausch hat also die richtige Größe für das Fußpferd. Das Auge ist nicht gespleißt, sondern nur gelegt und mit der Kleidung gebändselt.
Über der Kleidung wurde der Zopf geflochten. Das erste, was ich dabei gelernt habe, dass man ausreichend Länge für die Handhabung einplanen muss. Die Flechting ist zu kurz, sie reicht an der Nock gerade mal für zwei Törns um die Rah. Handwerklich ist das Flechten kein Problem, wenn man genug Länge zur Verfügung hat. Der zeitliche Aufwand ist vertretbar, ich habe ca. 35 Min. daran herumgebastelt.
Direkt über dem Auge ist die Kleidung noch zu unordentlich und die sich durch die Dopplung ergebende Dicke stört mich. Dünneres Ausgangsmaterial verbietet sich, dann würde der Zopf zu mickrig. Ich müsste die Dopplung kürzer halten, dann verringert sich zwar die Festigkeit, das Auge würde nicht viel halten, aber das muss es am Modell ja auch nicht. Mal sehen, vielleicht nehme ich ja auch ein bisschen Sekundenkleber zur Hilfe.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Hallo Willi, ich muss Deine Geschicklichkeit und Ausdauer in der Takelarbeit einfach bewundern. An die "Zopfflechtung" der Springtaue habe ich mich mangels Talent erst gar nicht heran gewagt. Herrlich! Ich habe die "dicke Dopplung" über den Auge derart gelöst, dass ich das kurze Ende mit Sekundenkleber anheftete und anschließend diese kurze Stück mit dem Skalpell keilförmig "verdünnt" habe. Dadurch trägt die Kleedung nicht allzu stark auf. Ich bin mir nicht sicher, ob das gesamte Springpferd bis zum Zopf bekleidet war. Irgendwo gelesen, dass dies nur bis 30 cm über Auge erfolgte? Ansonsten zeigen Deine Bilder unerreichbare Feinheiten. Liebe Grüße Volker
Danke Volker, für Dein Lob und für den Tipp. Man vergisst aber anhand der Fotos schonmal, dass ich im Maßstab 1:25 baue. Die waren Meister hier takeln mindestens genauso gut und das im Maßstab 1:48 und sogar in 1:64. Mal schau'n, wo für mich die Reise noch hingeht.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.