Kleines Update: Die Wanten sind aufgesetzt. Da ich keine Zeit mehr auf das Trensen verwenden musste, ging das recht fix von der Hand. Die Taljereep sind noch nicht gekürzt, erste wenn das stehende Gut fertig ist, wird alles aufeinander abgestimmt und dann gekürzt.
Bei keinem waren den vorderen Wanten gekleedet. Aus der Monographie geht es ebenfalls nicht hervor. Eine Erklärung wäre, dass tatsächlich die vordersten Hoofdtaue nur dann gekleedet wurden, wenn es durch ein Rahsegel beschädigt werden könnte. Zwar fuhren Kutter gelegentlich an der unteren Rah ein Rahsegel, das Bagiensegel glaube ich heißt das, dieses gehörte aber nicht, wie bei Fregatten und Barken, zur Standardbeseglung. Es wurde nur bei Vorwindkursen (ca. 25% der Segelzeit) und bei leichten Winden eingesetzt, also eher selten. Gebrasst wurden diese Segel praktisch gar nicht. So dürften sie kaum mit den Wanten in Berührung gekommen sein.
Die Modelle sind allesamt sehr gut gebaut, so dass ich sie nicht anzweifeln mag, zumal ich eine solche Kritik nur mit einem Allgemeinposten aus Mondfelds Buch begründen könnte. Das ist mir zu wenig. Und so habe ich es so gemacht, wie gezeigt. Was meinst Du als Kutterexperte dazu?
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Ich bin nicht wirklich firm was die Franzosen mglw. (anders) machen aber ich kenne schlicht die "Regel" alles was schamfielen KÖNNTE wird getrenst und gekleedet. Und selbst wenn sie das Großsegel nicht regelmäßi fuhren war immer noch die Rah des Topsegels "da" .. also ich bin nicht der Überexperte aber ich würde die vorderen Wanten eigentlich immer kleiden.
Keine Verwirrung, ich bin über solche Fragen dankbar, Frank hat mich damit vor einem Fehler bewahrt. Solche Diskussionen befruchten ja unter Umständen auch andere Mitleser und Deine Anmerkungen schätze ich als sehr sachbezogen. Ich hatte mir die Frage ja auch gestellt und getrenst waren die Taue ja schon, also wäre es ein Leichtes für mich gewesen, die Kleidung des Auges auf einer Hälfte ganz durchzuziehen. Gibt es noch andere Quellen, die diese Regel belegen? Insbesondere interessant wäre ja, für welche Schiffe sie gilt. Für pauschal alle, das glaube ich nicht.
Mondfeld hat ja auch wie eine unumstößliche Regel genau festgelegt, welche Taue rechts, und welche links geschlagen sein müssen. Dann sind hunderte Modelle in den Museen Schrott. Vielleicht gilt das für ein kleines Zeitfenster für die britische Marine, da war ja wirklich bis ins Kleinste alles durchreglementiert, aber das gleich für allgemeingültig zu erklären halte ich für gewagt. Ich glaube dem nicht so ohne weiteres, wie auch dieser Kleide-Regel nicht.
Zitat von Dubz im Beitrag #154aber ich kenne schlicht die "Regel" alles was schamfielen KÖNNTE wird getrenst und gekleedet.
Die Marsstengewanten sind meines Wissens nach auch nicht gekleidet und die sind mit ihrem Marssegel mindestens genaus so beansprucht, wie die Untermastwanten. Die achteren Wanten des Kreuzmastes geraten gerne mal an das Besansegel (als Gaffelsegel mit Baum), ich habe aber noch nicht gelesen, dass die gekleidet gewesen wären.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Ich muss morgen mal meine Bücher wühlen. Das mit links und rechts geschlagen habe ich übrigens nicht nur bei Mondfeld gelesen (ohne ihn da in Schutz nehmen zu wollen :-D) Wie gesagt es kann bei den Franzosen anders gewesen sein aber bei den Briten und Amis kenne ich es eigentlich nur so.
Hallo Dirk @Dubz Ich habe auch mal in meine Bücher geschaut:
Bei Marquard (Bemastung und Takelung von Schiffen...) ist keine Rede von Kleidungen der Wanten (oder habe ich da was übersehen?). In "Schoner in Nord und Süd" schreibt er, dass das achterlichste Want bei Schonern gekleidet wurde, da es mit dem Gaffelsegel in Berührung kommt (S.128). Das vordere Want erwähnt er in diesem Zusammenhang nicht, obwohl Schoner ebenfalls eine Breitfock fuhren, bzw. fahren konnten, ganz ähnlich, wie die Kutter.
[Exkurs: Hier habe ich übrigens auch folgendes gefunden: Um das Tauwerk an den Kanten des Stenge- und Maststopps nicht zu beschädigen, legte man vor dem Takeln ein Grummet darüber Ich glaube, das war auch mal Thema bei Dir, nicht wahr.]
Marquardt führt in "Bemastung und Takelung..." umfangreiche Tabellen auf, deren Daten von David Steel stammen. Der hat für alle möglichen Kriegsschifftypen, Briggs, Schlupps und eben auch speziell für Kutter sämtliche Takelteile benannt und ihre Abmessungen aufgeschrieben, eine enorme Fleißarbeit, dafür postum Hut ab. Die Kuttertakelung beschreibt er anhand eines Kutters von 200 tons. Darin ist z.B. folgende Zeilen enthalten (nur Zeilenanfang):
Stag, kabelgeschlagen 4-kardeelig fein Bändselung, fein Taljereep, fein Trensing Laschung Bändselung und Trensing sind mit 1,5'' Umfang und 60 (Trensing) und 10 (Bändselung) Faden Länge angegeben. Mit Bändselung dürfte nicht eine Bekleidung gemeint sein, deren Länge müsste erheblich größer sein, als die der Trensing.
Hoofdtaue kabelgeschlagen, fein Bändselung, Auge, Hals, Ende Taljereeps Webleine
Eine Trensing (die ja Voraussetzung einer Bekleidung ist) ist nicht aufgeführt.
Das achterliche Want bei unseren Kuttern zu kleiden ist weitgehend sinnfrei, da noch weiter achtern die Masttakel und evtl. das Backstag oder die fliegenden Pardunen die Wanten daran hindern mit dem Besan- oder Gaffelsegel zu schamfielen. Schrage beschreibt ausschließlich eine Vollschiff- oder wie Chapman es nannte eine Fregatttakelung des 18. Jahrhunderts. Die sollten wir nicht für einen Vergleich mit der so komplett andersartigen Kuttertakelung heranziehen.
Ich schließe daraus, dass es kein Fehler sein dürfte, das vorderste Hoofdtau eines Kutters nicht zu kleiden. Dieser Schluss ist für mich aber nicht Grund genug anzunehmen, dass ein gekleidetes Hoofdtau falsch wäre.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Als ich mich vor Jahrzehnten erstmals und ernsthaft mit Takelagen auseinandersetzte, nahm ich an, dass der jeweils erste Unterwant bei Fock- und Großmast deswegen gekleedet waren, weil sich dort unmittelbar eine Ladetakel befand. Deswegen findet man auch keines bei den Marswanten -nahm ich an- wäre das eine Erklärung, falls es stimmt ?
Danke Peter für Deine Gedanken. Was die Marsstengewanten angeht, schreibt Dirk ja in #157, dass diese lt. Schrage eben auch gekleidet gewesen sind. Ohne das jetzt auf die Schnelle nachgeschlagen zu haben glaube ich, dass z.T. auch Marsstengen Masttakel hatten.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Schrage schreibt tatsächlich, dass bei allen Stengen das vordere Wantpaar gekleidet ist.
"Schrage beschreibt ausschließlich eine Vollschiff- oder wie Chapman es nannte eine Fregatttakelung des 18. Jahrhunderts. Die sollten wir nicht für einen Vergleich mit der so komplett andersartigen Kuttertakelung heranziehen."
Das wäre in der Tat ein Aspekt. Meine Tendenz geht inzwischen (ohne es belegen zu können) dahin, dass die Franzosen es schlicht anders gemacht haben bzw. erst sehr viel später angefangen haben das vordere Wantpaar zu kleiden.
Möglich. Vielen Dank jedenfalls für diese nette und interessante Diskussion. Auch wenn wir kein wirklich belastbares Ergebnis erzielt haben, war sie doch sehr erhellend.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
@dafi Dabei könnte herauskommen, dass ich doch hätte kleiden müssen Aber neugierig bin ich doch. Also: Ja, bitte frage nach. Vielen Dank schon jetzt dafür.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Hallo zusammen Inspiriert durch die Art, wie der geniale Gémes Attila aus Ungarn die Maus für seine Pandora gefertigt hat, wollte ich es ihm gleich tun.
t_HMS_PANDORA_369.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Quelle: Webseite "Shipmodels from Hungary", Unterseite HMS Pandora
So einfach, wie diese Methode auf den ersten Blick zu sein schien, war sie dann aber doch nicht. Ich habe den Versuch abgebrochen, zu ungleichmäßig war das Webmuster. Der Fehler lag sicher nicht an der Methode, aber ich habe ihn nicht ergründen können und so waren viele Stunden des experimentierens vergebens.
Also habe ich die bereits im Baubericht über meine Fregatte Lucia beschriebene Methode wieder angewendet und dieses Mal habe ich ein akzeptables Ergebnis erzielt. Da damals, bei der Lucia viele Fragen nach der Herstellungsmethode aufkamen, habe ich nun das Ganze mit ein paar Fotos dokumentiert.
Auf dem getrensten und im Bereich des Mastauges gekleideten Großstag wurde mit einem Baumwollfaden eine Wulst aufgewickelt und anschließend mit Holzleim eingeschmiert. Eine Stunde später wurden die Kettfäden aufgebracht. Dabei habe ich einen Faden des selben Garns, mit dem auch gekleidet wurde durch die, an die Wulst angrenzenden Törns gestochen und die Kettfäden im Zickzack um die Wulst angelegt. Dabei sollte man darauf achten, dass man auf einer Seite der Wulst anfängt und auf der anderen aufhört, nur dann ist die Anzahl der Kettfäden ungerade.
Das ist sehr wichtig, denn nur dann kommt man mit dem Schussfaden nach einem Törn um die Wulst so aus, dass der Schussfaden unter der Kette verläuft, wo er im vorherigen Törn über der Kette verlief. Dann erst ergibt sich das typische Wegmuster.
Insgesamt bin ich ganz zufrieden, nur die Bekleidung des Augspleißes hätte etwas gleichmäßiger sein sollen, was aber durch die unruhige Oberfläche und die herausragenden Kardeeltampen mir nicht möglich war. Auch erwies sich die Glätte des Garns für das Auswegen als nachteilig, denn der Schussfaden wollte immer in Richtung des geringeren Wulstdurchmessers wegrutschen. Das geht mit Leinen oder Baumwolle wesentlich leichter.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.