Ich könnte mir vorstellen, dass der Kreuzstag nicht gekleidet wurde, weil ein Segel an ihm gefahren wurde. Die Kleidung hätte das Gleiten der Stagreiter erschwert, da sie quer zur Bewegungsrichtung verlaufen. Ein Stagreiter kann zwischen zwei Buchten des Kleedtaus klemm kommen.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Wie üblich begeisternde Feinheiten, Johann. Die Verankerung des Stags auf Deck scheint mir plausibel. Immerhin war der Augbolzen im darunterliegenden Decksbalken einigermaßen gesichert. Könnte es sein, dass die beiden Stagschenkel an den Stellen der Mastberührung zusätzlich durch Ledermanschetten vor dem Schamfielen geschützt wurden?
Ich denke, dass nur dort gekleidet wurde, wo die Gefahr des Schamfielens gegeben war.
@Willi Soweit ich die Pläne aus der Monographie in Verbindung mit den Fotoaufnahmen vom Originalmodell richtig interpretiere, wurde am Kreuzstag selbst kein Segel gefahren. Für das Kreuzstagsegel gab es aber einen extra Kreuzstengestagsegelleiter*( Draille de foc d´artimon), der etwa auf halber Höhe des Großmastes angeschlagen war und nach unten geführt wurde. *) habe ich extra im Paasch nachgelesen
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Der Kreuzstengestagsegelleiter ist, wie der Name schon sagt, für das Kreuzstengestagsegel, nicht aber für das hier in Rede stehende Kreuzstagsegel. Das gehörte eigentlich zur Standardausrüstung jedes Vollschiffs und wurde direkt am Kreuzstag gefahren. Hier ein Auszug aus dem Plan der La Venus von Boudriot
@Willi Danke für den Hinweis. Dann muss ich mich korrigieren und ergänzen, dass die La Creole insofern ohne Kreuzstagsegel, sondern nur mit einem Kreuzstengestagsegel ausgerüstet war. Hier die entsprechenden Zeichnungen aus der Monographie von J. Bourdriot zur La Creole: J.Boudriot_Monographie_LaCreole_Draille_foc_de_artimon.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
@archjofo Dann guck doch bitte mal in den Link, den ich im vorherigen Beitrag eingestellt habe. Das Bild zeigt die La Creole mit Kreuzstagsegel. Der Stag, der ungefähr auf der Hälfte des Großuntermastes auskommt, ist der Kreuzstag. Das im zweiten Bild mit 30 bezeichnete Segel ist das Kreuzstagsegel. Das mit 31 bezeichnete Segel kann als Kreuzstengestagsegel bezeichnet werden, genau müsste es Kreuzmarsstengestagsegel heißen. Entsprechend darüber dann das Kreuzbrahmstengestagsegel.
Alle Stagsegel zwischen Kreuz- und Großmast sind direkt am Stag angeschlagen. Einen separaten Leiter sehe ich nicht. Vielleicht ist das, was Du den Leiter nennst der Kreuzmarsstengeborgstag.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
@Willi Entschuldigung, wenn ich hier nochmals nachhake. Aus der Verkleinerung des Takelrisses der La Creole kann man den Sachverhalt nicht genau nachvollziehen. Insofern habe ich mir erlaubt hierzu einen Ausschnitt aus dem Takelplan zur La Creole einzustellen: Kreuzstag_LaCreole_Auszug_Takelriss.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Quelle: Monographie v. Jean Bourdriot, La Creole 1827
Bei der Linie, die Dich zur Annahme verleitet, dass es sich hier um ein Kreuzstagsegel handelt, ist tatsächlich das Kreuzstag. Das Stag, das ungefähr in der Mitte des Großmastes ankommt, wird lt. Monographie als "Draille de foc d´artimon" (Übersetzung lt. Paasch: Kreuzstagsegelleiter, nicht Kreuzstengestagsegelleiter - sorry, war vorher nicht ganz korrekt) bezeichnet. Dieses relativ dünne Tau mit einem Durchmesser von 26 mm (1:48 - 0,54 mm) wird nach unten zum Belegen geführt, wie bereits beschrieben. Ob es sich bei diesem Segel nun um ein Kreuzstagsegel oder um ein Kreuzstengestagsegel handelt, dürfte meinem Vernehmen nach nur klar sein. Dem Paasch (Tafel 82 - Vollschiff) folgend handelt es sich hier bei der La Creole um ein Kreuzstagsegel, welches ein eigenes Führungstau hatte, und nicht am Stag angeschlagen war. Ich hoffe, dass jetzt alles so richtig ist ...
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Yep. Viel Schreiberei und dabei meinten wir dasselbe.Aber gut, dass es nur die Begrifflichkeiten waren und meine Sorge, dass dieses handwerkliche Kleinod fehlerbehaftet werden könnte war gänzlich unbegründet
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
@Will Für mich war das Ganze wieder einmal sehr aufschlussreich und interessant. Früher oder später hätte ich mich damit ohnehin intensiver auseinandersetzen müssen.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Zitat von achilles im Beitrag #3558Wie üblich begeisternde Feinheiten, Johann. Die Verankerung des Stags auf Deck scheint mir plausibel. Immerhin war der Augbolzen im darunterliegenden Decksbalken einigermaßen gesichert. Könnte es sein, dass die beiden Stagschenkel an den Stellen der Mastberührung zusätzlich durch Ledermanschetten vor dem Schamfielen geschützt wurden?
Zur Verankerung der Augbolzen noch eine Überlegung: Wäre es nicht auch denkbar, dass die mit der Mastdurchdringung ohnehin vorhandene Verstärkung ausreichend für die Zugkräfte des Stages waren. Dafür spräche auch die Befestigung der Augbolzen nahe am Mast.
Deiner zweiten Anmerkung kann ich nur beipflichten, da ein entsprechender Hinweis in der Monographie enthalten ist. Hierzu gibt es von dem französischen Modellbauer Oliver Bello auf seiner Homepage auch ein schönes Detail: image018.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Quelle: Homepage Oliver Bello, LINK Leider weiß ich nicht mehr wo ich es gelesen habe, aber dort war die Sprache von Lederbekleidung der Stage in Bereichen wo eine mögliche Berührung der Untermasten gegeben war. Zusätzlich wurden diese Bereiche mit Weichholz belegt. Im Fall der La Creole erschien mir eine eigene Interpretation dieses Details mangels weiterer Angaben zu riskant. Daher verzichtete ich darauf.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
... es regnet ... daher kann ich derzeit leider an diesem wichtigen Projekt der Admiralität nicht weiter arbeiten … Garten_Terrasse.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fockstag – Étai de misaine et faux étai misaine Das Anfertigen des Fockstags (ø 79 mm) bzw. des Fockborgstags (ø 56 mm) erfolgte analog des Großstags bzw. des Großborgstags. Lediglich die Befestigung am bereits dafür vorbereiteten Kragen des Bugspriets stellte eine Besonderheit dar. Dementsprechend waren die Bereiche an den beiden Stagen, wo sie die Kauschen des Kragens durchlaufen mit Leder bekleidet. Wie bereits vor einiger Zeit beschrieben LINK verwende ich dazu Ziegenleder, welches nach dem Spalten eine Dicke von rd. 02 mm aufweist. DSC08560.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Wie auf dem zweiten Bild zu sehen, wurden die beiden Stage soweit gesetzt. Es fehlen noch die Plattbindselungen. DSC08570.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Immer wenn ich in Johann`s BB schaue, gebe ich vorher mein Gehirn an der Garderobe ab. (Dann brauch man einfach nur noch zu staunen und das Denkproblem ist von vornherein eleminiert)