Zitat von Frank im Beitrag #3510Hallo Johann, Noch eine Frage. Rechts geschlagen aus 3 Kardelen. Trossenschlag rechts auch aus 3 Kardelen, sollten das dann nicht 4 Kardelen sein mit Seele? Oder wo bzw. wie ist der Unterschied zu verstehen? Lieben Gruß Frank
Aus der Monographie kann nicht entnommen werden, wie die Wanttaue geschlagen worden sind, ob dreikardeelig oder vierkardeelig (mit Seele). Nur am Pariser Modell ist zu sehen, dass es sich hier um rechtsgeschlagenes Tauwerk handelt. Ich nehme jedoch an, dass die Wanten der La Créole wohl aus 4-kardeeligen Trossen mit Seele hergestellt waren. Da aber von außen nicht unterscheidbar, ob es sich um ein drei- oder vierkardeeliges Wanttau handelt, habe ich eben dreikardeelige Taue geschlagen.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Fortsetzung: Großwanten Die La Crèole besaß am Großmast pro Seite 6 als Trossen geschlagene Wanten . Diese waren als Paare ausgeführt. Entsprechend der allgemein üblichen Weise wurden die Wantenpaare (Spann) beginnend auf der Steuerbordseite wechselseitig von vorn nach hinten über den Masttop gelegt. Darunter liegen bereits die Masttakelhanger. Der erste Want pro Seite war zum Schutz vor Schamfielen vollständig gekleidet. Die anderen Wanten erhielten eine Kleidung im oberen Bereich bis unter die Stelle, wo später die Püttingswanten angesetzt werden. Wie an anderer Stelle des Bauberichts im Zusammenhang mit der Herstellung von Tauwerk -LINK - bereits erwähnt, sieht ein gekleidetes Modelltau wesentlich besser aus, wenn man es vor dem Kleiden getrenst worden ist. Dementsprechend wird es auch für das Modell der La Crèole ausgeführt. Zum Einbinden der Jungfern konnte ich keine Angaben in der Monographie selbst finden. Somit halte ich mich an die Fotos vom Pariser Originalmodell. Somit zeigen die Tampen (Ende der Wanttaue) zum Bug. Die Weise der Einbindung der Jungfern hängt auch davon ab, ob die Wanten kabelgeschlagen oder als Trosse geschlagen worden sind. Auf dem folgenden Bild sind die beiden ersten Wantpaare zu sehen: DSC07974.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Bändselungen versuchte ich wie auf der nachfolgenden Darstellung auszuführen:
al2hsglgh46hb9eyl.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Quelle: Das Modell der Brigg Irene, Petrejus
DSC07977.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Der Abstand der Jungfern beträgt in der Regel 2 x Durchmesser Jungfern. Um diese Abstände gleichmäßig und gleichzeitig die Herzbändsel ausführen zu können, bediene ich mich der Methode von Bernd @Bernd, die ich in seinem Baubericht zur HMS Pandora gesehen habe. Ganz wichtig ist beim Setzen der Wanten zu beachten, dass diese wechselseitig angebracht werden. DSC0798.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Auf dem letzten Bild sind weiße Fäden zu sehen, die den Bereich der noch zu kleidenden Mastschlinge markieren. DSC07978.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Fortsetzung: Großwanten Wie bereits erwähnt, trense ich die Wanten bevor sie bekleidet werden, um dem ansonsten welligen Aussehen entgegenzuwirken. Beide Vorgänge, Trensen und Bekleiden, erledige ich mit meiner Bekleidungsmaschine, welche ich nicht mehr missen möchte. DSC08051.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
DSC08054.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Auf dem nächsten Bild ist zu sehen, wie ich die Bändselungen zum Einbinden der Jungfern ausführe. DSC08056.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
In verschiedenen historischen Publikationen konnte ich nachlesen, dass der Abstand zwischen den Want- und Püttungsjungfern in der Regel zwei Durchmesser einer Jungfer betragen sollte. Dieser Abstand kann auch bei vielen historischen Originalmodellen beobachtet werden. Nach einigen Fehlversuchen, habe ich die Wanten nun hoffentlich auf die entsprechende Länge gebracht, um letztlich die Taljereeps korrekt ausrichten zu können. Dabei müssen verschieden Faktoren Berücksichtigung finden, wie z. B. Nachrecken, Spannung, Feuchtigkeit etc.. Insofern werde ich mit dem Verzurren der Läufer noch länger warten, mindesten bis nach dem Setzen sämtlicher Stage und Pardunen. DSC08062.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
DSC08064.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
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Fortsetzung: Großwanten Für die Großwanten der La Crèole wurden die letzten beiden Wantenpaare vorbereitet. Das eine Wantenpaar ist bereits im oberen Bereich der Mastschlinge bekleidet und mit einem Augbändsel versehen. Das andere Wantenpaar hingegen muss noch bekleidet werden. DSC08088.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
In diesem Zusammenhang zeige ich Wantenpaare mit dem Augbändsel sowie eine mit Herzbändsel eingebundene Jungfer im Vergleich mit einem Bild von einem originalen Wantenpaar, das gerade ein Augbändsel erhält. Dementsprechend bin ich mit meiner Umsetzung in den Maßstab 1:48 soweit zufrieden. DSC07975.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
DSC08059.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Bis demnächst …
Viele Grüße Johann
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Großstag – Grand ètai et faux ètai grand mât Vorab noch ein Bild von den bereits gesetzten Wanten des Großmastes. DSC08092.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Im nächsten Schritt bereite ich die Installation für das Großstag - Grand ètai - vor. Das kabelgeschlagene Großstag der La Creole besaß einen Durchmesser von 84 mm und war sicherlich getrenst, wie auch am Pariser Modell ansatzweise zu erkennen ist.
Großstag_LaCreole.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Quelle: Musée de la Marine Paris – La Crèole
Unter dem Großstag befand sich das Großborgstag mit einem Durchmesser von 58 mm, was im Maßstab 1:48 einem Durchmesser von 1,2 mm entspricht. Das Großstag verlief steuerbordseitig vom Fockmast auf das kleine Vordeck, wogegen das Großborgstag backbordseitig des Fockmastes zum Vordeck führte. Im Modellmaßstab 1:48 ist daher für das Großstag ein linksgeschlagenes Tau mit Ø 1,75 mm herzustellen, was außer den Ankerkabeln das dickste Tau am Modell sein wird. Dazu verwendete ich Seidengarn von Gütermann S 303 (4 Fäden an 3 Haken rechts und anschließend 3 Kardeele linksgeschlagen). DSC08094.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
DSC08093.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Wie das Großstag bzw. der Großborgstag um den Masttop gelegt war konnte ich auf Grund von Bildern des Pariser Modells sehr gut nachvollziehen. Auch die entsprechende Detailausbildung mit dem zweigeteilten Ende und den eingespleißten Augen, die mit einem Zurring festgesetzt waren, sind gut erkennbar.
Großmast_LaCreole.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Quelle: Musée de la Marine Paris – La Crèole
Eine adäquate Darstellung hierzu habe ich im Atlas du Génie Maritime gefunden.
In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass die Stagmaus bereits um 1830 verschwunden ist, und insofern die vorbeschriebene Ausführung Anwendung gefunden hat. Soweit ist die Detailgestaltung des Großstags und des Großborgstags im oberen Bereich geklärt. Die beiden Stage verschwinden dann in der Fortführung auf dem Vordeck und sind vermutlich am Bugspriet, wie auch immer, verzurrt. Dieses Detail entzieht sich im wahrsten Sinne des Wortes dem Blick des Betrachters. Auch weitere Recherchen hierzu, sowohl in einschlägiger Literatur als auch im Internet, blieben bisher ohne Erfolg
11 a.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Quelle: Musée de la Marine Paris – La Crèole
Ein fachlicher Austausch zu dem ungeklärten Detail wäre für mich eine sehr große Hilfe. In der Hoffnung, dass sich der ein oder andere interessierte Leser des Berichts fachlich dazu äußern kann, sehe ich fundierten Beiträgen mit großer Freude entgegen.
Viele Grüße Johann
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"Ein fachlicher Austausch zu dem ungeklärten Detail wäre für mich eine sehr große Hilfe. In der Hoffnung, dass sich der ein oder andere interessierte Leser des Berichts fachlich dazu äußern kann, sehe ich fundierten Beiträgen mit großer Freude entgegen"
Hege immer noch die Hoffnung, dass mir jemand aus dem Forum zur Frage, wie das Großstag und Großborgstag unter dem Vordeck verzurrt sind, eine Hilfestellung geben kann.
Viele Grüße Johann
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Wir haben leider keine Röntgenaugen Ich würde auch davon ausgehen, daß die beiden Stage mit Hoofden oder Jungfern irgendwie am Bugspriet festgestzt waren. Was mich aber interessieren würde: wie auch immer die Lösung aussieht, wie kommst da unter der Back dran ?
Also auf dem Hauptdeck ist nichts befestigt, wenn, dann an der Rumpfinnenseite oberhalb der Ankerklüsen. Irgendwas um die Stage zu spannen muss ja da gewesen sein, also wie von @wefalck beschrieben.
vielen Dank für das Bild. Ich habe zwar eine Menge Fotos vom Pariser Model, aber von dieser Perspektive aus besitze ich keines. Dem Bild entsprechend scheint es tatsächlich so zu sein, dass an der Bordinnenseite die Stage befestigt waren. Insofern müsste es sich um massive Augbolzen handeln, die in der Bordwand eine feste Verankerung aufweisen. Das brachte bei mir ein Detail auf einer Abbildung (Ausschnitt nachfolgend) vom Pariser Modell in Erinnerung, für das ich bisher noch keine Erklärung hatte.
Dank der Hinweise von Dir und Eberhard @wefalck hat es sich somit aufgeklärt:
Creole_mg_7193.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Quelle: Musée de la Marine Paris – La Crèole
Oberhalb der rechten Ankerklüse, ist eine Konterplatte aus Eisen zu sehen. Diese ermöglicht innen an der Bordwand eine feste Verankerung eines Stages. Diese Detail ist offenbar analog der Konterplatten für die Brooktaubefestigung der Karronaden ausgeführt.
Jetzt ist nur noch die Frage hinsichtlich der Spannvorrichtung für die Stage zu klären.
eine Lösung, wie ich das unter der Back hinbekommen werde, habe ich mir schon überlegt. Da bin ich guter Dinge Eines ist auf jeden Fall sicher, dass es nicht einfach werden wird.
Euch beiden nochmals ein herzliches Dankeschön dafür, Das ihr mir die Lösung für dieses Detail ermöglicht habt.
Viele Grüße Johann
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Zur Klärung der Befestigung des Großstages bzw. des Großborgstages ist vergleichsweise die Befestigung des Fockstages bzw. Fockborgstages heranzuziehen.
10a.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Dementsprechend ist keine Verzurrung oder "Spannvorrichtung" zu sehen. Insofern ist anzunehmen, dass die Stage mit einer mobilen Vorrichtung vorgespannt und dann festgesetzt worden sind. War das eine Möglichkeit bei kleineren Schiffen, wie einer Korvette?
Viele Grüße Johann
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Fortsetzung: Großstag – Grand ètai et faux ètai grand mât Für das Auflegen des Großstages bzw. das Großborgstages am Masttop bedarf es eines offenen Auges, des sogenannten Stagauges. Dazu werden die beiden Schenkel in das Stag eingespleisst. Letztlich erhalten die Enden noch eingespleisste Augen, die dann eine Verzurrung erhalten.
Unbenannt.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Quelle: Takelung und Ankerkunde – Freiher von Sterneck 1873
Anbei eine Darstellung, die die Bekleidung des offenen Auges am oberen Ende eines Taues im Detail zeigt.
Manuel_Du_Gabier_Auszug_1875.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Quelle: Manuel du Gabier 1875
Mit den nachfolgenden Bildern ist die Umsetzung im Modellmaßstab zu sehen. Das Trensen des Stages führe ich mit Unterstützung meiner Kleidemaschine durch. DSC08126.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Auf dem nächsten Bild sind das Großborgstag und das Großstag mit den entsprechenden Taupartien für die offenen Augen zu sehen. DSC08131.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Mit dem letzten Bild zeige ich die fertigen Stage. DSC08134.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
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