beides ist möglich. Ich bin ja noch im Versuchsstadium. Habe den Dreh noch nicht so richtig raus. Wobei ich ja Leinengarn verwende und das von Haus aus fester wird, wie z. B. Polyester- oder Baumwollgarn. Polyestergarn könnte möglicherweise beim Färben nicht ganz unproblematisch sein.
Meine Versuche, Leinengarn mit Holzbeize zu färben, sind durchaus positiv. Auch die Konservierung mit Leinöl scheint eine Option zu sein, da es schön trocknet und dem Tau eine teerähnliches Aussehen verleiht, aber die Keepen nicht zuschmiert. Den richtigen Farbton zu finden, ist hier offensichtlich das größere Problem. Aber auch hierbei befinde ich mich noch in der Findungsphase.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Das Problem mit dem nicht schön durchhängen tritt ja schon bei den dünnsten Garnen von der Spule auf. Ich habe vor vielen Jahren ein Modell mit dem damals von Graupner angebotenem Takelgarn (ich glaube es war Baumwolle) getakelt, das war in dieser Hinsicht super. Es war fast weiß, ließ sich gut färben, war gleichmäßig geschlagen und ziemlich weich und hing damit wunderschön durch, so wie es sein sollte. Allerdings gab es (wenn ich mich recht erinnere) nur zwei Durchmesser (ich glaube 0,5mm und 1mm). Solches Garn würde ich sofort kaufen, hilft uns aber nicht, das gibt es nicht mehr. Also weiter üben!
Konservierung der Takelage Mit großem Interesse verfolge ich die Ausführungen von Peter @Olympic1911, der derzeit die Taue für den Nachbau des Hohenzollernmodells eines holländischen Zweideckers mit Kiefernholzteer behandelt. Vielleicht wäre das auch eine Option für meine Taue, jedoch nur mehr verdünnt. Bei Dictum gibt es z. B. einen Kiefernholzteer, der scheinbar etwas dünner ist: LINK Bisher habe ich mit Beizen und Leinöl experimentiert. Heute versuchte ich es ganz spontan mit Schuhcreme, die ich auf ein bereits gefärbtes Tau mit einem Tuch aufgebracht habe. Auf dem folgenden Bild ist von unten nach oben Folgendes zu sehen: Tau aus Leinengarn ø 1,1 mm mit Fussbodenöl behandelt Tau aus Leinengarn ø 1,1 mm mit Schuhcreme behandelt Tau aus Leinengarn ø 1,1 mm mit Leinöl behandelt Tau aus Leinengarn ø 1,1 mm, unbehandelt DSC06678.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Ehrlich gesagt, bin ich bisher davon überhaupt noch nicht überzeugt. Nach wie vor sehe ich noch keine Klarheit, wie stark ich die Abstufung der Farbgebung vom stehenden zum laufenden Gut bei meinem Modell ausführen will. Wie auf dem folgenden Bildausschnitt des Pariser Modells zu sehen, ist hier das stehende Gut relativ hell gehalten. Worauf das zurückzuführen ist wäre interessant in Erfahrung zu bringen. Eigentlich besitzen viele zeitgenössische französische Museumsmodelle ein relativ hell gehaltenes stehendes Gut. 4aa.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Quelle: Musée de la Marine Paris
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
gespannt verfolge ich Deinen Bericht über die Takelversuche und staune immer über die einmalige Qualität Deiner Fertigung. Wie Daniel nach seinem Besuch der L`Hermione beschreibt, sind offenbar alle Farbvarianten auf dem Takelwerk des Schiffes vertreten. Insofern hat man bei der Farbgebung offenbar "künstlerische Freiheit". Auf den Bildern und Hinweisen bei zeitgenössisch englischen Modellen wird häufig darauf hingewiesen, dass die Takelung meist erst spät (20tes Jahrhundert) gesetzt oder ersetzt wurde. Auch hier fällt deshalb eine helle Farbe des stehenden Gutes auf und man findet kaum altersbedingte Beschädigungen. Vielleicht wurde das Rigg bei der La Creóle ebenfalls später gefertigt?
Ich könnte mir vorstellen, dass bei einem neu aufgetakelten Schiff alle Taue so ziemlich die gleiche Farbe hatten. Im laufe seiner weiteren Verwendung wurde dann zumindest das stehende Gut bedarfsorientiert immer wieder neu geteert, wodurch dieses nach und nach immer dunkler wurde. Beim laufenden Gut war nachkonservieren nicht so ohne weiteres möglich, da es zusehends steifer wurde und nicht mehr so leicht durch die Blöcke lief. Dies betraf aber nicht jene Teile, die praktisch nicht mehr bewegt wurden, wie z.B. Blockstroppen, Brassblockstander und natürlich alle Teile, die gekleedet waren.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Tauwerk, vorallem das für das laufende Gut, war Verbrauchsmaterial und verschliß doch recht rasch, besonders in Gegenden mit Frost und Eis. Deswegen gab es auf einem Schiff immer Tauwerk aller Altersklassen mit entsprechend unterschiedlicher Färbung. Das gleiche trifft auf die Segel zu, die auch immer wieder geflickt wurden.
Auf einem Modell kommt es darauf an, was und wie man es darstellen soll. In einer szenischen Darstellung (oft fälschlich Diorama genannt) wird man alles dies darstellen. Bei einem Modell, wie Johanns kommt es vielleicht eher auf die Ästhetik an und da wirken zu viele unterschiedliche Taufarben oder gar geflickte Segel störend.
@achilles Das habe ich auch schon vielfach gehört, dass bei vielen zeitgenössischen Modellen, dass Rigg ausgetauscht worden ist. Ob dies bei der La Creole auch der Fall war ist mir nicht bekannt, aber durchaus möglich. Ich könnte mir auch vorstellen, dass die Riggs anfangs schon etwas kontrastreicher hinsichtlich des laufendem und stehenden Guts waren. Aber die Konservierung/Farbstoffe, was auch immer das war, könnten sich im Laufe der Jahrzehnte durch Tageslicht entsprechend aufgehellt bzw. teilweise verflüchtigt (Öle, Wachse etc.) haben. Wenn man die verschiedenen Detailaufnahmen der Modelle im Musée de la Marine Paris genauer betrachtet, entsteht zumindest bei mir dieser Eindruck.
@wefalck Meine Modelldarstellung soll nicht szenisch wirken, wie Du es schon richtig geschrieben hast. Insofern geht es mir in erster Linie um das Material, nicht um die Nachahmung von verwittertem Tauwerk im Wechsel mit neuen Tauen. Mir ist es wichtig eine in sich harmonisch wirkende Takelage, wie bei den zeitgenössischen französischen Modellen, zu zeigen. Jedoch soll auch der Unterschied zwischen dem laufendem und dem stehenden Gut als solcher erkennbar werden. Und genau das gilt es herauszufinden!
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Fortsetzung: Herstellung von Tauen mit Farbgebung Nach wie vor bin ich noch unschlüssig hinsichtlich der Farbgestaltung der Takelage für meine französische Korvette. Das Schlagen der Taue übe ich weiterhin und sammle entsprechende Erfahrungen. Mit jedem geschlagenenTau wachsen die Erkenntnisse und es wird zunehmend besser. Zwischenzeitlich bin ich auch schon dabei gezielt die für mein Modell erforderlichen Taudurchmesser zu erarbeiten (siehe nachfolgende Abbildung ungefärbte Taue oben). Nach Abwägung der Vor- und Nachteile habe ich mich dafür entschieden, dass ich alle Taue > 0,4 aus Leinengarn herstellen werde. Die dünneren Taue werde ich wohl aus Baumwollgarn schlagen. Ich finde immer mehr Gefallen am Leinengarn. Die sich aus dem natürlichen Material gergebenden kleinen Unregelmäßigkeiten beim fertigen Tau, habe ich gelernt zu akzeptieren. Eine gewisse Analogie zum Holz kann in diesem Zusammenhang ja nicht verleugnet werden. Grundsätzlich lässt sich Leinen mit Holzbeize nach meinem Dafürhalten sehr gut färben. Meine bisherigen Versuche mit unterschiedlichen Farbtönen gefallen mir grundsätzlich ganz gut. Wobei die Farbtöne immer noch nicht ganz meinen Vorstellungen entsprechen. Also gehen die Versuche weiter. Das gleichmäßige Einfärben der Taue gelingt nicht immer und ist insbesondere bei den dunklen Farbtönen noch verbesserungswürdig. Also gilt auch hier die Devise: weiter machen und weiter versuchen … DSC06714.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Weiterhin herrscht bei mir Unklarheit zur Konservierung der Takelage. In einem französischen Blog habe ich von der Empfehlung gelesen, niemals Wachs für die Takelage zu verwenden, da sich dadurch nur Staub ansetzt. Insofern bin ich immer noch auf der Suche nach entsprechenden Alternativen.
Anregungen und Hinweise zur Konservierung und Färbung von Tauen werden dankbar entgegengenommen.
Auf dem nächsten und letzten Bild ist der Winkel zu sehen, den die Kardeele zur Längsrichtung des Taus bilden. Irgendwo habe ich gelesen, dass dieser Winkel so um die 35° betragen soll. dsc06661a.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Offenbar bin ich mit meinen selbst geschlagenen Tauen einigermaßen richtig unterwegs. Was mir noch etwas Schwierigkeiten beim Schlagen der Taue bereitet ist die Tatsache, dass es nicht immer gelingt, eine gleichmäßig verteilte Härte über die gesamte Länge zu erzielen. Ich gehe davon aus, dass ich demnächst die Wanttaue herstellen kann. Das Bekleiden der Wanttaue, soweit erforderlich, möchte ich mit einer entsprechenden maschinellen Vorrichtung erledigen. Im Internet habe ich dazu schon einige brauchbare Vorrichtungen von Kollegen gesehen. Möglicherweise werde ich mir dann ein entsprechendes Gerät bauen.
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
also mir gefällt für das Laufende Gut die Farbe ganz rechts am besten - leider läßt sich aber das Bild nicht vergrößern.
In dafis Faden über Takelwerk findet sich etwas aus der Praxis zum Schlagwinkel und der relativen Haltbarkeit/Belastbarkeit von stärker und weniger stark geschlagenem Tauwerk.
Ich denke, daß es von der Menge des Wachses abhängt, ob vermehrt Staub hängen bleibt. Gewachste Möbel ziehen ja auch nicht mehr Staub an. Man muß das Wachs wohl gut mit einem Lappen hineinreiben.
Keine Ahnung, habe so etwas mit Tauen noch nie gemacht. Auf Holz habe ich Clou-Antikwachs verwendet, bin aber nicht so ein Wachsfreund, weil es eben nicht trocknet.
ich bin zur Zeit ein stiller Bewunderer deiner Tauschlag-Aktionen. - Klasse!
Meine Erfahrungen mit Wachs beziehen sich mehr auf Holz und Leder, mit der Feststellung, dass es da wirklich Kombinationen geben kann, die wie Klebstoff kleben und nie damit aufhören. Damit werden die so behandelten Objekte zu Staubfängern erster Klasse, weil der Staub einfach kleben bleibt. Staub ist neben Licht, der Haupt-Killer für Modelle aller Art. - Deswegen wäre ich auch sehr vorsichtig, was den Einsatz von Wachs für die Taue angeht.
Eine echte Alternative weiß ich aber derzeit leider auch nicht.
Was hat sich denn bei den historischen Vorbildern (zeitgenössische Schiffsmodelle) bewährt? - Gibt es da Anhaltspunkte?
Beste Grüße, Herbert
It ain't a hobby, if you gotta hurry! -- Die Wahrheit triumphiert nicht. Ihre Gegner sterben aus. -- If you don't get older and wiser... then you just get older.
"In 20 Jahren wirst Du mehr enttäuscht sein, über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die, die du getan hast. Also löse die Knoten, laufe aus aus dem sicheren Hafen. Erfasse die Passatwinde mit deinen Segeln. Erforsche. Träume." - Mark Twain
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Ne andere Frage: warum 'Konservierung' ? Ich hatte das Einreiben mit Wachs in erster Linie als Mittel gesehen, feine Härchen dazu zu überreden, sich brav an das Tau anzulegen. Daneben hinterläßt das Wachsen auch den Eindruck des Geteertseins (mit Holzkohlentee).
Hallo Johann, Ich habe meine verschiedenen Ankertrossen nach dem Schlagen auf einen Haken der Reeperbahn und auf den Schlaghaken (Finidellager) festgebunden und mit Gewicht auf Spannung gehalten. Dann auf einem Baumwolltuch etwas von diesem Bienenwachsspray gesprüht und diesen an das drehende Tau 2 -3 mal entlang geführt. Das Tau ist trocken und bis jetzt hat sich noch nichts an Staub (Säge-und Schleifstaub) daran fest gesetzt.