Ach, und das noch: Ich war ja ein wenig in Sorge, dass dieses dünne Garn reißen könnte beim Verdrillen der Einzeladern bzw. dann beim Schlagen selbst, aber offenbar hat es eine hohe Reißfestigkeit.
Zitat von Bonden im Beitrag #3195wie misst man bei einem so dünnen Tau die Taustärke, ohne ein Präzisionsmessgerät?
Eine Möglichkeit: Eine Vielzahl von Windungen (je mehr desto besser) eng aneinander auf einen Dorn/Bohrerschaft wickeln, die Gesamtlänge der Wicklung messen und das Ergebnis durch die Anzahl der Windungen teilen.
Ich zitiere aus meinem Gedächtnis, aber ich meine mit Veevus 18/0 Fliegenbindegarn bin ich schon auf ein drei-kardeeliges 'Tau' von 0,1 mm Durchmesser gekommen. Und sehen kann ich das schon, jedenfalls, wenn ich (als kurzsichtiger) meine Brille absetze.
Erste Versuche zur Konservierung von Tauen Neben dem Erlernen Taue zu schlagen, befasse ich mich zwischendurch mit der Konservierung von Modelltauen. Bei den ersten Versuchen färbte ich von mir geschlagenes Tau aus Leinengarn mit einer in heißem Wasser gelösten Pulverbeize, um die Farbe für stehendes Gut einigermaßen realistisch nachzuempfinden. Die Farbe an sich kann noch vielfältig variiert werden, und ist bei diesen Versuchen noch nicht ausschlaggebend. Vielmehr geht es darum eine für den Modellbau sinnvolle Art der Taukonservierung auszuprobieren, die dem Charakter eines konservierten Originaltaues möglichst nahekommt. Auf dem folgenden Bild ist oben ein mit Beize gefärbtes Taubündel zu sehen. Die ersten Versuche mit der Beize zeigen, dass Leinengarn die Beizfarbe eigentlich sehr gut und einigermaßen gleichmäßig annimmt. Die nächsten vier Taue die abgebildet wurden, sind auch aus Leinengarn geschlagen, in Stärke von 1 – 1,2 mm, mit Beize wie oben beschrieben gefärbt und mit weiter behandelt. Für die oberen zwei Taue verwendete ich Fußbodenöl, was nach einiger Zeit trocknet. Festzustellen ist, dass die Taue durch dieses Öl wesentlich dunkler werden, fast schwarz. Die nächsten zwei Taue, ebenfalls in Beize gefärbt und aus Leinengarn hergestellt, wurden mit Leinölfirnis behandelt. Auch hier ist ein Nachdunkeln gegeben, jedoch nicht so massiv wie beim Fußbodenöl. Das letzte ungefärbte Tau wurde auch mit Leinölfirnis konserviert. Bei allen bisher verwendeten Ölarten ist an den Tauen festzustellen, dass es offensichtlich unterschiedlich stark in die Fasern eindringt, was sich durch das mehr oder weniger intensive Nachdunkeln bemerkbar macht. Diesen Effekt konnte ich auch schon auf Bildern von Originaltauen beobachten. Wie bereits beschrieben handelt es sich hier um meine ersten Versuche, also noch nichts endgültiges. IMG_1602.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Über die Farbschattierungen in Verbindung mit der Konservierung von Originaltauen, sowohl beim stehenden, als auch beim laufenden Gut wurde schon vielfach diskutiert. Auch bei zeitgenössischen Modellen gibt es hier die unterschiedlichsten Darstellungsvarianten. Beim Pariser Modell der La Crèole ist das stehende Gut sehr hell, teilweise farblich wie das laufende Gut gehalten. Hierzu werde ich mir noch viele Informationen einholen müssen, um letztlich wie immer für mein Modell eine Entscheidung zu treffen.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Fortsetzung: Schlagen von Tauen Endlich versuchte ich mich mal an einem Kabelschlag. Weil es einfacher war und nur der erste Versuch, verwendete ich dazu 4x3 rechtsgeschlagene Taue aus Leinengarn. Auf Hinweis von Robert @Tarjack habe ich die letzten Taue immer ohne motorisierten Schlaghaken hergestellt. Das dazu von Frank @Frank empfohlene Lager am Schlaghaken ermöglicht diesem sich fast völlig reibungslos frei zu drehen, was das Zusammendrehen der Kardeele wesentlich erleichtert und somit ohne motorisierte Unterstützung erfolgen kann. Das funktionierte auch bei dem linksgeschlagenen Kabel, welches sehr fest, fast steif geworden ist. Die Enden des Kabels müssen nicht verknotet werden, da sie sich nicht mehr aufdrösseln. Die Kardeele liegen somit fest und völlig ohne Spannung aneinander. Ich denke, dass das ein gutes Zeichen ist. DSC06664.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Hier auf dem nächsten Bild noch ein Vergleich des gekauften Ankerkabels, welches am Anker angeschlagen ist, mit dem links daneben liegenden Kabel aus eigener Produktion. DSC06666.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Jetzt geh ich wieder Üben … Fortsetzung erfolgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Fortsetzung: Schlagen von Tauen Nach wie vor bin ich derzeit noch am Erfahrung sammeln, was das Schlagen von Tauen anbelangt. Nebenbei befasse ich mich mit den Elementen der Takelage der La Crèole. Trotz der relativ genauen Angaben zum Takelwerk für diese Korvette in der Monographie von J. Bourdriot, ergeben sich viele Detailfragen, die es zu klären gilt. So z. B. habe ich anhand der Fotos vom Originalmodell gesehen, dass das Großstag der La Crèole keine Maus hatte, sowie auch das Fock- und Kreuzmaststag. Diese Feststellung deckt sich mit dem was ich vor einiger Zeit einmal gelesen habe, weiß bloß nicht mehr wo, dass um 1830 die Stagmäuse so nach und nach verschwunden sind. Insofern wurde das Stag mit einem gespleißten oder gezurrten Auge um den Masttop gelegt. Neben der Theorie habe ich auch gleich versucht, ein Stagtau zu schlagen. Die Stagtaue der La Crèole wurden mittels Kabelschlag, also linksgeschlagen, hergestellt. Ein wenig Erfahrung hierzu konnte ich bereits mit dem Schlagen eines Ankerkabels sammeln. Auf dem folgenden Bild liegt mittig das linksgeschlagene Stagtau mit ø 1,5 mm aus Leinengarn, bestehend aus NeL 60/2 Bockens Obl (2 x 3 rechtsgeschlagen) x 3 linksgeschlagen. Rechts davon ist das bereits vorgestellte Ankerkabel ø 2,3 mm zu sehen sowie links zwei trossengeschlagene Taue, ebenfalls aus Leinengarn. Ganz rechts liegt ein dünnes Tau aus Baumwollgarn (Gütermann 1 x 3) mit ø 0,4 mm, welches lt. Monographie etwa der Stärke der Webleinen entspricht. DSC06670.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Um mit etwas Systematik an die Sache ranzugehen, stellte ich das stehende Gut der französischen Korvette in einer Excel-Tabelle zusammen. Wie auf dem folgenden Ausschnitt dieser Tabelle zu sehen ist, ergeben sich eine Menge unterschiedlichster Taudurchmesser sowie auch unterschiedliche Tauarten (Trossenschlag, Kabelschlag, gekleidete bzw. gewurmte Taue). Nicht jeder kleine Durchmesserunterschied kann im Maßstab 1:48 umgesetzt werden. Hier müssen kleine Zugeständnisse gemacht werden. Hierzu empfiehl J. Boudriot, dass man im Zweifelsfall immer zum kleineren Durchmesser tendieren sollte. In dieser Excel-Tabelle werde ich noch die ungefähren Längen und die Anzahl der einzelnen Taue z. Wanten eintragen. Über eine Formel und die Summenbildung kann ich dann die erforderlich Gesamtmenge des Tauwerks ermitteln, die ich dann letztlich an meiner Reeperbahn selbst herstellen werde. Tabelle_stehendes_Gut_LaCreole.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Ebenso beschäftigt mich wohl noch einige Zeit, eine ausgewogene und einigermaßen realistische Farbgebung für das Takelwerk zu finden. Auch die Frage der Konservierung der Taue ist noch nicht abgeschlossen. Für Anregungen und Hinweise bin ich aufgeschlossen und wäre sehr dankbar.
Bis demnächst …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Hast du schon ausprobiert, wie sich deine Taue im Durchhang verhalten? Ich habe immer das Problem, dass meine selbstgeschlagenen Taue nicht in einer schönen Kurve durchhängen, wenn sie nicht gespannt sind. Jedes Seil hängt (wenn keine Kraft zwischen den Aufhängepunkten angreift) nach der sogenannten Kettenkurve durch (soweit ich weiß sinus hyperbolicus), das möchte ich auch bei den Modelltauen erreichen.
Das Durchhängeverhalten meiner habe ich bisher noch nicht untersucht. So weit bin ich noch nicht. Ein natürliches Durchhängen der Taue am Modell zu erreichen, wie bei Originaltauen, ist natürlich sehr erstrebenswert. Mit dieser Thematik werde ich mich dann zu gegebener Zeit auseinander setzen.
Bei dieser Gelegenheit gleich noch eine Frage an Dich:
Wie behandelst Du Deine Taue farblich bzw. konservierst Du sie?
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Hallo Klaus, vorab, Deine Taue sehen echt klasse aus. Welches Garn hast Du dafür verwendet?
Bei dieser Gelegenheit gleich noch eine Frage an Dich: Wie behandelst Du Deine Taue farblich bzw. konservierst Du sie?
Ich bin da genau wie du noch im Versuchsstadium. Ich habe bisher 2 verschiedene Garne verwendet, beide sind Polyestergarne verschiedener Hersteller, ein ziemlich helles und ein braunes. Das braune Garn ist nicht ganz so fein wie das helle. Zum Färben des hellen Garns habe ich eineige Versuchsstücke lange in starken schwarzen Tee und auch Bohnenkaffee gebadet. Die Färbung ist nicht schlecht, sollte für meinen Geschmack etwas dunkler sein. Eigenartig ist, dass offenbar durch ein Mißgeschick auf ein Hemd verschütteter Kaffe stärker färbt, als das Kaffebad die Modelltaue! Über das konservieren habe ich mit noch keine Gedanken gemacht.
Wenn ich deine Bilder der Taue betrachte, habe ich den Verdacht, dass du im Hinblick auf Durchhang das gleiche Problem erleben wirst. Etliche Stellen auf deinen Bildern scheinen darauf hinzuweisen, siehe rote markierungen, dort sieht man, dass die aufgerollten Taue sich nicht ganz gleichmäßig krümmen bzw. teilweise fast einen Knick aufweisen.
Taue Archjofo.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Ob das daran liegt, dass die Taue zu fest geschlagen sind? Oder der Schalg nicht gleichmäßig fest ist?