da hast Du völlig recht - auf Deiner Bahn ist genau das installiert.
Die Seele muß frei "laufen" können, denn durch den Schlagvorgang wird sie gelockert und gepresst und verlängert sich dadurch. Das hat @wefalck falsch interpretiert.
Bei meiner neuen Bahn gibt es zwar an dieser Stelle einen Haken, der ist aber für das zusätzliche Anbringen eines kleinen "Drahhakens" gedacht und man kann die Seele auch über diesen Haken nach unten ablaufen lassen, muß nur ein kleines Gewicht dran. Bei meiner letzten Bahn (jetzt dem Frank die Seine), habe ich erwähntes "Röhrchen" durch den Antriebskasten der Verdrillhaken laufen lassen, weil ich dachte, daß dies besser funzen würde, geht aber auch so. Ist trotzdem kein Nachteil...oder Frank ?
Die Seele wird also nicht, wie die Kardeele, beim Schlagen verdrillt, sondern hängt frei, aber gespannt, dazwischen ? Wahrscheinlich stand das in Deinem ursprünglichen 'Faden' hier: es muß dann auch im Hoofd einen Schlitz für die Seele geben, damit sie genau zentrisch geführt wird ?
Fortsetzung: Schlagen von Tauen Gestern erhielt ich das Leinengarn von Bockens NeL 120/2 und Goldschild NeL 100/3 und habe damit sofort jeweils ein Tau mit 2 Fäden pro Haken geschlagen. Das ergab für das Leinengarn von Goldschild NeL 100/3 ein Tau mit ø 0,75 mm (rechts auf dem Bild) und für das Leinengarn von Bockens NeL 120/2 ein Tau mit ø 0,55 mm (links auf dem Bild).
DSC06572.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Diese Garne sind um einiges dünner, wie die bereits vorgestellten. Damit können auch die dünnsten Taue, die ich in der oberen Takelage für die La Crèole benötige, hergestellt werden. Nach wie vor ist natürlich Üben angesagt. Es wird von Tau zu Tau besser; die Erfahrung steigt stetig, und es macht sogar Spaß.
Sicherlich wird es noch besser, aber fürs Erste aus meiner Sicht soweit gut.
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Fortsetzung: Schlagen von Tauen Zwischenzeitlich ging es weiter mit den Versuchen zum Taue schlagen. Heute habe ich dazu u. a. ein Baumwollgarn von DMC in zwei verschiedenen Größen Nr. 80 und Nr. 100 verwendet, welches auch der französische Modellbauer Bernard Frölich benutzt. Auch Alterfil Polyestergarn 120 sowie ein Leinengarn von Bockens NeL 120/2 kamen dabei zum Einsatz, um zu sehen wie sich die verschiedenen Ausgangsmaterialien beim Verdrillen und Schlagen verhalten. Festzustellen ist, dass mit jedem weiteren Versuch, neue Erfahrungen gesammelt werden und sich stetig das Gefühl und Verständnis für das Taue schlagen weiterentwickelt.
Mittlerweile habe ich eine ganz wichtige Erkenntnis gewonnen. Je gleichmäßiger das Ausgangsmaterial hergestellt ist, umso besser wird das Ergebnis beim geschlagenen Tau. Im Vergleich zum Leinengarn lässt es sich mit Baumwollgarn, insbesondere auch mit Polyestergarn, sehr gut und leicht arbeiten. Sehr schnell können damit sehr gut brauchbare Taue hergestellt werden. Das Leinengarn verhält sich dagegen schon viel problematischer, was mit dem Naturprodukt Flachs zusammenhängt. Diese Leinengarne (i. d. R. aus 2 Fäden links gedreht) weisen oft viele Unregelmäßigkeiten auf. Sind die dickeren Taue damit noch relativ einfach zu schlagen, verschärft sich diese Problematik zunehmend je dünner das Tau werden soll. Die dünnsten Taue für die La Crèole haben einen Durchmesser von rd. 0,23 mm. Mit der Qualität von Leinengarnen (Bockens, Goldschild), die ich bisher beschaffen konnte, kann ich diese Vorgabe derzeit noch nicht erfüllen.
Zum einen fehlt es mir noch an der entsprechenden Erfahrung und dem notwendigen Wissen, zum anderen muss das Ausgangsgarn auch noch dünner, und wie bereits erwähnt von besserer und gleichmäßiger Qualität, sein. Da ich mich aber nun mal dafür entschieden habe, das Takelwerk der La Crèole aus Leinengarn herzustellen, muss ich mich intensiv mit diesen Problemen auseinandersetzen, und hoffen, dass ich weiterhin mit der Unterstützung von Tom @archnav rechnen kann.
Auf dem folgenden Bild habe ich meine aktuelle Versuchsreihe zur Tauherstellung abgebildet. Von links nach rechts handelt es sich dabei um folgende Garne als Ausgangsmaterial:
DMC Ecru Nr. 100 6 x 3 Taudurchmesser 1,40 mm; Baumwolle DMC Ecru Nr. 80 6 x 3 Taudurchmesser 1,50 mm; Baumwolle DMC Ecru Nr. 100 8 x 3 Taudurchmesser 1,65 mm; Baumwolle DMC Ecru Nr. 100 8 x 3 Taudurchmesser 1,65 mm; Baumwolle DMC Ecru Nr. 100 1 x 2 Taudurchmesser 0,45 mm; Baumwolle Alterfil Nr. 120 2 x 3 Taudurchmesser 0,58 mm; Polyester Bockens Nr. 470 NeL 120/2 8 x 3 Taudurchmesser 1,25 mm; Leinen
DSC06600.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Hallo Johann Ich möchte zu Deinen Ausführungen über das Schlagen von insbesondere Leinentauwerk noch einen, bisher unerwähnt gebliebenenen Aspekt hinzufügen. Meinen französischer Marinekutter "Le Cerf" habe ich (wenn ich mich recht erinnere) 1995/96 getakelt und dabei häufig Tauwerk verwendet, welches ich aus Leinengarn geschlagen habe. Das naturgetreue Aussehen und die gute Färbbarkeit des Materials haben mich anfangs sehr überzeugt. Inzwischen sind aber 25 Jahre ins Land gegangen und ich habe schon sehr viele Teile der Takelage austauschen müssen, weil sie schlicht brüchig und morsch geworden waren. Das kann natürlich auch an der Verwendung des Modells als Fahrmodell oder daran liegen, dass das Material bereits beim Auftakeln ein gewisses Alter hatte (es stammt aus dem Nachlass von meinem Freund Udo Czempisz), trotzdem möchte ich diese Erfahrung hier nicht unerwähnt lassen. Vielleicht kann ja jemand hier im Forum mit belastbaren Daten aufwarten, hinsichtlich der Haltbarkeit von Leinengarn.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Naturfasern quellen immer beim Fahrbetrieb auf und trocknen wieder, habe ich auch erlebt mit einem meiner Modelle.
Dadurch altern sie sehr schnell und werden brüchig. Hier haben sich Kunstfesern wohl bestens bewährt. Der Klaus Prustaz fährt seine Modelle mit Kunstfesern. Hier ist mir allerdings jetzt nicht bekannt ob er schon austauschen mußte.
Hallo Stefan Ja, die Kunststofffasern verwende ich inzwischen auch, besonders die Leinen, die in irgendeiner Art und Weise angesteuert, also bewegt werden. Das hat nicht nur mit der Haltbarkeit, sondern auch mit der Belastbarkeit und dem Reibungswiderstand zu tun. Auch scheinen Baumwollgarne etwas widerstandsfähiger zu sein. Optisch kommt aber meiner Ansicht nach keine dieser Alternativen an Leinen heran.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Die Eigenschaften von 'Naturprodukten' lassen sich nur innerhalb gewisser Grenzen vorhersagen, jedenfalls aus heutiger Kundensicht. Der Hersteller weiß natürlich, wo er die Rohmaterialien kauft und z.B. welche Variante von Flachs oder Baumwolle gesät wurde. Grundsätzlich sollte Leinenfäden stabiler sein als, Baumwollfäden, da die Fasern des Flaches länger sind, als die Samenfäden der Baumwolle. Dafür treten doch größere Variationen in der Dicke entlang einer Faser auf, als bei der Baumwolle. Die Langzeitstabilität hängt sehr davon ab, was bei der Herstellung der Fäden gemacht wurde. Bestimmte chemische Behandlungen können die Faser geschmeidiger, seidiger machen, gehen aber zu Lasten der Langlebigkeit, da sie die Stuktur 'schädigen'. In der Hand des Modellbauers kommen dann noch Belastungen durch das Färben hinzu. Bestimmte Färbe- und Fixierungsmethoden schädigen ebenfalls die Faser, da nur so der Farbstoff waschecht verankert werden kann. Wechselfeuchte schädigt die Fadenstruktur, da die Fasern aufquellen und trocknen und sich so innerhalb des Faden bewegen. Der Faden reißt nicht durch reißen der Fasern, sonder dadurch, daß die Fasern aus der Fadenstruktur herausgelöst werden.
danke für die Informationen. Allerdings kann man diese Bedenken relativ einfach entschärfen; hierzu ein paar wichtige Informationen:
Es kommt auf das Material, in Verbindung mit der Herstellungsqualität an
Hochwertiges Leinengarn ist heute eher zu bekommen als noch vor 200 Jahren. Trotzdem gibt es noch zeitgenössische Modelle aus dem 18. Jahrhundert, die mit Leinengarn getakelt sind. Die meisten Modelle (besonders aus dem 17. Jhdt), sofern sie denn überhaupt getakelt waren (HMS Loyal London 1666 z.B.), wurden mit Tauwerk aus Seide gefertigt. Dies war in sehr dünnen Abmessungen vorhanden und konnte problemarm "geschlagen" und eingefärbt werden. Leider ist Seide ein tierischer Faserstoff und damit durch Umwelteinflüsse angreif- und zersetzbar. Genau das ist mit den meisten Takelungen aus dieser Zeit passiert....sie haben sich aufgelöst, sind abgefallen, ja warscheinlich sogar zerbröselt, denn damals verwendete man sehr gerne Schusterpech zur Farbgestaltung und Konservierung. Das wurde auch beim Leinengarn gerne verwendet und dort verhielt es sich auch besser, aber bei Seide umschloss es das Material nur, drang aber nicht hinein. Beim Leinengarn, das aus einer reinen Pflanzenfaser (Flachs) ähnlich dem Hanf besteht, drang das erwärmte Wachs tief in die Fasern ein und färbte und konservierte es perfekt. Ein gutes Beispiel ist die "Balchen" Victory von 1744 im NMM in Greenwich. Ich führe dieses Modell immer wieder an, da es die Ästhetik und Harmonie von Farbe und Struktur originalen Tauwerks am beeindruckendsten wiederspiegelt, auch wenn es vor etwa 100 Jahren oder mehr "neu" getakelt wurde, da auch hier eine Überholung fällig war. Trotzdem waren die Takler anscheinend noch sehr wohl mit den alten Methoden der Farbgebung und Konservierung vertraut. Das NMM hat zwar keine Informationen mehr dazu, aber ich glaube, daß das Stehende Gut eindeutig mit Schusterpech, das eine "wachsartige" Oberfläche hinterlässt, mit dieser Methode behandelt wurde. Wer schon einmal mit Schusterpech geqrbeitet hat, wird diese Einschätzung bestätigen. Das Schusterpech hat nur einen Nachteil.....es wird mit der Zeit brüchig ! Und das war das Problem beim Seiden-Tauwerk. Die Seide zersetzte sich innerhalb der "Ummantelung" mit Pech und übrig blieb nur das brüchige Pech, das dann an unterschiedlichen Stellen brach und herunterfiel, überall dort zuerst, wo Zug oder sonstige Belastung permanent auftraten, also bei Blöcken, Juffern usw.
Das Leinengarn hatte den Vorteil, daß es sich mit dem Pech, das vorher erhitzt werden mußte, vollsog und somit eine "durchgehende" Konservierung (im wahrsten Sinne des Wortes) ermöglichte. Aber auch hier kam es nach ein paar hundert Jahren zum "Kollateralschaden".....das Pech brach und somit auch das Tauwerk darin. Wenn ich heute ein Modell-Tauwerk mit Schusterpech behandeln müßte, dann würde ich das Leinengarn vorher mit hochwertigem Bienenwachs, das es in Sprühflaschen gibt, vorbehandeln. Das würde die Zeitspanne in der das Tauwerk erhalten bleibt, um mind. 100 Jahre verlängern....so grob geschätzt Das Bienenwachs bietet einen wirksamen Schutz vor Witterungseinflüssen und das Schusterpech, das dann darüber aufgebracht wird, würde abschließend auch noch damit eingelasen werden, dann bleibt es ebensolange geschmeidig wie das Leinengarn. Jetzt gibt es natürlich Stimmern die behaupten, man könne mit Pech eingelassenes Garn an entsprechenden Punkten die geknotet werden sollen, nicht mehr kleben, also mit einem Leimpunkt versehen, denn das würde nicht halten. Das ist auch richtig, aber hier kommt die "Qualität" des hergestelten Taues zum Tragen.
Wer sich intensiv mit dem Herstellen von Modell-Tauwerk befasst, wie unser Johann das gerade tut (und tun muß), der wird irgendwann auch in der Lage sein Taue herszustellen, die so fest geschlagen sind, daß man keinen Leim braucht um einen "Unlösbaren" Knoten anbringen zu können und das geht mit keinem Material besser als mit Leinengarn ! Perfekt geschlagenes Modell-Tau (egal ob 0,15 oder 2 mm) kann eine solche Festigkeit (Härte) aufweisen, daß ein einmal gemachter Knoten nie wieder gelöst werden kann ohne das Tau zu zerstören - das ist es, was ich mit perfekt geschlagenem Modelltauwerk immer wieder versuche klarzumachen. Nur wer sich ernsthaft mit der Herstellung beschäftigt, wird auch mit echter Qualitat belohnt !
Warum ? Weil sich nur solches Tauwerk auch noch in 100 Jahren oder mehr an einem Modell wiederfinden läßt ! Die viel zu locker und mit simpelsten Materialien "verdrehten" (von geschlagen kann man meist nicht reden) Pseudo-Taue, bei deren geringster Belastung sich die Keepen wie Kaugummi in die Länge ziehen, taugen optisch und qualitativ NICHTS !
Die "Frölich"-Modelle haben auch keine gute Takelage, sind teilweise auch nicht hart genug geschlagen und das DMC-Häkelgarn wird wahrscheinlich auch keine 50 Jahre überleben, außer die Modelle werden mit einem Konservierungsmittel "luftdicht" eingesperrt und niemals geöffnet. Zudem dürften Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Ausstellungsraum niemals schwanken. Auch die Beeinflussung durch UV-Licht würde dem Häkelgarn nicht gut tun; es müßte also so dunkel sein, daß man nur schwer etwas erkennen kann, sollte dem Modell ein langes Leben (zumindest bei der Modell-Takelage) versprochen werden.
Warum sind die Museen wohl alle so dunkel gehalten ?...........richtig
Heutzutage gibt es viel mehr Möglichkeiten das Modell-Tauwerk zu konserieren und vor den allgegenwärtigen Umwelteinflüssen zu schützen und das fängt bei der Wahl des Ausgangsmateriales an, über dessen Bearbeitung (Qualität der Herstellung) und Endbehandlung. Wem das zu viel Arbeit ist (und das ist es definitiv den Meisten), der solle sich doch bitte keine Gedanken darüber machen, ob sein Modell den Weg in ein renommiertes Marinemuseum finden könnte ! Einfach lieber ein Rumpfmodell bauen
Der Johann ist schon auf dem richtigen Weg....bezahlt momentan eine Menge Lehrgeld....aber es macht wahnsinnig Spaß sich dieser Herausforderung zu stellen und das Endergebnis all der Mühen, wird ein (fast) perfektes Modell-Tauwerk sein - (auf das "perfekte" Modell-Tauwerk habe ich schon das Monopol ) Nein Johann.....Späßle gmacht gell - das wird schon.....wie sagt man so schön: "Gut Ding will Seile haben"....oder wie war das doch gleich ??
Dein "neues" Material, welches ich Dir heute noch zusenden werde, wird Dich (hoffe ich) überzeugen.....es ist das Beste das es gibt !
Ich hatte insgeheim gehofft, dass Du Dich meldest, so intensiv wie Du Dich mit der Materie auseinander gesetzt hast, kann man Dich wohl getrost als den Experten hier im Forum bezeichnen.
Ich fasse mal in zwei Sätzen zusammen, so wie ich es verstanden habe: Leinengarn ist das beste Material für unsere Modelltakelagen, wenn es denn gut konserviert wird. Das kann mit Bienenwachs und/oder Schusterpech bewerkstelligt werden.
Diese Konservierung fehlt natürlich bei meinen Modellen und so wäre das schnelle Rotten wohl erklärbar. Noch ein Wort zu Baumwolle: Ihr großer Vorteil ist die einfache Beschaffung und- bei richtiger Herstellung- eine recht gute Optik und Färbbarkeit. Nachteil ist, dass ein Baumwolltau sehr viel mehr Reck hat, als ein Leinentau. Wem diese Vorteile wichtiger sind, als die Nachteile, kann er mit den von Dir beschriebenen Mitteln auch die Baumwolltaue konservieren?
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
danke für Deine Ausführungen und es freut mich, wenn ich Euch unterstützen kann.
Um Deine Frage zu beantworten, JA, im Grunde kann man jedes Material in irgend einer Weise "konservieren", wenn man das überhaupt so bezeichnen kann. Ich denke da eigentlich mehr an "schützen", aber wenn man längerfristig denkt, dann kann man schon von einer gewissen Konservierung sprechen. Auch die Baumwolle lässt sich gut mit Bienenwachs behandeln. Das von Dir angesprochene "Reck" oder "ausrecken" eines Taues, lässt sich allerdings bei Modell-Tauwerk nur feststellen, wenn es wie angesprochen viel zu locker verdreht wurde. Wie gesagt rede ich hierbei nicht von "Schlagen", sondern von simplem "Verdrehen" der Garnfäden. Dadurch werden die Fäden in den einzenen Duchten oder Kardeelen in die Länge gezogen, die Winkel der Keepen (Zwischenräume) werden flacher und öffnen sich derart, daß der eigentliche "Schlag" des Taues, der in etwa 45 Grad beträgt, verloren geht und sich ein Bild entwickelt, das eher an langgezogene Kaugummifäden, die sich miteinander verdreht haben, erinnert - mal ganz übertrieben dargestellt.
Aber auch das kann bei jedem Material verhindert werden. Baumwolle kann so eng und hart geschlagen werden, daß es so starr wie ein Draht erscheint....da ist dann nichts mehr mit "Recken"
Selbst das Polyestergarn kann eng und hart geschlagen werden, aber durch seine Beschaffenheit neigt gerade dieses Material dazu, sich etwas auseinanderziehen zu lassen, selbst bei kabelgeschalgenen, dickeren Tauen. Gerade bei den kommerziellen Anbietern (die inzwischen bekannt sind) zeigt sich dieser Effekt: zuviel Reck, zu lehnig, zu weich - Fazit: unbrauchbar !
Trotzdem verdienen sich diese Anbieter eine goldene Nase, denn sie wissen entweder um die "Unwissenheit" der Käufer, oder sind selbst so unwissend, daß die Unwissenheit ihrer Kunden keinen Grund zur Veranlassung gibt oder die Kunden wissen zwar um die Qualitätsmängel der Taue, akzeptieren sie aber, da sie sich a) nicht mit der eigenen Herstellung von Tauwerk befassen wollen, oder b) sie an der eigenen Herstellung gescheitert sind und frustriert auf die Internet-Angebote zurückgreifen. Beides finde ich schade, da sie genügend Hilfe und Informationen....ja sogar Material und Anleitung problemlos bekommen könnten......wenn sie denn nur wollten. Motivation und Durchhaltevermögen sind Tugenden, die heute eher "uncool" sind, zumindest bei der Tauherstelung ist das häufig zu beobachten. Auf anderen Gebieten werden geradezu forensische Analysen erstellt und dem Perfektionswahn gefröhnt, daß sich einem die Zehennägel aufstellen. Warum also nicht auch beim Tauwerk, ach so ja: "das passt schon so", so hört man es allzu oft. Na ja....schade eben, dabei gibt es gerade auf diesem Gebiet so viel zu erlernen, zu entdecken und Glücksmomente zu erleben. Aber unser lieber Johann steht ja nun an einem Scheideweg .....wird es gut gehen oder nicht ? Es wird gut gehen, denn er kniet sich rein und packt das an und dafür meinen allergrößten Johann, auf meine Hilfe kannst Du zählen - deine kleine Französin hat es verdient !
Das Recken von Kunstfaser-Tauen im Modellbau dürfte auch damit zusammenhängen, daß die verwendeten Fasern sehr glatt sind und damit wenig innere Reibung haben. Die Pflanzenfasern dürften sich deutlich mehr ineinander verzahnen, wodurch wesentlich mehr Kraft zum Recken aufgebracht werden müßte.
Vorab möchte ich bei euch für eure Beiträge bedanken, die diesen Bericht zusätzlich fachlich bereichern.
Fortsetzung: Schlagen von Tauen Nach dem Motto „Versuch macht kluch“ übte ich heute wieder an der Reeperbahn. Mittlerweile gelingt es mir immer öfter, die Verdrillung auf das Schlagen so abzustimmen, dass sich die Taue gleichmäßiger und fester zusammendrehen. Langsam aber sicher entwickelt sich mein Gefühl, auf diese Vorgänge entsprechend steuernd einwirken zu können, umso das gewollte Ergebnis zu erzielen. Ich kann es nur jedem empfehlen, sich mit dieser Materie näher zu befassen, aber Vorsicht: Suchtgefahr! Nein, aber im Ernst, es ist schon ein gutes Gefühl, wenn sich der Hoofd-Wagen von alleine in Bewegung setzt und sich dahinter die Kardeele zu einem Tau zusammendrehen. Nachstehende Makroaufnahme zeigt meines Erachtens sehr gut den Unterschied zwischen Bauwollgarn und Leinengarn. Genauso zeigt diese Makroaufnahme jedoch die Unregelmäßigkeiten der einzelnen Keepen, die wohl auf eine ungleichmäßige Spannung der einzelnen Fadenstränge zurückzuführen ist. Viele Faktoren sind bei der Tauherstellung zu beachten, die letztlich das Ergebnis beeinflussen. DSC06604.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
das sieht doch schon ganz gut aus, zumindest bei den oberen beiden Tauen.
Mit der Spannung hast Du absolut recht, wenn diese nicht an allen Haken genau gleich ist, dann hat man unterschiedliche Ergebnisse bei den Duchten / Kardeelen und es zeigen sich genau diese Unebenheiten im fertigen Tau, wie sie beim Leinengarn (unteres Tau) zu sehen sind. Noch stärker wird dieser Effekt, wenn man später z.B. ein Kabel aus 4 Kardeelen und einer Seele schlägt.
Wenn nicht alle 4 Kardeele (also einzelne Trossen) mit exakt der gleichen Härte, Festigkeit und dem gleichen Umfang hergestellt wurden, dann wird das auch nichts mit dem Kabel.
Bei der Fertigung von Trossen (oder Kardeelen) muß die Spannung der Garnfäden, die an einem Haken aufgezogen werden, genau gleich sein. Der Schlagwagen muß fest fixiert sein und darf sich nicht bewegen. Das "Durchhängen" der einzelnen Garnfäden muß genau kontrolliert werden. Hängen diese nicht gleich tief durch, dann stimmt etwas nicht. Werden z.B. 3 Haken benutzt, dann müssen alle Garnfäden dieselbe Spannung haben, d.h. sie müssen alle gleich tief durchhängen. Nur so wird ein gleichmäßiges Verdrillen der Garnfäden gewährleistet und das fertige Tau (Trosse / Kardeel) wird ebenfalls gleichmäßig zusammengelegt (geschlagen) und die Stränge innerhalb des fertigen Taues verlaufen homogen.
Zu Deiner Motivation hier nochmal Fotos vom 4-kardeeligen Kabel (2,2 mm Durchmesser) mit einer Trosse aus Polyester (0,6 mm Durchmesser) :