Im Rahmen der letzten Arbeiten am Schiffrumpf mit Ausrüstung für das Modell einer französischen Korvette aus dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts sehe ich mich veranlasst ein Resümee zu ziehen, um dann ein neues Kapitel aufschlagen zu können. Wer kennt es nicht das Auf und Ab zwischen den verschiedenen Bauphasen. So gibt es beim Modellbau Arbeiten, die einem leicht von der Hand gehen. Jedoch müssen ebenso Arbeitsphasen durchgestanden werden, die von Monotonie geprägt sind. Insofern gilt es immer wieder sich aufs Neue zu motivieren um das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. In diesem Zusammenhang ist es mir ein Anliegen meine Entscheidung für den Modellnachbau genau dieser Korvette, insbesondere auch für neue Forumskollegen näher zu beleuchten. Jeder historisch engagierte historische Schiffsmodellbauer, ob angehend oder bereits erfahren, sieht sich am Anfang eines Modellprojekts mit der Frage konfrontiert, welches Schiff aus welcher Epoche will ich bauen? Soll es überschaubar, jedoch in der Detailausgestaltung anspruchsvoll sein, oder entscheidet man sich für ein repräsentatives Linienschiff, wohl wissend, dass dieses sowohl zeitlich als auch modelbautechnisch eine gewaltige Herausforderung darstellen kann, woran letztlich schon viele gescheitert sind; oder der will man eine weitere „Berühmtheit“ im Modell verewigen? Durch eine glückliche Fügung bin ich Anfang der neunziger Jahre in den Besitz der Monographie von Jean Boudriot zum Bau einer französischen Korvette, der LA CRÉOLE 1827 - 1845, gekommen. Monographie_LaCreole.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fasziniert von den akkuraten Planzeichnungen und den wunderbaren Bildern eines hervorragenden Konstruktionsmodells im Maßstab 1:40 wuchs in mir die Begeisterung und das Bestreben, dieses Modell mit meinen Fähigkeiten so gut wie möglich zu bauen. Somit gestaltete sich die Auseinandersetzung mit der vorgenannten Fragestellung für mich relativ einfach. Nach mehr als 20 Jahren später stelle ich zufrieden fest, dass es für mich die richtige Entscheidung war. Um dem Anschein entgegen wirken zu können, bis zum jetzigen Bauzustand des Modells so lange gebraucht zu haben, ist zu sagen, dass ich beruflich und familiär bedingt längere Pausen dazwischen liegen. Somit habe ich mich damals für ein Schiff, mehr oder weniger bewusst entschieden, das mir bis zum Zeitpunkt des Bekanntwerdens der Monographie von Jean Boudriot überhaupt nicht existent erschien. Ein Schiff nicht allzu groß und überschaubar, bei vielen nicht bekannt und weniger prächtig in der Erscheinung sowie von vermeintlich geringer Bedeutung - trotzdem wert, sich damit auseinander zu setzen. Von der zerbrechlichen Eleganz durchfensterter Heckgalerien ist die La Créole als "struppiges Arbeitspferdchen", wie es mal ein Modellbaukollege liebevoll bezeichnete, weit entfernt. Aber gerade als Kind seiner Zeit, als eines der Beispiele der französischen Schiffsbaukunst des angehenden 19. Jahrhunderts und gleichzeitig letztlich auch als einer der Repräsentanten einer zu Ende gehenden Ära der hölzernen Segelschiffe, entwickelte diese Korvette für mich eine starke maritime Ausstrahlung und Anziehung. Dieser Korvettentyp beinhaltete bereits viele Neuerungen im Schiffbau der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, so z. B. eine Ruderanlage mit Kegelradübersetzung. Die vermehrte Verwendung von Eisenteilen ist bei diesem Schiff bei einer Vielzahl von Ausrüstungsteilen zu finden, die bereits eine gewisse Modernität aufweisen. Diese fanden noch Jahrzehnte später bei vielen Schiffen Verwendung. Somit zeichnete sich auch hier die bereits begonnene Industrialisierung deutlich ab. Was will ich mit damit zum Ausdruck bringen? Dass es lohnt, sich mit kleinen, weniger bekannten Schiffen zu befassen, und ein lohnendes Modellbauprojekt sein kann. Gerade für diejenigen, die mit diesem wunderbaren Hobby beginnen wollen, soll dies ein freundschaftlicher Appell sein, sich Ziele zu stecken, die erreichbar erscheinen, um sich auf dem Weg entwickeln zu können und nicht schon auf den ersten Metern zu straucheln. Auch weniger berühmte Schiffe haben ihren Beitrag zur Schiffbaugeschichte geleistet und können geschichtlich Interessantes aufweisen. Davon will ich demnächst weiter berichten. Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
eine sehr schöne Beschreibung zu Deiner Modellbauphilosophie.
Es zeigt, dass Modellbau zum großen Teil erst mal im Kopf stattfindet und nur dann zum Erfolg führt, wenn auch eine Leidenschaft für das zu bauende Schiff brennt.
Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Danke für euer Interesse, und hier geht es mit dem zweiten Teil weiter.
Fortsetzung: Resümee und Interessantes zur „Halbzeit“ - Teil 2 „Halbzeit“, wie im Teil 1 dieses Abschnitts geschrieben, soll nicht wörtlich zu verstehen sein, ansonsten würde ich das Modell wohl nie zu Ende bringen. Aber eben mit diesem Abschnitt möchte ich auch im Kontext mit den vorherigen Gedanken zu diesem Schiff ein paar interessante Informationen und historische Fakten zum Besten geben: Zur Korvette als Schiffstyp erlaube ich mir nachfolgend nur einige kurze Anmerkungen und Hinweise, die aber keinen Anspruch auf historische Korrektheit erheben, jedoch eine gewisse Einordnung ermöglichen. In William´s Falconer „Dictionary of the Marine“ von 1780 übersetzt er den französischen Begriff "Corvette" mit "Sloop of war". Ebenso setzt Nicolas-Charles Romme in „Dictionnaire de la Marine Française“ von 1792 den englischen mit dem französischen Begriff gleich.
num-19-OA-23-b-0512-2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Quelle: Musée de la Marine Paris - Aquarell der LA FAVORITE 1830 von François Geoffroy Roux 1811-1882, einem französischen Marinemaler
Dementsprechend handelt es sich nach diesen Definitionen bei einer Korvette, um ein kleines vollgetakeltes Kriegsschiff mit einer offenen Batterie um die 20 Geschütze. Ein wesentliches Merkmal dieses Schiffstyps bestand in der Geschwindigkeit, da sein Hauptzweck der Depeschen - und Befehlsübermittlung im Schiffsverband sowie der Erledigung von Aufklärungsdiensten, und weniger dem Kampfeinsatz, galt. Als im Verlauf des 19. Jahrhunderts auch preußisch – deutsche Marinen entstanden, übernahm man für die leichten Kriegsschiffe die Bezeichnung "Korvette", die sich inzwischen international für vollgetakelte "Sloops" durchgesetzt hatte. An dieser Stelle erscheint es passend, ein paar geschichtliche Rahmenbedingungen, die im Zusammenhang mit dem Bau der La Crèole stehen, zu erwähnen. Die europäische Staatenwelt war durch die Französische Revolution und Napoleon gewaltig in Bewegung geraten. Im zweiten Frieden von Paris 1815 beließen die Alliierten der französischen Marine letztlich nur noch ein Drittel von den Resten seiner Flotte. Zur Wiedergewinnung der nationalen Souveränität und im Bestreben zur Wiedererlangung machtpolitischer Bedeutung in Europa spielte die französische Marine nach wie vor eine maßgebliche Rolle. Ebenso um neue Siedlungs- und Wirtschaftsräume in Übersee zu erschließen. Im politischen Kontext der sogenannten Restauration entschloss sich das französische Marineministeriums u. a. auch zum Bau von mehreren Korvetten. So wurde die Korvette La Créole 1827 vom Ingenieur Piere Marie Leroux (1786 -1853) entworfen, auf Kiel gelegt und am 5. Mai 1829 auf der Werft von Cherbourg als erstes seiner Klasse zu Wasser gelassen und anschließend für den Einsatz in der Marine ausgerüstet. Die Indienststellung erfolgte am 1. Januar 1830. Der Plan für die LA CRÉOLE galt als Standardplan zum Bau für Korvetten mit 24 Kanonen, der sogenannten Créole-Klasse. Die Signatur des Ministeriums auf dem Plan trägt das Datum 21. Mai 1827. Meines Wissens wurde 1830 mit Kiellegung der LE TRIOMPHANTE die zweite Korvette dieser Klasse in Cherbourg gebaut. Gleichzeitig mit der Kiellegung der LA CRÉOLE erfolgte nach den gleichen Spezifikationen der Bau der LA FAVORITE (siehe farbige Abbildung) in der Werft von Toulon, welche auch noch 1829 vom Stapel gelassen werden konnte. Dem folgten 1828 in der Werft von Toulon der Bau der LA BRILLIANTE und 1830 der Bau der LA DANAÏDE. Eine weitere Korvette nach dem Muster der LA CRÉOLE, die LA BLONDE wurde 1828 in St. Servan auf Kiel gelegt und jedoch erst nach vier Jahren Bauzeit fertiggestellt und in der Folge ausgerüstet. Nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang der Bau der LA NAÏADE 1828 in Lorient. So sind bis zum Jahr 1834 sieben Korvetten ähnlicher Bauart für die französische Marine entstanden.
21.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Quelle: Atlas du Génie - Plan der LA CRÉOLE
Vor diesem Hintergrund sei es erlaubt an dieser Stelle, wie schon eingangs meines Bauberichts, die wesentlichen technischen Daten des Originals zu wiederholen: Mit einer Länge von 38,22 m und einer Breite von 9,70 m hatte die LA CRÉOLE bei Indienststellung 20 Carronaden à 30 Pfund und vier Kanonen à 18 Pfund als Bewaffnung an Bord. Anfanges waren noch 6 Drehbassen auf dem Schiff vorhanden, die jedoch vermutlich später entfernt worden sind. Die Carronaden entsprachen dem System von 1820 und der Kanonentyp geht sogar auf das Jahr 1789 zurück. Später ersetzte man im Jahr 1837 dann die vier 18 Pfünder gegen 30 Pfünder vom System Paixhans. Die Tonnage (Displacement) der Korvette betrug 751 to mit einem Tiefgang von 4,33 m und in der Regel bestand die Besatzung aus etwa 150 Mann. Im Teil 3 schreibe ich dann über interessante Stationen im Lebenszyklus der La Crèole, von der Indienststellung bis zur Abwrackung. Also bis demnächst ….
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Hallo Johann, mit den beiden Beiträgen # 3091 und # 3094 hast Du mir eine große Freude gemacht. Viele Deiner Vorstellungen sind auch für mich bestimmend, die historischen Zusammenhänge sind einfach wichtig für die Ausbildung eines bestimmten Schiffstyps. Bewundernswert ist Dein Arbeitsethos, schon 2 Jahrzehnte beschäftigst Du Dich mit diesem Modell. Ein Spitzenmodell!
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Für euer Interesse möchte ich mich bedanken. Schreibe gerade noch an Teil 3. Vielleicht schaffe ich es noch heute ihn einzustellen. Es freut mich enorm, wenn euch das Lesen Freude bereitet hat. Den Zeitraum 2 Jahrzehnte für ein Modell, muss ich im Hinblick auf Kollegen, die mit dem Modellbau historischer Schiffe beginnen wollen, nochmals relativieren. So ein Modell kann bei intensiver Arbeit auch in ein paar Jahren entstehen. Es dauert einfach so lange, weil ich beruflich unter der Woche, wenn überhaupt nur sehr wenig zum Modellbauen komme. Außerdem waren zwischen den Bauphasen immer wieder längere Pausen, so z. B. begann ich mit der Ausrüstung erst Ende 2011.
Aber ab 2021 wird alles anders, da gehe ich in der Freistellungphase der Altersteilzeit.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Fortsetzung: Resümee und Interessantes zur „Halbzeit“ - Teil 3 Kurz nach Ausrüstung und Indienststellung der LA CRÉOLE stachen unter Admiral Duperré am 25. Mai 1830 von Toulon aus 100 französische Kriegsschiffe und über 350 Transportschiffe mit 37.000 Soldaten an Bord zur Besetzung von Algier in See. Dies war der Auftakt zur Errichtung eines neuen französischen Kolonialreiches. Teil dieser Flotte war auch die LA CRÉOLE, unter dem Kommando von Kapitän M. de Péronne. Wie aus einer anderen Quelle zu entnehmen ist, befand sich laut der Münchner Politischen Zeitung die La Créole am 11. Februar 1834 auf einer Fahrt nach Lissabon mit dem portugiesischen Minister Baron Mortier an Bord. Mit der Korvette LA CRÉOLE stand insbesondere das Leben des Prince de Joinville (1818 – 1900) in enger Beziehung. Der Prince de Joinville, François d’Orléans, war der dritte Sohn des Herzogs von Orléans und späteren Bürgerkönigs Louis-Philippe (1773–1850) und der Maria Amelia de Bourbon–Deux Siciles (1782–1866). Nach seiner Ausbildung zum Marineoffizier erfolgte 1836 die Ernennung zum Leutnant. Er war gerade mal 18 Jahre alt. Am 27. November 1838 beschossen französische Kriegsschiffe die Festung San Juan de Ulúa vor der mexikanischen Hafenstadt Veracruz, was Mexiko mit der Kriegserklärung an Frankreich beantwortete. Dieser Konflikt ist auch als der sogenannte „Kuchenkrieg“ bekannt. An dieser Bombardierung mit den Bombarden LE CYCLOPE und LE VULCAIN waren neben den Fregatten LA NÉRÉIDE, LA GLOIRE, und L´IPHIGÉNIE auch die Korvette LA CRÉOLE, die vom Prince de Joinville kommandiert wurde, beteiligt. Interessant ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass bei diesem Einsatz auch noch zwei Raddampfer, die LE MÉTÉORE und die LE PHAЁTON anwesend waren.
Erst nur als Beobachter eingesetzt, beantragte der Kommandant der LA CRÉOLE den Beitritt zum Gefecht, dem stattgegeben wurde. So stellte sich die Korvette vor die Fregatten und begann auch gezielt auf die Festung zu feuern. Diese Szene wurde von dem bekannten Historien- und Marinemaler Horace Emile Jean Vernet (1789 - 1863) in einem Gemälde festgehalten. Hauptmotiv des Bildes ist das Heck der LA CRÉOLE auf dessen Poopdeck der Prince de Joinville sich mit seinen Offizieren über den Verlauf der Beschießung unterhält. Im Hintergrund ist zu sehen, wie gerade das Pulvermagazin im Festungsturm explodiert.
Plan_du_bombardement_du_fort_de_Saint_Jean_d_Ulloa_en_1838_ausshcni.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Quelle: Wikipedia Ausschnitt
Bild.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Heckansicht der LA CRÉOLE vor der Festung San Juan de Ulúa von Marinemaler Horace Emile Jean Vernet (1789 - 1863). Recht im Hintergrund ist die Fregatte LA CLOIRE zu sehen.
Im Anschluss an dieses Bombardement hat er sich in einer Landoperation ausgezeichnet. Er führte ein Landungskommando nach Veracruz und nahm den mexikanischen General Arista eigenhändig gefangen.
Prise_de_Saint-Jean_d_Ulloa_et_de_Vera_Cruz_en_1838_image_d_Epinal.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Quelle: Wikipedia
Bild2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Aquarell von François d'Orléans -Prince de Joinville in Mexico 1838 Kommandant La Créole
Zum Kapitän befördert, erhielt er 1840 den Auftrag, die sterblichen Überreste Napoleons mit der schönen Fregatte LA BELLE POULE von St. Helena nach Frankreich zu überführen. Belle-poule-napoleon-couleur.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Quelle: Wikipedia
Im Jahr 1844 führte er eine Marineoperation an der Küste von Marokko, bombardierte Tanger und nahm Mogador und wurde dafür zur Belohnung zum Vizeadmiral ernannt. Zur LA CRÉOLE selbst konnte ich vorerst nichts mehr herausfinden. Sicherlich sind in den französischen Archiven und einschlägiger zeitgenössischer Literatur noch weitere Informationen vorzufinden. Nicht gesichert ist, dass die Abwrackung der LA CRÉOLE am 29. Dezember 1845 erfolgt sein soll. Im noch folgenden Teil 4 dieses Abschnitts möchte ich noch kurz auf die Grundlagen für den Bau dieses Modells eingehen und eine abschließende Zusammenfassung des bisherigen Bauzustands des Modells an Hand von Bildern aufzeigen.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Was hat dieser Francois d´Orleans erlebt! Wird schon als junger Mann zunehmend taub, heiratet eine brasilianische Prinzessin, verliert in der 48er Revolution Posten und Heimat, nimmt am amerik. Bürgerkrieg teil, ist ein recht begabter Maler, sieht noch die ersten Autos,...
Was für eine Umbruchszeit!
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Zu den Details, Johann, Diese Aufhängung der Beiboote in doppelter Reihe kannte ich noch nicht. Ich habe diese Ausführung erstmals bei einem Modell im Museum von La Spezia gesehen. Es passt in diese Zeit.
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Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Fortsetzung: Resümee und Interessantes zur „Halbzeit“ - Teil 4 Für den Bau eines Modells dieser französischen Korvette im Maßstab 1:48 benutze ich den hervorragenden Plansatz von Jean Boudriot. Daneben hat er eine umfangreiche Monografie zur LA CRÉOLE herausgebracht. Darin sind neben den geschichtlichen Hintergründen und viele Detailbeschreibungen auch ausführliche Takelpläne zu dieser Korvette enthalten. Ebenso beinhaltet dieses Buch viele Schwarzweiß-Fotografien des zeitgenössischen Konstruktionsmodells im Maßstab 1:40, welches sich bis vor kurzem in der Dauerausstellung des Musée de la Marine in Paris befand, und hoffentlich seinen Platz nach der Sanierung des Museums wieder einnehmen darf. Dieses schöne Konstruktionsmodell hatte ursprünglich der Prince de Joinville im Besitz und stand in seinem Büro.
225_001.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Quelle: Musée de la Marine in Paris - Konstruktionsmodell der LA CRÉOLE im Maßstab 1:40 Als weitere Unterlage für den Bau des Modells steht der Atlas du Génie Maritime zur Verfügung. Dort sind u. a. auch typisierte Ausrüstungsdetails von Schiffen der französischen Marine aus dieser Epoche als technische Zeichnungen mit Maßangaben enthalten, auch die Takelage betreffend. Diese Plansammlung erweist sich insbesondere für die Detailgestaltung äußerst hilfreich und klärt zu dem viele offene Fragen, die in einer Planzeichnung im Maßstab M 1:48 nicht mehr eindeutig darstellbar sind. Sicherlich gibt es noch weitere Quellen, die zu erwähnen diesen Rahmen sprengen würden. Mittlerweile verfüge ich auch über zahlreiche Bilder vom Pariser Modell, nicht zu Letzt Dank der freundlichen Unterstützung von Forumskollegen. Mit all diesen Unterlagen ist sicherzustellen, dass ein schönes und hochwertiges historisches Modellschiff entstehen kann. Entsprechend den eigenen Ansprüchen des Modellbauers besteht natürlich die Möglichkeit die Details durch weitere Recherchen unter Mithilfe der einschlägigen Literatur und des Internets (u. a. Austausch in Foren, fachliche Unterstützung von Modellbaukollegen etc.) weiter zu verfeinern, soweit dies der gewählte Maßstab überhaupt noch zulässt. Die Abmessungen des Modells im Maßstab 1: 48 betragen: Länge 79,6 cm (Länge über alles: 143,5 cm); Breite 20,2 cm; Höhe 92,5 cm Das nächste Bild zeigt den Beginn der Arbeiten für das Modell. IMG_0001.sw.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Zum derzeitigen Baustand ist festzustellen, dass der Schiffsrumpf mit all seinen Ausrüstungsteilen und der Armierung soweit fertiggestellt worden ist. DSC06470.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
DSC06490.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Bis auf die 6 Drehbasen ist hier die komplette Armierung der Korvette versammelt. DSC00561.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Teile, die bei den Takelarbeiten hinderlich sein könnten, wurden natürlich noch nicht fest montiert, wie z. B. die Boote, Anker, Gallionsfigur, Bojen usw. Dem Bootsbau für das Modell widmete ich neben der Recherche mit der Umsetzung einen Zeitraum von mehr als einem Jahr. DSC02500.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Sämtliche Masten und Stengen mit den Beschlägen sowie das Bugspriet wurden bereits angefertigt und werden mit der Errichtung des stehenden Gutes zu gegebener Zeit dann ins Modell eingesetzt. IMG_1270.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Mit diesen Bildern bringe ich den Rückblick auf den bisher erreichten Zustand des Modells soweit zu Ende. Mit Blick auf die nächsten Bauphasen kann ich nur hoffen, dass ich mit der gleichen Beharrlichkeit und Ausdauer die sicherlich nicht einfachen Anforderungen an die Takelage meistern werde. Mit der Herstellung der Takelage für dieses Modell, betrete ich natürlich Neuland, da ich noch nie ein Modell in dieser Detailschärfe gebaut habe. Mit dem Bau dieser Korvette sind die eigenen Ansprüche an den Detailierungsgrad immer mehr gestiegen und die eigenen handwerklichen Fähigkeiten haben sich auch weiterentwickelt. So geht mittlerweile die Bearbeitung von Holz und Metall ganz leidlich von der Hand. Aber zur Anfertigung von Tauwerk und dessen entsprechender Verarbeitung muss ich noch eine Menge lernen. Insofern werde ich mich in den nächsten Wochen mit der von einem Modellbaukollegen konstruierten Reeperbahn intensiv befassen und erste Versuche zum Schlagen von Tauen vornehmen. Schon alleine die Beschaffung des geeigneten Grundmaterials z. B. Leinengarn gestaltet sich nicht einfach. Nebenher werde ich die Takelpläne aus der Monographie versuchen für mich aufzubereiten und in Tabellen die erforderlichen Tauwerksstärken sowie die Blockgrößen und deren Anzahl zu bestimmen. Wie von einem erfahrenen Modellbauer berichtet, muss ich davon ausgehen, dass ich zwischen 600 und 700 Blöcke unterschiedlicher Größen für diese Korvette herstellen muss. Zudem sind große Mengen an Haken, Kauschen und sonstiges Takelzubehör anzufertigen. Das filigrane Netzwerk eines Segelschiffes, sozusagen die Antriebsmaschinerie, stellt ein hochkomplexes Gebilde dar, zu deren Herstellung es einer strukturierten und gut organisierten Vorbereitung bedarf. Mit neuer Motivation mache ich mich nun auf den weiteren Weg, in der Hoffnung, dass mich auch viele von Euch weiter begleiten.
Genug der Worte, lasset Taten folgen!
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner