@Dubz Hallo Dirk, die "fette" Phase ist nur insoweit ein Problem, da sich im hinteren Bereich noch Scheibgatts befinden. Das lässt sich aber machen. Segeltuch scheint mir aber hier nicht das richtige Material zu sein.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Hallo Johann Die Phase, die Dirk erwähnt, war mir noch gar nicht aufgefallen. Mit ihr ergäbe sich aber eine sinnvolle Anordnungsmöglichkeit, nämlich dann, wenn die Kalben die Phase quasi auf- bzw. annehmen und mit ihrer Wölbung gleichsam weiter führen. Dann würden der Querschnitt der Kalben nicht als Viertelkreis angelegt, sondern die Tangente am unteren Kurvenanlauf hätte eine Steigung von 45° (jetzt 90°). Phase und die Oberfläche der Kalben ergäben dann zusammen einen harmonischen Kurvenverlauf. Bei dieser Anordnung entfiele die Verwendung von zusätzlichen Polstern. Eine evtl. Abdeckung der Kalben, z.B. mit Leder o.ä. bliebe davon natürlich unberührt.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Also was ich hier bei genauem Hinsehen erkennen kann, ist folgendes: (und macht irgendwie auch Sinn)
Auf der Längssaling ist ein Brett aus weicherem Holz (Tanne, Kiefer o.ä.) mit "stehenden Jahresringen" angebracht. Auf diesem Brett befindet sich (wie Dirk das gezeichnet hat) ein "Polster" mit "abgerundeter" Kante, über die die Wanten liefen. Dieses Polster könnte aus vernähten Lagen von Segeltuch oder Leder, das dann mit Segeltuch überspannt wurde, bestehen. Auch ein weiches Holz, das mit Segeltuch bespannt war ist denkbar.
Warum aber hat das helle Brett stehende Jahresringe ??? Die Antwort liegt in der "Festigkeit" und "Beanspruchbarkeit" eines solch geschnittenen Brettes. Die Abdeckbretter des Nüstergatts zwischen erstem Plankengang und Kielschwein waren nicht sehr lang, da sie nicht längs von einem Baum geschnitten wurden, sondern "quer". Dadurch verliefen die Jahresringe dieser Bretter nicht entlang des Kielschweins, sondern zeigten direkt dagegen, standen also quer. Damit erhielt man auf den kurzen Weg, der die Breite des Brettes markierte, eine wesentlich höhere Belastbarkeit gegen den Druck durch Ballast und Fässer usw.
Ich denke, daß dies hier auch der Fall gewesen sein könnte. Durch die nicht längs, sondern quer und stehend verlaufenden Jahresringe, hat man eine sehr hohe Belastbarkeit durch den enormen Druck, der durch den Zug der Wanten und den Druck durch den Verschlussbolzen der Marsstenge ausgeübt wird. Somit diente dieses "besondere" Weichholz-Brett auch als Schutz der Längssalinge.
Interessante Diskussion über die Kalben. Ich war bisher davon ausgegangen, daß sie aus hartem Holz bestehen, um ein Einschneiden der Wanten zu verhindern. Die Wanten selbst sind ja normalerweise im Bereich des Auges gekleidet. Der Radius der Kalbenrundung muß größer sein, als der minimal zulässige Biegeradius des gekleideten Tauwerks, um Schäden durch Knicken zu vermeiden. Denn Sinn einer Bekleidung der Kalben mit Stoff oder Leder sehe ich eigentlich nicht.
Nichts gegen Schrage (lebt er eigentlich noch ? Ich habe seit meinem Weggang aus Berlin Anfang 1999 nichts mehr von ihm gehört), aber er gibt leider keine Quellen für seine Aussagen an und grenzt diese auch nicht zeitlich und regional ein.
Den Aussagen auf S. 28 und 77 nach dient die Bekleidung der Kalben nicht dem Schutz der Wanten, sondern ist ein Wetterschutz für die Kalben selbst. Irgendwie traue ich allerdings der Aussage, daß diese aus Weichholz bestehen sollen nicht so ganz. Dafür sollte man noch Belege aus der Zeit haben.
BOLSTERS. Bags filled with rope-yarn, or shakings, which are placed under the shrouds and stays, to prevent their chafing against the trestle-trees. Steel, RIGGING.-Vol. I,S. 162
CLOATHING THE BOLSTERS. Laying several thicknesses of worn canvas, well tarred, over them, to make an easy bed for the shrouds. Steel, RIGGING.-Vol. I,S. 164
-> Übersetzt: Mehrere Lagen aus Segelstoff gut geteert
Vielen Dank für die anregende und interessante Diskussion. Für meinen Teil finde ich die Aussagen und auch die Interpretation der entsprechenden Abbildung der Kalben des Pariser Modells von Dirk @Dubz in Verbindung mit dem was er im Steel gefunden hat sehr schlüssig. Demnach wäre ein Holzkern (Viertelkreis), wie in J. Boudriot in seiner diesbezüglichen Zeichnung dargestellt hat, Grundlage für die Auflage eines Polsters, welches in Verbindung mit der Phase eine harmonisches Abrundung und Auflage für die Wanten ermöglicht. Das Polster, bestehend aus Werg, oder Tauresten, eingenäht in geteertes Segeltuch oder so ähnlich, macht auch Sinn.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Der Bau der Mars für den Fockmast erfolgt analog der für den Hauptmast. Insofern werde ich in den weiteren Berichten im Zusammenhang mit dem Bau der Marse auf Details eingehen, die ich bisher nicht so genau beschrieben habe.
Der Rahmen für die Mars des Fockmastes ist nur geringfügig kleiner als der Marsrahmen für den Hauptmast und liegt, wie auf dem Bild zu sehen ist, bereits verleimt soweit vor. Um dieser doch filigranen und leichten Konstruktion die notwendige Festigkeit zu verleihen, sind die Längsleisten der Grätings in die Querhölzer eingelassen. DSC03519.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die hierzu erforderlichen Ausnehmungen schneide ich mit einer Spitzklinge vorsichtig und sorgfältig in das Birnbaumholz. DSC035231.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Bevor es demnächst damit weitergeht, hier noch ein kleiner Nachtrag zu den Kalben der Hauptmastsaling. Dank eurer Anregungen und Hinweise, denke ich, dass in Verbindung mit der Abbildung der Kalben am Pariser Modell meine Umsetzung ins Modell soweit akzeptabel erscheint. Ein Holzkern aus Linde bildet die Grundlage des Wantenpolsters. Das Segeltuch imitierte ich mit einer feinen Seide. DSC03528.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
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Zitat von archjofo im Beitrag #2530 Die hierzu erforderlichen Ausnehmungen schneide ich mit einer Spitzklinge vorsichtig und sorgfältig in das Birnbaumholz.
Ich habe das heute Abend auch mal versucht , bin ja auch gerade am Gräting´s bauen, habe es aber nicht hinbekommen. Diese Klingen die Du zeigst sind keine Skalpellklingen, hast du da eine Bezugsquelle und wie dünn ist die materialstärke. Ich habe heute versucht das Querholz hochkant eingespannt an die Fräse zu führen wurde aber zu ungenau. Gruß Frank
Zitat von archjofo im Beitrag #2530....Um dieser doch filigranen und leichten Konstruktion die notwendige Festigkeit zu verleihen, sind die Längsleisten der Grätings in die Querhölzer eingelassen.....
Ha, genau daruf bezog sich meine Frage in #2483 Johann. Perfekt umgesetzt