Was versteht ihr unter Fischung? M.W. gab es im Bugbereich keine Fischung. Für die anderen Masten natürlich schon. Das Problem mit einer solchen Fischung ist ja nicht richtig zu greifen. Eine normale Fischung sollte ja die auftretenden Kräfte in der selben im Seegang an die Schiffsstruktur abgeben. Wie würde das aber beim Bugspriet aussehen? Wie sollte eine Fischung gelagert werden, dass sie ihre Aufgabe wahrnehmen konnte?
Ich spekulier mal drauf los: Eine solche Fischung der Planken stellt ja einen erhöhten Aufwand dar, und damit natürlich auch erhöhte Kosten. Die SoS war ja Vorzeigeobjekt von Karl I. Für sowas gibt es keine Kostenbeschränkung mit der Folge, dass die Baukosten sich auf über 60000 Pfund beliefen, das wäre das 10fache eines "gewöhnlichen" Kriegsschiffes dieser Zeit. Wenn es diese Fischung also zu dieser Zeit schon gab, dann darf man sie wohl für die SoS annehmen. Dass es sie gegeben hat, dafür kenne ich keinen Beleg, ich kenne aber auch keinen, der dagegen spricht. Insofern würde ich mich in meiner Entscheidung frei fühlen.
Davon abgesehen, erhöht die Darstellung einer solchen Fischung bei mir stehts mein Interesse und meine Aufmerksamkeit beim Betrachten des Modells, weil ich gleich eine größere Sorgfalt beim Bau annehme. Außerdem sieht es schlicht gut aus.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Hallo Willi, danke für Dein Zutun. Ob hin oder nicht, ausschauen tut es allemal besser, bin ich mit Dir einer Meinung, ist für mich ein sehr gutes Argument. Danke.
Was hat der arme Horatio verbrochen dass ihr ihn, diesen Hänfling zur See schicken wollt? Suckling 1771
@Frank, schon sehr schön erklärt und eiwandfrei ausgeführt. Nur ob dies auch in meinem Maßstab so geht? Er spricht von etlichen Zentimetern, ich von 0,8mm!
Was hat der arme Horatio verbrochen dass ihr ihn, diesen Hänfling zur See schicken wollt? Suckling 1771
Hier einfach einige lästerliche Gedanken - des Königs Schiff - Vorzeigeprojekt ...
... war die Vasa ja auch ;-)
Und das inklusive der ganzen rustikalen Ausführung des Schiffskörpers - eines Gebrauchsgegenstandes aus Zimmererhand nach Materialverfügbarkeit zusammen"gezimmert" - der nur mit den ganzen feinen und hochwertigen Schnitzereien und Ausstattungen der Tischler und Schreiner "veredelt" wurde, und das keine 10 Jahre vor der Sovi.
Auch interessant die Entwicklung schon 100 Jahre vorher der Mary Rose. Schaut euch die Beschreibung der Planken an. Unterlagen aus den offiziellen Websiten Dokument "Deckconstruction"
Wir tendieren ja sowieso immer dazu, viel zu hochehrenhaft von den Bausauführungen zu denken, geschweige denn uns zu trauen, Mal ehrlich so wie´s vielleicht war unsere Modelle zusammen zu "zimmern".
Auch die Sovie entstand noch deutlich vor der Blütezeit der Schiffskonstruktion, ich denke, hier war noch vieles auszuprobieren, neu anzudenken, Erfahrungen zu sammeln. Dementsprechend könnte es für unsere Verhältnisse wild, also im neuen Sprachgebrauch "suboptimal" zugegangen sein.
Was das bedeutet? Weiß ich auch nicht, muss jeder selber entscheiden, macht doch watt ihr wollt :-)
Und schaut ein wenig nach den wenigen Originalstücken, die es noch gibt, Vasa, Batavia, Mars, Sverdet und die vielen anderen namenlosen Wracks dieser Epoche.
Hallo @Sweaty , Also @bernd zeigt bei seiner Variante die Öffnungen der Grätings mit den Maßen von 0,9 x 0,7 mm das sollte doch passen , oder? Gruß Frank
Zitat von dafi im Beitrag #67Hier einfach einige lästerliche Gedanken - des Königs Schiff - Vorzeigeprojekt ...
die mag ich besonders
Zitat von dafi im Beitrag #67... war die Vasa ja auch ;-)
Und das inklusive der ganzen rustikalen Ausführung des Schiffskörpers - eines Gebrauchsgegenstandes aus Zimmererhand nach Materialverfügbarkeit zusammen"gezimmert" - der nur mit den ganzen feinen und hochwertigen Schnitzereien und Ausstattungen der Tischler und Schreiner "veredelt" wurde, und das keine 10 Jahre vor der Sovi.
Hm ja, aber soviel ich weiß, war die Vasa insgesamt nicht annähernd so teuer, trotzdem wurden während des Baus wohl die finanziellen Mittel knapp, so dass man improvisieren musste. Was den Flickenteppich Deck angeht, so ist der ja wohl auf das Wetterdeck beschränkt. Alle anderen sind wesentlich sorgfältiger verlegt. Davon, dass beim Bau der SoS die Ressourcen knapp geworden wären, habe ich noch nie gehört. Wohl, dass "der Bau dem König Karl I den Kopf gekostet hat, weil angesichts seiner Extravaganzen der Volkszorn überkochte" (aus: "Der Segelschiffe große Zeit"). Von daher und weil sie eben nicht gleich bei ihrer Jungfernfahrt abgesoffen ist, könnte man durchaus für die SoS etwas mehr Sorgfalt beim Bau annehmen.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Zitat von dafi im Beitrag #67Hier einfach einige lästerliche Gedanken - des Königs Schiff - Vorzeigeprojekt ...
die mag ich besonders
Zitat von dafi im Beitrag #67... war die Vasa ja auch ;-)
Und das inklusive der ganzen rustikalen Ausführung des Schiffskörpers - eines Gebrauchsgegenstandes aus Zimmererhand nach Materialverfügbarkeit zusammen"gezimmert" - der nur mit den ganzen feinen und hochwertigen Schnitzereien und Ausstattungen der Tischler und Schreiner "veredelt" wurde, und das keine 10 Jahre vor der Sovi.
Hm ja, aber soviel ich weiß, war die Vasa insgesamt nicht annähernd so teuer, trotzdem wurden während des Baus wohl die finanziellen Mittel knapp, so dass man improvisieren musste. Was den Flickenteppich Deck angeht, so ist der ja wohl auf das Wetterdeck beschränkt. Alle anderen sind wesentlich sorgfältiger verlegt. Davon, dass beim Bau der SoS die Ressourcen knapp geworden wären, habe ich noch nie gehört. Wohl, dass "der Bau dem König Karl I den Kopf gekostet hat, weil angesichts seiner Extravaganzen der Volkszorn überkochte" (aus: "Der Segelschiffe große Zeit"). Von daher und weil sie eben nicht gleich bei ihrer Jungfernfahrt abgesoffen ist, könnte man durchaus für die SoS etwas mehr Sorgfalt beim Bau annehmen.
Davon kann man ausgehen. Schon alleine die Kosten der Sovereign sprengten den Rahmen. Und dann Reste auf das Deck legen. Nein, das wäre Unsinn.
Charles I. wollte das Schiff, gegen jeden Widerspruch der Admiralität, und es sollte das beste sein. Und er hat deswegen auch die Abgaben, die so genannte Schiffssteuer erweitert. Diese mussten bis zur Erweiterung nur die Einwohner zahlen, die in Küstennähe lebten und im Angriffsfall von der Navy verteidigt wurden. Charles hat diese Steuer dann auch auf das Binnenland erweitert. Das gab natürlich Frust. Aber, wie Zeitzeugen berichteten, war man dann nach dem Bau der Sovereign ungeheuer stolz auf das Schiff. Es wurde zum Besuchermagnet in den 14 Jahren die es am Medway lag. Und das Charles 1649, also 12 Jahre nach dem Stapellauf wegen dieser Schiffssteuer geköpft wurde, als gesalbter amtierender König, ist meiner Meinung nur ein vorgeschobener Grund. Für mich sind da die politischen Entwicklungen ausschlaggebend. Cromwell wollte keine Monarchie mehr und hat ein Exempel statuiert. Zum ersten mal in der Geschichte wurde ein gesalbter König geköpft. Das war mehr als provokant für die restlichen Monarchien in Europa. Und auch Cromwell hat sich nicht getraut an die Sovereign Hand anzulegen, an das Überbleibsel der verhassten Monarchie. Das Volk hatte dieses Schiff bezahlt, dass Volk liebte dieses Schiff.
Und deswegen waren auch die Decksplanken gut verlegt
Die Vergoldung der Sovereign war übrigens für einen Großteil der Baukosten verantwortlich. Veranschlagt waren ursprünglich 13.000 Pfund. Am Ende hat sie 40.000 Pfund gekostet und da waren die Kanonen noch nicht dabei. Ursprünglich war für die Sovereign eine Bemalung der Figuren in einer polychromen Farbgebung vorgesehen. Das wurde aber dann vom König selbst dahingehend geändert, alles zu vergolden.
Nachdem Petts Vorgängerprojekt, die Prince Royal an schlechtem Zimmermannsholz gekränkelt hat, war er selbst dabei, als die Bäume ausgesucht wurden und die lange Lebenszeit der Sovereign spricht dafür, dass dieser Bau sehr sorgfältig durchgeführt wurde. Also wurde hier von Anfang an auf eine sehr gute Bauausführung geachtet. Geld hat keine Rolle gespielt.
Ansonsten kann ich auch nur empfehlen, die realen Funde zu begutachten, um ein Gefühl zu bekommen, wie im 17. Jahrhundert ein gezimmertes Schiff ausgesehen hat. Wir bauen unsere Modelle viel zu exakt. Die Grätings waren z.B. mit unterschiedliche breiten Rippen gebaut. Bei der Vasa waren die Grätings gerade und keineswegs gebogen. Das war aber bei den Grätingdecks der Sovereign mit Sicherheit anders, die waren nämlich schon gebogen, wie die zeitgenössischen Abbildungen zeigen.
Hier hatte ich einmal ein paar Nahaufnahmen der Vasa gepostet. Da kann man auch schön die Grätings erkennen.
Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Ich halte die Anmerkungen von Daniel deshalb für interessant und diskussionswürdig, weil er eine alte Frage erneut aufwirft: Bauen wir zu schön? oder anders ausgedrückt: Berücksichtigen wir ausreichend die in damaliger Zeit ohne Zweifel bestehende Diskrepanz zwischen äußerem Erscheinungsbild und Konstruktion. Auch der Bau der SotS fiel in eine Zeit monarchischer Präsentationswut. Laughton (Old Ship Figure Heads..) beziffert die Kosten ihrer Verzierungen auf 6700 Pfund, nach heutigem Kaufwert knapp 10 Millionen Euro. Auch bei der 25 Jahre früher gebauten Prince Royal war man nicht knausrig (1300 Pfund). Laughton spricht für damals von einer fast "sakrosankten" Priorität des ästhetischen Aussehens von königlichen Schiffen. Dagegen arbeitete der Schiffsbaumeister noch nach eigenem Gutdünken und Gegebenheiten, denn eine Art von "TÜV" (Pläne, Bauaufsicht) wurde erst 80 Jahre später eingeführt. Verzierungen, Skulpturen, Vergoldungen oder Bemalung überließ er den Künstlern. Mir scheint es deshalb zweifelhaft, ob sich die grundsätzliche Konstruktionsweise der SotS wesentlich von der anderer Schiffe unterschieden hat. Das äußere "Outfit" sollte jedoch beeindrucken, was es ja bis heute schafft. Was die Fischung im Bereich der vorderen Plattform betrifft, habe ich keine entsprechende Details an frühen Modellen entdecken können. Zudem erscheinen die Leibhölzer und Planken an dieser Stelle derart schmal, dass m.E. ein Stabilitätsgewinn durch diese Art der Verbindung ausscheidet.
Mal einen ganz großen Dank für eure Anteilnahme. Alles super interessant was und wie ihr schreibt. Würde mich freuen wenn das so weiter geht. Das Deck liegt jetzt erst einmal hinten an, habe gerade jetzt erst einmal den Reiz dieses Gräting herzustellen, zudem ich dies noch nie getan habe. Sobald sich da was ergeben hat lasse ich es euch selbstverständlich wissen.
Was hat der arme Horatio verbrochen dass ihr ihn, diesen Hänfling zur See schicken wollt? Suckling 1771
Zitat von Sweaty im Beitrag #74Mal einen ganz großen Dank für eure Anteilnahme. Alles super interessant was und wie ihr schreibt. Würde mich freuen wenn das so weiter geht. Das Deck liegt jetzt erst einmal hinten an, habe gerade jetzt erst einmal den Reiz dieses Gräting herzustellen, zudem ich dies noch nie getan habe. Sobald sich da was ergeben hat lasse ich es euch selbstverständlich wissen.