Sie hält die Wanten oben am Mast oberhalb des Marses. Sie geht durch den Mast hindurch. Natürlich muss sie noch stark gekürzt werden. Indem es oben nur einen Befestigungspunkt gibt (wie bei einem Pendel), kann man die Wanten besser ausrichten. Jetzt klar? Schmidt
Zitat von Schmidt im Beitrag #400 Nun stehe ich vor einem besonderen Problem. Bei zeitgenössischen Abbildungen von auf die Seite gelegten Schiffen sehe ich überall, dass die Wanten, der Schwerkraft gehorchend, durchhängen.
Wie soll ich das mit dem bislang üblichen Verfahren bewerkstelligen. Die Wanten müssen straff gespannt sein, damit die Webleinen angeklebt werden können. Danach müsste ich sie wieder lockern, was hieße, ihre Verankerung im Inneren des Rumpfes zu kappen. Gedanklich möglich, aber ich ahne in der Praxis gewaltige Schwierigkeiten. Also bin ich jetzt dabei, ein anderes Verfahren auszuprobieren. Fortsetzung folgt Schmidt
Kleine Anmerkung hierzu:
In der Praxis (unter Segeln), sind stets die luvseitigen Wanten straff gespannt und die leeseitigen Wanten haben Einiges an Lose.
Bei deinem Diorama müsste das bedeuten: Die Wanten, die "oben" sind, sind relativ straff gespannt (weil das Gewicht der Masten, Topps, etc. daran hängt) und die "unteren" Wanten dürfen einiges an Spiel haben, sollten aber auch nicht übertrieben viel Spiel haben (die hat sich niemand als Schal um den Hals geworfen... ;-) ).
Hoffe, das hilft ein wenig weiter.
LG, Herbert
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Hier eine erste Stellprobe mit den Hauptbeteiligten am Fockmast: Untermast, Wanten (noch nicht gespannt), Hilfsmast zur Abstützung an Krängungslee, zusätzliche Wanten an Luv, an der Bordwand befestigt und über Balken gespannt, die aus den Stückpforten ragen.
Und wie gesagt: Stellprobe. Noch nichts befestigt.
Nun Bei der Gelegenheit noch etwas zum Verfahren der Krängung generell. Da gibt es natürlich so viele Varianten, wie es Schiffe und Werften gegeben hat. Man kann darüber promovieren, und das hat auch tatsächlich schon einmal jemand gemacht. Im Prinzip bleibt sich die Sache aber immer ziemlich gleich. Zuerst mal alles raus aus dem Schiff, was nicht niet- und nagelfest ist. Dann so viel von den Masten weg, wie unter den gegebenen Umständen möglich. Kann man die Stengen nicht von Bord geben, dann kann man sie wenigstens fieren. Anschließend muss der Mast in Richtung der Krängung abgestützt werden, um zu verhindern, dass er bricht, denn es wird heftig an ihm gezogen werden. Also eine Konstruktion aus einem oder mehreren kräftigen Pfählen. Auf der anderen Seite halten ihn eigentlich die Wanten, aber besser, man stützt ihn zusätzlich ab, mit Pardunen, die zur besseren Hebelwirkung an Balken befestigt werden, die aus dem Inneren des Rumpfes durch die Stückpforten ragen und selbst wieder gesichert werden. Dann heißt es an den Untermasten ziehen, der Hebelwirkung wegen möglichst knapp unterhalb der Marse. Und dann beten. Wie ich gelesen habe, ist mehr als ein Schiff bei diesem Vorgang gesunken oder sonstwie ernstlich beschädigt worden. Die folgende Abbildung dürfte meines Erachtens aus der Zeit um 1800 stammen und gibt neben den Standardelementen auch noch einige Details wieder.
Der Kran/Mast, der hier an Land steht, hat meines Erachtens die Funktion, das Schiff im Bedarfsfall auch wieder aufzurichten, wenngleich nicht vollständig, aber das sollte ja eigentlich von selbst passieren, wenn man den Mast wieder freigibt.
Der Kran hat auch eine Haltefunktion. Das aufrichtende Moment eines Schiffskörpers drückt sich in der metazentrischen Höhe aus. Je nach Form des Rumpfes kann es, vereinfacht gesagt, mit zunehmender Krängung größer werden (das ist bei V-förmigen Rumpfquerschnitten so, Stichwort: Reservedeplacement), oder auch kleiner (wie z.B. bei tulpenförmigen Querschnitten). Den meisten Querschnitten ist gemeinsam, dass die metazentrischen Höhe rapide gegen Null geht, oder sogar negative Werte annimmt, wenn die Kante Deck die Wasserlinie unterscheidet. In der Skizze wird genau diese Situation gezeigt. Das aufrichtende Moment dürfte also nicht mehr, oder kaum noch vorhanden sein und so muss der Schiffskörper, um in dieser Position gehalten werden zu können, in beide Richtungen fixiert werden.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Jetzt wird es allmählich ernst. Bugspriet, Fockmast und Großmast sind fest eingeklebt, die Masten seitlich mit Rundhölzern gesichert, die ziemlich weit oben mit dem Mast verlascht sind, etwa da, wo später der Flaschenzug ansetzen wird, mit dem der Mast als Hebel zur Krängung des Schiffes verwendet wird.
Auf der Krängungsluvseite wird der Mast durch zusätzliche Wanten oder Pardunen gesichert. Damit deren Angriffswinkel effektiver ist, werden sie an Balken befestigt, die aus dem Inneren des Rumpfes ein Stück weit durch die Stückpforten ragen. Ich habe sie mit passenden Holzblöcken gegen die Oberkante und die Unterkante der Pforten geklemmt. Sie sollen weder Spiel haben noch den Rumpf beschädigen
Schließlich noch ein Blick auf eines der beiden Kranschiffe, die jetzt komplett mit Mast und Gangspills ausgestattet sind.
....schön, das Kranschiff, aber wahrscheinlich sehr topplastig. Auch würde ich den Mast etwas konisch schleifen, auch wenn durch seine Verwendung hier eine andere Dimensionierung angebracht ist.
Mein Vorbild. Der Mast ist bei mir auch konisch. Auf dem Foto ist das wohl nicht zu erkennen. Der Mast muss so hoch sein, weil er sonst seine Funktion nicht erfüllt, denke ich mir. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Kranschiffe voller Ballast steckten und kaum über das Wasser ragten. Schmidt
Ulkiges Vorbild, Dein Kranschiff. Ich würde die Masthöhe mit der Rumpflänge gleichsetzen. So scheint es mir zumindest bei dem Amsterdamer Modellfoto zu sein. Auf Deinem Modellfoto kommt mir der Mast ebenfalls sehr hoch vor. Das kann aber auch der Foto-Perseptive bzw. dem Kameraobejktiv geschuldet sein.
Auf diesem Bild ist übrigens kein 'sheer-hulk' dargestellt, sondern das Gestell ist auf einem befestigten Ufer montiert. Die Prahme müssen soviel Auftrieb haben, daß sie das Krängungsmoment des Schiffes auffangen können. Wenn es mehrere sind, müssen sie außerdem untereinander verbunden sein, weil sie sonst seitlich ausweichen könnten.
Wenn es mehrere sind, müssen sie außerdem untereinander verbunden sein, weil sie sonst seitlich ausweichen könnten.
Guter Hinweis. Ankern die eigentlich auch?
Noch einmal das Kranschiff in einer anderen Perspektive. Der Mast ist etwas kürzer als der Rumpf lang.
Und hier - Tusch! - das erste extern verfertigte Wantenpaar, an Krängungsluv stramm gespannt, an Krängungslee leicht gewölbt. Die Darstellung aus dem Album Colbert, an der ich mich orientiert habe, zeigt stärker "gewellte" Wanten, aber das halte ich für leicht übertrieben. Man soll die Krümmung aber schon erkennen.
Wenn die Aufhängepunkte gleich hoch sind, dann ergibt sich eine symmetrische Kurve, wenn die Aufhängepunkte unterschiedlich hoch sind (hier Topp und Jungfern), dann ist die Krümmung zum unteren Punkt mehr ausgeprägt.
Ach so. Aber dafür habe ich nicht genug los gegeben. Ich wollte nicht übertreiben. Außerdem sind am unteren Ende keine echten Taljen. Da stoße ich an die Grenzen der Darstellung. Schmidt