Peter, damit hast du sicher recht, und ich sollte das wirklich bald einmal versuchen. Aber seit über fünfzig Jahren erfreut mich die Gold Bronze auf den kleinen Schiffen, davon kann ich sehr schlecht lassen. Immerhin überziehe ich sie bereits mit Ölfarbe.
Hier jetzt erst mal die beiden Arbeits- bzw. Kranschiffe, die ihr Fett – Quatsch – ihr Öl bekommen haben. Beim Sauberputzen des Decks war ich nicht so akkurat, diese Art Schiff wird sicher selten im Paradezustand gewesen sein..
Seitentasche, die zweite – oder eigentlich die dritte. Zur Erinnerung, das war und ist mein erster Umbauversuch:
Bei der dritten Version bin ich ähnlich vorgegangen: zuerst eine Verbreiterung des Bausatzteils, hier schon mit neuen Ornamenten als Teilung zwischen den Fenstern.
Hier entsteht Säulenmaterial aus dem kleinen Geländer des Phönix-Klons La Sirene. Die kurzen Säulen sind übereinander geklebt und dienen als Urmodell für eine Form.
Zusammen mit sehr dünnen Polystyrolstreifen, einigen weiteren herauskopierten Ornamenten und etwas Magic Sculp entsteht das zweite Urmodell.
Und hier ein zur besseren Erkennbarkeit der Details bereits bemalter erster Abguss. Als Größenvergleich dienen meine Finger.
If you can't stand the heat, get out of the kitchen. Oder, oder, frei übersetzt für uns Modellbauer: wenn du mit selbstverschuldeten Irrtümern nicht klarkommst, bleib aus der Werkstatt. Nun hatte ich doch ziemlich viel Zeit und Energie in eine Überarbeitung der Seitentasche gesteckt, und dann funktionierte auch die Form auf Anhieb – aber oh Schreck, das neue Teil mochte an und für sich ganz gelungen sein, handwerklich gesprochen, aber es gefiel mir nicht. Die untere Reihe Säulen hatte mir jetzt etwas zu viel vom Lüftungsgitter. Na ja, dachte ich. Man muss sich an alle Veränderungen erst mal gewöhnen, auch die zum besseren. Doch dann wurde mir bei der Montage des Teiles schnell klar, dass es überhaupt nicht besser als sein Vorgänger, sondern ein ästhetischer Rückschritt war. Die barocke Anmutung, die die erste veränderte Fassung noch hatte, war futsch. So geht das einem, wenn man versucht, sturheil nach Plan zu arbeiten. Ich fühlte mich an die sechziger Jahre erinnert, da meine Mutter in unserer Küche für Verwandte und Nachbarinnen schneiderte. Da bekam ich hautnah (tatsächlich!) mit, dass der schönste Plan (Schnittmusterbogen aus der teuren Modezeitschrift) keine gelingenden Ergebnisse zeitigte, solange meine Mutter nicht mit Schneiderkreide und Stecknadeln vom Körper der Kundin die wahrhaft relevanten Maße abnahm. Ich möchte fast sagen: glücklicherweise stellte sich dann auch noch heraus, dass die obere Partie der Seitentasche überhaupt nicht mehr zum Heckspiegel passen würde. Das machte es ein wenig leichter, das Teil wieder herunter zu nehmen und aufzugeben. Glücklicherweise befestige ich solche Teile, die so gut wie nichts auszuhalten haben, nur mit ein paar kleinen Klebepunkten, so dass sie sich mit einer scharfen Klinge wieder „absprengen“ lassen. Und hier ist das Objekt verlorener Liebesmühe:
Dies einmal als kleines Lebenszeichen. Das ist jetzt die insgesamt fünfte Fassung dieses Hecks, die ich in meinem Leben gebaut habe, davon eine als fünfzehnjähriger, eine vor sieben Jahren mehr oder weniger oob, drei in den letzten Wochen, davon eine verworfen. Es fehlt natürlich noch das Öl, das immer sehr stark für die Tiefenwirkung auch bei den kleinen Details sorgt. Schmidt
Die sehr dünnen Stückpforten werden eigentlich auf einen sehr filigranen Trempelrahmen geklebt. Ich hatte die Sorge, dass sie damit zu glatt mit der Bordwand abschließen, und sich bei geschlossenen Pforten ein falsches, weil zu „glattes“ Bild ergibt. Also habe ich die Rahmen weg gefeilt und unter Zuhilfenahme der Bausatzteile dickere Pforten hergestellt, die ich genau passend zurecht feilen und ohne Verklebung einklemmen kann.
Dabei kann ich einen gewissen Abstand zwischen Bordwand und Pforte einjustieren, so dass beim Ölüberzug eine deutliche „Schattenfuge“ entsteht.
Ja vielleicht, dabei habe ich sie schon ziemlich heruntergeschliffen. Allerdings tut die Farbgebung auch das Ihrige, und je nach Lichteinfall verändert sich der Eindruck stark.
Gestern ein großer Schritt weiter. Zunächst hat das Wellenmodell sein Öl bekommen. Vorher:
Nachher:
Eine besondere Arbeit ist immer das Öldraken der stark ornamentierten Bereiche. Will ich auf Nummer Sicher gehen, dann benutze ich verdünnte Ölfarbe, die ich in die Ritzen laufen lasse. Besser ist der Effekt meines Erachtens aber, wenn ich auch diese Bereiche wie die Bordwand mit unverdünnter Farbe überziehe und die dann mit allerhand Werkzeugen und Tricks wieder herunterwische. Leider kann es dabei zu unschönen Beschädigungen kommen. In meinem Fall riss es einen der melancholischen Karyatiden in das Paralleluniversum unter meinem Arbeitstisch, zu dem ich leider keinen Zugang habe. Da musste ein neuer einspringen.
Hier ein schnelles Foto vom work in progress. Ich bekomme bei dem Vorgang immer wieder weiche Knie, dabei hat es bis jetzt eigentlich immer ganz gut funktioniert.
Hier der Rumpf in dem Wellenbett, das ich vor sieben Jahren für ein Vorgängermodell gebaut hatte.
Die finde ich heute noch ganz passabel, trotz der etwas arg symmetrischen Wellenstruktur. Tatsächlich hat sie bei einigen Probefotos ganz vielversprechende Ergebnisse erbracht.
Sie ist damals auch um bewegliche Elemente stark erweitert worden; allerdings ist das ganze Ensemble noch nie zum Einsatz gekommen, weil ich das Vorgängermodell schließlich doch für eine andere Art der Präsentation zu Ende gebaut habe.
Nun will ich aber ein neues Wellenbett bauen, das ein bisschen ausdrucksstärker ist und zugleich etwas kleiner, so dass das Modell darin dauerhaft präsentiert werden kann. Schritt 1: Das Arrangieren des in Folie geschützten Rumpfes auf Styropor-Klötzen in einer dramatischen Position:
Schritt 2: Fixierung der Klötze durch Tempotuch und Küchenkrepp, getränkt mit verdünntem Ponal.
In Post 376 war zuletzt von dem Arrangement des Krängungsmodells die Rede. Inzwischen ist das Wasserbett gewissermaßen im Grundriss fertig. Hier eine erste Stellprobe mit Rumpf und den beiden Kranschiffen, ohne viel Brimborium gegen den Himmel gehoben.
Nein, die Phoenixe sind nicht vergessen. Doch die Arbeit, die ich nun endlich angegangen bin, habe ich aus verständlichen Gründen lange vor mir hergeschoben. Wie ihr wisst, habe ich die zwei akuten Phoenixe aus „Materialsammlungen“ angefangener und (mutwillig oder versehentlich) verbastelter Bausätze zusammengesetzt. Entsprechend besitze ich eine große, aber völlig ungeordnete Sammlung von Teilen für die Takelage. Da bin ich nun auf die Suche gegangen und habe tatsächlich Material für drei komplette Takelagen a 3 Masten plus Bugspriet zusammen bekommen. Leicht war das nicht, ich musste – horribile dictu – sogar eine Bauanleitung zurate ziehen. Ein paar Stengen, Salinge und Eselsköpfe mussten abgegossen oder aus Plastikmaterial „heißgezogen“ werden. Abgießen war kein Problem, aber das Dünnziehen von Gussgrat will gelernt sein. Nur etwa jeder dritte Versuch führte zu brauchbaren Ergebnissen. Hier das Ergebnis der Arbeit, teils schon mit Farbe.
Auch die Ausrüstung der Decks mit Betingen und diesen kreuzförmigen Hölzern an der Bordwand ist keine besonders kreative Arbeit, muss dennoch getan werden. Wer genau hinsieht, wird weitere Schmidtsche Fakereien bemerken. Die Beleghölzer sind mit kleinen Löchern versehen, durch die die Taue bequem gezogen werden können. Das ist jedenfalls der Plan. Anschließend Tarnung mit extern hergestellten Taubündeln.
nun
Im Bereich des Achterdecks habe ich eine Treppe, Stützen und Geländer hinzugefügt.
Und am Heckspiegel und den Seitengalerien, die unter dem Öldraken etwas gelitten hatten, habe ich vermittelst trockenem Gold wieder etwas Glamour an Bord geholt.
Schmidt wünscht einen schönen und möglichst ungewittrigen Sonntag
...das Heck sieht ungemein dekorativ aus. Die Trittflächen ( Stufen ) der Niedergänge der achteren Decks sollten allerdings in der Decksfarbe 'gepönt' sein, wobei den vertikalen Teilen dieser Stufen ein mittleres Braun gut zu Gesicht stünde.
Man sollte Wiederholungen vermeiden, aber in diesem Fall muss ich es von Zeit zu Zeit einfach wieder sagen: Es ist unbeschreiblich was Du aus den Plastikbausätzen von Heller herausholst. Das wird wieder ein wunderschönes Modell. Bin sehr gespannt wie es hier weitergeht.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
@windgesicht Guter Hinweis. Habe ich sofort realisiert. Danke.
@archjofo Diese Wiederholungen sind höchst willkommen. Schließlich (du weißt das selbst am besten) wird eine solche Detailversessenheit nur von sehr sehr wenigen Leuten gewürdigt.
Noch ein Wort zu meiner Beziehung zu den Heller Modellen. Um das Jahr 1970 herum waren sie in den Spielzeuggeschäften meiner Heimatstadt absolute Raritäten, was schon ausgereicht hätte, sie besonders begehrenswert zu machen. Dazu kam aber auch, dass ich sie damals für die besten hielt, und daran hat sich im Verlauf der Zeit nicht viel geändert, auch wenn ich sie jetzt dermaßen verändere und überarbeitete. Ich glaube, die Konstrukteure haben damals "vergessen", dass sie für einen Spielzeug-Markt arbeiteten. Stattdessen wollten sie kleine Meisterwerke der Handwerkskunst schaffen, die sich mit großen Vorbildern im Pariser Museum würden messen können. Ich stelle mir immer vor, dass die Konstrukteure mit den Leuten vom Marketing im Clinch gelegen haben, weil die nur die Hände über den Kopf zusammenschlagen konnten, wenn sie sagen, welches praktisch unlösbare Aufgaben die Bausätze für die Käufer darstellten. Ich habe es an anderer Stelle schon einmal gesagt: Ich würde gerne einmal Ausstellung mit aufgegebenen Heller-Seglern besuchen. Insbesondere ein so höchst komplexes und schwieriges Modell wie das der Reale muss es eine große Vielzahl von Scheiternsgeschichten hervorgebracht haben. Auch ich habe damals zu diesen Geschichten meinen Beitrag geliefert; und vielleicht sind meine heutigen Anstrengungen Teil des nicht ganz unüblichen Versuches älterer Menschen, die Frustrationen und Traumata ihrer Kindheit zu heilen. ;-) Schmidt