Hier ein weiteres Foto der Batavia, die momentan gerade abgekratzt wird. Vermutlich rühren die grauen Partien daher, dass hier schon vor einiger Zeit abgekratzt wurde und das Holz in der Sonne silbrig wurde. Die hellbraunen wurden vermutlich erst kürzlich behandelt und haben deshalb noch die Holzfarbe.
Ich habe, nachdem die Bordwand wie ein Deck grau gestrichen und dann mit Ölfarbe behandelt war, die Bordwandfarbe lasierend und Planke für Planke aufgetragen, um die dunklen Fugen nicht zu überdecken. Hier Resultate:
Nun ja, nicht schlecht, aber vor allem ein Grund, weiter zu experimentieren. Ich habe den Bordwänden dann wieder eine sehr vorsichtig dosierte Schleifkur mit grobem Schleifpapier verordnet, um das Punkt für Punkt und Strich für Strich „Gemalte" durch ein „Verfahren“ zu vereinheitlichen. Es folgen Fotos der Resultate. Zuletzt bin ich auch wieder mit einem Ölfarben-Washing drüber gegangen.
Eigentlich sieht das schon ganz gut aus. I frage mich aber, ob es an den Rändern der Stückpforten vermehrt Verwitterung gegeben haben sollte und wenn ja auf welche Weise - oder warum sind die Planken dort 'grauer' ? Ich denke mir, daß das dem 'Öldraken' geschuldet ist, aber die Frage ist eben, wie realistisch das wäre. Vermehrte Verwitterung tritt überall dort auf, wo mehr oder länger Wasser entlang läuft, z.B. entlang der inneren Oberkante von Barghölzern oder an den Enden von nicht durchgehenden horizontalen Hölzern usw.
..ich hätte zuerst 'eingefärbt' und dann die sicher gut erkennbaren Plankengänge mit einem feinen Skalpell nachgezogen. So sieht es aus, als ob das Wasser die Farben von den Plankengängen her unterwandert hätte.
Ja, ich war da sicher nicht auf einem ganz schlechten Weg, und aus der Nähe betrachtet, sah das ja auch gar nicht so schlecht aus. Ich hab's mir dann sehr lange angesehen und am Schluss befunden, dass es einfach nicht passt. Von der Chemie/Physik der Verwitterung, wie wefalck schreibt, nicht. Un d überhaupt vom Maßstab her. Bei einer vorgegebenen Betrachtungsentfernung von mehreren Dutzend Metern sind solche Farbdetails in der Realität einfach nicht wahrnehmbar, und deshalb wirkte das Modell für seine Größe zu scheckig. Mehr vernachlässigte Gartenlaube von nahe als strapazierter Rumpf aus der Distanz. Also bin ich wieder zu meiner erprobten Technik zurückgekehrt, die darin besteht, das Modell farblich für einen abschließenden Überzug mit Ölfarbe vorzubereiten und keine Details im Farbauftrag mit dem Pinsel anzubringen. In diesem Maßstab hat es wohl keinen Sinn, ein Van de Velde sein zu wollen. Dazu gleich in diesem Post noch mehr. Doch zunächst noch ein wenig Ornithologie. An dem Phoenix für das zu kippende Modell hatte ich ja immens herum gefeilt und geschnitzt. Das hatte den Vogel zwar seiner Vorlage ziemlich nahe gebracht, ihn aber auch ein wenig voluminös und unelegant gemacht. Da zudem noch mehrere Modelle dieser Art auf mich warten, wollte ich versuchen, einen etwas geschmeidigeren Weg zur Vogelvermehrung zu finden. Dazu habe ich den Bausatz-Vogel ohne Zusatz von Spachtelmasse etc. so zurecht gefeilt, dass ihm nur noch die kräftigen Beine fehlen. Hier sitzt er auf der Galion des Wellen-Modells.
Vorher habe ich aber noch eine Form von ihm hergestellt. Wer jetzt sagt, ein so komplexes Gebilde kann man nicht in einer einteiligen Form herstellen, dem antworte ich wie Radio Eriwan: Im Prinzip nein. Ich hab's trotzdem gemacht und den Vogel nach dem Aushärten des Silikons mit einem scharfen Messer und Schnitten an der richtigen Stelle (leichter gesagt als getan) wieder aus der Form geholt. Diese Form, richtig gespreizt und vorsichtig begossen, bringt nun mit ein wenig Glück einen vollständigen Vogel hervor.
Freilich muss ich zugeben, dass man ihm, wenn er einmal heil aus der Form heraus ist, ein paar überflüssige Federn wegschneiden muss.
Hier jetzt die beiden Rümpfe nach der Arbeit des Wochenendes. Wie oben schon gesagt, werden sie löscht das für einen einheitlichen Ölüberzug vorbereitet. Der zu kippende Rumpf, dessen mittlerer Bereich ähnlich wie die Batavia in Lelystad von Farbe und Teer befreit worden ist und nach dem Überzug verwittert grau wirken soll
Im Bereich der freiliegenden Spanten ist er schon farblich behandelt worden. Ebenso sind versuchsweise Verschmutzungen im Bereich der Wasserlinie angebracht.
Und hier der Wellenrumpf mit der Galion in vereinfachter Bauweise mit Gussvogel, dem noch die Keulen, die Krulle unter dem Bauch und das Schild auf der Brust fehlen. Die Krulle im Nacken ist (auch zu meinem eigenen Erstaunen) das entsprechende Bausatzteil.
Andere holen sich ihre Adrenalin-Kicks in schnellen Autos oder auf steilen Pisten. Ich brauche dazu nur ein bisschen Ölfarbe. Und tatsächlich denke ich jedesmal während der Ölprozedur: Jetzt hat du`s aber voll vergeigt. Und dann kriege ich das Öl doch durch allerlei Tricks und Kniffe herunter; und in den allermeisten Fällen bin ich dann zufrieden oder gar begeistert.
Hier noch weitere Fotos vom Ergebnis. Der mittlere Bereich ist wie geplant abgeschabt, ähnlich wie die Batavia momentan. Beim fertigen Diorama werden natürlich kleine Arbeiter so platziert, dass man die Vorgänge verstehen kann, auch wenn man nicht der Erbauer ist.
Schließlich noch eine rasch improvisierte Freiluftaufnahme.
"....Adrenalin-Kicks in schnellen Autos oder auf steilen Pisten. Ich brauche dazu nur ein bisschen Ölfarbe." Für alles gibt es eine Zeit und Gelegenheit
Herzlichen Dank! Ich tue nur immer gut daran zu sagen, wo ich die Öltechnik gelernt habe, bei Herbert Tomesen von Artitec in Amsterdam und Ab Hoving, dem bekannten Modellbauer und niederländischen Schifffahrtshistoriker. Ich bin auch nur ein Zwerg, der auf den Schultern von Riesen steht.
Der Achterspiegel, eines der schönsten Teile im Plastiksegelschiffsmodellbau, nicht zuletzt weil einer historischen Vorlage nachempfunden - ohne dass es zu große Probleme beim "Lesen" und Umsetzen der Perspektive gab. Hier vor und nach dem Öl. Das Ergebnis erstaunt auch mich immer wieder. Feinste, nicht wegzuwischende Ölreste sorgen quasi automatisch dafür, dass die Farbtrennkanten bei den erhabenen Ornamenten so sauber ausfallen.
Und hier noch einmal die Galionsgräting, eines der heikelsten Gussteile, die ich je erstellt habe. Nach dem Ausformen muss sein Boden abgeschliffen werden, damit es durchsichtig wird, anschließend muss es erhitzt und gebogen werden. Die Prozedur übersteht nicht jedes Exemplar!
herzlichen Dank! Leider kann nicht alles Gold bleiben, was golden scheint. Dadurch, dass der Rumpf aus vielen Abfallteilen zusammengestückelt ist, hat sich seine Architektur gegenüber dem Original mehr verschoben, als ich das angenommen hatte. Deutlich wurde das beim Anbringen der neuen Teile an Heck und Seitengalerie. Prompt musste wieder abgerissen und angepasst werden, was ich hier lieber nicht dokumentiere, weil es nichts für schwache Nerven ist. Der momentane Status:
Geklebt bekomme ich die Teile nicht. Sie sind auf die mittlerweile bewährte Art und Weise mit Magic Sculp befestigt. Bei einem solchen Vorgang kann die Position des anzubringenden Teils noch sehr lange verändert werden, aber natürlich zieht sich der Vorgang dadurch in die Länge. Glücklicherweise habe ich endlich wieder die sehr feine und extrem schnell trocknende Spachtelmasse aus dem Baumarkt, mit der sich sehr gut kleine Füllungen und Korrekturen nach der eigentlichen Klebung anbringen lassen. Wie ihr wisst, betreibe ich das Abgießen ja manchmal auch mit einem gewissen sportlichen Ehrgeiz, einfach um zu sehen, was mit einteiligen Formen noch geht. Hier aber regierte schiere Notwendigkeit, denn all den melancholischen Turnern, die ich aus den verschiedenen Bausätzen noch besaß, fehlte der abgewinkelte Arm. Die Form enthält wieder mehrere Schnitte, die beim Befüllen gespreizt werden müssen. Schon die ersten Ergebnisse waren brauchbar.
@wefalck , Spitzer stehen leider sowohl in meiner Werkstatt als auch in meinem Büro unter einem Fluch. Kaum sind sie da, sind sie weggehext. Oder sie verlieren über Nacht ihre Schärfe, und statt den Bleistift zu spitzen, zerquetschen sie ihn zu einem Holz-Graphit-Mus. Nun sind fast alle baulichen Arbeiten am Heck abgeschlossen. Die Teile sind größtenteils Abgüsse der Originale bzw. Modifikationen daraus. Ich habe mir größte Mühe gegeben, den Zeichnungen im Album Colbert etwas näher zu kommen, aber einfach war das wahrlich nicht. Und ich bin mir nicht ganz sicher, ob das Ergebnis den Aufwand rechtfertigt. Wenn demnächst Farbe und Öl drauf sind, zeige ich eine Gegenüberstellung zwischen meinem ersten, weitgehend oob gebauten Modell und dem modifizierten hier. Dann ist das wahrscheinlich besser zu beurteilen.
Immerhin werden bei diesen Operationen die topologischen Probleme klarer. Mein klassizistischer Geist würde sich bei diesen Kurven und Biegungen in einem barocken Nirvana verlieren ...
Obwohl das Öl noch nicht ganz trocken ist und stark speckschwartet, kann ich jetzt die erste Gegenüberstellung zeigen. Die Absicht kommt, so denke ich ziemlich deutlich heraus: größere Ähnlichkeit mit dem Album, was bedingt, die seitliche Galerie unten breiter auslaufen zu lassen.
Hier mein Modell von 2015, weitgehend oob
Zweimal das Album Colbert. Einige Abweichungen voneinander, insbesondere unter dem unteren Balkon:
Derart ins rechte Licht gesetzt, ist sicher nicht ganz hässlich, was ich mir da zusammen gebastelt habe. Es kommt sogar ein gewisses Soleil Royal feeling auf. Aber glaubt mir: Ich zweifle, ich zweifle! Schmidt
Sieht gut aus, nur hätte ich den goldfabenen Antrich auf den oberen inneren Teil des Heckspiegels beschränkt und alles übrige mit einem mittleren Goldgelb versehen, weil wirklichkeitsnaher.