Die bereits am Modell der La Créole angebauten Kranbalken bzw. Kattdavits müssen noch mit den erforderlichen Beschlägen ausgestattet werden. Hierzu sägte ich als Erstes aus einem 2 mm Messingblech die Ausleger aus, über die man die Klüvergeie und Außenklüvergeie führte. Die Klüver- und Außenklüvergeie dienten der seitlichen Verstärkung des Klüver- bzw. Außenklüverbaums. IMG_2655a.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Um nach Abschaffung der Blinderahen den Klüver- und Außenklüvergeien eine größere Breite und damit eine größere Festigkeit zu verleihen, wurden sie im 19. Jahrhundert oft über Ausleger an den Kranbalken geführt; so auch bei der La Créole. Die roh ausgesägten Ausleger wurden mit den erforderlichen Bohrungen versehen, und auf eine Materialstärke von etwa 0,8 mm zu Recht gefeilt. Somit verblieb am Kopf der Ausleger eine kleine Kugel mit 2 mm Durchmesser als Abschluss. Neben den vorgenannten Auslegern mussten hierzu die Eisenbänder für die Kranbalkenköpfe aus 1 mm dickem Messingblech gefertigt werden. Die Anfertigung von Scheiben, in diesem Fall für die Scheibgats zur Aufnahme der Kattaljen, habe ich bereits an diversen Stellen dieses Bauberichtes soweit beschrieben. IMG_2655.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2691.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Schließlich wurden die hergestellten Beschlagteile an den Kranbalken befestigt und die Ringbolzen auf der Oberseite der Kranbalken für die spätere Befestigung der Ankerrüstleinen montiert. Zum Abschluss dieser Bausequenz hier noch zwei Bilder, die den fertigen Kranbalken am Modell zeigen. IMG_2697.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2707.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fortsetzung folgt ...
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
"Ich gibs so gut / als ichs errang / Drumb ist mir vor keim Momo bang. Wer bessers waist / und kans erweisen / Der gebs herfür: Ich will ihn preisen." (Joseph Furttenbach 1591-1667)
zur Zeit geht es etwas zäh auf der Werft zu. Zum Teil ist dies neben dem Brötchenverdienen auch dem sommerlichen Wetter geschuldet. Ab und zu kommt in mir schon der ein oder andere Gedanke hoch, was kommt nach der La Creole. Abgesehen davon, dass es noch eine schöne Weile dauern wird bis ich mit der La Creole fertig bin, denke ich eher wieder in Richtung eines französischen Segelschiffes aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Diese letzten echten Segelkriegsschiffe vor dem tiefgreifenden Wandel durch das Aufkommen der dampfgetriebenen Kriegsschiffe faszinieren mich ganz besonders, u. a. auch wegen der schönen Linienführung. Da ich wieder im Maßstab 1:48 bauen will, kommen eher keine allzu zu großen Schiffe in die engere Auswahl, also kein Linienschiff, max. eine Fregatte. Außerdem werde ich mich wieder auf ein nicht so bekanntes Schiff konzentrieren. So habe ich bei meinen umfangreichen Internet-Recherchen bisher max. 6 Modelle de La Creole gesehen, inkl. dem zeitgenössischem Modell im Musse de la Marine in Paris. Wieviele Sovereign of the Seas oder Victorys gibt es?
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Zitat von archjofo im Beitrag #64 Wieviele Sovereign of the Seas oder Victorys gibt es?
Ich gebe Dir vollumfänglich Recht was die Baukastenmodelle angeht. Aber wieviel historisch korrekte Sovereign und Victorys gibt es ?? Da schränkt sich der Kreis schon dramatisch ein !
Es ist aber immer wieder ein Genuß dein Schiff zu begutachten.
Bevor man die im Bereich des Fock- und Großmastes herunterkommenden Taue an den Belegnägeln festmachte, führte man sie durch eine Reihe von Leitblöcken. Bei der La Créole bestanden diese Blöcke pro Beting aus 6 Einzel- und 4 Doppelblöcken. Am Fuß des jeweiligen Mastbetings war eine Eisenstange mit halbrundem Kopf durch drei auf Deck befestigte Augbolzen geschoben. An dieser Stange waren die Blöcke mittels Metallbeschlägen befestigt. Am Ende wurde die Stange mit einem Splint gesichert.
Die Herstellung der Mastbetinge bzw. Nagelbänke für den Fock- und Großmast der La Créole zeigte ich soweit bereits in einem vorhergehenden Bericht.
Die Nachbildung dieser Haltevorrichtung für die Leitblöcke stellte im Maßstab 1:48 eine weitere Herausforderung dar, insbesondere die Augbolzen, da sie nur etwa 2 mm im Durchmesser haben. Diese einfach aus Messingdraht zu biegen, wäre zu simpel und nicht passend. Also habe ich versucht, sie entsprechend den Abbildungen des Originalmodells im Maßstab 1:36 aus dem Musée de la Marine in Paris nachzubauen.
Die gedrehten Fußaufsätze aus Messing haben einen dünnen Dorn 0,5 mm. Der Stift mit 1 mm Dicke ist zur Befestigung auf Deck vorgesehen. Diese werden dann später bei der Endmontage in entsprechende Bohrungen geklebt. Ein Ring aus einem 2 mm Messingrohrabschnitt (Durchmesser 2 mm) nimmt mit einer Bohrung im Durchmesser 0,5 mm den vorerwähnten Dorn auf. Das Ganze wird verlötet und mit einem 1 mm Bohrer wieder aufgebohrt, sauber und rund verschliffen, wie auf den Bildern zu sehen ist.
Auf dem dritten Bild sind die Befestigungsstangen bereits durch die Augbolzen gesteckt und mittels Splint gesichert. Auf diesem Foto ist auch ein 4 mm Block abgebildet. IMG_2764.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2761.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2790.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Nachfolgende Aufnahmen zeigen die Vorrichtung für die Leitblöcke auf dem Deck am Fuß der Großmastbeting provisorisch montiert. Selbstverständlich wird das blanke Messing noch geschwärzt. IMG_2772.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2775.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2778.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Das letzte Bild stellt die Fockmastbeting dar. Dahinter ist der Kombüsenkamin zu sehen. IMG_2785.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Im Weiteren geht es nun an die Fertigung der Einzel- und Doppelblöcke mit den Metallbeschlägen.
Fortsetzung folgt…
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Der warme Farbton deines Holzes an der La creole gefällt mir besonders. Da ich Anhänger des unbehandelten Holzes bin,(lediglich poliert mit dem gleichen Material) würde mich Deine Methode interessieren.
ich behandle die Holzoberflächen grundsätzlich mit einer sogenannten Ballenmattierung, so auch dieses Modell. Dazu wird eine Versiegelung auf Nitrozellulosebasis mit einem fuselfreien Stoffballen in Richtung Maserung auf das Holz aufgetragen. Dabei wird das Holzstück mit jedem Auftrag zwar etwas "glänzender". Aber man kann durch die Anzahl der Aufträge selber den gewünschten Glanzgrad bestimmen, der von schwachmatt bis starkmatt, aber niemals hochglänzend werden kann. Ich bevorzuge eine seidenmatte Oberfläche, die bei einer mit etwa einem 400er oder 600er Schleifpapier vorgeschliffenen Holzoberfläche sehr leicht erreicht wird. Birnenholz ist auf Grund seiner feinen Maserstruktur für diese Methode prädistiniert. Die Ballenmattierung kann bei großen bis ganz kleinen Flächen ( z. B. auch bei kleinen Blöcken) Anwendung finden. Die Holzstruktur wird durch die Ballenmattierung betont und hervorgehoben, dabei geht jedoch die Natürlichkeit des Holzes nicht verloren, wie z. B. bei einem Lackauftrag. Durch abwechselndes Auftragen und Schleifen, z. B. auch mit feiner Stahlwolle, erzielt man sehr schönen wertige Holzoberflächen. So sind später auch keinerlei Schleifspuren sichtbar. So behandeltes Holz lässt sich leicht kleben und falls notwendig nachbehandeln, auch am Modell.
Sollte Dir diese Methode noch nicht bekannt sein, empfehle ich Dir, es einfach einmal an einem Probeholzstück auszuprobieren, vielleicht kommt diese Methode Deinen Vorstellungen sehr nahe.
PS: Oh, auch ein Oberbayer, schön langsam werden wir mehr.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Muß man denn bei solcherart behandelten Oberflächen nicht Angst haben, daß bei der weiteren Arbeit durch Verschmutzung, Klebstoffspuren, Wasser oder Fett das Holz in Mitleidenschaft gezogen wird?
Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
im Gegenteil, die Holzfllächen sind erstaunlich widerstandsfähig und falls doch mal was danebengeht oder verunreinigt ist, leicht drüber schleifen und neu Ballenmattierung auftragen. Das kann auch partiell erfolgen, da es sich um keine Lackschicht handelt, wo man Ränder bzw. einen Übergang sehen würde. Einfach mal ausprobieren, z. B. mit dem hier Link.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
grundierst Du vorher? Verdünnst Du die Ballenmattierung? Steht zumindest so auf der Clou-Dose als Bearbeitungshinweis (Grundierung G1; Verdünnung V1 im Verhältnis 3:1)
Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)