Fortsetzung Niedergänge zum Unterdeck Zur Vervollständigung des bisher hergestellten Niederganges wird eine Treppe, die zum Unterdeck führt, erforderlich. Das Unterdeck habe ich bereits bei der Herstellung des Rumpfes im einsehbaren Bereich der Öffnungen der Niedergänge eingebaut, mit Decksbeplankung und Dübeln.
Zu den beiden am Modell der La Créole sichtbaren Treppen enthält der Plan von J. Boudriot, außer den Draufsichten zu den Niedergängen, keine weiteren Angaben. Daher war ich auf Angaben hinsichtlich der Auftritte und der Steigung aus der Literatur bzw. Internet angewiesen. Auf dieser Grundlage zeichnete ich die Treppen in Verbindung mit den Angaben der Deckshöhen aus dem Plan von J. Boudriot. So ermittelte ich 8 Auftritte, was insgesamt 9 Steigungen a´ 19,4 cm bei einer Deckshöhe von 1,75 m (OK Unterdeck bis OK Oberdeck) bedeutet. Dabei ist mir erst so richtig bewusst geworden, vorausgesetzt der Plan von J. Boudriot ist in diesem Punkt korrekt (was ich nicht bezweifle), dass die lichte Raumhöhe im Unterdeck dieser Korvette etwa 1,7 m, im Bereich der Decksbalken sogar nur 1,5 m betrug.
Zur Herstellung der Treppenwangen fertigte ich mir eine primitive, aber letztlich sehr effektive Vorrichtung für meine kleine Proxxon-Tischkreissäge. Damit konnte ich die Nuten zur späteren Aufnahme der Auftritte im erforderlichen Winkel einschneiden. Um diese Einschnitte in gleichmäßigen Abständen zu erhalten, klebte ich eine kleine Führungsnase auf diese Vorrichtung. Das ganze funktionierte wider Erwarten sehr gut. IMG_2452.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2456.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2457.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Auftritte klebte ich anschließend mit Sekundenkleber in die Führungsnuten ein. Somit war die erste Treppe für den einen Niedergang hergestellt. IMG_2468.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Für den weiteren Niedergang der La Créole, welcher sich im Bereich zwischen Gangspill und Großmast befindet, musste erst noch der Rahmen gefertigt werden. Dieser unterscheidet sich von der Profilierung her dahingehend, dass hier innen eine Ausfräsung erforderlich wurde. Diese Ausnehmung diente meines Erachtens zur Aufnahme einer Abdeckung. IMG_2474.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Deshalb hat dieser Niedergang laut den Plänen von J. Boudriot auch kein Geländer, wie auch am zeitgenössischen Modell zu beobachten ist. Hier auf diesem Bild ist dieser Niedergang dann soweit zusammengebaut dargestellt, mit den Bestandteilen des zweiten Niederganges. IMG_2486.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
So sieht der Niedergang dann in der eingebauten Situation auf dem Oberdeck aus. IMG_2489.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fortsetzung folgt ...
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Wieder eine Demonstration von herausragender Modellbaukunst! Gerade beim letzten Bild fühlt man sich an Bord versetzt! So langsam werde ich träumerisch ungeduldig und hätte gern das fertige Modell mit vielen, vielen Bildern schon vor mir. Freue mich auf mehr, Johann.
ja es geht zäh voran. Aber leider muss ich auch noch einer anderen Profession nachgehen, was allgemein üblich als Job bezeichnet wird.
Momentan beschäftige ich mich mit dem Neubau des Gangspills der La Creole. Bei meiner Internetrecherche für die Pumpen der Korvette bin ich auf eine Seite der französischen Marine gestoßen. Dort sind eine Vielzahl von alten Plänen und Zeichnungen von Schiffen mit Ausrüstungsteilen aus der Epoche der La Creole zu finden, u. a. auch eine Zeichnung des Gangspilltyps, der auf Korvetten und Briggs der damaligen Zeit Verwendung fand. Das wecke in mir die Ambition das Gangspill der La Creole nochmals, aber detaillierter zu bauen. Momentan beschäftige ich mich mit dem Pallenkranz, welchen ich versuche aus Messing nachzubauen, was im Maßstab M 1:48 nicht ganz einfach werden wird, jedoch nicht unmöglich.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Ich bin leider erst jetzt dazugekommen die Bauabschnitte deiner La Creole zu betrachten. Ein ganz beeindruckendes Modell in meisterhafter Ausführung. Gratulation und meine Hochachtung
Grüsse Willi
Mut ist - wenn man die Angst durch eigene Kraft überwindet.
aus Deinem Munde diese Anerkennung zu hören, ist für mich eine ganz besondere Ehre, da ich Deine Modelle bereits vor etwa 20 Jahren in der Buchreihe "Die schönsten Schiffsmodelle der Welt" v.Alfred Albert bewundern durfte.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Das Gangspill verkörperte auf den alten Segelschiffen eine mechanische Vorrichtung zum Heben großer Lasten. Schiffs- und Ausrüstungsteile waren zu heben, was ohne raffinierte Kraftverstärkung selbst beim Einsatz der gesamten Mannschaft nicht zu bewerkstelligen gewesen wäre. Das Gangspill konzentriert sozusagen die Kraft eines Teiles der Schiffsbesatzung auf den Punkt. Später wurden die von Muskelkraft betriebenen Spills sukzessive durch Dampfkraft betriebene Maschinen ersetzt.
Durch eine Internetrecherche, welche hauptsächlich durch den Bau der Pumpen für das Modell der La Créole veranlasst war, bin ich auf eine Seite gestoßen, auf der Pläne und Zeichnungen der französischen Marine zu Kriegsschiffen mit Ausrüstungsgegenständen aus dem 19. Jahrhundert zu finden sind. Genau aus dieser Epoche stammt die französische Korvette La Créole. Für eine interessierten Modellbauer ein Glücksfall. Das bedeutet im Fall des Baus eines Modells wie der La Créole, dass über die hervorragenden Pläne von J. Boudriot hinaus, weitere Detaildarstellungen zur Verfügung stehen und ggf., soweit im Maßstab 1:48 überhaupt noch möglich, umgesetzt werden können.
Auf diesen Plänen der französischen Werften fand ich so neben anderen vielen wertvollen Zeichnungen auch die Originalzeichnung des Gangspills der La Créole. Dieser Typus von Gangspill kam auf den Korvetten und Briggs in der französischen Kriegsmarine der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Einsatz. Auf der Grundlage dieser Originalzeichnung kann der Aufbau des Gangspills und dessen Funktionalität genauestens nachvollzogen werden
Insofern habe ich mich dazu entschieden, das bereits einmal vor etwa 20 Jahren für mein Modell der La Créole gebastelte Gangspill nochmals neu, und detaillierter auf der Basis dieser Originalunterlagen zu bauen. Hier ein Bild vom alten Gangspill, welches etwas rudimentärer Bauart ist. IMG_2417.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Es wäre gelacht, wenn ich das nicht besser hinbekommen würde.
Als Erstes fertigte ich eine Zeichnung des Gangspills mit entsprechender Vermassung. Der Bau des Gangspills begann mit dem Aussägen und in Form schleifen der Spillklampen aus Birnenholzleisten mit 2 mm Stärke. IMG_2494.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2499.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2507.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Anschließend erfolgte die Herstellung der Gangspillwelle mit achtkantiger Form. Um das Gangspill dann später am Bohrschleifer abdrehen zu können, wurde in die achtkantige Welle ein Messingrundstab eingesetzt, der dann später auch dem Pallenkranz als Drehachse zur Verfügung stehen wird. IMG_2502.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2510.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Nach dem Ankleben der Spillklampen sowie dem Einkleben der Keilstücke bzw. Querklampen am oberen und unteren Rand der Spilltrommel und einer entsprechenden Vorformung mittels Schnitzmesser konnte der untere Teil des Spills, die sogenannte Trommel, am Bohrschleifer dann fein weiterbearbeitet und letztlich sauber verschliffen werden. IMG_2528.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2514.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Im nächsten Schritt folgte die Herstellung des Spakenkranzes. Dieser besteht im Prinzip aus drei Holzscheiben. Die mittlere Scheibe hat Ausnehmungen, für die sogenannten Spakengaten, zur Aufnahme der Spillspaken. Zur Scheibenherstellung bediente ich mich des Bohrschleifers. Dazu wird eine aus einem Birnenholzbrettchen ausgesägte Scheibe auf einen Trennschleiferhalter aufgeschraubt und dann auf den erforderlichen Durchmesser abgedreht bzw. abgeschliffen. IMG_2543.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2545.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät? Soll das heißen, ja ihr Leut´, mit dem „Basteln“ ist Schluss für heut´…
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Fortsetzung Gangspill Weiter ging es mit der Fertigung des Pallenkranzes, welcher aus einem 2 mm dicken Messingblech von Hand mit der Juweliersäge ausgesägt wurde. Die Stopper, die in Verbindung mit den Sperrklinken, den sogenannten Pallen, den Rücklauf des Spills verhindern, wurden durch Abfräsen des umgebenden Materials herausgearbeitet. IMG_2531.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2537.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Für die äußere Führung der Pallen lötete ich einen Messingbelchstreifen mit Weichlot rund um den Pallenkranz. Beim Drehen der Gangspills war durch das Herunterfallen der Pallen ein angenehmes „Klick-Klack“ zu vernehmen. IMG_2540.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Der untere Ring diente zur Aufnahme von 4 hängenden Pallen, welche im Original natürlich aus Eisen hergestellt waren. Diesen Ring fertigte ich für das Modell wiederum aus Messing; ebenso die Pallen. Diese wurden dann mit Bolzen durch den Messingring am unteren Gangspillrand drehbar befestigt. Insofern ist die Funktion der Pallen beim Modellgangspill auch gegeben, nur mit dem „Klick-Klack“ klappt´s nicht ganz so. IMG_2875.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Im Weiteren wurden die zwei Eisenringe zur Verstärkung des Spakenkranzes für das Modellspill mit Messingringen nachgebildet. IMG_2867.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
An der Unterseite hatte der Spakenkranz, wohl ebenfalls zur Erhöhung der Festigkeit, einen Eisenring, der mittels 10 Eisenbolzen befestigt war. Diesen Ring stellte ich auch aus Messing her. Die kleinen Bolzen fertigte ich in bewährter Weise, wie an anderen Stellen des Bauberichtes bereits näher erläutert. Zu guter Letzt fehlte noch die Abdeckung des Spakenkranzes, welche in der Regel leicht gewölbt und mit Messing beschlagen war, um einen ungehinderten Wasserablauf zu gewährleisten. Gelegentlich waren in diese Abdeckung der Name und das Baujahr des Schiffes eingraviert. Ob die bei der La Créole der Fall war, ist mir nicht bekannt. Diese Abdeckung bildete ich mit einer Kupferfolie nach, welche dann auf den der Wölbung entsprechend vorgeformten Körper aus Birnenholz geklebt wird. Somit waren dann alle Bestandteile für das Gangspill soweit angefertigt, welche auf dem nächsten Bild dargestellt sind. Man glaubt es nicht, wie viele Teile man in so einem Gangspill im Maßstab 1:48 verbauen kann. So kommen mehr als 40 Einzelteile zusammen. IMG_2879.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Vor dem finalen Zusammenbau des Spills müssen natürlich noch alle Messingteile geschwärzt und die Holzteile mit Ballenmattierung behandelt werden. Vorab hier zum heutigen Abschluss noch ein Bild, des provisorisch montierten Spills. IMG_2892.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fortsetzung folgt…
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Vor der Endmontage des Gangspills bildete ich noch die Verdübelung der Spillklampen mittels der Wachsmethode nach. Anschließend wurden die Sperrklinken bzw. Pallen mittels Bolzen eingeklebt. Wie bereits im letzten Abschnitt erwähnt, war darauf zu achten, dass die Pallen auch beweglich bleiben. Damit wird die Funktion der Fallklinkensperre auch am Modell gewährleistet. Danach setzte ich die kleinen Bolzen in den Ring, der auf der Unterseite am Spakenkranz zu montieren war. IMG_2903.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2906.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Auf dem nächsten Foto sind die Spilltrommel mit dem Pallenkranz und der Spakenkranz kurz vor dem Zusammensetzen abgebildet. Beim Pallenkranz erkennt man die 4 Bohrungen, die zur Verbolzung des Spills erforderlich waren. Die massiven Schraubbolzen durchdrangen die Decksbeplankung sowie die auf der Unterseite zwischen die Decksbalken eingesetzten Holzbalkenverstärkungen. Auf der Unterseite wurde als Gegenstück eine massive Eisenplatte mit den 4 Bolzen verschraubt. Somit hatte das Spill im Pallenkranz auf dem Deck und in Form der Eisenplatte unter Deck ihr Drehlager und ausreichende Festigkeit, um die großen Kräfte z. B. beim Ankerhieven aufnehmen zu können. IMG_2907.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
So sieht das Gangspill der La Créole dann fertig montiert aus. IMG_2909.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2923.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Zum Einbau an Deck werde ich bei Gelegenheit in Verbindung mit anderen Decksaufbauten noch ein paar Bilder zeigen.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Sie sind ja wohl der Meister im Mini-Modellbau hier!!! Die Vorführung ihres Gangspills überzeugt sehr stark! Meine Finger sind vielleicht zu ungeübt für solche Feinheiten, aber meine Augen und mein Herz erfreut solche Präzision ungemein! Danken Sie Gott für diese Begabung!
Dank möchte ich Ihnen sagen, dass Sie so offen alles zeigen, - und ohne Angeberei!
vielen Dank für den positiven Kommentar und die wohlwollenden Worte. Ich beschäftige mich schon sehr lange mit dem historischen Schiffsmodellbau. Mittlerweile gibt es die gute Möglichkeit sich über das Internet hierzu in verschiedenen Foren mit Gleichgesinnten auszutauschen. So wie ich von den Ideen und den Bauberichten der anderen profitiere und etwas lernen kann, so hoffe ich, dass ich durch das Zeigen und erklären, damit den anderen Kollegen wieder etwas zurückgebe.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner