Hallo Willi, Danke für Dein Lob. Es macht Spaß und ich habe jetzt auch Zeit. Aber Du hast doch schon einige Franzosen gebaut. Vielleicht kannst Du mir zu diesem Thema eine Hilfe geben.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Glaube mir, lieber Johann, wenn ich der Ansicht gewesen wäre, etwas zu dem Thema beisteuern zu können, dann hätte ich Dich sicher nicht im Regen stehen lassen.
Tatsächlich habe ich bisher nur einen Franzosen gebaut, nämlich den Kutter "Le Cerf" und bei dem habe ich die Rahnocken schlicht so gebaut, wie ich den Plan verstanden habe, ohne das weiter zu hinterfragen. Deine Fragestellungen gingen aber in eine Tiefe, dass ich sie nicht belastbar hätte beantworten können und Vermutungen hätten Dir auch nicht weiter geholfen.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Fortsetzung: Klärung der Rahnocken Wie bereits angekündigt habe ich nun auch eine Variante mit senkrecht stehenden Klampen gezeichnet. Bei dieser Variante sehe ich jedoch ein großes Problem mit der Führung der Bramschoten. extremite_vergues_V1_LaCreole.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Außerdem finde ich an den zeitgenössischen Schiffsmodellen eigentlich vorwiegend waagrecht angeordnete Klampen.
Die mir erst kürzlich vom Musée national de Marine Paris freundlicherweise überlassenen Bilder von der La Créole, lassen trotz höherer Auflösung jedoch an diesen filigranen Teilen letztlich nicht die entscheidenden Details eindeutig erkennen. Aber in Verbindung mit der bereits gezeigten Rahnock der Le Suffren werde ich voraussichtlich die ursprünglich gezeichnete Variante umsetzen. Auch die Rahnocken der Le Friedland 1810 gehen in diese Richtung. extremite_vergues_LaCreole_1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Bei den ganzen Recherchen habe ich auch festgestellt, dass die Rahnocken der bisher angefertigten Unterrahen nicht ganz korrekt sind, so habe ich diese Rahen einfach nochmals hergestellt, wie nachfolgend zu sehen: DSC00806.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
ein gutes neues Jahr 2023, und vor allen Dingen Gesundheit.
Bevor es mit den Rahen mit frischer Energie und Motivation weitergeht, möchte ich zwischenzeitlich noch eine Frage zum Schiffskompass klären.
Schiffskompass Am Kompassgehäuse der La Créole befindet sich auf der Rückseite ein zylinderförmiges Teil, was ich erst kürzlich auf einem der hochauflösenden Bilder vom Musée national de Marine Paris entdeckt habe. Kompass_LaCreole.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Quelle: Musée national de Marine Paris
Auf einer Aufnahme des Ruderstandes eines zeitgenössischen Modells aus dem Pariser Museum ist dieses Teil sogar noch besser zu erkennen (Kompass fehlt leider). P1040106.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Quelle: Musée national de Marine Paris
Gern würde ich dieses Teil noch bei meinem Modell ergänzen, und dazu näheres über dessen Funktion in Erfahrung bringen. Auf Grund meiner bisherigen Erkenntnisse sehe ich zwei Möglichkeiten: - Es könnte sich um eine sogenannte Flindersstange (Weicheisenkorrektor) handeln, die den Einfluss der Kompassnadel auf Eisenteile verringert; - oder, um eine Beleuchtung. Gegen die Flindersstange spräche allerdings die Tatsache, dass es sich hier um ein Holzschiff handelt. Lediglich die Geschütze könnten einen entsprechenden Einfluss auf die Kompassnadel bewirken. Grundsätzlich waren diese Messinggehäuse der Schiffskompasse mit Öllampen beleuchtet, die jedoch auch zylinderförmig und mit einem runden Aufsatz (Belüftung) ausgebildet waren. Was ich im Internet so beispielsweise zu sehen bekam, befanden sich diese zylinderförmigen Teile jedoch direkt oben am Gehäuse und waren meist beidseitig angebracht. Daher sehe ich dieses Teil in der Funktion eher als Weicheisenkorrektor, oder es gibt noch eine andere Erklärung?
Hierzu wäre ich sehr um eure Mithilfe dankbar. Wäre schön, wenn ich hierzu noch mehr Informationen erhalten könnte.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Beleuchtung scheidet m.E. aus, da sie oberhalb der Kompassrose sitzen muss, damit man die Gradeinteilung ablesen kann.
Bleibt also der von dir genannte Korrektor.
Aber vielleicht handelt es sich auch um eine Aufnahme, an dem man Zubehör befestigen konnte? Z. B. eine Peilvorrichtung oder eine Befestigung für eine abnehmbare Lampe für die Kompassbeleuchtung?
Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Auch ich plädiere für eine Flindersstange. - Wie von Alexander bereits richtig bemerkt, ist das Teil viel zu weit unten, um die Kompassrose sinnvoll zu beleuchten. Dazu kommt Volkers Feststellung mit der Aufhängung.
LG, Herbert
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Es kommt dann eigentlich nur die Flindersstange in Betracht. Dieses Detail werde ich dann gelegentlich am Kompassgehäuse anbringen.
Fortsetzung: Herstellung der Rahen – Großmarsrah – Vergue de grand hunier Lange genug habe ich mich um die Entscheidung zur Ausführung der Rahnocken der Marsrahen gedrückt. Weitere Recherchen hierzu haben keine neuen Erkenntnisse gebracht. Nun nach den Feiertagen und im neuen Jahr mit frischem Elan habe ich mich, wie bereits im vorletzten Beitrag signalisiert, für nachfolgende Ausführungsform der Raharme der Marsrahen entschieden: DSC00812.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
So, jetzt kann es mit der Herstellung der Rahen weitergehen. Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Fortsetzung: Herstellung der Rahen – Bramrahen – Vergue de perroquet
Nach den Marsrahen ging es mit der Herstellung der Bramrahen weiter. Hier ein kurzer Blick auf meinen Arbeitsplatz mit den wichtigsten Utensilien zur Herstellung der Rahen: DSC00837.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Durchmesser der Bramrahen, insbesondere in den äußeren Partien, bewegen sich um die 1,6 mm. Insofern ist es nicht verwunderlich, wenn man ohne Lünette arbeitet, dass es mal zum Bruch kommen kann. DSC00839.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Spätestens beim Bearbeiten der Rahnocken ist es ratsam die filigranen Rahen mit einem Setzstock zu unterstützen. DSC00840.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Auf dem nächsten Bild ist die Bearbeitung des Achtkants in der Rahmitte zu sehen. DSC00841.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Das letzte Bild soll einen Eindruck vermitteln, wie filigran die Bramrahen im Vergleich zu den Unterrahen sind. Es zeigt die Rahnock der Großrah im Vergleich zur Kreuzbramrah. Der Achtkant der Kreuzbramrahnock hat am äußeren Ende noch eine Breite von 1,3 mm. DSC00842.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Das es natürlich noch etwas dünner und filigraner geht, ist dann bei der Herstellung der Royalrahen gegeben. Speziell die achtkantike Ausformung an den Rahnocken bedarf einer besonderen Sorgfalt. Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
jedes, aber jedes kleine Detail wird unter Deinen Händen zum Kunstwerk. Absolut brilliant ist zudem Dein Hintergrundwissen und Deine qualifizierte Recherche im französischen Schiffsbau dieser Epoche. Ein umfassendes Eldorado für jeden ambitionierten Modellbauer! Von Deiner fast übermenschlichen Ausdauer beim Bau dieses Modells ganz zu schweigen. In höchster Bewunderung Volker
@Rack Hallo Robbi, mit Cleverness hat das nichts zu tun. Nachdem sich bei den ersten Versuchen Laufspuren der Kugellager auf dem Rundholz abzeichneten, war das die Reaktion darauf.
Danke, ein solcher Kommentar von einem so erstklassigen Modellbauer wie es Du bist und es mehrfach unter Beweis gestellt hast, geht natürlich runter wie Öl. Und es ist schön und motivierend, dass nach so langer Zeit immer noch Interesse an meinem Baubericht besteht.
Fortsetzung: Herstellung der Royalrahen – Vergue de cacatois Mittlerweile habe ich mit der Anfertigung der Royalrahen begonnen. Wie bereits im letzten Bericht geschrieben, sind die Royalrahen oder auch als Oberbrahmrahen bezeichnet, naturgemäß noch dünner und filigraner, wie die Brahmrahen. Die Abmessungen aus den Planunterlagen von J. Boudriot wurden von mir nochmals mit den Angaben eines zeitgenössischen Originaldokumentes abgeglichen. In dieser Maßtabelle sind die Abmessungen der Masten und Rahen der zur La Créole baugleichen La Blonde aufgezeichnet. Alle Maße stimmten mit den Zeichnungen überein, wie auf der nachfolgenden zeichnerischen Zusammenstellung nachvollziehbar dargestellt wurde. Royalrahen_LaCreole.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Das es bei diesen Abmessungen bei ø 1,4 mm ohne Setzstock (Lünette) nicht mehr machbar ist, habe ich bereits angemerkt. Ein Zahnstocher z. B. hat einen Durchmesser von 1,8 mm. Insofern ist hier besonders behutsam vorzugehen und nicht zu viel Druck auf das Rundholz auszuüben. DSC00848.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Auch die Ausformung des Vierkantes mit der achtkantigen Rahnock bedarf einer sensiblen Bearbeitung, was auf dem nächsten Bild zu sehen ist. DSC00849.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Zum Abschluss dieser Arbeiten noch ein Vergleich von Rahnocken: Großrah, Kreuzbramrah und Kreuzroyalrah DSC00854.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Jetzt müssen noch zwei Leesegelbäume zum Einhängen an den Fockrüsten hergestellt werden. Mit der bereits vor längerer Zeit schon angefertigten Gaffel (obere Spiere) und dem Gaffelsegelbaum (unterer Baum) liegen dann alle segeltragenden Spieren für die französische Korvette bereit. Diese werden dann in Folge mit den erforderlichen Ausstattungen und Beschlägen (Scheiben, Leesegelbrillen etc.) versehen.
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Als Randbemerkung zur Herstellung von Acht- und Vierkanten an Rahen und Masten: für Uhrmacherdrehbänke gibt es so genannte Doppelfeilrollen, die zur Führung der Feile zusammen mit einer Teilscheibe auf der Spindelwelle dienen:
Die Rollen sind gehärtet, um nicht von der Feile angegriffen zu werden. Vielleicht kann man sich für andere Drehbänke so etwas aus Kugellagern basteln.