Eigentlich ziehe ich Standmodelle den Dioramen vor, weil sie das Unterwasserschiff nicht zeigen. Aber die Idee, die Vorzüge eines Standmodells mit denen des Dioramas zu kombinieren ist sehr überzeugend. Die modellbauerisch-künstlerische Umsetzung natürlich sowieso.
Danke! Anmerkung: bei den zuletzt gezeigten Fotos handelte es sich um Standproben. Natürlich gehört zu einem Sturmdorama eine verwirrte und beschädigte Takelage. Ich habe an dieser Stelle damals unter anderem deshalb nicht weitergemacht, weil ich mit meiner bisherigen Segelproduktion nicht zufrieden war. Jetzt darf ich hoffen, mit dem Dafischen Laminat das richtige Material zur Darstellung von dramatisch bewegten Segeln zu haben.
Ich habe zum Abschluss meiner Arbeiten am ersten Phoenix ein kleines Vorher/Nachher zusammengestellt. Zwischen den beiden Modellen liegen fast 40 Jahre. Das erste Modell hat sich durch einen glücklichen Zufall bei Bekannten meiner Eltern erhalten und ist später zu mir zurückgekommen. Ich denke, wenn ich ehrlich zu mir selbst sein soll, muss ich sagen: Der Unterschied zwischen dem Modell, das ein 15-jähriger an ein paar Tagen zusammengebaut hat, und dem, in das derselbe Mensch 40 Jahre später mehrere Monate Bastelzeit investiert hat, ist auch nicht sooooo gravierend. Gut, wer sich in die Details vertieft, mag erkennen, dass praktisch jeder Quadratmillimeter anders behandelt worden ist – aber neu erfunden habe ich den Modellbau damit auch nicht. Der Phoenix von Heller, damals das erste Modell dieser Firma nach Plänen des Pariser Marinemuseums, ist und bleibt trotz mancher Abweichung vom Vorbild eine rundum gelungene Konstruktion, deren Schöpfer mein höchster Respekt gilt.
2 1/2 Jahre. Wie die Zeit vergeht. Dieser Baubericht war eigentlich beendet, als ich mich dazu entschlossen hatte, das Modell endgültig für den Ständer zu bauen, der es sowohl in der Wasserlinie als auch den Unterwasserrumpf zeigt. Allerdings gibt es da immer noch die See-Stücke, die ich für den Versuch hergestellt hatte, das Modell in sehr bewegtes Wasser zu platzieren, in Anlehnung an das Gemälde „Der Windstoß“ von Willem van de Velde. Warum also nicht einen zweiten Versuch wagen; immerhin habe ich in der Zwischenzeit einiges über die freie Gestaltung von Ornamenten barocker Schiffe und über das Fotografieren von Modellen unter freiem Himmel dazugelernt. Vorlage für die Konstrukteure bei Heller war damals, 1968, das zeitgenössische Album Colbert, eine Art Musterkatalog zum Neuaufbau der französischen Flotte im mittleren 17. Jahrhundert, sowie der Plan der Freunde des Pariser Marinemuseums, der in Anlehnung an das historische Vorbild erstellt worden war. Die Konstrukteure bei Heller haben sich naturgemäß mehr an dem Plan orientiert, denn der ist ja bereits eine "baufähige" Interpretation seiner historischen Vorlage. Es folgt ein Vergleich der Seitengalerien bei Colbert, Museum und Heller. Ich hatte mich damals an die Heller-Teile gehalten und sie nicht modifiziert, weil ich mich dazu nicht in der Lage sah. Dabei kam mir die untere Ebene der Galerie damals schon zu kurz und zu sehr an die Bordwand geschmiegt vor. Bei Colbert hat der Zeichner einen Schatten angebracht, der doch nur darauf weisen kann, dass die Galerie hier um die Ecke geht. Nebenbei gesagt widerspricht die Stützkonstruktion meines Erachtens gewissen technischen Anforderungen. Seht selbst.
Nun will ich einmal etwas beherzter eingreifen. Aus den vielen Bausatzteilen, die ich damals gesammelt habe, habe ich zunächst einmal die untere Galerie neu konstruiert, mit drei Fenstern, die auf einer Ebene liegen, und einem, dass (bei Colbert unsichtbar) nach vorne zeigt
Natürlich tendiert das wieder auf Form und Gussteil, und dann wird sich zeigen, ob in diesem Ansatz Potenzial für eine gelungene Modifikation steckt.
Das ist das Ergebnis eines ersten dreidimensionalen Brainstormings an einem Proberumpf. Alles noch ziemlich roh, aber man kann erkennen, dass es jetzt keine offenen Gänge mehr gibt. Die Balustraden sind, wie damals ja durchaus üblich war, Halbreliefs. Ich denke, damit komme ich den Zeichnungen im Album Colbert etwas näher, wenngleich es sich natürlich auch hier um eine Interpretation handelt. Im Hinterkopf habe ich natürlich die Möglichkeit, die Seitentasche als ein einziges Teil abzugießen. Schmidt
Zitat von Schmidt im Beitrag #274. Im Hinterkopf habe ich natürlich die Möglichkeit, die Seitentasche als ein einziges Teil abzugießen. Schmidt
So war es auch bei der Soleil Royal von Heller. Ansonsten sehr an das Modell von Tanneron angelehnt, ist Heller bei den Seitentaschen abgewichen und hat geschlossene (Fake-) Balkone anstelle der offenen bei Tanneron dargestellt, so dass jede ein einziges Teil im Bausatz ist.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Zitat von Willi im Beitrag #275ist Heller bei den Seitentaschen abgewichen und hat geschlossene (Fake-) Balkone anstelle der offenen bei Tanneron dargestellt, so dass jede ein einziges Teil im Bausatz ist.
...genau, @Willi -gehe schon einige Zeit mit dem Gedanken schwanger, die 'Soleil Royal' aus der Vitrine zu holen und ihr die offenen Balkone an den Seitengalerien zu gönnen -wäre allerdings eine fiese Arbeit. Heller hatte hier geschummelt, indem das Kartonbild offene Galerien bzw. Balkone zeigte.
Ich bin mir durchaus unsicher, ob es wirklich Heller war, die hier geschummelt haben. A.a.O. habe ich mal eine Diskussion gelesen, in der eine Seite die Ansicht vertrat, dass die geschlossene Version die historisch korrekte sei und somit Tanneron anzuzweifeln sei. Ich kenne nur die Spiegelansicht von Amiral de Paris und die gibt da keine Aufschlüsse. Ansonsten gibt es wohl kein authentisches Bildmaterial von dem Schiff. Die Diskussion führte dann auch folgerichtig zu keinem belastbaren Ergebnis.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
In einem amerikanischen, besser: internationalen Forum in englischer Sprache (ships of scale) werden 2 höchst engagierte Umbauten des Heller-Modells der SR gezeigt. Die Modellbauer haben äußerst intensiv recherchiert. Und beide haben die Balkone geöffnet. Schmidt
Im Jahr 1974 war's, als mich dieses Bild inspirierte und der Fa. Heller so lange auf die Nerven gegangen bin, bis sie den Baukasten aufgelegt hatte. Das ist das Modell aus dem Musee de la marine, Paris
Etwas undeutlich, aber man sieht die Balkone-
SAM_1801 (2).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
-und ( leider in grau gehalten ) ein Ausfaltbild aus einem der Paris- Bände-
SAM_1805 (2).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
....soviel zu den geschlossenen bzw. offenen Seitengalerien !
Nachtrag: Eine noch bessere Aufnahme bezüglich der offenen Seitengalerien aus 'Howard; Sailing Ships of War 1400- 1860. Sie zeigt wiederum das Modell der SR aus dem Marinemuseum in Paris.
"Im Jahr 1974 war's, als mich dieses Bild inspirierte und ich der Fa. Heller so lange auf die Nerven gegangen bin, bis sie den Baukasten aufgelegt hat." Zitat Windgesicht.
Zitat von Schmidt im Beitrag #281Endlich wissen wir, wer das war!
Ja, damals hatte ich mich gefreut wie ein Schneekönig, dass man die SR auflegte. Sie in 'Holz' zu bauen hatte ich mir damals nicht zugetraut, schon garnicht die Schnitzereien, auch fehlten mir die Gerätschaften. Ich konnte mich nicht sattsehen an diesem wunderschönen Modell, habe sie aber erst viel später gebaut. Vorher hatte Heller die VICTORY in's Programm genommen, die mit dem seltsamen und verzwickten Takelplan bei ( Waren )- Test -die hatten sich im Bereich Modellbau einmal versucht- nicht gut wegkam. Das war auch der Auslöser, dass man außer einem "weltbekannten" Schiff mal etwas anderes bringt und dazu noch so schön, zumal ich Franzosenfreund bin .
Hier eine Zwischenstufe der Seitentasche, noch mit Garn als Zierleiste. Das musste wieder verschwinden, weil ich mich daran erinnerte, dass das beim Abgießen immer Schwierigkeiten bereitete, deren Ursache ich nie ganz verstanden habe.
Und das ist der Stand der Dinge. Der Fisch, der den oberen vorderen Abschluss bildet, ist mittlerweile quasi vollplastisch.
Jetzt darf das Magic Sculp trocknen, und dann kann ich an einigen Teilen noch etwas schnitzen, die zu klein sind, als dass ich sie außerhalb des Gesamtgebildes noch zwischen den Fingern halten könnte. Schmidt
Ich kann einen ersten Abguss der fertig gestellten Seitengalerie in Farbe präsentieren. Die Form habe ich nach dem bewährten Verfahren hergestellt: einen Schutzwall aus Knetmasse um die Galerie legen, dann in mehreren Lagen Silikon auftragen und schließlich die „Wanne“ volllaufen lassen. Die ersten beiden Bilder zeigen den Vergleich der Heller-Version, die sich am Plan der Freunde des Marinemuseums Paris orientiert, mit meiner neuen Version, mit der ich hoffe, der Vorlage bei Colbert etwas näher zu kommen. Es fehlen noch der Ölüberzug und die unteren hinteren Stützen.
Und hier wird ein Rumpf, der schon als Teilespender für ein anderes Projekt gedient hatte, notdürftig wieder hergerichtet, um eine ganz andere Farbvariante zu testen.
Der ehemalige Teilespender ist jetzt soweit aufgemöbelt und umgefärbt, dass ich ihn zu einer Probesitzung (Probeliegung?) im bewegten Wasserbett verwenden konnte. Die Farbgebung orientiert sich jetzt an der Königlichen Sonne, die hier gewissermaßen im Taschenformat (als Zweidecker) erscheint. Das ergibt natürlich einen stärkeren Kontrast zu den „Wasserfarben“. Am Modell sind die schmalen Barkhölzer im oberen Bereich des Achterschiffs vollständig weggeschliffen. Sie hinterlassen eine große ungestaltete Fläche. Hier beginnt die Herausforderung einer neuen Ornamentierung.
Der Himmel passt natürlich nicht so richtig zum Wettereindruck des Wassers, das Wasser selbst aber ist doch besser, als ich es in Erinnerung hatte. Ich glaube, ich habe mich damals ein bisschen verbastelt, will sagen: Ich war irgendwann nicht mehr in der Lage, zu entscheiden, was mir gefällt und was nicht, was machbar ist und was nicht. Man soll eben allen Projekten eine zweite Chance geben. Schmidt wünscht einen schönen Sonntag