[quote=Foxtrott|p112750]Die Digitalkameras sind in der Farbwiedergabe oft etwas eigen. ... /quote] ... Besonders bei Mischlicht (verschiedene Sorten Kunstlicht und/oder Tageslicht). Das bekommt man praktisch nicht korrigiert oder nur mit großem Aufwand.
War eine Woche unterwegs und entsprechend gespannt, wie die fertige Welle bei meiner Rückkehr auf mich wirken würde. Und siehe da: Ich kaufe ihr das Wasser nicht mehr ab. Einen Abend lang habe ich sie mir unter allem Licht betrachtet, einen halben Morgen auch bei Sonnenschein - und: nein: ist mir irgendwie zu geröllig an den Kämmen. Dumm gelaufen. Ich hatte mich ja echt durch ein paar Reisberge gefressen bzw. gemalt. Aber was ich mir selbst nicht abkaufe, das kann und will ich auch niemand anderem zeigen. Also habe ich die Wellenkämme wieder mit einer Toielettenpapierschicht überdeckt bzw. forme neue und andere Wellenkämme aus dem aufweichenden Material. Anschließend wird alles wieder grundiert. Diesmal, auch aus Kostengründen, mit schlichter Wandfarbe.
Ich hatte gewusst, dass ich mich mit der Wassernachahmung auf dünnes ästhetisches Eis begebe (Kalauer, sorry). Aber dass es so zäh kommt (noch'n Kalauer), das hätte ich nicht gedacht...
Ich denke, daß nur das Studium einschlägiger Photographien und (eventuell auch) von Gemälden (ab 19. Jh.) hier weiterhilft. Eventuell ist auch ein Blick in ein Lehrbuch der Ozeanographie (hab' gerade keinen passende Referenz zur Hand) nützlich, um zu verstehen, wie die Wellenbildung funktioniert - die Wassertiefe spielt z.B. eine wichtige Rolle, wenn man nicht gerade irgendwo in der Mitte des Atlantiks ist. Auch die Wechselwirkung zwischen Wind und Wellen ist meist wichtig.
Ein Risiko dem viele Modellbauer erliegen ist, daß sie von einer Fläche aus tendenziell die Wellenberge modellieren. In der Realität muß man sich aber eine Art Durchschnittsfläche denken über der sich genauso viel Wasser in Wellenbergen befindet, wie in den Wellentälern fehlt. Diese Durchschnittsfläche ist auch meist keine Ebene, sondern auch irgendwie eine geschwungene Fläche. In der Tat überlagern sich Wellen sehr unterschiedlicher Amplitude und Frequenz (sowie ggf. Richtung). Wenn man das irgendwie hinbekommt, sieht das Ergebnis überzeugend aus.
Hier eine - hüstel - Probewasserschnitte, auf der ich neue Farbmischungen ausprobiert habe. Zur Grundfarbe Ultramarinblau plus Umbra sind nach Hinweis meines Malerbekannten Preußischblau und Saftgrün in verschiedenen Quantitäten getreten.
Leider zeigte sich sofort wieder ein Fehler: Die weiße Grundierung führt zu einer viel zu starken Strukturierung, weil die Wellen zu hell aus der stark verdünnten Ölfarbe herausstechen. An anderer Stelle könnte man diesen Effekt vielleicht gut gebrauchen, hier nicht. Also habe ich alle Schnitten noch einmal mit Wandfarbe grundiert, diesmal aber mit viel anthrazitfarbener Abtönfarbe versetzt. Jetzt habe ich eine weitere Schnitte zur Probeschnitte erklärt und sie mit dem Blaugrünton gestrichen, der auf der ersten Probeschnitte in der Mitte des Wellentals zu sehen ist. Jetzt deckt er besser. Und wenn er getrocknet ist, kann ich vielleicht ein Foto davon machen, das etwas aufschlussreicher ist.
PS: Sollte ich hier einmal plötzlich verschwunden sein, sucht mich nicht. Oder wenn ja, dann im Forum "Der verzwängte Hobbymaler". Oder so.
Ich glaube, ich muss es aufgeben, die "tatsächliche" Wasser-Farbe per Digitalfoto vermitteln zu wollen. Je nachdem wie ich die Kamera halte und welches Licht herrscht, fange ich komplett andere Farben ein. Das muss wer anders mit einer anderen Kamera versuchen. Ich habe die Schnitten mit einer dicken Schicht seidenmatten Klarlacks versehen. Wahrscheinlich werde ich den Glanzgrad aber wieder etwas herunterdimmen müssen. Das sollte kein großes Problem sein. Die Wellenkämme sind fast fertig UND BLEIBEN JETZT SO! (Hoffe ich...) Ich habe wieder auf die Relieffarbe von Tamiya zurückgegriffen, habe sie jetzt aber mit einem sogenannten Heavy Gel 1:1 vermischt. Das Gel dient dazu, Malerfarben pastoser zu machen. Die Farbe ist so besser aufzubringen. Weiterer Effekt: Das Gel trocknet farblos auf, so werden auch einzelne Splitterstückchen der Relieffarbe verteilt. Ich muss den Farbauftrag trocknen lassen und mehrmals wiederholen. Dabei kann man kleine Farbpartikel auch über die mittleren Wellenbereiche verteilen. Gerne würde ich ein Foto zeigen, dass all diese Beschreibungen überflüssig machte, aber was Besseres als da da unten habe ich noch nicht hingekriegt. Ich arbeite aber dran.
Also ich finde den Glanzgrad genau richtig. Wenn ich mir das Foto so anschaue, finde ich, bist Du schon sehr dicht dran an einer autentisch wirkenden Wasseroberfläche. Gerade der Glanz sorgt auf dem Foto durch den Lichteinfall für sehr realistisch wirkende Lichtreflexe. Klasse!
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Aus der Vogelschau sieht man, wie die einzelnen Seestücke für bestimmte Fotos arrangiert werden können. Eventuell sichtbare Lücken sind dann ein Fall für Photoshop.
Und hier ein paar bescheiden ausgeleuchtete Stellproben mit dem richtigen Schiff. Bitte nicht vergessen, dass die späteren Aufnahmen wegen der Takelage des Seglers alle hochformatig sein werden. Es wird also tendenziell weniger See zu sehen sein. Safür mehr Himmel, um den ich mich demnächst kümmern werde. (Wenn sich der Himmel schon nicht um mich kümmert.)
"Ich gibs so gut / als ichs errang / Drumb ist mir vor keim Momo bang. Wer bessers waist / und kans erweisen / Der gebs herfür: Ich will ihn preisen." (Joseph Furttenbach 1591-1667)
Sehr stimmungsvoll, wie Marcel sagt. Was mir auffällt. Die Heckbilder zeigen keine Verwirbelungen. Auch wenn das Schiff keinen Antrieb hat, müssten hier Spuren, Wellenbildungen sein. Das Schiff "haut" ja mit einiger Kraft vorn in die Wellen.
Gruß
Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
@Gebbi Das kommt, weil das Schiff in einer von achtern auflaufenden See liegt. Das ist eine sehr brenzlige Situation, der Kommandant muss schnell mehr Fahrt ins Schiff bekommen, damit das Ruder wieder angeströmt wird und das Schiff nicht vor den Wellen quer schlägt. Das hätte bei diesem Seegang dann wohl unweigerlich den Verlust des Schiffes zur Folge...
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
@Gebbi Genau diese Situation hatte ich vor Augen. Anregung ist die Verfolgungsjagd, die sich in einem der Jack Aubrey Romane von Patrick O'Brian ein holländischer 74er und die Leopard liefern, bei hohem Seegang und heftigem Wind von achtern. Die Jagd endet damit, dass die Leopard einen Glückstreffer aus den achteren Geschützen landet, die Fockstenge des Holländers bricht, worauf das Schiff umgehend querschlägt und kentert. Ich möchte an der Phönix zwei Segel anbringen. Ursprünglich soll sie bloß unter dem Fockgroßsegel gefahren sein, das sich aber in einem seitlichen Windstoß von seinen Schoten gerissen hat. Die Mannschaft versucht jetzt, ein mehrfach gerefftes Großmarssegel zu setzen. Das bedeutet natürlich eine weitere Herausforderung an den Bastler, weil es gilt, die Segel in eine besonders dramatische Position zu bringen. Schmidt
Hallo Schmidt, Willi hat mir ja schon diese brenzliche Situation mit der achtern auflaufenden See erklärt. Dazu noch besondere Segelstellung. Solche dramatischen Momente kann ich mit meinen Fahrmodellen halt nicht nachvollziehen. Wenn da wirklich höherer Wellengang ist, setze ich sie nicht ein. Obwohl, ich habe da ein Modell, mit dem ich auf dem Meer segele. Sehr kritisch ist die Anlandung am Strand bei Wellengang - sind ja auch achterlich auflaufende Wellen. Man muss das durchzählen. Oft ist es erst die 7te Welle, die besonders hoch ist. Mir ist das Boot auch schon umgeschlagen worden. Man muss dann schnell sein und rein.
Gruß
Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!