es ist nun schon einige Monate her, seit ich mich hier: Zur historischen Glaubwürdigkeit der Papegojan von Shipyard mit dem Gedanken auseinandergesetzt habe, das Shipyard Modell der Papegojan zu bauen. Zunächst ging ich davon aus, daß der einzige wesentliche Fehler des Designs der historisch nicht zum Heck passende Bug sei (Bug von frühestens 1650, Heck von etwa 1625). Im Verlauf der Diskussion ergab sich allerdings, daß der Rumpf noch weitere historische Ungereimtheiten aufweist. Um 1625 hätte er z.B. auch noch spindelförmiger sein müssen, die relativ eckige Form trat erst später auf. Shipyard hat dem Modell ziemlich sicher denselben Plan aus dem Scheepvartsmuseum zugrundegelegt, auf dem z.B. auch die Fregatte "Berlin" von 1670 (!) beruht. Diese Pläne erwiesen sich zudem als Fälschungen, die selbst für die Zeit von 1670 Ungereimheiten aufweisen, doch das soll hier nicht das Thema sein. Näheres dazu unter dem obigen Link. Die Firma Shipyard, die bekanntlich hervorragende Bausätze herstellt, mag insofern entschuldigt werden, als das Museum selbst den Plan auf zwischen 1625 und 1650 datiert hat: https://www.maritiemdigitaal.nl/index.cf...il&id=101002882 . Die reine Korrektur des Bugbereiches bzw. Galions macht das Schiff nicht wesentlich glaubwürdiger, wie Ab Hoving sinngemäß dazu angemerkt hat (siehe Link oben). Trotzdem werde ich mich darauf beschränken, erstens weil ich mir so viele Korrekturen, die dann eigentlich auf eine völlige Neuplanung des Rumpfes hinauslaufen würden, so aus dem Stand nicht zutraue und zweitens (damit zusammenhängend), weil ich dann den Bausatz komplett beiseitelegen könnte (bis auf die Kleinteile). Mir ist also klar, daß es sich dann hierbei nicht wirklich um einen vollgültigen Beitrag zur Korrektur historischer Irrtümer handelt. Ich habe seit 25 Jahren nichts mehr gebaut und empfinde mich jetzt im Grunde rein handwerklich als Anfänger, dem diese Bugkorrektur schwer genug im Magen liegt. Im Grunde würde mich der OOB Bau des Bausatzes auslasten, zumal es mein erstes Kartonmodell ist. Andererseits regt ein zu lösendes Problem auch die geistigen Kräfte an und sollte eigentlich in jedem Projekt vorkommen (aber eben für den Anfang kein allzu großes). Ich betrachte dieses Modell deshalb vor allem als Trainingsmodell.
A propos geistige Kräfte: ich habe versucht, mich mit einigen CAD Programmen anzufreunden, ich bin aber auf dem Gebiet Legastheniker bis Analphabet. Ich habe mir Delftship, Blender und ich glaube noch QCad angesehen und stand da wie der sprichwörtliche Ochs vorm Berg. Vielleicht schieße ich mit solchen Programmen auch mit Kanonen auf Spatzen, denn es geht ja nur darum, eine bestehende Zeichnung in ein Programm zu importieren und geringfügig zu verändern. Vielleicht reicht dafür ein relativ einfaches Zeichenprogramm. Aber es sollte am Ende dazu führen, anhand der Zeichnungen den Steven bzw. das Scheg, das Galionsgräting und die Regeln so zu verändern, daß es zusammenpaßt.
Falls es für den Anfang einfachere Programme gibt (wobei Delftship sich selbst als "einfach" deklariert) wäre ich für Hinweise dankbar. Oder gibt es Demo- bzw. Lernversionen der vorgenannten Programme?
Zur Rekapitulation: es geht um eine Modifikation der folgenden Art: f1012t8056p184760n2_gRdfCjDu.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die untere Zeichnung ist das Shipyard Original, die obere stammt von Pollux hier aus dem Forum. An dieser möchte ich mich in etwa vom Prinzip her orientieren.
Im Augenblick beschäftige ich mich mit den Vorbereitungen, lese mir intensiv Bauberichte durch, um anhand dessen zu entscheiden, welchen Weg ich gehen will, ob ich z.B. die Kartonspanten mit Holz auffülle und den Rumpf dann verschleife. Das wird vielleicht noch 2 - 3 Wochen dauern bis ich hier einigermaßen genau weiß, was ich will.
Hier noch der Link zur Bausatzvorstellung, die eigentlich keine Wünsche offenläßt.
Zitat von Cirdan im Beitrag #1Das wird vielleicht noch 2 - 3 Wochen dauern bis ich hier einigermaßen genau weiß, was ich will.
Dann werde ich mich auch diese zwei bis drei Wochen noch gedulden; so als langjähriger Pappequäler im Allgemeinen und als Shipyard-Papegojan-Bauer (allerdings in 1:96) im Besonderen bin ich natürlich sehr gespannt auf diesen Baubericht.
Wenn man sich mal richtig reingearbeitet hat, wird wohl jedes Programm easy werden. Ich arbeite mit Inkscape und komme damit super zurecht. Aber . . . siehe ersten Satz.
Zitat von bela im Beitrag #3Wenn man sich mal richtig reingearbeitet hat, wird wohl jedes Programm easy werden.
Bis jetzt habe ich den Eingang noch gar nicht gefunden. Der ist wahrscheinlich nur bei Vollmond am Durinstag zu sehen und offenbart dann für 5 Minuten seine Runenschrift. Aber Inkscape schau ich mir mal an.
Da bin ich auch mit dabei, allerdings mehr bei der Pappe als bei CAD. Aber die Papegojan ist schon ein schnuckeliges Schiffchen, das einzige aus seiner Zeit, das mich immer wieder anlacht. Also hau rein, ich freue mich!
Beste Grüsse Peter
Modellbau ist wie pupsen - unter Druck wird's Scheisse.... *tschuldigung*
Oute mich mal als "Leidensgenosse" was das mit dem CAD und die Motivation der Benutzung betrifft. Wobei ich auch noch gestehen muss, dass ich eigentlich CAD gelernt habe. Ich bin in der Automobilzulieferindustrie ("Steinigt ihn! Steinigt ihn!" - "Mich deucht, Weibsvolk ist anwesend?!" - jetzt tiefe Stimmen "Steinigt ihn, steinigt ihn!") als Konstrukteur unterwegs gewesen und kenne daher schon mal, wie die Programme vom Prinzip her funktionieren. Dennoch - oder vielleicht auch gerade deswegen - fällt mir der Einstieg in "Amateur"-Programme schwer (hier und heute "FreeCAD"),.. weil eben gerade die Handgriffe des "Einsteigens" unterschiedlich sind. Wo ist der Sketcher? Wie skaliert man das gescannte Bild? .. im Prinzip weiß ich, was zu tun ist - aber wo dieses vermaledeite Programm jetzt DIESE "Knöpfe" hat, welche beknackte Umgebung ich JETZT brauche, um meine Funktion zu finden, ist intuitiv nicht mehr auffindbar, weil man ja durch das langjährige Benutzen anderer CAD Programme schon "versaut" ist und daher die Intuition möglicherweise irregleitet ist. Nein, nicht "möglicherweise" - ganz sicher sogar, weil man ja "intuitiv" da sucht, wo man es schon vermutet (und in den professionellen Programmen schon verortet weiß).
Diesen Effekt hasse ich schon an Windows Office Anwendungen. Wenn man Excel, PowerPoint und Word aus dem "ff" beherrscht bis in Tiefen, die der übliche Anwender nicht einmal ahnt und die Herren bei MicroSoft alles wieder auf eine noch neuere, noch intuitivere Oberfläche hieven und mein jeweiliger Arbeitgeber sich genötigt sieht, das neueste Machwerk aus der SW-Schmiede (inklusve aller nun nicht mehr vorhandenen Funktionen und jetzt neuer Anlauffehler) installieren zu müssen, fluche ich regelmäßig, weil aus einem erfahrenen Experten, der seine Doku und Berechnungen effizient und schnell erstellt, erstmal wieder ein langsamer Anfänger gemacht wurde. Ich hasse die Software-Welt! .. aber zur Entschuldigung sei angemerkt: SW hat ja auch solch nette Nebeneffekte wie WWW und Foren wie dieses hier möglich gemacht. Ich verzeihe also gnädigst der SW Welt, die sich darum ja sowieso nicht schert.
Was FreeCAD betrifft: ich dachte, ich käme da schnell rein, aber es zeigt sich: es ist mit deutlich mehr Aufwand verbunden. Die Youtube-Tutorials sind toll - aber immer DAS was der da zeigt, geht bei MIR gerade irgendwie nicht. Bin ich etwa zu unflexibel geworden? Bin ich nicht mehr so lernfähig? Wie sagt das doch noch - ist es John McLane? - "Verdammt, ich bin zu alt für diese Sch..e!"
Ich weiss noch nicht, ob ich FreeCAD empfehlen werde - folge aber Deinem Treiben mit gespannter Aufmerksamkeit und wünsche Dir viel Glück - und vor allem: Spaß!
Ja, die ewige Last mit den CAD-Programmen. Es ist eben ein Werkzeug zum erstellen von Zeichnungen oder auch 3D-Modellen. Dass sich der eine oder andere damit schwer tut, kann ich ja verstehen. Aber grundsätzlich ist das ja auch kein Hexenwerk - wenn man den Begriff noch verwenden darf. Nur man sollte sich erst überlegen was man denn überhaupt möchte. Kleine Änderungen an bestehenden und vorhanden Zeichnungen kann man auch mit dem berühmten Bleistift umsetzen. Das geht oft sogar schneller als in einem CAD-System. Wer allerdings nebenbei noch ein wenig Konstruktion umsetzen möchte, ist mit einem CAD-System bestens bedient.
Die generelle Frage lautet m.E.: welches System passt zu mir und meinem Geldbeutel. Ob nun AutoCad, BeckerCad, TurboCad, QCad oder eine andere Software, kann nicht so einfach gesagt werden. Das sollte jeder für sich herausfinden. Nur mal eben im Vorbeigehen CAD lernen? Das gelingt sehr selten. Ein wenig Übung sollte und muss sein. Aber eine Linie wird in allen Systemen eine Linie bleiben. So ist das auch mit den anderen Grundelementen im CAD-System.
Nur zu, ihr werdet dass sicher auch lernen können!
das freut mich, daß zwei Experten im Kartonmodellbau mit dabei sind, ich denke das handwerkliche Fachwissen werde ich gut brauchen können.
@Werner , vielen Dank für die Tips. Ich bin zuversichtlich, daß mir das irgendwie gelingen wird, wenn nötig tatsächlich mit Hilfe von Bleistift und Papier.
Zitat von Marcus.K. im Beitrag #6Die Youtube-Tutorials sind toll
Gute Idee, mit den YouTube Tutorials! Werde ich mal versuchen.
Im Augenblick tendiere ich dazu, die Zwischenräume zwischen den Kartonspanten mit Holz aufzufüllen, wie es z.B. Bradhower hier im Forum und Anobium Punctatum auf Modellboard gezeigt haben:
Letzterer ist dann allerdings zur Überzeugung gekommen, daß Abachiholz wegen seiner Schleifeigenschaften besser geeignet gewesen wäre als das Balsaholz, das beide verwendet haben. Also werde ich mir diese Erfahrung zunutze machen und es gleich mit Abachiholz probieren.
Ich möchte das aus zwei Gründen: einerseits will ich mögliche Sinkstellen bzw. das nachträgliche Sichtbarwerden der Spanten am beplankten Rumpf vermeiden. Der Hauptgrund ist aber der, daß ich ein Typ bin, der gern einen "Körper" bearbeitet, was mich dann einfach auf natürliche Art zum Vollrumpf bzw. aufgefüllten Rumpf führt. Ein Modell darf auch ruhig eine gewisse Masse haben. Außerdem hab ich da schon eine gewisse Erfahrung vor 25 Jahren bei meiner Golden Hind gesammelt, die einen Schichtrumpf hat, der dann nach Spantschablonen bearbeitet werden mußte. Anschließend habe ich mit dünnem Furnier beplankt:
09.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Daß das Bild nicht übermäßig scharf ist, hat auch seine Vorteile. ;-)
Dabei stelle ich mir augenblicklich die Frage, ob ich diese Auffüllung auch so machen könnte, wie sie Robert anhand der Phantom zeigt, also im Sinne einer sehr dicken Unterbeplankung:
Es könnte ja sein, daß sich das bei Kartonspanten nicht empfiehlt bzw. daß man die Kartonspanten vorher mit Holz aufdoppeln muß, was natürlich eine zusätzliche Arbeit ist, die ich mir sparen könnte, wenn ich gleich voll auffülle.
Zitat von Cirdan im Beitrag #9Es könnte ja sein, daß sich das bei Kartonspanten nicht empfiehlt bzw. daß man die Kartonspanten vorher mit Holz aufdoppeln muß, was natürlich eine zusätzliche Arbeit ist, die ich mir sparen könnte, wenn ich gleich voll auffülle.
Und schon hier scheiden sich die Geister auch unter den Kartonfetischisten! Ich gehöre zur Fraktion, die die Spantenzwischenräume nicht füllt. Bei meinen Modellen war die Beplankung bisher immer zwei- oder gar Dreifach und damit meiner Meinung nach dick genug um einen stabilen Rumpf hin zu bekommen. Ich muss aber auch sagen, dass ich im Massstab 1:96/1:100 unterwegs bin.
Mach es so, wie Dein Gefühl Dir sagt, dass es richtig ist! Es muss für Dich stimmen.
Beste Grüsse Peter
Modellbau ist wie pupsen - unter Druck wird's Scheisse.... *tschuldigung*
es ist auch nicht unbedingt so, daß ich dem Bausatz hier nicht traue. Bei den allermeisten, die die Shipyard Lasercut Kits bauen, scheint es da keine Probleme zu geben. Ich bemerke bei mir eben so eine Neigung zum Skulpturieren. Aber ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich es so mache. Immerhin spricht aber auch bei Kartonspanten offenbar nichts gegen die Teil-Auffüllung, wie sie Robert empfiehlt:
Meine Befürchtung war, daß sich die Kartonspanten im nichtaufgefüllten inneren Bereich verziehen könnten, aber eigentlich müßte die entstandene hölzerne Rumpfschale auch bei Kartonspanten relativ formstabil sein.
Ahoi @Cirdan , ich kann dazu nur von meinen bisherigen Erfahrungen mit zwei Shipyard-Modellen berichten. Sowohl bei der 1:96-Papegojan als auch der derzeit im Bau befindlichen 1:72-Mercury habe ich nichts verfüllt. Aber ich habe bei beiden Schiffen vor der finalen Beplankungsschicht gespachtelt, da sich die Spanten eben doch noch zumindest soweit herausgedrückt haben, dass es mit dem bloßen Auge erkennbar war. Insofern sind sicher beide Varianten (vorher verfüllen und spachteln oder nur hinterher spachteln) richtig; bei meinem nächsten Modell werde ich vielleicht auch mal über ein Verfüllen der Zwischenräume nachdenken, mal sehen.
Auf jeden Fall werde ich dir hier sehr interessiert über die Schulter schauen.
Zitat von Bonden im Beitrag #12Sowohl bei der 1:96-Papegojan als auch der derzeit im Bau befindlichen 1:72-Mercury habe ich nichts verfüllt. Aber ich habe bei beiden Schiffen vor der finalen Beplankungsschicht gespachtelt, da sich die Spanten eben doch noch zumindest soweit herausgedrückt haben, dass es mit dem bloßen Auge erkennbar war.
Löst die auf die Kartonbeplankung aufgebrachte Spachtelmasse nicht den Karton auf? Oder trägt man vorher einen Schutzlack auf? Ich habe gerade in Deinem Mercury-BB nachgelesen, aber nichts zur Spachtelmasse gefunden. Einer der Kartonisten, die mit Holz aufgefüllt haben, verwendete Clou Holzspachtelmasse. Aber ich denke eher nicht, daß der direkt auf den Karton aufgetragen werden kann.
Leider weiß ich nicht mehr genau, welche Spachtelmasse ich genommen habe - aber ich weiß noch genau, dass es ein Feinspachtel aus dem Baumarkt war. Und keine Bange, da löst sich nichts auf. Der Wasseranteil des Feinspachtels ist viel zu gering, um in der Zeit zwischen dem Auftragen und dem Trocknen irgendwelchen Schaden anzurichten. Und du kannst getrost auch Holzspachtel direkt auf den Karton auftragen; das hab ich auch schon gemacht und es hat nichts geschadet. Papier ist ja auch nur eine Holzart... Wenn du aber Sorgen hast, dass da dennoch was schief gehen kann, streichst du eben die relevanten Teile, zum Beispiel mit Acryl Firnis. Und da wir einmal dabei sind: Es wird auch immer mal wieder besorgt gefragt, ob man denn die Kartonteile mit wasserlöslicher Acrylfarbe streichen kann, ohne dass der Untergrund aufweicht. Ja, kann man machen, da passiert nichts. Auf was man achten muss, ist beim Verkleben großflächiger Teile möglichst keinen Weißleim zu nehmen bzw. wenn, dann erst nach vorherigem Versiegeln des Untergrundes mit einem wasserdichten Anstrich - was der Acryl Firnis gut leisten kann.