Was mich angeht: "Ich sehe nichts, was nicht vollkommen wäre."
Dazu noch eine kleine Geschichte, wenn Ihr erlaubt: Vor einigen Jahren habe ich im Rahmen meiner WSP-Ausbildung einmal die Schiffsbauversuchsanstalt in Duisburg besuchen dürfen. Dort wurden die Rümpfe schon damals mit modernen CAD-Programmen (oder so was ähnlichem) nach den neusten Erkenntnissen der Hydrodynamik geplant und berechnet. Wurde der Rumpf auf diese Weise virtuell entworfen, wurden die Daten an eine computergesteuerte Fräse gegeben, die ihn dann automatisch aus dem Block fräste.
Das letzte Wort hatte aber der Modellschreiner. Der schloss die Augen und fuhr mit den Händen über den fertig gefrästen und geschliffenen Rumpf. Erst wenn er sagte: "Der läuft!"- wurde der Entwurf ernst genommen. Wenn da nur ein Satz fiel, wie z.B.: "Hmmm, hier am Heck fühlt sich das irgendwie komisch an"- wurde erst mal neu gerechnet.
Was ich damit sagen will ist eigentlich, dass Du es dem Modellschreiner gleich tun solltest. Schließe die Augen und sieh Dir Deinen Rumpf mit den Fingern an.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
..... Was ich damit sagen will ist eigentlich, dass Du es dem Modellschreiner gleich tun solltest. Schließe die Augen und sieh Dir Deinen Rumpf mit den Fingern an.
...und dann entstehen solche Bilder im Kopf wie im #34 Willi. Aber ist ja auch schön, mal was Anderes wie immer nur Schiffchen
Nach Telefonat mit Christian hat sich einiges aufgeklärt. Die Worpen enden also alle genau an der Sponung des Achterstevens - das ist korrekt !
Auch der Heckbalken (wing transom) hat die richtige Form, da das Brettchen aus dem dieser seine Form erhalten hat, scheinbar genau so dick ist, wie die sog.: "Randkante" (margin-line), die an der Oberkante des Heckbalkens parallel entlang verläuft. Bei der "Fly" ist diese exakt senkrecht, da sie genau mit der Linie der hinteren Perpendikel zusammenfällt. Das ist auch logisch, da die Länge des Decks (Länge zwischen den Loten) genau dort gemessen wird und das Deck in den Heckbalken mündet. Genau auf diese "margin - line" wird später (nachdem die Endplanken der Unterwasserbeplankung und der darüber liegenden Gillung angebracht sind), die Profil-Abschlussleiste genagelt. Sie ist der Garant dafür, daß diese Leiste "gerade" sitzt.
Am äußersten Ende des Heckbalkens darf die Rumpfform keinen allzu starken Knick machen, da sonst die Eckplanke brechen würde oder kaum so eng und kurz zu biegen war. Hier setzte man ein vorgeformtes, kurzes Stück ein. Der Rumpf muß also auch dort tiefer unter den Heckbalken einlaufen, damit die Ecke nicht zu "eckig" wird. Auch die Sponung und damit die Form des Totholzes über dem Kiel ist entscheidend und muß bei deinem Halbmodell genau stimmen.
Zitat von archnav im Beitrag #50...daß die Form der Füllworpen am Heck (Arkassenbalken ??? Ist das von Mondfeld ???) sich wegen des Verlaufes der Sponung am Achtersteven ändert und nicht wie momentan am Rumpf zu sehen, bis zu Diesem verläuft. Dadurch ändert sich auch der Heckbalken, der einen Falz im unteren Bereich erhält, in den die Planken der Außenhaut dann einlaufen.
Ich hatte das so interpretiert, als wären die Steven, der Kiel und der Heckbalken noch gar nicht angebracht. Deren Montage erfolgt erst später mit einem Überstand, der der Sponungstiefe entspricht. Dann passt doch wieder alles, oder habe ich das falsch verstanden?
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Zitat(Arkassenbalken ??? Ist das von Mondfeld ???)
Richtig. Ich fühle mich persönlich mit den englischen Begriffen deutlich wohler
Die Sponung habe ich berücksichtigt. Das Modell endet wie Willi geschrieben hat an IK Sopnung. Der Wing Transom ist bereits angebracht. Wenn ich Deine Aussagen richtig verstehe, muss ich die Form aber noch einmal korrigieren. Ich habe mich aktuell an Antscherl Band 1 orientiert.
Hast Du evtl. ein Foto des Wing Transoms mit der Falz oder eine Skizze für mich. Ich glaube, Deine gesamte Beschreibung habe ich noch nicht verstanden.
@Willi Wenn ich das Halbmodell noch öfter streichel, wird meine Frau eifersüchtig
@all Vielen Dank für Euer Interesse
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
vielen Dank. Das Telefonat und die Angaben helfen mir weiter. Ich tüftel gerade an der Form des Counter Timbers.
Gruß Christian
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wie versprochen nun einige Auszüge aus den Original-Unterlagen: David Steel: Naval Architecture 1805 (80-Kanonen Schiff) und Abraham Rees: Naval Architecture 1819 (74-Kanonen Schiff)
Beide zeigen und beschriften die von mir erwähnte RANDLINIE (margin line), die parallel zur Oberkante des Heckbalkens (wing transom) verläuft. Genau auf dieser Linie (Fläche) wird die untere Zierleiste der unteren Gillung (rail of the wing transom) angebracht. Diese mußte so "tief" sein, daß die darunter anstoßenden Enden der Unterwasserbeplankung Platz hatten und das Profil dieser Zierleiste darüber nach hinten hinausragen konnte. Die viel dünneren Planken der Gillungs-Verkleidung, die darüber quer über die Gillung verliefen, durften ebenfalls nicht über den verzierten Teil dieser Leiste hinausragen.
Die folgenden Bilder veranschaulichen das eben erklärte und sind farbig angelegt:
G R Ü N = Die sog. "Margin Line" oder auch "margin" (Steht für den Randstreifen oder auch Randfläche, der für die Zierleiste reserviert ist)
R O T = Die Beplankung oberhalb und unterhalb der Gillung
B L A U = Die eigentliche Zierleiste, die ich mit dieser Farbe umrandet habe
(Bild 1 bis 6 aus Steel)
Bild 1) - Konstruktionszeichnung, Gesamtansicht
Steel.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Bild 2 und 3: - Detailansichten
Steel (2).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Steel (3).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Bild 4) - "sheer plan", Gesamtansicht des Heckbereiches
Steel (4).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Bild 5) - Detailansicht "body plan" (also der linke Bereich)
Steel (5).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Bild 6) - Detailansicht "aft part of sheer plan" (also der hintere Bereich der Seitenansicht.
Hier erkennt man nun sehr gut die von links aus dem Spantenriß übertragene, grün gestrichelte Linie der "margin line". Diese endet rechts genau auf der Oberkante des Heckbalkens. Die Lücke darunter (bis zur Sponung und damit dem Ende der Unterwasserbeplankung) ist deutlich zu lesen mit "margin" ausgefüllt. Dies ist die Lücke, in der die starke Zierleiste (blau umrandet) eingesetzt wird. Die roten Bereiche sind die erwähnten Beplankungen. Der linke Bereich der blau umrandeten Zierleiste steht wie oben beschrieben nach achtern über (Ist hier nur undeutlich gezeichnet). Der Rest der Leiste füllt eben diese Lücke auf der gesamten Länge dieser schmalen Fläche, der "margin line" ! Auffallend bei Steel`s 80-Kanonen Schiff ist hier die Tatsache, daß die Zierleiste im oberen Bereich über den Heckbalken hinausragt. Normalerweise endet sie genau auf Höhe dieser Linie und verläuft damit (im Querschnitt) genau auf der grünen, gestrichelten Linie. Hier allerdings verläuft die Kante weiter nach oben (oberes Dreieck der blauen Linie), sodaß die Gillungsplanken rechtwinklig daran stoßen können. (siehe auch oben in Bild 4)
Steel (6).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
(Bild 7 bis 9 aus Rees)
Bild 7) - Etwas vereinfachte Ansicht der Zierleiste, die entlang der "margin line" verläuft. Zudem zeigt die Zierleiste ein wenig zu steil nach oben. Sie müßte nahezu waagerecht sein. Trotzdem erkennt man, daß hier die Leiste genau in den erwähnten Zwischenraum (die Aussparung) passt.
Rees.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Bild 8) - Eine Gesamtansicht wie auch bei Steel
Rees (2).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Bild 9) - Hier wird noch einmal (mit grünem Pfeil) auf den grün markierten Bereich der "margin line" gezeigt. Diese "Lücke" zwischen Beplankung der Gillung oben und den Enden der Unterwasserbeplankung unten nennt man "margin". In dieser Aussparung verläuft die Zierleiste quer über den Heckbalken, nur durch den Achtersteven unterbrochen.
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
Die Fertigstellung des Rumpfes meines Kontrollmodells im Bereich hinter den letzten Spanten hat sich doch wesentlich länger hingezogen als erwartet.
ZitatEin Überarbeiten meiner Zeichnung im Bereich der Transoms kann ich mir guten Gewissens ersparen. Die Abweichungen liegen unter 5/10mm und können auch an meiner Baugenauigkeit liegen.
Leider hat sich diese Aussage als falsch herausgestellt. Bei der Planung des letzten Bauabschnitts bin ich von der Darstellung des Heckspiegels auf dem Originalplan ausgegangen. Bei Kontrolle meines Entwurfs musste ich dann feststellen, dass der Spantenriss des Originalplans und damit auch meine Rekonstruktion im oberen Bereich der letzten Spanten zu schmal wird. Ohne einen Knick oder Gegenbogen in der Bordwand ist die benötigte Breite am Heck nicht zu erreichen. Also zurück ans Zeichenbrett und die Spanten 19 und 20 neu konstruiert. Der Rumpf ist an Spant 20 im Bereich der größten Breite jetzt ca. 1mm breiter als ursprünglich geplant. Damit passten allerdings auch die Transoms nicht mehr. Mit Hilfe etlicher Längsschnitte und der neuen Wasserlinien habe ich diese neu entworfen.
Am Testrumpf habe ich diese Änderungen nicht mehr berücksichtigt. Man sieht auf den Bildern den nicht ganz harmonischen Verlauf der Linien.
Hiermit ist der erste Schritt meines kleinen Projekts -die Rekonstruktion des Linienrisses der HM Sloop Fly- abgeschlossen. Zwischendurch habe ich mich mehrfach gefragt, ob der Bau des Halbmodells überhaupt nötig war. Spätestens nach den festgestellten Problemen bei der Rekonstruktion der Transoms und Fashion Pieces, die die Form des Hecks definieren, hat sich der Bau mehr als gelohnt. Ich bin froh, die Fehler jetzt und nicht beim Bau des eigentlichen Modells gefunden zu haben.
In den nächsten Wochen konstruiere ich nun Kiel, Spanten und die weiteren Bauteile, die zum Bau des Spantgerüsts erforderlich sind, heraus. Spätestens im Herbst startet endlich der Bau des eigentlichen Modells. Bis dahin noch ein letztes Bild der Seitenansicht des Rumpfes.
Gruß Christian
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Selbst mit kleinen Fehlern schaut dein Halbmodell sehr ästhetisch aus. Wirklich schade, daß es nur eine Studie ist. Würde sich als "Bild" an der Wand sicher gut machen. Vielleicht kommen noch ein paar Beplankungsversuche im Vorfeld zum "echten" Modell
die Beplankungsversuche wird es geben, aber erst später. Ich möchte, sobald ich mit den Zeichnungen fertig bin, das Spantgerüst bauen. Ich bin echt gespannt, wie der Rumpf wirken wird.
Gruß Christian
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