Ich bin also mit dem Modell in Herdecke gewesen und ich denke mal, dass ich behaupten kann dass es gut angerkommen ist. Werner meinte dass das Ankerspill zu groß sei, also bin ich der Sache mal was nachgegangen. Nachdem ich das Spill immer wieder leicht verschoben, fotografiert, mit Bildern verglichen, daran rumgeschliffen hatte, wieder fotografiert, verschoben etc. kam ich zu dem Entschluss dass das Spill eigentlich nicht das Hauptproblem war, sondern die Dopplung darunter, die viel zu dick ausgefallen war. Durch dieses ständige verschieben und mit Fotos vergleichen konnte ich aber immerhin erkennen, dass die Spaken zu lang waren und so habe ich sie direkt in die richtige Länge gebracht. Die untere Hälft des Spills ist etwas verkleinert worden. Die Gegenüberstellung mit historischen Fotos besteht das Modell.
Die obere Spill-Trommel scheint schräg kanneliert zu sein. Und bei der unteren zeichnen sich beim Original die einzelnen Bauteile ab, während sie bei dir einen einheitlichen konischen Zylinder ohne erkennbare Ansätze ergeben. Ist das nur der gegenwärtige Rohzustand oder möchtest du dich in der Beziehung auch am Original orientieren?
die Streifen an der oberen Spill-Trommel werde ich natürlich noch ergänzen. Dass die einzeln Bauteile am Original so gut zu erkennen sind, hängt sicherlich mit dem hohen Alter zusammen. Wenn mein Model mal so alt sein sollte wird man wohl auch die einzeln Bauteile besser erkennen können - ich werde da nicht nachhelfen.
Von Heinz SUCKERT † gibt es einen interessanten und sehr detaillierten Rekonstruktionsversuch des HZ-Spills das sich nach seinen Untersuchungen durch die unkonventionelle und kompakte Bauweise von anderen bekannten Spills aus der Mitte des 17.Jahrhunderts unterscheidet. Deshalb spricht SUCKERT von einer völlig neuen Konstruktion, mit der auf Kriegsschiffen die Leistung des Hauptspills wesentlich vergrößert werden konnte um bei Gefahr ein sehr schnelles Ankerlichten zu erreichen. Nach SUCKERTs Berechnungen hatte das HZ-Spill bei einer maximalen Belegung mit 30 Mann die imposante Zugkraft von 22.000 Pfund, das entsprach dem fast sechsfachen Gewicht des Pflichtankers.
Das ist sehr interessant Succhardt. Wo kann man denn an diesen Rekonstruktionsversuch drankommen?
Trotz aller schrägen Nagelreihen-Diskussionen bin ich in den letzten Tagen doch dazugekommen an meinem HZ weiterzubauen. Die Innenbeplankung an beiden Seiten des Batteriedecks ist weiter fortgeschritten und weitere Decksbalken jetzt eingepasst.
Ich habe aber auch festgestellt, dass es nahezu unmöglich ist zwischen den Decksbalken, trotz der Größe des Modells, die Kanonen am unteren Geschützdeck zu erreichen. Im Buch Winters kam die Frage auf ob die Kanonenrohre mit dem Brandenburgischen Wappen vielleicht nachträglich eingebaut wurden; ich kann euch sagen, ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass die Lafetten im fertigen Modell reingepfriemelt und nachträglich aufgetakelt wurden. Ich bin auch die dabei die genaue Lage und Größe der herausnehmbaren Decks zu rekonstruieren. Die Decksflächen des oberen Geschützdecks, die herausgenommen wurden um das untere Deck zu erreichen sind vielleicht gerade 4 - 6cm breit. Mehr nicht.
Das mit dem Spill wolte ich auch gerne wissen. Die Spil in HZ ist fast gelich an die imGenter Modell. Ich sehe auch ziemlich wenig differenz mit die Abbildungen in Witsen. Wo ist dann das vollig Neue in diesem Entwurf? Jan
Neu wird einfach die vergrößerte glatte Fläche ohne Klampen sein, über die das Brooktau läuft. Mehr Reibungsfläche für das Tau bedeutet auch mehr Zugkraft.
Könnten wir auch die restlichen Seiten sehen. Mich würde die eigentliche Berechnung interessieren. Van Yk schrieb in seinem Werk, das die Anzahl der Klampen großen Einfluss auf die Zugkraft hatten. War die Anzahl zu klein, knickte das Tau ein, war die Anzahl zu groß, rutschte das Tau. Die hier vorgestellte Variante könnte so gebaut gewesen sein, dass die noch vorhandenen Klampen hervorstanden, also noch das Tau festhalten konnte. Ein interessantes Teil.
Vielen Dank dafür Succhardt, mich würde auch der Rest interessieren. Mich würde es aber auch interessieren ob die Klampen tatsächlich den Bauchstücken leicht erhaben waren wie es in der Computer-animierten Ansicht in Succhardts Mitteilung zu sehen ist. Beim Gent-Modell ist die Trommel wohl aus einem Stück gedreht, so dass die einzelnen Bauteile nicht auszumachen sind. Beim HZ dagegen war es anders und es sieht in einigen Bildern wirklich so aus als wären die Klampen leicht erhaben. Was die Funktion betrifft hätte dies sicherlich was gebracht.
Auch wenn das hier nichts mit dem Spill zu tun hat, ich wollte euch mal zeigen was ich heute gemacht habe:
Hallo Werner, hallo Olympic, leider bin ich aus urheberrechtlichen Gründen nicht befugt, die komplette Arbeit von Heinz SUCKERT in dieses Forum zu stellen. Bin aber bereit Detailfragen zum Thema HZ-Spill daraus zu beantworten. Bitte um Verständnis.
A) Suckert beschreibt das Spill aus Antriebsteil und (Spilltrieb) und Arbeitsteil (Spilltrommel) bestehend. Eine aus Eisen geschmiedete Manschette wirkte zwischen beiden Spillteilen als "Kupplung". Die Manschette war ein hohlzylinderförmiges Bauteil mit einem Innendurchmesser von 28, einer Wandung von einem und der Höhe von 10 Daumen. Oben und unten befanden sich zwei gegenüberliegende 5 1/8 Daumen breite Ausschnitte als Durchlass von für die Windbäume 1 und 2. Beim Spilltrieb mit dem Durchmesser von 28 Daumen fallen bei der Betrachtung die aus Nut und Feder bestehenden Holzverbindungen auf. Die 20 Nuten und die 20 zwischen den Nuten stehengebliebenen Rippen waren gleichmäßig über den gesamten Umfang verteilt. Die unten und oben bis auf zwei Daumen abgesetzten Enden der Federn steckten hinter der Manschette beziehungsweise dem Kopfreifen. Die obere und untere Nut für eine Feder war um 72° im Uhrzeigersinn versetzt. Die Bauteile des Spilltriebes können als "Doppelteilgat" bezeichnet werden bei dem der obenliegende Teil mit einem Versatz von 36° entgegen dem Uhrzeigersinn auf dem unteren auflag.
B) Zu den Klampen und Kalben der Spilltrommel schreibt SUCKERT: Jede zweite Seite des zwölfeckigen Korpus besaß eine Sponung von 6 3/4 Daumen ( 1/20 des Spillfußumfangs). Die Tiefe betrug mit 2 1/4 Daumen 1/3 ihrer Breite., Diese Sponungen nahmen die 6 Klampen auf, deren Außenseiten ab 4 1/2 Daumen über der Unterkante bis zum neuartigen Spillkragen um 7° nach innen geneigt waren. eine Anzahl kräftiger Spieker verbanden jede Klampe mit dem Korpus. Die Klampen mit 9 3/4 Daumen radialer Breite und einer Höhe von 34 1/2 Daumen sowie die beiden dazwischengefügten Kalben gaben dem darüberlaufenden Tau (Kabelaar) die nötige Krümmung. Die Kalben gaben den Klampen zusätzlichen Halt. Ihre Oberseiten verglichen mit denen der Klampen. Die Außenseiten der Klampen und kalben waren mit den gleichen Lippen versehen, die sich beim Zusammenbau zum geschlossenen Spillkragen formierten. Bemerkung: Aus diesem Text lese ich, daß zwischen Kalben und Klampfen kein Höhenunterschied bestand, warum auch? Die größere Reibungfläche ist doch nur nützlich und wird auch von SUCKERT bei der Berechnung der Zugkraft angesetzt.
C) Berechnung der imposanten Zugkraft des Spills: Hebelgesetz = Kraft mal Kraftarm ist gleich Last mal Lastarm. Unter der Voraussetzung, dass die Windbäume maximal durch 6 Mann mit je einer mittleren Kraft von 170 Amsterdamer Pfund besetzt waren und der zusammengefasste Angriffspunkt bei 68 Daumen lag, so kann in der mittleren Tauhöhe und bei dem halben Trommeldurchmesser von 20 Daumen theoretisch eine Zugkraft von 22 000 Pfund erreicht werden. Dies entsprach etwa dem vierfachen Gewicht des Pflichtankers. Die ergonomische Seite dieser Besetzung der Windbäume bot folgendes Bild: damals betrug die körperliche Größe der Besatzung 64 Daumen = 1,65 m. Rechnet man bis zur Brust 16 Daumen ab, so bleiben 48 Daumen für die theoretisch günstigste Höhe des mittleren Windbaumes über dem Orlopdeck mittschiffs. Dieser Wert wurde mit 47 1/2 Daumen Höhe plus 1/2 Daumen Luftspalt unter dem Spillkopf genau erreicht.
Hoffe sehr die offenen Fragen beantwortet zu haben. Mit Ahoi Suchhardt
" Aus diesem Text lese ich, daß zwischen Kalben und Klampfen kein Höhenunterschied bestand, warum auch? Die größere Reibungfläche ist doch nur nützlich "
Aber würden herausstehende Kalben die Reibung nicht erhöhen und somit ein durchrutschen des Kabelaars verhindern, weil sich deren Kanten in das Kabelaar eindrücken und somit, fast wie Wiederhacken, zusätzlichen Halt geben? Was Werner ja schon andeutete.
Wo steht das Entwurf mit ein geschmiedete Manchete beschrieben? Ich kann es nich ganz vorstellen wie dass mit diesen Spil functionierte: in die foto ist kein offnung oder manchette sichbar zwischen oberen unter enteren Teil des Spills.