Hallo! Hier hab ich bisschen was zur Heckkonstruktion. Die Hauptquelle ist sicherlich Van Yk, seine Beschreibung ist sehr präzise. Und seine Angaben kann man dann in einem zweiten Schritt mit der 134 vt-Pinasse von Witsen vergleichen. Die Terminologie ist etwas verschieden, aber die Grundelemente sind dieselben. Ich hab sie hier im Schema gezeichnet, eben in der Reihenfolge, 1. Van Yk, 2. Witsen. Von daher muß man leider sagen, dass die Interpretationen der Herren Dik und Blom zu diesem Thema aus heutiger Sicht nahezu unbrauchbar sind. Lest euch speziell das Heckkapitel bei Van Yk genau durch; danach kann man mit den Dik- und Blom-Zeichnungen einfach nicht mehr einverstanden sein. Viel besser ist es, noch einmal auf den Sturckenburgh-Mittellängsschnitt zu schauen!
@ara Da bin ich erst einmal platt! Bisher dachte ich Blom sei ein sehr guter Kenner der Materie und man könne seiner Zeichnung vertrauen!? Vielleicht handelt es sich ja dabei um ein Frühwerk?
Nach dem ersten Schock, habe ich Deine präzise Zeichnung mit der van de Velde Zeichnung der Kat(kleine Fregatte, die Konstruktionsmerkmale dürften im Unterschied zum HZ-Modell vergleichbar sein) verglichen und da fiel mir die Schlinger- Deckleiste ins Auge und mehrere Fragen tauchten auf:
- bisher war ich der Ansicht, die Schlingerleiste sei von gleicher Stärke wie das 1. Hackbord oder etwas schwächer dimensioniert wie der Heckbalken
- die Schlingerleiste und die darüber liegende Deckleiste wäre aus einem dickem Balken gearbeitet
- gibt es kleine Stützen im Bollewulf die zwischen 1. Hackbord und Schlingerleiste sitzen, worauf dann das nächste Deck aufgebaut wird
- reicht die Heckstütze nur bis zum 2. Hackbord oder läuft sie weiter bis zum 3. Hackbord?
- die Heckkonstruktion der Le Francois, einer 5. Rang Fregatte aus dem Jahr 1683, auch zusehen bei NRG’S Model Ship World: http://modelshipworld.com/index.php/topi...-by-cabrapente/ Post 13 – 17, zeigt mir Ähnlichkeiten zu Deiner Zeichnung, abgesehen davon, dass dort die Heckstützen schon auf dem Heckbalken beginnen. Kann man dies auch für den Holländischen Schiffsbau annehmen?
- Vielleicht wäre es, für mich, angebracht über die Bedeutung/ Dimension von Balken und Leisten noch einmal nachzudenken.
Ein spannendes Thema, mal sehen wie viel irrige Annahmen, von mir, noch aufgedeckt werden!?
Gruß Dirk
Recherche und Bauvorbereitung: Niederländische Pinas/ Fregatte des späten 17. Jahrhunderts
"Ihr seid mein König? Also, ich habe Euch nicht gewählt!"
schaue bitte bei C. van Yk ab Seite 100. Er hatte m.E. diese Thematik recht anschaulich beschrieben. Man sollte allerdings berücksichtigen, dass er sein Werk 1697 veröffentlicht hat. Aber die Grundstruktur des Hecks hatte er schon richtig beschrieben. Die Schlingerleiste nebst Deckleiste wurde laut Van Yk aus einem entsprechenden Holz herausgearbeitet.
Hallo! Hier hab ich ein bisschen was aus Van Yk und Witsen zusammengestellt. Ihr könnt das alles natürlich selbst nachlesen. Aber es ergibt sich doch ein sehr klares Bild. Ich beschreibe das von 1. Hackbord aus. Wir haben 2 Formeln: Witsen - 1/8 Stevendicke; Van Yk - 1/4 mehr als die Aussenbeplankung. Witsen´s Hackbord wäre also viel dünner als bei van Yk (Beispiel einer 115 vt - Advijsjacht). Aber seine Pinasse hat ein Hackbord von 4 d. Das kann nur eines bedeuten: Es hängt vom Schifftyp bzw. dessen Größe ab. Kleine Jachten, Fregatten, Pinassen können so ein dünnes Hackbord haben, aber die größeren Schiffe - da hält man sich besser an Van Yk´s Formel. Schaut man sich die zahllosen Van de Velde Zeichnungen an - überall gibt´s doch das unterste Hackbord. Also muß es auch die Wulfstützen darunter vom Heckbalken bis zum Hackbord geben. Van Yk hat uns eine sagenhaft detaillierte Certer-Beschreibung eines 155 vt - Retourschiffes hinterlassen; darin wird auch klar, das Schlingerplanke und Schlingerleiste 2 verschiedene Hölzer sind (mit Spiekern befestigt). Eine Einheit der beiden gibt´s nur bei Modellen als eine Vereinfachung. Interessant an diesem Certer ist auch: 14 Wulfstützen; beim HZ sind es nur 5 pro Seite; ich glaube das an den Holznägeln im Wulf erkennen zu können. Die Wulfplanken sind schmal wegen der hohlen Oberfläche des Wulf und außerdem "gerabatte" - d.h. sie sind mit einer Nut untereinander verbunden als Wasserschutz. Die innersten beiden Wulfstützen sind ca. 3 vt voneinander entfernt (Schaut euch mal das Van de Velde-Heck der Waasdorp auf der British Museum-Website an - es klafft ein Loch im Hennegat). Dieser Certer ist wirklich ganz toll zu lesen. Die Sitzbank achtern in der Galerie ist bei diesem Schiff 2 vt hoch.
Witsen hat eine Zeichnung der Seitengalerie, wo Wulfstützen und Galeriestützen tatsächlich als eine Einheit gezeichnet sind. Aber was ist dann mit dem ersten Hackbord? Ich bin überzeugt, dass die Hölzer getrennt sind, und Witsen einfach nicht gut gezeichnet hat. Galeriestützen und Heckstützen sind bei Van Yk zwei verschiedene Hölzer und haben beide eine Nut für die Befestigung am 2. Hackbord ("ingelijvt"); bei kleinen Schiffen können sie natürlich eine Einheit sein. Man hat schon nach mehr Stärke gestrebt, wo es möglich war. Aber Wulfstützen und Galeriestützen sind sicher keine Einheit, sondern durch das 1. Hackbord + Deckleiste getrennt.
Die Wasa hat kleine Stützen zwischen Hackbord und Schlingerplanke - vergessen wir nicht, das der Raum sehr hoch ist, das wir früh im Jahrhundert sind, das man vielleicht keine geeigneten Hölzer gefunden hat. Auch beim Prins Willem sind kleine Extrastützen offensichtlich notwendig. Aber die Tendenz wird doch immer zur Rationalisierung gehen, egal bei welchem Bauwerk. Kleinteiligkeit und diese Vielheit von Einzelteilen wird so nach und nach aufgegeben, und eine größere Vereinheitlichung des ganzen angestrebt. Das kann man an den niederländischen Schiffshecks durch das Jahrhundert hindurch sehr schön verfolgen. Die William Rex wird nur noch Heckstützen von der Deckleiste des 1. Hackbords bis ganz nach oben gehabt haben, und die bilden natürlich auch gleichzeitig die Fensterrahmen.
Vergiß die Franzosen, die waren doch sehr schnell viel weiter in der Schiffsarchitektur als die Niederländer - sieht man am Schiff aus dem Album de Colbert - zuerst bei den Holländern in die Schule gegangen und sie dann ganz schnell hinter sich gelassen.
S (82).jpg - Bild entfernt (keine Rechte) S (83).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Mann solte bei Dik immerhin nicht vergessen das er seine Recherchen in die spaete jahren 70 machte, dass heist predigital, and ohne die gute zugang zu alten buecher die wir nun haben. Und zweitens: seine erste Ziel war um ein Modell zu bauen das ein gute Eindruck geben sollte von die ZP wie sie aussehen haete konnen. Blom war ein einzelgaenger, er hat sein Werk nie in die oofenkeit gebracht, das sind sein Erben die das gemacht haben. Ich habe einmal das Kommentar gehort: Otte has vieles gezeichnet was er wollte das da sein solte. (Eg die Ruderlift in sien durchschnitt). (Verstehe mich nicht falsch: ich habe grosse bewunderung fuer die beiden Herren)
Ja, richtig. Martin Luther sagte einmal: Es ist gut pflügen, wenn der Acker bereinigt ist. Die Herren Ketting, Dik, Blom, Hoving und andere haben den Acker nach und nach bereinigt, so dass wir jetzt gut pflügen können.
Vielen Dank für die interessanten Beiträge hier. Der Aufbau des Wulfs ist für das Modell schon von Bedeutung zumal er sichtbar ist. Nachdem ara uns die Schnittzeichnung eingestellt hat, wird mir hiervon vieles klarer:
Mehr kann ich zu der Diskussion nicht beisteuern, da ich nicht genug Ahnung von solchen Details habe. Am Modell geht die Beplankung der Backbordseite stetig weiter:
Ich wüsste jetzt keinen Grund warum das alles wieder runtergerissen werden sollte, aber das konnte ich mir beim letzten Mal auch nicht vorstellen. Immerhin kann ich mir jetzt sagen: so weit wie jetzt war ich bisher noch gar nicht.
habe mal meine Vorstellung vom Heck in die Rekonstruktion der Eendracht umgesetzt. Sie basiert weitgehend auf Van Yk, da er diesen Bereich gut beschrieben hat. Datei ist wieder entfernt worden!
Nein, das ist nicht das NMM, sondern das British Museum. Tipp ein zuerst Google "British Museum", dann die Webseite des Museums, dann Collection online, dann Willem van de Velde (Pictures only), dann Seite 3. Das ist eine herrliche Zeichnung. Man sieht die genaue Form des Unterspiegels, ganz ähnlich wie beim HZ.
Ich habe eine Sammlung von 13 Fotos des Modells auf CD bekommen. Die Fotos stammen alle bis auf eines von Heinrich Winter. Alle sind ähnlich mit Bildern im Buch es sind aber nicht exakt die gleichen Aufnahmen. Eine Aufnahme, ähnlich wie Tafel 18, aber näher am Schott fotografiert zeigt das Modell mit allen herausnehmbare Deckstücke entfernt so dass man in das Innere hineinsehen kann. Viele spannende Details sind zu erkennen. Mit dabei ist ebenfalls eine fehlerfreie Aufnahme des Konstapelkammers in der zu erkennen ist, dass die Zeichnung der Kartusche von Otte-Blom richtig ist. In Tafel 31 des Buches ist der Kamin der Kombüse so retuschiert, dass er aus hellem Holz gefertigt zu sein scheint. Eine ähnliche Aufnahme ist auf der CD (in der das Kabelaar nicht flattert) und da ist zu erkennen das der Kamin eindeutig aus Eiche hergestellt war. Das werde ich an meinem Modell ändern.
Das ist wirklich eine großartige Aufnahme des Hüttenschotts. Man erkennt, dass das Hüttendeck vorne mit eine breiten Zierleiste abgeschlossen ist, anders als beim Gentermodell. Das Schott dahinter hat eine Sitzbank, wie in der Adametzzeichnung angezeigt. Der Niedergang am Hüttendeck rechts und links ist nicht völlig oval, sondern an der Bordseite rechteckig für die Treppe runter zum Halbdeck, wie beim Genter. Mir kommt es fast so vor, als könnte man am Wappen der Hüttenreling die gekreuzten Anker der Amsterdamer Admiralität erkennen (vielleicht nur Einbildung). Das Objekt rechts gleich hinter der rechten Eingangstür - ist das eine umgestürzte Kanonenlafette? Die Treppe zum Hüttendeck kann´s nicht sein - wäre perspektivisch so gar nicht sichtbar. Kannst du auch die Aufnahme der Konstapelkammer hier reinstellen? Mich würde besonders der "Rest der eisernen Schelle" an der Ruderpinne interessieren, die Winter im "Jacht"-Artikel erwähnt. Sie müsste eigentlich deutlicher zu sehen sein. Das Kamin-Foto wäre auch sehr interessant. Man könnte den Träger des kleinen Spills viel deutlicher sehen. Vielen Dank für dieses tolle Foto!
Am Nachmittag schreib ich einen kleinen Aufsatz, was ich alles sehe. Deutlich ist, dass man auch dem Herrn Adametz nicht völlig trauen kann. Seine Zeichnung des Hüttendecks offenbart viele Unterschiede zur Realität.